Gegen Thilo Sarrazin läuft mal wieder ein Parteiausschlussverfahren, das dritte, wenn ich richtig gezählt habe. Ausschluss aus der SPD? Warum eigentlich? Der frühere Finanzsenator beschreibt in seinen Büchern und Vorträgen lediglich äußerst nüchtern die Fakten. Das ist erlaubt in Deutschland.

Nun hat sich die Schiedskommission des SPD-Kreisverbands Charlottenburg-Wilmersdorf zu Wort gemeldet. Dort läuft das Ausschlussverfahren. Die bisherige Begründung des Ausschussbegehrens seitens der Parteivorstands sei zu dünn, behauptet die Komission. Das aktuelle Buch des Genossen Sarrazin sei nicht ausreichend, um dam Ausschlussbegehren nachzukommen. Es führe „kein Weg daran vorbei, die beanstandeten Äußerungen konkret zu benennen und zu belegen sowie im Einzelnen darzulegen, warum sie den Vorwurf eines parteischädigenden Verhaltens rechtfertigen“.

Da bin ich aber mal sehr gespannt.

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. W. Lerche Antworten

    Was in Deutschland erlaubt ist, das ist in der SPD verboten und vielleicht bald in Deutschland auch, wenn’s so weitergeht.
    Ich genieße die Hörbücher von Sarazzin auf längeren Strecken, ist ja noch nicht verboten. Auch hier ist es wie bei Herrn Maaßen: Gegen die Wahrheit kommt keine Ideologie an. Kein Gericht der Welt kann die Wahrheit verbieten, verhindern schon gar nicht. Die SPD lebt in ihrer „Schöne Welt Blase“ und möchte von eigenen Mitgliedern darin nicht gestört werden. „Wer wagt es, uns aus unserem Traum zu wecken?“
    Letzten Samstag vorm Supermarkt verteilte die SPD billige „Holz“-Kugelschreiber für die EU-Wahl. Das löste beim Einkaufen meine Emotionen und staute die Wut auf die SPD. Dann lief ich zu deren SPD-Stand hin, die armen Kerle, ich war voll aufgeladen. Ich fragte, wie sie sich hier hinstellen können und für ein soziales Europa zu werben, ohne deren Vertrauensbruch aus 2004 (Ulla Schmidt) rückgängig zu machen, obwohl die Steuern jahrelang sprudelten. Auf deren Nachfrage erklärte ich denen, dass Betriebsrenten und Direktversicherungen „rückwirkend“ doppelt verbeitragt werden. Und ich als Selbständiger zahle sogar auf mein eingezahltes verbeitragtes Geld ein 2. Mal KK-Beiträge. Ah ha, das Thema war denen geläufig. Ich fragte, warum sie das Thema nicht anpacken?
    Dann wollte sie mir etwas von den „demokratischen“ Parteien erzählen, zu denen sie die AfD nicht zählten. Ich appelierte an deren Toleranz und Demokratie-Verständnis für 6 Mill. AfD-Wählern. Ich sagte denen, dass sie sich besser mit den realen Themen der Bevölkerung befassen sollten als mit künstlichen ideologischen, dann würden ihnen die Wähler nicht davonlaufen. – Den Holz-Kugelschreiber habe ich behalten, den werde ich meiner gesetzlichen Krankenkasse schenken, die brauchen ihn nötiger.

  2. Rut Antworten

    Interessant in diesem Fall, es gab kein Bestreben den ehrenwerten Herrn Edathy und alle die ihn rechtzeitig wartnen, damit Laptops etc. plötzlich noch schnell verschwinden konnten, aus der Partei auszuschließen.

  3. Stefan Schmidt Antworten

    Wie immer amüsant. 🙂
    Aber eigentlich auch ein gutes Zeichen, dass die Schiedsmechanismen in den Parteien funktionieren und Leute nicht einfach so rausgeschmissen werden können.

    Sarrazin schädigt die Partei SPD? Für mich ist er das einzig Positive an der Partei.
    So hat eben jeder seine Perspektive.

    • S v B Antworten

      So sehe ich es auch, lieber Stefan Schmidt. Allerdings tut mir Herr Sarrazin insofern echt leid, als dass er die sich wiederholenden Querelen und Anschuldigungen seitens einiger Parteigenossen vermutlich gründlich satt hat. Einem altgedienten, verdienstvollen SPD-Mann wie ihm würde man gewiss einen ruhigeren Lebensabend wünschen.

      • Achim Koester Antworten

        Liebe S v B,
        Da bin ich mir nicht so sicher, ob Herr Sarrazin sich einen ruhigeren Lebensabend wünscht. Mit seinen Büchern hat er unbequeme Wahrheiten angesprochen, und die hysterische Reaktion der SPD kann für ihn doch nur willkommene Publicity sein.

        • S v B Antworten

          Tja, lieber Achim Koester, wenn ich’s denn so recht überlege…hm, cool und humorvoll genug, um auch gemeinere Angriffe auf seine Person unbeschadet zu überstehen, schien er mir tatsächlich. Vor einigen Jahren, als ich das große Vergnügen (wenn nicht gar die Ehre) hatte, Thilo Sarrazin bei einer Lesung in persona, also live, erleben zu dürfen. Erwartungsgemäß war es ein guter und interessanter Abend für alle im Saal. Zudem war’s ein friedlicher – sicher auch dank der Einlasskontrolle durch Security-Leute. Und ja doch, natürlich ich saß in der ersten Reihe! – Bleibt nur zu hoffen, dass die so erschreckend hasserfüllten Worte eines Deniz Yücel auf immer unerhört im All verrauschen.

  4. gabriele bondzio Antworten

    „Für mich ist er das einzig Positive an der Partei.“…so kann man(n) es sagen!
    Sarrazin ist mittlerweile ein Streitpunkt in DE was gesagt werden darf.
    Und somit ein schönes Lehrstück für die SPD. Und ihre Gespaltenheit.
    Komischerweise, an der Basis der SPD gibt es keine breite Welle der Empörung. Diese Empörung ist nur unter Funktionären, sowie auch unter den Migranten über den Verbleib Sarrazins in der Partei.
    Sarrazin`s Satz: „„Je migrantischer diese Leute eingestellt sind, desto weniger neigen sie dazu, Probleme oder Schwierigkeiten objektiv zu sehen.“ sollte da richtig eingeschlagen haben.

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