Warum wollen so viele jungen Leute nicht mehr freundlich sein?

Wer bei Google „Gute Erziehung“ eingibt, erhält 13,5 Millionen Treffer.Im Wesentlichen Ratgeber von Städten, Gemeinden und Pädagogen, die vermitteln wollen, dass Respekt, Fairness und Hilfsbereitschaft wichtige Werte sind, die Eltern, Schule und hoffentlich auch Kirchen vermitteln sollten. Gestern Abend war ich mit einem guten Freund in einem Restaurant. In unserem Alter sprechen auch Männer selbstverständlich über die eigenen Kinder, und so erzählte er mir von einem Erlebnis am Vortag, als andere Jungs seinen Sohn beschimpft, geschubst und ihm einen Ball geklaut haben. Mein Freund hatte es erfahren, sich direkt ins Auto gesetzt und die ungezogenen Jungs mit deutlichen Worten zur Rede gestellt. Und zwar – wie er sagte – so wie ein Ausbilder bei den US-Marines brüllt, also unmissverständlich.

Fast der ganze Abend drehte sich bei uns um diese Themen. Erziehung und Benehmen. Die Palette reichte von widerwärtigen Erlebnissen aus Bussen und Straßenbahnen in Essen, Duisburg und Krefeld bis hin zu meinen ärztlich verordneten zwei Mal Schwimmen im Hallenbad in unserer Gemeinde. Am vergangenen Wochenende sah ich mich dort im Wasser geneigt, gemeinsam mit meiner Frau einzuschreiten, als zwei weißhäutige Halbwüchsige im Schwimmbecken einen dunkelhäutigen Gleichaltrigen immer wieder würgten und untertauchten, begleitet mit den grinsend vorgetragenen Worten „Ertrink‘, Du Nigger!“ Auch im fortgeschrittenen Alter bin ich mit 1,91 Meter Körpergröße für einen 14-Jährigen eine imposante Erscheinung (und meine Frau sowieso), so dass das Theater sofort ein Ende hatte. Alle drei Jungs, auch das „Opfer“, versicherten, es sei „doch nur Spaß“ gewesen. Im Wasser um uns herum waren vielleicht 20 Leute, niemand von Ihnen zeigte irgendeine Reaktion. Man wollte doch seine Ruhe haben. Ein Bademeister war auch nicht in Sichtweite. Und weil die drei Jungs das Haupt reumütig senkten und fortan zivilisierter spielten, zogen wir von dannen. Ich will Ihnen nicht verschweigen, wie die Gespräche junger Menschen beim Umziehen in den Nachbarkabinen verliefen. „Ey, ich fick‘ Dich“ und „Ich pisse in Deine Kabine“ waren Standard.

Nun könnte der geneigte Leser meinen, die Kelles leben im Ghetto oder, wie man heute sagt,in „einem sozialen Brennpunkt“. Aber das ist nicht so. Hier ist deutsche Bürgerlichkeit pur. Man veranstaltet Nachbarschaftsfeste, geht zur Prozession am Fronleichnam und bringt Blumen auf den Friedhof, wenn Volkstrauertag ist. Viele Einfamilienhäuser, überall ein bis zwei Mittelklasse-Autos davor. Man grüßt sich, wenn man einen Nachbarn trifft, auch wenn man den Namen nicht kennt. Warum werden diese frechen Gören nicht mehr erzogen? Warum sagen ihnen Eltern, Lehrer und Pfarrer nicht mehr, dass man freundlich gegenüber anderen Menschen sein soll. Rücksicht nehmen, hilfsbereit sein! Ich bin ratlos, was in diesem Land los ist. Und diese Probleme sind keineswegs nur (gibt es natürlich auch) ein Thema von Migranten und Integration. Warum wird im Land der Dichter und Denker vielerorts nicht mehr erzogen? Warum lassen wir die Dinge einfach laufen? Ich habe keine Antwort darauf.

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 22 mal kommentiert

  1. Helga Haverkamp Antworten

    Für Kindererziehung bleibt keine Zeit übrig, die elektronischen Geräte und sozialen Netzwerke wollen bedient werden.

    Zu meinem Erstaunen hielt mir gestern ein junger Mann die Tür auf.

    Kopf hoch, es wird schon wieder.

  2. S v B Antworten

    In Deutschland mache ich diesbezüglich sehr unterschiedliche Erfahrungen. Es gibt jede Menge ausgesprochene Flegel (und das beileibe nicht nur unter Jugendlichen, sondern leider auch in der Elterngeneration), aber auch (noch) viele aufmerksame und wohlerzogene junge Leute. Letzteres sollte eigentlich selbstverständlich sein, überrascht mich jedoch mitunter und versetzt mich dann in ungläubiges Staunen.

    Unglaublich gute Erfahrungen bezüglich der Zuvorkommenheit jüngerer Leute gegenüber der älteren Generation durfte ich bisher immer während meiner Aufenthalte im südlichen Afrika machen. Egal welcher Couleur die jungen Leute auch sein mögen, die Chancen, als älterer Mensch mit Respekt, Zuvorkommenheit, ja Liebenswürdigkeit, behandelt zu werden, stehen in der Tat weitaus besser als hierzulande.

    Die Sozialisierung von Kindern und jungen Leuten funktioniert dort anscheinend (noch) ein bisschen anders. Ich schreibe dies sowohl der – meist noch sehr traditionellen – häuslichen wie auch ganz besonders der schulischen Erziehung zu. In vielen Schulen wird den Schülern der rücksichtsvolle und faire Umgang mit anderen nahe gebracht. Davon ist zumindest im deutschen Schulwesen wohl nicht mehr allzu viel übrig geblieben.

  3. Claudia böger Antworten

    Er-Ziehung ist wie be-Ziehung eben :Arbeit, Arbeit, Arbeit!!!
    Und basiert auf liebe, nicht auf Egoismus !
    Viele haben nur noch die Kraft , sich um sich selbst zu kümmern.
    Viel zu wenige orientieren sich an einem übergeordneten lebensmodell!!!

  4. Uwe Monheimius Antworten

    Es kann nicht sein, das es keine Antworten gibt.
    Ihr habt Kinder in diese Welt gebracht u. tut was dazu.

    Erzieht!

    Zeigt Regeln! Es ist erbaermlich, wenn man/ frau nicht weiss.

    Ich hab erlebt in der Schwebebahn, das ein Jugendlicher (..16..17 Jahre)
    mir seinen Platz anbot.
    Who..sagen die Amis.

    Die Ursache sehe ich zu 80% im TV Bereich, bei den Autoren, Drehbuecher, den ..Zeitgeistthemen der vielen Irren u. Verrueckten.
    Das TV, das Unterfernsehen nicht nur f.d. Masse.
    Es ist eine Schande die deutsche Sprache der Atribute wie Asch. Scheisse etc. zu bedienen.

    Meine Enkel erhalten auf ALLES eine …richtige Antwort.

    Wenn alle das selbe sagen, tun, muss es nicht zwangslaufig richtig sein.

  5. Fritz - Ulrich Hein Antworten

    Denkt man an die 68er-Generation und deren Folgen, sind dies die Ergebnisse lascher Erziehung und pädagogischer Streicheleinheiten. Also nicht beschweren, dass die heutigen Großeltern ihre Kinder und Enkel nicht an der Kandarre hatten.

  6. Prof. Dr. Michael Brück Antworten

    In einem Land in dem die Kindererziehung nur noch nebenbei erledigt werden soll, da ja nach der Wunschvorstellung unserer Familien- und Wirtschaftspolitiker Kinder nur noch „professionell“ ‚betreut werden und beide Eltern voll berufstätig sein sollen, wundere ich mich nicht über dieses Ergebnis. Wer aus dieser Schablone ausbricht, wird heute schon mit Befremden von seinen Mitbürgern betrachtet. Und wenn die eigenen Kinder dann wohlerzogen geraten, gelten sie mit 5 3/4 (Zwillingsjungs) als noch nicht schulfähig, weil sie sich in einer asozialen Umwelt (nein, kein sozialer Brennpunkt) nicht richtig durchsetzen können. Jetzt muss ich Ihnen also zeigen, wie man sich richtig gegen die augenscheinlich unvermeidbaren körperlichen Übergriffe wehrt. Respekt und Anstand bleiben in diesem Klima auf der Strecke. Armes Deutschland!

  7. Dr. Michael Müller Antworten

    Flegel hat es immer gegeben. Aber in früheren Zeiten gab es stärkeren Konformitätsdruck. Die Kinder waren ja nicht „freiwillig“ netter und respektvoller, sondern weil sie mussten bzw. es sanktioniert wurde, wenn sie es nicht waren.

    Inzwischen leben wir mehr und mehr mit nicht erzogenen Kindern von nicht bereits nicht erzogenen Eltern. Woher sollen die Rollenvorbilder kommen?

    Manches wird auch weniger heiß gegessen wie gekocht: Unser Sohn (13 Jahre) neigt zu Hause auch oft zu flegelhaftem Verhalten, ist frech und faul, manchmal auch uverschämt und fordernd. Seine Lehrer hingegen loben ihn für seine Hilfsbereitschaft, sein Engamenent für schwächere Schüler und sein überdurchschnittlich positives Sozialverhalten. Beim letzten Elternsprechtag habe ich ungläubig nachgefragt: Reden Sie von unserem Sohn???

    Erziehung ist schwer und mühsam. Es ist bequem, dem aus dem Weg zu gehen. Gesellschaftlich geachtet werden Erziehungsleistungen kaum noch. Hier sind wir auf einen falschen Weg geraten. Schade.

  8. Dorothea Hohner Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    in diesem Land, in dem man Kinder nur noch herschmeißt, danach wegen der „Karriere“ eben diese in fremde Hände gibt, notabene oft in 68er oder nachfolgende, ebenso „verzogene“links/rot/Grün/Innenversiffte Hände, braucht man sich nicht wundern. Genau das ist das Fazit von Kinderläden und antiautoritärer Erziehung. Danach kommt die sogenannte „Schulbildung“ im gleichen versauten Milieu, den Genderirrsinn nicht zu vergessen. Man nimmt den Kindern alles, was sie ausmacht, sie haben keine Identität mehr, keine Grenzen und keine Regeln….das kommt dabei heraus. Zum Ende noch, Kinder herschmeißen kann jeder Depp, sie aber erziehen und zu guten Menschen machen, das kann fast keiner mehr, weil es anstrengend ist, Regeln und Grenezen deeutlich zu machen. Der sture Blick aufs Handy oder in den PC hilft dabei nicht, im Gegenteil.

    • Walter Lerche Antworten

      Sehr guter Kommentar!
      Sie treffen viele Punkte so wie den Nagel auf den Kopf. Leider darf man das öffentlich nicht sagen, einiges davon ist tabu und man würde sofort angefeindet. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Zustand von denen, die den Mainstream steuern, gewollt ist. Eine respektlose, oberflächliche Gesellschaft ohne Tugenden, ohne Werte, ohne Empathie ist eine dekadente, schwache Gesellschaft. Sie bringt „arme Würstchen“ hervor, die sich unter Last auch so verhalten. Als Arbeitnehmer fehlt ihnen der Rückenhalt von Familie, man hat mit ihnen leichtes Spiel. Sie sind abhängig von sozialen Netzwerken, sind hörig dem Mainstream. Ob sich die Bevölkerung untereinander in die Haare kriegt, ob die Wohnungseinbrüche steigen, Betrug, Erpressung, Verleumdung, Korruption größer werden oder nicht, das scheint den Verantwortlichen im Staat tatsächlich egal zu sein. Ich vergleiche das bildlich mal mit einem Hühnerstall: Dem Besitzer ist es egal, ob es da drunter und drüber geht, Hauptsache die Hühner liefern Eier, Fleisch und Geschäft.
      Es ist ja kein Zufall, dass man solche Gedanken wie im Beitrag von Herrn Kelle niemals aus verantwortlichen Mündern (Berlin, NRW, Hannover,…) hört.
      Solange die Macher des Mainstreams, unsere politischen Eliten nichts mehr dafür tun, dass Kinder lernen, was man nicht tun darf und was sich nicht gehört, so lange kann man nur innerhalb seiner eigenen Familie retten, was zu retten geht. Und genau das ist den Gender-Ideologen ein Dorn im Auge. In ihrer Pekinger Resolution streben sie die „Entkopplung“ der Kinder von ihren Eltern an. Übrigens hat das links-grüne Deutschland und die EU diese Resolution unterschrieben. Sie wollen Gott sein und eine neue Welt mit neuen Menschen erschaffen. Der alte Gott konnte nur 2 Geschlechter (Mann und Frau). Die neuen Gender-Götter bringen es auf 86 Geschlechter. Der Rechtsstaat mit einem Überschwall an Regelungen kann unsere alten Werte und Tugenden nicht ersetzen, wie man sich korrekt und respektvoll verhält.
      Die Antwort auf Ihre Frage Herr Kelle, warum wir das so laufen lassen, ist einfach: Wir sind eine nicht organisierbare Minderheit gegenüber einer staatlich organisierten, propagierten und geförderten Mehrheit. Der Einzelne von uns ist chancenlos, dagegen anzurennen. Angestellte im öffentlichen Dienst und Beamte haben Angst vor Nachteilen, wenn sie kritisch auffallen. Die Selbständigen beschäftigt man mit kaum noch durchschaubaren Regeln, Vorschriften und grenzenloser Abzocke auch in ihrer Freizeit. Die Arbeiter und Angestellten kommen ausgepauert von der ARbeit nach Hause. Inzwischen müssen beide arbeiten, wo früher das Einkommen nur eines Elternteiles genügte. Die LÖSUNG dieser Entwicklung ist ganz OBEN zu finden, bei den Mächtigen und Lobbys, die durch die etablierten Parteien vertreten werden.

  9. Monika Wegler Antworten

    Ich gehöre der 68er Generation an, war nach meiner Scheidung alleinerziehend und trotzdem sind meine beiden Kinder wohlgeraten. Das war nicht immer einfach, aber meine beiden Kinder wussten, auf Mama ist Verlass, komme was wolle. Allerdings gab es bei uns auch strenge Regeln, die nach dreimaligem Nichtbefolgen, wie z.B. „Zimmer aufräumen“ , auch mit Konsequenz durchgesetzt wurden. So habe ich einmal zwei Kisten Playmobil in den Mülleimer geworfen. Das war hart, hat aber nachhaltig gewirkt. Beide Kinder mussten von Anfang an im Haushalt mithelfen, bekamen ein Grund-Taschengeld und konnten sich für kleinen Extraarbeiten etwas dazu verdienen. So haben sie beide gelernt, dass Faulheit auf Dauer nichts einbringt, aber ein Sichbemühen belohnt wird.
    Das Problem der rüpelhaften Kinder und Jungendlichen heutzutage sehe ich vor allen darin:
    1.) Die lieben Kleinen werden einerseits restlos verwöhnt.
    2.) Regeln des sozialen Miteinanders werden nicht durchgesetzt, da zu anstrengend, aber auch von den Eltern nicht vorgelebt. Das ist aber ganz wichtig, da man Kindern nicht das Eine erzählen kann, aber sich selber nicht dran hält.
    3.) Statt Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, werden sie mit Fernsehen, Computer und Smartphones abgespeist, damit man seine Ruhe hat. Das halte ich für völlig verkehrt, da viele Kinder und Jugendliche inzwischen nur noch stundenlang auf facebook und Whatsapp unterwegs sind. So wird die heutige junge Generation ja auch schon „Kopf unter“ genannt, da sie auch draußen unterwegs nur noch auf ihr Smartphone starren, SMS tippen und mit Kopfhöhrer im Ohr nichts mehr mitbekommen, was um sie herum passiert.
    4.) Die Medien und die Werbung fröhnen einen Jugendkult ohne gleichen, verblödet sie aber gleichzeitig, getreu dem Motto: “ Ihr seid die Größten, Hauptsache ihr konsumiert viel!“
    Mein Fazit: Erziehung ist kann manchmal recht anstrengend sein, vor allem in der Trotzphase und in der Pupertät, wo Grenzen ausgetestet werde..
    Das Wertvollste, was du deinen Kindern schenken kannst ist neben Liebe vor allem Zeit, die du mit ihnen gemeinsam verbringst. Am besten draußen in der Natur, weg von der virtuellen Welt. Meine Kinder, inzwischen selber Eltern, schwärmen heute noch davon.

    • Walter Lerche Antworten

      Wenn die Mehrheit der 68er so denken, handeln und fühlen würde, dann hätten wir die heutigen beklagenswerten Zustände nicht.
      Ich unterstelle mal, dass die meisten 68er, die mit ihrer antiautoritären, grenzenlosen Erziehung nicht böse waren/sind, sondern es gut meinten/meinen.
      Leider fehlt ihnen die Offenheit, um eigene Fehler zu erkennen und gegenzusteuern.
      Beherrscht sind viele von ihnen mit linker, sozialistischer Ideologie (obwohl keiner von ihnen in der DDR leben wollte). Diese linke Ideologie verstellt den Blick und suggeriert, der bessere Weg zu sein. So tun es jede Ideologie und Religion. Die neueste von Ihnen glaubt stets die Richtigste zu sein. Übrigens kam Mohamed nach Jesus, woraus der Islam größere Bedeutung und Richtigkeit ableitet. Aktuell ist Gender als Religion/Ideologie angesagt. Die Bindung an alte Werte und Tugenden stört da nur. Die Zunahme muslimischer Bevölkerung schwächt die abendländisch christilichen Bindungen und umgekehrt. Das schwächt die Widersacher gegen Gender. Blöd sin die Gender-Leute nicht.

  10. Walter Lerche Antworten

    Heute Morgen auf dem Weg zum Bäcker: Vater, Mutter, Baby im Arm, deren 3-Jährige fährt mit dem Fahrrad voraus. Der Vater rief 30 x lauter und lauter, das Mädchen mit dem Fahrrad solle anhalten und warten. Sie ignorierte das vollkommen. Das passierte mir nie. Fehlende Konsequenz führt auch zu fehlendem Respekt. Warum der Mann das 28. Mal gerufen hat und wozu, weiß ich nicht. Nach dem 30. Mal hielt das Mädchen mit dem Dreirad an einer Ampel und drückte den Knopf. Die Mutter sagte: „Das hast Du fein gemacht, toll, was Du schon kannst.“

  11. Felix Becker Antworten

    Leider trifft der Kommentar in viel zu viel Fällen zu! Die „gute alte Erziehung“ zu Respekt, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Genauigkeit usw. haben vor allem die 68er als „Quelle des Nationalsozialismus“ angesehen und dann „das Kind (ich meine eben diese gute alte Erziehung) mit dem Bade ausgeschüttete. Die „(nationalsozialistische) Autorität“ wurde durch (fortschrittliche und gerechte) Antiautorität ersetzt: Mitunter avancierten Föten bereits zu Partnern.
    Kinder können aber niemals Partner sein, sondern sie sind (fürsorglich) zu Erziehende! Das kostet elterliche Mühe. Diese wird nun zunehmend sozialisiert und das ist sicher schade und verhängnisvoll. Aber, der künftige Mensch wird manipulierbarer – das alles sind Folgen der 68er!

  12. Andreas Schneider Antworten

    Die „jungen leute von heute“ sind die Kinder und Enkel unserer Generation, Herr Kelle. Und ich frage mich nicht erst seit gestern, wo ich den Anschluss verloren habe, an welchem Punkt da irgendetwas völlig aus dem Ruder gelaufen ist, wieso selbst Bekannte, die ich im Grund stets als bodenständig sehe und gesehen habe, bei ihren Kindern so völlig andere Richtlinien zugelassen haben und selbst umsetzten, als sie für sich selbst noch als notwendig erachteten.

    Nirgends ist mir das deutlicher geworden als bei meinen ehrenamtlichen Engagement in den Elternpflegschaften verschiedener Schulen meiner Söhne. Diese Absurditätenkabinette gingen konform mit einem stetig zunehmendem Kurs der Entrechtung der (rückblickend überraschenderweise) zumeist sehr engagierten Lehrer. Wo jedoch Kindern daheim keine Grenzen gesetzt werden, die gleichen Eltern aber auf die Palme gehen, wenn die Hausaufgaben vielleicht einmal 10 Minuten mehr als gewohnt in Anspruch nehmen, kann es nicht ausbleiben, dass eine ziel- und wertefreie Generation geschaffen wurde.

    Und da soll ich mich über ein paar Unhöflichkeiten aufregen? Für mein Teil bin ich dankbar, dass die Umgangsformen meiner Söhne i. O. sind. Was ich jedoch hätte tun sollen, wäre dies anders gelaufen, ohne dass mit ein wohlmeinender (kinderloser) Nachbar das Jugendamt auf den Pelz geschickt hätte, kann ich beim besten Willen nicht sagen.

  13. Alexander Droste Antworten

    Der hauptsächliche Grund, weswegen sich Menschen egal welchen Alters schlecht benehmen, ist die gekränkte Persönlichkeit. Ungerechtigkeiten, Erniedrigungen, Bedrohungen, Unklarheiten und Willkür, Strafen wegen Verfehlung gegen unklar aufgestellte Regeln und vieles mehr oder einfach Missverständnisse schaffen Frustration und Trotzhaltung. Übermut gibt es auch, das finde ich aber nicht schlimm, solange passend gekontert wird, also gerecht und klar.

    Verheerend geradezu finde ich es, wenn man Kleingeistern und Spießern Macht verleiht. Diese mutieren dann unaufhaltsam zu korrupten Despoten, Tyrannen und Diktatoren. Die Geschichte und die Gegenwart lehren uns das immer aufs Neue.

    Das schlechte Benehmen der Jungs im Schwimmbad bezeichne ich jetzt mal als archaisches Imponiergehabe. Die Reue, die da beschrieben wird, darüber dass sie ihre „Aggressionsübung“ ausgerechnet an ihrem schwarzen Kumpel auslassen, lässt doch diese Vermutung zu. Da lobe ich Herrn Kelle für eine kleine und vielleicht wirksame Erziehungstat. Immerhin werden Kinder laut eines afrikanischen Sprichwortes von einem ganzen Dorf erzogen. Daher sollte man nicht immer auf den (häufig überforderten) Eltern herumreiten, sondern selber einmal ein Wörtchen einlegen um Konflikte zu lösen.

    Kleine Anekdote: Ein ca. 3-jähriges Kind schreit minutenlang den gesamten Discounter zusammen. Alle Leute drehen sich um, schauen demonstrativ genervt oder weg, die Mutter ist nervös und wird nervöser. Ich spreche sie an, was denn die Verzweiflung des Kindes ausgelöst hat. Das Brot sei der Auslöser, weil die Mutter eine Tüte geschnittenes Brot in den Wagen gelegt hatte. Das Kind weint noch immer. Ich frage das Kind, ob ich das Brot reparieren soll, da es ja nun so kaputt aussieht. Es nickt. Ich nehme die Tüte Brot, richte die Scheiben zu einem schönen Laib wieder zusammen und lege es sachte zurück in den Wagen. Das Kind ist sichtlich erleichtert, die Kunden und alle Personen sonst wie die Mutter ebenso.
    Ich war der Held des Tages wegen einer winzigen Kleinigkeit. So einfach kann Verständnis und Einfühlung sein. Und so einfach ist es, wenn man sich entschlossen und vor allem freundlich einmischt.

    • Helga Haverkamp Antworten

      Selbstverständlich ist Ruhe wenn ein Kind seinen Willen kriegt.

  14. Besser jetzt Antworten

    Ja, ja … Frueher war alles besser – seit Generationen immer das Gleiche! Eine Wahrnehmungsschwaeche der jeweils aelteren Generation… denn: es ist nicht alles schlechter als frueher – sondern lediglich anders!

    • Walter Lerche Antworten

      Ich hinterfrage mich selbst oft danach, ob meine kritische Sichtweise meinem Alter, meiner Lebenserfahrung oder meinen objektiven realistischen Wahrnehmungen geschuldet sind. Umgekehrt sollten Sie für sich selbst auch gelegentlich beantworten, ob Ihre generöse verharmlosende Sichtweise unangefochten gilt oder vielleicht doch Kritik und Sorgen angebracht sind!
      „Ja, die Jugend von heute. Wohin soll das noch führen?“ – Mein Opa sagte das und auch mein Vater. Meinen Sie das? Junge Leute wollen es besser machen als ihre Eltern. Mitunter wollen sie aus Prinzip anders leben. Bestimmte gesellschaftliche Normen wurden abgestreift, deren Sinn und Zweck überholt war. Beispiel: Funktionierende Famlien sicherten die Versorgung, nicht der Staat. Gegen die Lockerung von Regeln, die Öffnung für mehr Freizeit und damit mehr Bildung, Informationen usw. bedeuten ständige Veränderungen. Normal, dass es „anders“ wird, wie Sie schreiben. – Jedoch nicht normal ist die aufkommende Respektlosigkeit, fehlende Empathie, zunehmende Gleichgültigkeit, zunehmende Ungewissheit, zunehmende Unzuverlässigkeit, zunehmende Vertragsuntreue, kurz: alles was das Miteinander schwieriger und distanzierter macht. DAS ergibt eine völlig andere Qualität und hat nichts mit positiver Entwicklung zu tun!
      Das Wort „Bescheidenheit“ gibt es wohl nicht mehr?
      Somit genießen sie nun die gute andere Entwicklung der jungen Generation!
      „Besser jetzt“ find ich übrigens besser als „Nie“.

  15. Nini Antworten

    Diese Probleme scheinen so alt zu sein wie die „Wupper“. Schrieb doch schon Platon im 4. Jahrhundert:
    ‚Wenn Väter ihre Kinder einfach gewähren und laufen lassen, wie sie wollen, und sich vor ihren erwachsenen Kindern geradezu fürchten, wenn Söhne schon sein wollen wie die Väter, also ihre Eltern weder scheuen noch fürchten noch sich um ihre Werte kümmern, sich nichts mehr sagen lassen wollen, um ja recht erwachsen und selbständig zu erscheinen, wenn Lehrer vor ihren Kindern und Schülern zittern und ihnen lieber schmeicheln, statt sie sicher mit starker Hand auf einen geraden Weg zu führen, wenn es überhaupt schon so weit ist, dass sich die Jüngeren den Älteren gleichstellen, ja gegen sie auftreten in Wort und Tat, die Alten sich aber unter Junge setzen und sich ihnen gefällig zu machen suchen, in dem sie ihre Albernheiten übersehen oder gar daran teilnehmen, damit sie gar nicht den Anschein erwecken, als seien sie Spielverderber oder gar auf Autorität versessen, wenn auf diese Weise die Jungen allmählich aufsässig werden und sich alsbald verletzt fühlen, wenn sie am Ende dann auch die Gesetze verachten, um nur ja keinen Gebieter über sich zu haben, so führt dieser Missbrauch der Freiheit geradewegs in die Knechtschaft der Tyrannis.‘

    Wie vieles kommt mir da bekannt vor … Ändert sich denn nie etwas?

  16. Anne Kielhorn Antworten

    Es fehlt vor allem an ACHTSAMKEIT…Das ist eigentlich der Schlüssel zu allem guten Verhalten anderen Menschen gegenüber. Wenn heute die Religion nicht mehr richtungsweisend ist („liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“), dann sollte zumindest die Achtung bzw. die Achtsamkeit allen Menschen gegenüber richtungsweisend sein, egal welcher Hautfarbe, welchen Alters…. Eine unserer Kinderfamilien (wir haben 2 Söhne) sind Atheisten, trotzdem werden deren Kinder so erzogen, daß sie sich gut verhalten gegenüber jungen und alten Menschen, egal welcher Hautfarbe, ob jung oder alt, groß oder klein. –

    Und die LIEBE spielt in der Erziehung eine ganz große Rolle. Wenn ein Kind in jungen Jahren keine Liebe von dem oder den Erziehenden erfahren hat, kann es meist als Selbsterziehender keine Liebe weitergeben.
    Sollten die Großeltern aber früh das Problem erkennen und gegensteuern, ist dennoch vielleicht bei den Kleinen ein Erfolg des Bemühens zu verbuchen.

    Das sind die Erfahrungen einer Achtzigjährigen, die als verheiratete Person und Ehefrau 2 Söhne und einen großen Freundeskreis hat und der „Kindererziehung (nicht von Beruf!) immer ein großes Thema ist und war und immer eine begeisterte Mutter war und auch Großmutter ist.

    Mit herzlichen Grüßen und Dank an den Autor der Email-Rundbriefe,
    Klaus Kelle, Ihre Anne Kielhorn

  17. Stefan Winckler Antworten

    Klaus, wie so oft war dies wieder ein sehr lesenswerter Beitrag. Ich teile Deine Gedanken und reiche den Text gerne weiter. Dir und Birgit frohe Feiertage!

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert