Niemand hat das vorausgesehen. Bei den dänischen Parlamentswahlen gestern ist die Dänische Volkspartei die zweitstärkste Kraft im Folketinget, dem Parlament im Nachbarland geworden. In Deutschland würde man sie zweifellos als „rechtspopulistisch“ einstufen, gerade so, als wäre es für Politiker etwas Unanständiges, darauf zu hören, was das populus – Volk denkt und wünscht. Thema Nummer 1 der Volkspartei ist die Forderung nach strengeren Asylgesetzen. Dieses Thema findet Widerhall, in Dänemark ebenso wie in Schweden, in Frankreich ebenso wie in Österreich, in Großbritannien ebenso wie in Deutschland. In den Kommentaren unserer Medien finden sich heute dazu die sattsam bekannten Relativierungen. So schlimm sei es doch gar nicht in Dänemark, die Leute hätten gar nicht gewusst, auf was sie sich einlassen und so weiter. Niemand in der etablierten Politik beschäftigt sich mit der Frage nach dem Warum. Und so lange sich daran nichts ändert, wird sich diese Entwicklung fortsetzen. Wenn Fehlentwicklungen ignoriert werden, suchen sich die Menschen halt andere Repräsentanten. Und ja, liebe Gedankenpolizisten, ich bin für die weitere Aufnahme von Flüchtlingen und auch für Zuwanderung. Aber ich bin für Regeln, die dabei eingehalten werden sollten.

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Felix Becker Antworten

    Bei uns ist aber kein solides „politisches Angebot“ in Sicht! Würde man uns befragen, käme wohl etwas anderes heraus als das, was medial verbreitet wird!

  2. Dietrich Kantel Antworten

    Offensichtlich brauchts neue Volksvertreter, da die alten überwiegend alles Mögliche Vertreten, aber immer weniger das Volk. Und das ist auf Dänemark nicht beschränkt. In dem kleinen liberalen Land läuft dieser Prozeß aber offensichtlich schneller als bei uns.

  3. S. v. B. Antworten

    Die Wahlentscheidung der Dänen wird heute in vielen deutschen Medien auf peinlich anmaßende Weise niedergemacht. Geradezu unverschämt wird in etlichen Artikeln über unsere weltoffenen, sympathischen Nachbarn im Norden hergezogen. Die deutsche Journaille hat jedoch kein Recht, die Wahlergebnisse in einem anderen EU-Land – und damit den freien Willen seiner Bürger – auf derart herabwürdigende Weise zu kommentieren.

    Was die unkontrollierte Masseneinwanderung angeht, befinden sich die Bürger etlicher anderer EU-Länder bereits in der Aufwachphase. Der deutsche Michel hingegen (er wird nicht umsonst oft mit Schlafmütze dargestellt) gibt sich diesbezüglich immer noch seinen süßen, ach so romantischen Multi-Kulti-Träumen hin. Er mag ganz einfach noch nicht aufwachen. Bis das penetrante Läuten des Weckers schließlich auch in seine scheinbar tauben Ohren dringt.

  4. Alexander Droste Antworten

    In der Natur hat Migration weitestgehend positive Effekte: Durchmischung des Genpools, mehr Wettbewerb und größere Fitness der Populationen, größere genetische Vielfalt mit größerer evolutiver Dynamik. Wer hätte das gedacht? Inselpopulationen verarmen genetisch und bei weitgehender Spezialisierung ist die Gefahr groß bei größeren ökologischen Umwälzungen unterzugehen.

    Gesellschaftspolitisch gesehen kann man die Zuwanderung also als Bereicherung, die Abschottung als Risiko ansehen. Auch die Erfahrung typischer Zuwanderungsländer bestätigen das.

    Ökosysteme mit hohen Potentialen wie Wärme, Licht, Wasserverfügbarkeit und nährstoffreiche Böden erlauben eine sehr hohe Biodiversität und Individuendichte. Regulation findet fast ausschließlich zwischen den Arten statt, gelegentlich werden die Systeme von Wetterkapriolen durcheinander gewirbelt, erholen sich aber sehr schnell.

    Gesellschaftlich gesehen ist die Völkergemeinschaft in der Region Europa mit einem solchen Ökosystem vergleichbar. Eine florierende Wirtschaft sowie ein ausgewogenes Rechtssystem ist dem gesamten System dienlich. Starke werden nicht zu stark, Schwache erhalten ihre sichere Nische. Untaugliches muss sich anpassen, seine Nische finden oder geht unter. Die Entwicklung wird angetrieben durch eine aus der Wirtschaft und Rechtssystem gestützten Kultur. Die freien Künste und Literatur, Vereine und Stiftungen und nicht zuletzt die Religionen inspirieren immerfort zum Fortschritt der Gesellschaft. Je vielfältiger, desto erfolgreicher das gesamte System.

    Das Bild der Natur sollte der Völkergemeinschaft EU als Vorbild dienen. Dann wird die Zustimmung größer als die Ablehnung.

    • S.v.B. Antworten

      „Je vielfältiger, desto erfolgreicher das gesamte System“.

      Eine starke Behauptung, die – rein biologisch betrachtet – absolut ihre Berechtigung hat. In der Tat ist die gesamte Weltbevölkerung außerhalb Schwarzafrikas genetisch auf einem Schmalspur-Bähnchen unterwegs. Interessante Ausführungen dazu findet man übrigens in einem sehr lesenswerten Buch des britischen Wissenschaftlers Stephen Oppenheimer. Es trägt den Titel „Out of Africa’s Eden – The Peopling of the World“ und ist, falls noch verfügbar, vermutlich nur in Englisch erhältlich (ISBN 1-86842-199-6).

      Wenn man „das System“ jedoch als eine umfassende religiöse, kulturelle und ökonomische Einheit betrachtet, möchte ich Herrn Drostes Aussage widersprechen. Ich habe viele Jahre lang mit offenen Augen und Ohren in einem multikulturell geprägten, außereuropäischen Land gelebt. Meine Überzeugung, zu welcher ich durch persönlich gewonnene Erfahrungen vor Ort gelangt bin, ist eine andere. Allerdings würde es diesen Rahmen sprengen, um die meiner Erfahrung nach leider überwiegenden Nachteile einer stark multikulturell geprägten Gesellschaft gegenüber einer eher homogenen voll umfänglich zu erläutern.

      Es wäre von Interesse zu erfahren, wie Herr Droste zu seiner Überzeugung gelangt ist.

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