Wieder was gelernt über China
Habe heute Morgen mit einem befreundeten Unternehmer zusammengesessen, der viel in der Welt herumkommt. Er erklärte mir: „Wenn man in Russland einen Vertrag unterschreibt, dann wird der eingehalten – auch auf 100 Jahre. Wenn man in China einen Vertrag unterschreibt, dann beginnen die Verhandlungen erst….“
Werde ich mir merken…
Wo war das nochmal, wo Verträge geschlossen werden, die das Papier nicht wert sind?
Da fallen mir – ohne längeres Nachdenken – gleich mehrere ein, lieber Herr Droste. Und damit nicht genug – ein neues Vertragswerk liegt schon auf dem Tisch und harrt der Massenunterzeichnung durch mehr als 190 Länder. Pacta sunt servanda. Eigentlich. Muss man nicht feststellen, dass heute die Intention, ja die Bereitschaft, zu Vereinbarungen gänzlich ohne Wenn und Aber zu stehen und diese kompromisslos einzuhalten, auffällig nachgelassen hat? Allzu oft wird versucht, sich aus einmal eingegangenen, also bestehenden, Verpflichtungen heraus zu stehlen. Solches ist übrigens nicht nur in Politik und Wirtschaft zu beobachten. Auch im Privatleben der Menschen scheint Verlässlichkeit langsam zum Auslaufmodell zu verkommen. Leider.
Lieber Herr Kelle, wie passt die von Ihnen zitierte Vertragstreue Russlands, die wir alle gewiss seit Jahrzehnten u.a. mit Gas- und Öllieferungen erfahren, zu Ihrem negativen Russland-Bild?
Übrigens, wenn man regional unterschiedlich in jeder Phase darüber weiß, woran man mit Partnern ist, dann ist das ok, so auch in China.
Bis vor 25 Jahren kauften deutsche Mittelständler Produktionsanlagen für mehrere Millionen DM per Handschlag. Das funktionierte zuverlässig, das gehörte sich so.
Heute gehört sich in Deutschland gar nichts mehr. Moral sucht man vergebens. Die Nachfolger der Väter, auf die noch per Handschlag Verlass war, wenn sie sich doch mal trauen, dann bemühen sie Berater und Rechtsanwälte, die ihr Geld mit dem Aufsetzen ellenlanger Verträgen verdienen. Die Gegenseite tut es ebenso. Kaum jemand vertraut einem anderen, nicht mal nach Unterschrift. Und trotz allumfassender Verträge endet es vor Gericht und dort mit Vergleich. Sagenhaft, wieviel Geld dafür verbrannt wird, weil man keine Moral mehr kennt.
Und was nützt ein Vertrag, der ohne Konsequenzen nicht eingehalten wird. Siehe Frau Merkel und das Dublin-Abkommen, siehe ehrliche, reguläre Diesel-Autos und Fahrverbote, siehe Direktversicherungen und Betriebsrenten, die nach 15 und mehr Jahren plötzlich „rückwirkend“ verbeitragt werden. Wie kann man einem Staat vertrauen, der seine Verträge, Zusagen, Empfehlungen, Ankündigungen und Versprechen nicht einhält!
Fazit:
– Die Russen halten Verträge ein.
– Die Chinesen beginnen mit dem Vertragsinhalt erst nach Unterzeichnung
– Die Deutschen halten Verträge nicht ein.
Und die Amerikaner?
..steigen aus Verträgen aus.