Dem AfD-Politiker Hampel sagen manche Parteifreunde nach, dass er sich selbst praktisch für jedes politische Amt für befähigt hält. Nun, als kirchenpolitischer Sprecher seiner Partei hat er sich jedenfalls nun endgültig disqualifiziert. Die Christen in der AfD sollen aus der Kirche austreten, so sein Aufruf, wohl aus der Verärgerung über die politische Anpassung Kölner Kirchenführer am Wochenende geboren.

Christen sollten sich nicht anpassen, allzu oft haben sie es in ihrer 2000-jährigen Geschichte getan, sich gemein gemacht mit den Mächtigen, mit Königen und heutzutage mit den Regierenden. Wenn ich höchste Repräsentanten meiner katholischen Kirche in Deutschland sehe, die mit der Sprühdose über Kölner Straßenpflaster kriechen, um dem Wort „Gutmensch“ wieder zu einem positiven Klang zu verhelfen, frage ich mich in der Tat auch, ob Jesus Christus das gemeint hat, als er sagte, die Christen sollen in alle Welt hinausgehen und sein Wort verkündigen.

Allerdings hat er auch gesagt, dass die Christen sich in seinem Namen zusammenschließen sollen. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, so soll er selbst es gesagt haben. Und da schließt sich der Kreis. Eine Kirche, DIE Kirche Gottes ist kein Verein. Es ist die Gemeinschaft seines Volkes. Und wenn man dazu gehört, dann gehört man dazu, auch wenn sich Repräsentanten dieser Kirche schwerster Verfehlungen oder dummen Gequatsches schuldig gemacht haben. Zwei Milliarden Christen oder mehr auf dieser Erde, eine 2000 Jahre währende Geschichte – da gab und gibt es natürlich immer Vorkommnisse, über die man sich zurecht aufregen darf und muss. Aber wenn man Christ ist, ist man nicht in einem Kaninchenzüchterverein. Man sollte nicht austreten, um Kirchensteuer zu vermeiden. Man sollte nicht austreten, weil man sich bei der Beerdigung der Grußmutter über die Trauerrede geärgert hat. Man sollte nicht austreten, weil sich ein Kardinal zum Clown macht. Und man sollte nicht austreten, weil ein Parteifunktionär, der ja eigentlich das Abendland retten will, mal wieder in der Zeitung stehen möchte. Es geht um Jesus Christus und den Glauben. Nicht um das Bodenpersonal….

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Dieser Artikel wurde 19 mal kommentiert

  1. Bettina Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    jeden Morgen erwarte ich voller Interesse Ihren „Frühen Vogel“ auf The Germanz. Auf Ihren heutigen Kommentar, den Sie dankenswerter Weise auch auf Ihren Blog stellen, möchte ich Ihnen gerne antworten. Diese Kirche rettet das Abendland nicht. Sie interessiert sich weder für die Christen die in aller Welt verfolgt, gefoltert und ermordet werden, noch für die Christen in unserem Land . Diese Kirche ist der größte Profiteur in der Flüchtlingsindustrie, dafür verkaufen Sie unseren Christlichen Glauben und nutzen das Kreuz schamlos aus – mal werfen Sie es weg, mal hat es keine Haken. Die Kirche interessiert es doch nicht mehr, ob jemand austritt. Kirchensteuer sind Peanuts. An den Armen sind sie schon überhaupt nicht interessiert, schon eher an denen, die es sich leisten können, die eine oder andere größere finanzielle Zuwendung zu leisten. Ich habe der evangelischen Kirche den Rücken gedreht, aber nicht Jesus Christus. Und bitte erlauben Sie mir Ihren vorletzten Satz aufzugreifen und in diesem Zusammenhang Herrn Schulz zu erwähnen, der die Äußerung von Hampel wiederum zu seinem Thema gemacht hat, nur um in die Zeitungen zu kommen und sich mal wieder in Erinnerung zu rufen. Ansonsten, lieber Herr Kelle, sind Ihre Artikel (und die, Ihrer Frau) stets Balsam für meine Seele.

  2. S v B Antworten

    Die Kirchen werden heute immer häufiger als weltliche Institutionen wahrgenommen. Das dies so ist, hat mannigfaltige Gründe. Ich selbst war seit meiner Taufe Mitglied der evangelischen Kirche. Aufgrund von Steuerersparnis wäre ich nie und nimmer aus dieser ausgetreten. Dennoch habe ich im Januar 2015 diesen Schritt – nach längerer Bedenkzeit – vollzogen. Ich habe allerdings nicht gekniffen und meine Austrittsgründe sowohl der EKD als auch der Nordkirche schriftlich mitgeteilt. Der Nordkirche deshalb, weil ich gerade einen Online-Artikel gelesen hatte, in welchem man sich über die hohen Zahlen der Kirchenaustritte beklagte und nach Gründen suchte. Man ging damals davon aus, dass es wohl mit der neu geregelten Kirchensteuer-Eintreibung zusammenhängen müsse. Dass der massenhafte Verlust von Mitgliedern auch ganz andere Gründe haben könnte, schien ihnen – jedenfalls in besagtem Artikel – überhaupt nicht in den Sinn zu kommen.

    Ein Kirchenaustritt bedeutet doch nicht, dass man seinen Glauben verloren hat. Vielmehr gleicht letzterer einem unsichtbaren Band, welches jeden einzelnen Christen mit allen anderen verbindet. Meine Enttäuschung, meine Unzufriedenheit und mein Frust über Kleriker (beider Konfessionen) waren mit der Zeit einfach zu groß geworden. Das ist heute wohl bei vielen der Fall. Folglich sollte auch mein Austritt ein Signal an die Kirche sein, dass ein Weiter-so mit meinen Erwartungen an die beiden christlichen Kirchen absolut nicht mehr vereinbar ist.

    Eine – zusätzliche – Bestätigung dafür, dass mein Schritt richtig war, erhielt ich erst kürzlich, nämlich als die Herrn Marx und Bedford-Strohm erschreckend feige genug waren, um ihren eigenen Herrn zu verleugnen. Auf Drängen eines islamischen Geistlichen legten beide ihr Bischofskreuz nur zu bereitwillig ab. Ich war sprachlos. Wie steht doch zu lesen: Wahrlich ich sage Euch, noch ehe der Hahn dreimal gekräht hat… (falls nicht ganz textgenau, bitte ich um Verzeihnung). Dieser Akt des Verrats an der Kirche und den Gläubigen, die Submission unter ein frühmittelalterliches Glaubens- und Rechtssystem, welches Christen gegenüber – jawohl – absolut nicht freundlich gesonnen ist (um es möglichst neutral auszudrücken) war und ist für mich unerträglich. Dass diese beiden hochrangigen Repräsentanten ihrer Kirchen Jesus Christus auf Geheiß verleugneten, verheißt nichts Gutes bezüglich der Überlebenschancen der beiden großen christlichen Kirchen im Abendland. Da gibt’s wohl kaum Zweifel.

  3. colorado 07 Antworten

    Nein, ich trete nicht aus der Kirche aus und gewiss nicht dann, wenn ein Politiker dazu aufruft. Wer aus der Kirche austritt , muss wissen, was er tut und vorher gut darüber nachdenken, zu wessen Schaden er diesen Schritt, den er wohl nicht widerrufen wird, tut.
    Er schadet sicher nicht den Kirchenvertretern, über die er sich – mit Recht – ärgert, sondern mit größerer Wahrscheinlichkeit sich selbst am meisten.
    Romano Guardini sagte einmal: „Den frei zugänglichen Gott gibt es nicht!“ Und Papst Franziskus, dessen Äußerungen mir auch manchmal reichlich unbedacht vorkommen und gegen den Strich gehen, hatte Recht , als er sagte: „Der Glaube ist ein Geschenk Gottes , ein Geschenk, das uns in der Kirche und durch die Kirche gegeben wird.“

    • S v B Antworten

      Martin Luther war, was den Zugang zu Gott angeht, ganz anderer Ansicht als Romano Guardini oder der Papst. Macht aber nix. Das Schöne am Christentum ist doch, dass es den Menschen eine – im Glauben verantwortungsvoll gelebte – Freiheit ermöglicht. Welch‘ wunderbares Geschenk, fürwahr.

  4. Leyh Antworten

    Richtig bemerkt Herr Kelle! Es geht um den Glauben. Es ist mein Glaube- mein Glaube den ich tief in meinem Herzen bzw. Seele trage. Und dazu, Herr Kelle, brauche ich keine „Kirche“!
    Ja, Jesus hat gesagt: Matthaeus 18 Weiter sage ich euch: wo zwei unter euch eins werden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.
    Aber ich bin der Meinung, dass auch ein einzelner Mensch im Gebet mit Jesus in Verbindung treten kann. Und dazu brauch ich keine „Kirche“.
    Leider gibt es auf der ganzen Welt Menschen die ihre persönliche Meinung in jede bereitstehende Kamera sagen müssen und wollen. Aber es ist immer die Meinung eines Einzelnen.
    Wo fangen wir an – wo hören wir auf?
    Die Deutsche Bibelgesellschaft hat doch glatt Wörter aus der Bibel gestrichen.
    Matthaeus 17
    Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. 21Aber diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.
    Lutherbibel 2017 Matthaeus 17 – 22
    Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her!
    18 Und Jesus bedrohte ihn; und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund zu derselben Stunde.
    19 Da traten die Jünger zu Jesus, als sie allein waren, und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?
    20-21 Er aber sprach zu ihnen: Wegen eures Kleinglaubens. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.
    Jetzt meine Frage: Wer begeht mehr Schindluder mit der Bibel und Gottes Wort?

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Herr Leyh, wir können uns hier der Bibel-Exegese hingeben, letztlich waren wir damals nicht dabei. Ich nicht, aber Sie auch nicht.

      Wenn Sie „keine Kirche brauchen“ ist das doch in Ordnung. Aber dass die katholische Kirche, die sich seit 2000 Jahren mit der Pflege und Auslegung unseres Glaubens beschäftigt, „Schindluder“ mit Gottes Wort betreibt, halte ich bei allem Respekt für eine beachtliche Arroganz. Und die sollten wir unter Christen nicht pfegen, denke ich.

      • Walter Lerche Antworten

        Schindluder, Exzesse und Machtpolitik betreibt die katholische Kirche seit eh und je. Wäre es nicht so, dann gäbe es wohl keine Reformation. Kirche ist eine menschliche Organisation, keine von Gott. Wer als Katholik nicht an katholischen Ritualen klammert, kann ohne Sünde Protestant werden oder zu einer Freikirche wechseln.

        Übrigens sind viele Begrifflichkeiten und Events der kath. Kirchenhierarchie identisch mit denen einst der SED. Das muss nichts bedeuten.

  5. Alexander Droste Antworten

    Luther ist nicht aus der Kirche ausgetreten. Er hat es gewagt an bestimmten Lehren zu zweifeln. Er hat gestritten um die Wahrhaftigkeit. Wer austritt, hat nichts mehr zu melden. Heute darf man streiten ohne vogelfrei erklärt zu werden.
    Ich trete nicht aus, sondern bemühe mich um das Wort Christi in der Kirche. Es wird dort gemenschelt. Na und? Dafür ist die Kirche da. Und sie ist die Antwort darauf.

    • S v B Antworten

      Für vogelfrei erklärt zu werden? Inzwischen ist doch leider eine eindeutige Tendenz zumindest in Richtung Existenzvernichtung der politisch Andersdenkenden zu erkennen. Die Angriffe der Antifa auf AfD-Deligierte anlässlich des Parteitages in Köln stellen genauso einen Schritt in diese Richtung dar. Nicht auszudenken, wenn es den massiven Polizeischutz nicht gegeben hätte. Bis zur Vogelfreiheit ist es eines Tages vielleicht nicht mehr allzu weit.

      Übrigens ist George Orwells Roman 1984 zur Zeit wohl wieder ein Bestseller ( bei Amazon). Warum wohl?

  6. Klaus Beck Antworten

    Ob Herr Hampel die richtige Diktion gewählt hat und ob eine solche „Empfehlung“ überhaupt aus einer politischen Partei kommen sollte, darf natürlich bezweifelt werden.
    Aber, Herr Kelle, entgegen Ihrer Auffassung bin ich der Meinung, dass Menschen leider verlernt haben, dass ihre Handlungen immer Konsequenzen haben, die man, wenn man soziale Intelligenz besitzt, idealerweise im Vorfeld bedenkt. Dies umso mehr, wenn man Funktionär oder Würdenträger ist. Diese verhaltensbiologische Binse finden Sie bei der Erziehung von Kindern, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein und in der Gesetzgebung täglich bestätigt. Das Gefühl für „Das macht man nicht!“ und die Konsequenzen aus seinem Handeln sind dem Menschen aber abhanden gekommen, so dass es nicht wundert, dass gerade dem weltfremden Klerus jeder innerer Kompaß – so sie ihn je besessen haben – im Umgang mit solchen gesellschaftlichen Entwicklungen abhanden gekommen ist.
    Meine Frage an Sie: Wie sollte man denn Ihrer Meinung nach auf einen Kirchenfürsten, der in angeblicher Vertreterschaft aller Christen ganz bewußt radikalpolitische Befehle an die Schnittmenge „Christen“ und „AfD-Mitglieder“ erteilt, denn reagieren? Mit einer Email an die Pressestelle? Mit Transparenten im Gottesdienst oder Zwischenrufen während der Predigt?? Mit einem stillen Gebet zuhause? Oder mit einem Lkw in die Kirche fahren?
    Nein, Herr Kelle, ich bin Christ und kann dem seit Jahrhunderten regelmäßig (das wäre nur allzu menschlich!) und opportunistisch (das ist verwerflich und unchristlich!) fatale Fehlentscheidungen treffenden Bodenpersonal Jesu ohne Gewissensbisse die rote Karte zeigen, ohne mich an der Gemeinschaft der Christen oder an meinem (!) Glauben zu vergehen. Im Gegenteil ist es meine christliche Pflicht, der heute zum x-ten Male absehbaren Mittäterschaft der Kirche an radikalem, tendenziösem und faschistoidem Gedankengut meine Gefolgschaft als Christ aufzukündigen, Hampel hin und Hampel her …
    Es gab und gibt zudem Hunderte von guten Gründen, aus der Staatskirche auszutreten. Und ich habe dies bereits 1994 nach langem Abwägen, nach endlosen Gesprächen und Briefwechseln und schließlich aus Überzeugung getan, was mir als „Mann vom Fach“ nicht leicht gefallen ist, das dürfen Sie mir glauben.

  7. Ruth Antworten

    „Schindluder“ mit dem Wort Gottes betreiben?

    Ich habe eine sehr differenzierte Meinung zur Katholischen Kirche und sollten Sie Herr Kelle und ich vielleicht irgendwann mal bei einer Tasse Kaffee zusammen sitzen, würde ich Ihnen berichten, was ich selbst durch Würdenträger der katholischen Kirche erfahren habe.

    Ich greife das Thema nur auf, weil Sie selbst kritisieren, dass andere „Schindluder“ mit dem Wort Gottes betreiben.

    Bei allem Respekt, die katholische Kirche sollte besser konsequent mit dem Schindluder aufräumen, dass in ihren Kreisen betrieben wurde. Das fängt mit den vielen, nie aufgeklärten Fällen von Kindesmissbrauch an und hört mit der massiven Geldverschwendung von Tebarzt van Elst auf. In all diesen Fällen, wäre eine fristlose Entlassung angemessen gewesen und nicht das Zuschustern eines anderen Pöstchens.

    Den Glauben an die Katholischen Kirchenvertreter habe ich verloren, als ich beobachtete wie der Kölner Dom in der Silvesternacht reagiert hat. Nämlich gar nicht! Als aber einige Monate später Menschen friedlich gegen diese Probleme in der Silversternacht demonstrierten hat der Dom das Licht ausgeschaltet. Mit anderen Worten: für nach Hilfe rufende Frauen ist man nicht da, gegen Vergewaltiger und Antänzer unternimmt man nichts, aber man unternimmt etwas gegen Menschen, die diese Zustände in unserem Land kritisieren und die letztendlich nur ihr Land wieder haben wollen?

    Ich stimme Ihnen aber zu, solche Ratschläge sollten sich Politiker, egal welcher Partei, besser verkneifen. Wie gut das Herr Schulz darauf aufmerksam gemacht hätte, sonst wäre dieser Aufruf vielleicht gar nicht so ins Licht der Medien gerückt? Man ereifert sich ja medial jetzt eher über das Privatleben von Frau Weidel.

  8. wkrüger Antworten

    Ich würde gern die Kirchensteuerpflichtzahlungen einstellen OHNE aus der Kirche auszutreten. Und vielleicht tue ich dies als gläubiger Katholik, der seine Kirche liebt, auch noch. Schon Kardinal Ratzinger empfahl unser Kirchensteuersystem zu überdenken. Wenn ich es theologisch richtig verstanden habe: aus der katholischen Kirche kann man im engeren Sinne gar nicht austreten. Man tritt auch nicht aus, wenn man das Kirchensteuerzahlsystem verlässt. Und: nur eine arme Kirche wäre eine glaubwürdige Kirche. Ich würde gern mein Geld dort (kirchlich) hinlenken, wo BDKJ etc. nicht rankommen.

  9. Bernd Minzenmay, Massarosa (It) Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    zu Ihrem Kommentar eine kleine Anekdote:
    Bis zu meinem Eintritt in den Ruhestand vor einem Jahr war ich, was auch mit meinem Beruf zusammenhing, Interessenvertreter der Bergbaugeschädigten. Nachdem unsere hiesigen Kirchen sich gegen die beschlossene schrittweise Beendigung des hochsubventionierten Bergbaus mit einem „Bündnis Kirche und Kohle“ und einer „Aktion Beten für Kohle“ positioniert hatte, musste ich zwangsläufig eine schwierige Entscheidung treffen. Nach erfolglosen Telefonaten mit Hinweisen, dass ihre Fahnen in den falschen Wind gehängt waren habe ich dann schliesslich meinen Austritt aus meiner Kirche erklärt. So weit, so gut. – Unser Pastor meinte dann allerdings, mir als „buntem Hund“ in unserer Stadt eins draufgeben müssen und wies in den Abkündigungen nach seiner Predigt – nach der Erwähnung, dass Fritz Müller oder so ähnlich seinen 85. Geburtstag gefeiert habe – darauf hin, dass Bernd Minzenmay aus der Kirche ausgetreten sei. Ich habe mir daraufhin erlaubt, im redaktionellen Teil der örtlichen Presse eine Stellungnahme zu dem Verhalten des Pastors und meinen Beweggründen für meinen Kirchenaustritt abzugeben, die damit schloss, dass niemand, der mit dem Auto verreisen wolle, Mitglied des ADAC oder AvD sein müsse und auch niemand Mitglied einer Kirche, um Christ zu sein. – Kurze Zeit später rief die für die Beurkundung von Kirchenaustritten zuständige Sachbearbeiterin des Amtsgerichts an und fragte, was ich Ihr angetan hätte. Auf meine Gegenfrage ihre Antwort: „Die Klinke an meiner Bürotüre wird nicht mehr kalt“.
    Im Übrigen: Das Verhalten der Kirche(n) im Zusammenhang mit dem in Köln stattgefundenen Parteitag hätte mich spätestens zu ernsthaften Überlegungen geführt, ob diese noch eine Heimat für mich bilden können – auch ohne den Aufruf des Herrn Hampel zu kennen und auch ohne dass ich dieser Partei, schon wegen ihrer ablehenden Haltung zu einem vereinten Europa, nahestehen würde: Es kann nicht sein, dass eine (christliche) Kirche zusammen mit Karnevalsvereinen und gewaltbereiten politischen Extremisten gegen – zumal nicht verbotene – politische Organisationen protestieren und demonstrieren! Absolutes „No Go“!

  10. Friedrich Albrecht Antworten

    Lieber Herr Kelle, Ihrem Artikel kann ich weitgehend zustimmen. Leider haben Sie damit einige Kommentatoren dadurch animiert, ihren gesamten antikirchlichen Urschleim loszuwerden und das hat mich doch sehr gestört.

    • Heribert Joppich Antworten

      Hallo Herr Albrecht,
      Ihren Ausführungen stimme ich voll zu. Ich war z.B. gestern bei der Erstkommunionfeier meiner Enkelin. Es war einfach toll. Und nichts traf zu, was oben berichtet wird. Ich bin in einem kath. Internat erzogen worden. Es hat mir ausgesprochen gut getan und gefallen. Eine Anmerkung noch, über 80 % der Missbrauchfälle an Kindern geschieht in den Familöien und nicht in der kath, Kirche. Mich wundert, dass früher nie einer über das Parteiprogramm der „Grünen“ sich geärgert oder ähnlich wie hier geäußert hat. Dort wurde Pädophilie als Allheilmittel angepriesen.
      Als ich das vor Jahren zum Thema machte, hat mir keiner gelaubt aber auch keiner das Parteiprogranmm gelesen.

  11. Uwe Monheimius Antworten

    Lieber Herr Kelle.
    Folgende Erlebung:
    Meine Mutter musste mit drei kleinen Kindern aus Ostpreussen Anfang Januar 1945 fluechten

    Als wir in Remscheid ankamen und eine kleine Mansardenwohnung (!)
    zugeteilt dank Adenauers Politik bekamen, zeigten Nachbarn, die unter uns wohnten viel Verstaendnis(!!!), indem jene sagten:, was wollt ihr Pollacken hier!!!
    Und diese …Nachbarn rannten vier Male in die Kirche.
    In die …Katholische und dankten Gott…

    Da musste nan doch austreten oder nicht?
    Trotzdem glaube ich an Gott. Weniger an Menschen.

  12. Dr.-Ing Lohr Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    die Oberen meiner Fakultät sind da noch schlimmer als Ihre Kirchenfürsten. Der von mir sehr geschätzte SPON-Kolumnist Fleischhauer bezeichnete einmal die EKD sinngemäß „als größte Vorfeldorganisation der Grünen“. Nachzulesen in seinem Buch „Der schwarze Kanal“, in dem er auch einige passende Anträge zum Kirchentag seinerzeit in Dresden zitiert. Und wer gab den Auftrag für eine gendergerechte Bibel?
    Ich bin dennoch nicht raus.

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