Mit der AfD ist es ein bisschen wie mit meinem Fußballverein – ich kann mich nicht erinnern, dass es irgendwann mal langweilig gewesen ist. Der AfD-Bundesvorstand hat jetzt – endlich – ein Parteiausschlußverfahren gegen die Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein, Doris von Sayn-Wittgenstein, beschlossen. Nochmal: „ein Parteiausschlußverfahren gegen die Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein beschlossen„. Vor ein paar Wochen hatte die Fraktion im Landtag Sayn-Wittgenstein bereits ausgeschlossen. Und vergangenes Jahr scheiterte sie um eine einzige Stimme daran, Bundesvorsitzende der Partei zu werden. Was man ihr jetzt vorwirft? Raten Sie mal…

Zum rechten Flügel um den Thüringer Landeschef und Spitzenkandidaten Björn Höcke soll sie gehören, der derzeit mit seinen Freunden auch in West-Landesverbänden der AfD überaus aktiv ist, um missliebige Personen aus dem Amt zu kicken. Sayn-Wittgenstein wird die Nähe zu einem rechtsradikalen Verein vorgeworfen. Aus der aktuellen Sitzung des Bundesvorstands der Partei wird erzählt, dass es auch noch „strafrechtliche Aspekte“ geben soll, eine nette Bezeichnung für „Holocaust-Leugnung“. Der AfD-Vorstand hat das Parteiausschussverfahren einstimmig beschlossen, und das ist ein Aspekt, der in den vergangenen Wochen auch in anderen Fällen deutlich wurde. Die bei Wahlen überaus erfolgreiche AfD hat erkennbar keine Lust mehr, ihre ernsthafte und ambitionierte Arbeit in den Parlamenten von einigen Spinnern aus dem „rechten Narrensaum“ zerstören zu lassen. Gut so!

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Ruth Antworten

    Gegenbeispiel:
    Auch Herr Sarrazin und Herrn Buschkowsky will man aus ihren Parteien ausschließen! Raten Sie mal warum!

  2. Stefan Schmidt Antworten

    Ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll.
    Zum einen ist es gut, dass solche Verfahren einige Hürden haben, da sollte man vorsichtig sein, zum anderen sind es solche Personen die der AfD wirklich schaden, weil sie viele Leute verschrecken, die die Nazi Vorwürfe bestätigt sehen.
    Darunter fallen auch so Aussagen wie „Denkmal der Schande“ oder „Vogelschiss“.
    Ich weiß manchmal nicht ob die Leute da einfach so dumm sind, nicht absehen zu können wie das ankommt, oder ob das Kalkül ist.
    Ich halte die AfD für wichtig, bei den anderen Parteien wird sich ja nichts tun in Sachen Konservatismus und Patriotismus, es ist wichtig, dass es sie weiterhin gibt.

    • Alexander Droste Antworten

      „Darunter fallen auch so Aussagen wie “Denkmal der Schande” oder “Vogelschiss”.“

      Das ist ja Auslegungssache. Und wenn man den Leuten und der ganzen Partei was will, legt man es eben so aus, als sei es Nazi. Es wurde ja nichts beschönigt mit diesen Aussagen. Es gibt damit keinerlei Sympathiebekundung mit einem früheren Regime. Und wenn man dieses Regime und seine Taten als Schande bezeichnet, dann ist das Denkmal eben eines, das an eine Schande erinnert. Wenn man Vogelschiss als etwas kleines sehr Ekeliges empfindet, dann ist dieses Regime im Verhältnis zum Großen und Ganzen eventuell so zu empfinden. Das relativiert dieses Regime nicht, so meine Auslegung.

      • Stefan Schmidt Antworten

        Ich teile Ihre Auslegung, Herr Droste, zu 100%.
        Ich hatte die Aussagen auch auf Anhieb so verstanden.
        Aber es ist doch jedem von uns klar, dass sowas ein gefundenes Fressen für den linken Mainstream ist, die diese Aussagen eben bewusst so verstehen, wie sie nicht gedacht waren und das nutzen die AfD in misskredit zu bringen.
        Mit sehr viel eindeutigeren „Deutschland verrecke“ u.ä. aussagen, die man zum Teil bei den Grünen u.a. findet macht man sowas ja nicht, die kehrt man dezent unter den Teppich.

        Was ich zum Ausdruck bringen wollte ist, dass ich eher ein Verfechter von gemäßigter Rethorik bin, mit weichen Formulierungen harte Politik machen sozusagen.
        Nicht, weil ich prinzipiell solche Aussagen für falsch oder unangebracht halte, ich unterstütze sie im Kern, sondern vielmehr, weil doch vorher absehbar ist wie das ankommt und, dass das auf jeden Fall in der Öffentlichkeit zerrissen wird.

        Da kann man, aber sicherlich unterschiedlicher Meinung sein, ich finde nur, dass es eher schadet als nützt, vor allem halt bei noch unentschlossenen Menschen, die eigentlich ein „weiter so“ satt haben, sich aber immer noch von der Nazikeule beeindrucken lassen.
        Einfach eine strategische Überlegung.

      • Friedrich Giroud Antworten

        Auch ich teile Ihre Aussage voll und ganz, Herr Droste! „Denkmal der Schande“ hat in den 90er Jahren übrigens schon der alte Augstein gesagt. Ich kann mich nicht entsinnen, dass damals ein Aufschrei durch den Blätterwald rauschte.

  3. B. Minzenmay Antworten

    Kein anderes Wort beschreibt das Wesen „der Deutschen“ treffender als „die Gründlichkeit“. Das gilt gleichermaßen im Guten, als auch im Schlechten. Dieses Streben nach Gründlichkeit, besser sein zu wollen („Vorreiter“!) als andere – ist es offenbar aber auch, die den Deutschen den Weg in die Normalität versperrt. Die durchaus diskussionswürdige Art, langfristig mit ihrer Geschichte umzugehen, bezeichnet Rolf Peter Sieferle als „Schuldkult“, der die Erklärung für eine Reihe von zurückliegenden Entwicklungen liefert, die ein unbeeinflusster Mensch als irrational empfinden muss. – Dass neben Siegessäulen auch solche Denkmäler errichtet werden, die an die dunklen Epochen erinnern sollen, ist bei alledem sogar noch am verständlichsten.
    B. Minzenmay
    Massarosa (It.)

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