Satire ist eine gute Sache und hilfreich in einer freien Gesellschaft, besonders wenn sie ernsthaft und intelligent ist. Satire darf alles, hat das der deutsche Schriftsteller und Satiriker Kurt Tucholsky mal vor über 100 Jahren beschrieben. Nun, ich bin froh, dass er das, was in unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Satire dargeboten wird, nicht mehr miterleben musste. Zugegeben, an Dieter Nuhr hätte er sicher genau so viel Freude gehabt, wie ich heute auch.

Der amerikanische Komiker Hasan Minhaj hat jetzt in seiner Show über den saudischen Kronprinzen hergezogen, der verantwortlich für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi Anfang Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul sein soll. Minhajs Show läuft auf dem Streamindienst Netflix, und der hat jetzt mächtig Ärger mit den Saudis.

Gestern informierte Netflix, dass die Episode der Show, in der Khashoggi aufs Korn genommen wurde, in Saudi-Arabien nicht mehr zu sehen ist. Das Informationsministerium in Riad hatte erklärt, die Satire verstoße gegen das Gesetz zur Cyber-Kriminalität. Das reichte, um die Meinungsfreiheit bei Netflix auszuhebeln. Man will ja weiter gute Geschäfte machen.

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. GJ Antworten

    Ich muss gestehen: Der satirische Jahresrückblick von Dieter Nuhr war der einzige – und ich habe mehrere verschiedene gesehen – an dem ich mich erfreut habe. Über etliche andere konnte ich überwiegend nicht (mehr) lachen. Ich frage mich, ob das an mir liegt.

  2. S v B Antworten

    In dieser Kunstform wird für mich Dieter Hildebrandt immer das Maß aller Dinge bleiben. Dies könnte entweder daran liegen, dass ich mich zu den ewig Gestrigen zählen muss, oder aber daran, dass Hildebrandt nun mal ein ganz besonders begnadeter Kabarettist war. Na ja, vielleicht noch Böhmermann…. (Satire aus).

    • Achim Koester Antworten

      Lieber S v B,
      Da kann ich Ihnen nur zustimmen, Dieter Hildebrandt war auch für mich der letzte wirkliche Satiriker, selbst wenn er für meine Begriffe ziemlich weit links einzuordnen war. Er war jedoch niemals verletzend, trotzdem scharfzüngig und treffsicher. Sein geistreicher Wortwitz fehlt den heutigen, quasi verbeamteten, auf die links-rot-grüne Linie der ÖR eingeschworenen Möchtegern-Satirikern wie Böhmermann und Welke total. Deren Pamphlete auf unterstem Niveau muss und werde ich mir nicht antun.

      • S v B Antworten

        Nur kurz zur Info, lieber Achim Koester: Liebe S v B…
        MfG und schönes Wochenende!

  3. gabriele bondzio Antworten

    Saitiere im deutschen TV…da muss man mich erstens an den Stuhl fesseln und zweitens ein Schild hochhalten, damit ich die Pointe erkenne, wo ich klatschen bzw. lachen muss.
    Natürlich, Herr Kelle, ist das in z.B. Saudi-Arabien (absoluten Monarchie) ganz anders einzuordnen. Hier kann man schnell den Kopf verlieren, wenn man an der falschen Stelle lacht. Netflix, mag den Schwanz eingezogen haben. Was aber nicht so schwer wiegt, wie die Tatsache, sich friedliebend zu geben und Waffen an den Staat zu liefern.

  4. Hans Wolfgang Schumacher Antworten

    Ach Ja. Der Dieter Nuhr. Intelligent, lustig, eloquent.
    Und mit einer ausgeprägten AfD – Phobie.

    Seit Jahren ist er nicht gewillt oder nicht in der Lage, zwischen Nazis, NPD und AfD zu unterscheiden. Aber das dürfen deutsche Kabarettisten wohl auch gar nicht. Ist nicht richtig verboten, aber richtig unerwünscht.

    Und auch die Chemnitz / „Hetzjagd“ / Maaßen – Geschichte hat er wohl auch nicht richtig verstanden / verstehen wollen.
    Gut. Soviel Schmerz kann ich dann doch ertragen.
    Ansonsten habe ich seinen Jahresrückblick mit Genuss heute auf YouTube gesehen.

    • Dorothea Hohner Antworten

      Exakt und treffsicherst auf den Punkt gebracht, Sie nahmen mir die Arbeit ab, ich gehe ohne jede Korrektur mit Ihnen konform. Ein gutes, neues jahr noch uns allen,

      liebst
      Dorothea Hohner

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