GASTSPIEL MARTIN D. WIND: Der Bischof und der Terrorist

Wir leben in einer Zeit, in der zu beobachten ist, dass vieles, was geschieht oder gesagt wird, massiv verdreht wird. Diese „Perversion“, diese Verdrehung der Realität wird meistens dazu missbraucht, andere für vermeintlich Getanes oder Gesagtes massiv zu kritisieren. Gleichzeitig dient diese Unwahrheit sehr oft dazu, die kritisierte Schlechtigkeit dazu zu instrumentalisieren, sich selbst zu überhöhen. Diese abstoßende Tendenz des instrumentalisierenden Umgangs mit der Realität, mit der Wahrheit und der Wahrhaftigkeit, ist schon in der Politik kaum zu ertragen. Umso unerträglicher wird dieses schlechte Benehmen, wenn ein Bischof der Kirche sich solcher „Instrumente“ bedient.

Ein anschauliches Beispiel für ein solch abstoßendes Agitieren liefert derzeit der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, in seiner Funktion als Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi. Pax Christi ist unter anderem dadurch bekannt, dass es im Umgang mit Israel Positionen bezieht, die inhalts- und wirkungsgleich mit der als antisemitisch eingestuften, juden- und israelfeindlichen „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“ (BDS) Kampagne sind. Nun hat sich Kohlgraf gegenüber der überregionalen Wochenzeitung „Die Tagespost“  (DT) zum Tode des international gesuchten Terroristen Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri, besser bekannt als „Abu Bakr al-Baghdadi“, geäußert. Laut DT hat Kohlgraf  eine Position seines Vorgängers im Amte bekräftigt und so die „gezielte Tötung von Personen kritisiert, die des Terrorismus beschuldigt werden, statt sie nach Gefangennahme einem rechtsstaatlichen Verfahren zu übergeben.“

Zwar übersieht Kohlgraf nicht, dass der selbsternannte Kalif  und Chef des radikal-muslimischen „Islamischen Staates“ (IS) sich während eines Festnahmeversuchs selbst mit einer Sprengladung in die Luft gejagt hat und dabei auch noch zwei seiner Kinder mit in den Tod zwang, dennoch kritisiert er die Sicherheitskräfte und die dahinter stehenden Regierungen: „Auch wenn Abu Bakr al-Baghdadi angesichts der militärischen Gegner selbst den Tod gewählt hat, kann ein solches Ende der Verfolgung nicht als Erfolg gewertet werden.“ Die Zielrichtung seiner Kritik bleibt trotz dieser Einsicht beständig gegen jene gerichtet, die den Terroristen festnehmen und einem rechtsstaatlichen Verfahren ausliefern wollten. Was also will Kohlgraf eigentlich?

Das wird im zweiten Teil des Artikels in der DT deutlich. Das eigentliche Ziel der wohlfeilen Kritik ist wohl der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Donald Trump. Trumps Art der Bekanntgabe des feigen Selbstmordes des Massenschlächters und die Beurteilung der Höllenfahrt des Sklavenhalters als „Sicherheitsgewinn“, scheint Kohlgraf  nicht zu gefallen. Dazu ist er sich als „Christ“ zu fein. Ja, als Christ sollte man den Tod eines Menschen nicht „feiern“. Was aber an der Einordnung des erweiterten Selbstmord eines feigen Gewalttäters als „als großen Sieg im Kampf gegen den Terror“, den Bischof zu folgendem Urteil hinreißt, erschließt sich in keiner Weise: „Einen Toten derart mit Häme und Spott zu überschütten, ist durch nichts zu rechtfertigen.“

Es bleibt festzuhalten: Der Terrorist hat sich durch seine erweiterte SELBSTtötung – er zwang zwei seiner Kinder mit in den Tod – der Festnahme und einem Rechtsstaatsverfahren entzogen. Daraus jetzt den Sicherheitskräften einen Vorwurf zu machen, ist infam. Was soll damit erreicht werden? Meint der Bischof, er werde mit einer solchen Beurteilung als „guter Mensch“ wahrgenommen? Dieser Terrorist, der hunderttausendfachen Mord, Verstümmelungen, Schmerzen, Vergewaltigungen und Sklaverei sowie Völkermord an den Jesiden und Vertreibung der Christen zu verantworten hat, ist durch das Schwert ums Leben gekommen, das er selbst aus eigenem, freien Willen in die Hand genommen hatte. Dafür andere zu kritisieren lässt zwei Schlüsse zu: Entweder dient die Kritik recht stümperhaft kaschiert nur dem Ziel, Trump in ein schlechtes Licht zu rücken (was weder eines besonderen Mutes noch großer Anstrengung bedarf) oder damit will sich jemand selbst erhöhen. Und das ist nun auch keine christliche Tugend, Herr Bischof

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

  1. colorado 07 Antworten

    Man kann sich – auch als Christ – nur darüber wundern, wie manche zum Bischofsamt kommen.

  2. gerd Antworten

    „Einen Toten derart mit Häme und Spott zu überschütten, ist durch nichts zu rechtfertigen.“

    Die Häme und der Spott die bisweilen und in regelmäßigen Abständen dem Gottesssohn hier auf Erden entgegenschlägt, (und das 2000 Jahre nach seinem Tod) spielt für den Bischof nur eine untergeordnete Rolle. Einen Protest gegen Christenhass wird man in der Vita von Herrn Kohlgraf vergeblich suchen.

    Man kann ja gar nicht soviel essen wie man………

  3. HB Antworten

    Als Obama / Clinton den Bin-Laden-Clan im Dutzend ausradiert haben, hat er sich da auch positioniert, der Herr Bischof?

  4. S.T. Antworten

    Auch auf die Gefahr hin, dass jetzt hier alle oder einige schreien: Verschwörungstheorie! –
    Erstens: Wer sind diese angeblichen bösen Terroristen? Sind es nicht wohlfeile Erfüllungsgehilfen für die Agenda der Öl-, Migrations- und Chaosindustrie, des tiefen Staates? HB deutet ja auch schon oben an, dass es offensichtlich gute und böse Terroristenjäger gibt.
    Zweitens: Desweiteren haben etliche im Netz geäußert, kaum war die Meldung draußen, daß dessen Tod schon einige Male vermeldet wurde. So realistisch habe ich seit Jesus noch nie von der Auferstehung gehört! ;-))
    Drittens machte mich die Meldung stutzig, dass der Tote nach islamischem Recht bzw. Brauch seebestattet worden ist. Das habe ich ja noch nie gehört. In den islamischen Ländern gibt es doch üblicherweise diese regalartigen Kollumbarien. Oder bin ich da nur teilinformiert?
    … Ich frage ja nur, denke nach…
    MMn stimmt da einiges nicht zusammen.

    Und letztens: Es ist mir mittlerweile vollkommen schnuppe, was unsere Kirchenfürsten vom Stapel lassen. Die sind leider nur noch peinlich. Ich für meinen Teil kämpfe täglich mit meinem schlechten Gewissen, noch bei einem dieser beiden großen Staatskirchenvereine in Lohn und Brot zu stehen.
    Also: Links liegen lassen diesen Lakaien!

  5. Täufer343 Antworten

    Antisemitismus ist abzulehnen. Eine christlich-konservative Haltung ist richtig. Allerdings muss das Christentum reformiert werden. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

  6. Wolfgang Andreas Antworten

    Muß man sich nicht doch langsam die Frage stellen, und das ist deutlich und keine Verschwörungstheorie!, womit Menschen an Schaltstellen in unserem Lande ERPRESST werden, damit sie etwas sagen, was eigentlich gar nicht zu ihnen paßt? – Werden bald etwa Clanstrukturen die Richtlinien bestimmen?! – Em Bischof von Mainz ist zu empfehlen, das Leben und Reden der Kardinäle Faulhaber und von Galen zu studieren.

  7. UJ Antworten

    Vorab zu al-Baghdadi: Ich weiß nicht, wie oft dieser Mann im Laufe der letzten Jahre für tot erklärt wurde. Zweimal? Dreimal? Sei’s drum. Die Meldungen von Ende Oktober sind m.E. mit Vorsicht zu genießen. Es sieht eher so aus, als habe die Trump-Administration eine Riesenshow abgezogen: https://www.nytimes.com/2019/10/30/us/politics/trump-dog.html

    Das wäre das eine.

    Nun zur anderen Frage: Wie sollte man als Katholik reagieren, wenn ein Schwerkrimineller stirbt?
    Kurze Antwort:
    Bis 2018 ist die Sache eigentlich einfach gewesen: Den Menschen bedauern, für seine Seele beten und gleichzeitig erleichtert sein, dass er niemandem mehr schaden kann.

    Die lange Antwort:
    2018 hat Papst Franziskus den Katechismus der katholischen Kirche (KKK) abgeändert. Seitdem ist die katholische Kirche offiziell gegen die Todesstrafe.
    https://www.katholisch.de/artikel/18461-papst-aendert-katechismus-todesstrafe-immer-unzulaessig
    Von dieser Warte aus sind die Äußerungen von Bischof Kohlgraf vielleicht eher zu verstehen. Hätte er sich zu positiv über den Tod des Terroristen geäußert, hätte man ihm das als verkappte Befürwortung der Todesstrafe auslegen können.

    Die Änderung des Katechismus stößt allerdings nicht bei allen Katholiken auf Zustimmung. Viele Kritiker (vor allem konservative Katholiken aus den USA) weisen zurecht darauf hin, dass der Kirchenstaat über Jahrhunderte hinweg, selbst die Todesstrafe verhängt hat, zuletzt 1868.

    https://www.youtube.com/watch?v=rvYrTDzOL8I

    https://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2018-08-03/auch-der-kirchenstaat-richtete-ueber-jahrhunderte-menschen-hin

    19 Jahrhunderte lang hatte die Kirche also kein Problem damit, die Todesstrafe zu verhängen. Bedingung war, dass der Delinquent
    a) in einem ordentlichen Prozess, nach Recht und Gesetz und von einer rechtmäßigen Autorität verurteilt wurde
    b) bis zum Schafott die Möglichkeit hatte, seine Seele zu retten
    c) nicht übermäßig gequält wurde.

    Die Todesstrafe wurde dabei verstanden als
    1.) die letzte Möglichkeit, um die Gesellschaft vor schädlichen Einflüssen zu schützen
    2.) als Akt der Wiedergutmachung gegenüber Gott
    3.) als pastoraler Akt, der dem Delinquenten seine Schuld vor Augen führen und ihn zu Umkehr und Reue bewegen soll.

    Auch Weihbischof Athanasius Schneider weist in seinem aktuellen Buch „Christus vincit“ sehr deutlich darauf hin, dass die Todesstrafe sehr wohl mit dem christlichen Glauben vereinbar sei und nicht komplett ausgeschlossen werden dürfe:
    „Those who deny the death penalty in principle implicitly or explicitly absolutize the corporal and temporal life of man. They also deny to some extent the consequences of original sin. Those who deny the legitimacy of the death penalty also implicitly or explicitly deny the need and value of expiation and penance for sins, and especially for monstrous crimes still in this earthly life.“

    Zu deutsch:
    „Diejenigen, die Todesstrafe implizit oder explizit verleugnen/ablehnen, verabsolutieren das leibliche und zeitliche Leben des Menschen. Diejenigen, die die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe leugnen, leugnen ebenso implizit oder explizit die Notwendigkeit und den Wert von Sühne und Buße für die Sünden
    und ganz besonders für monströse Verbrechen noch in diesem Erdenleben.“

    Eine Militäroperation gegen einen bekannten Terroristen, mit dem erklärten Ziel, diesen zu töten, um zu verhindern, dass er weiter Menschen Leid zufügt, wäre in diesem Falle zwar lediglich die zweitbeste Lösung (die beste wäre ein Gerichtsverfahren), allerdings nicht prinzipiell illegitim, sofern die kirchliche Lehre vom gerechten Krieg beachtet wird.

  8. HB Antworten

    „Die kirchliche Lehre vom gerechten Krieg,“ die gute und die böse Gewalt? Tyrannen, Hexen, Juden, AfD, Klimaleugner, Nazi, SUV-Fahrer, Diktatoren, Familienehreschänderinnen? Wer kann sich hier ein Todesurteil erlauben?

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