Ein Beschluss, der gar keiner war? Frauen Union will unbedingt Merz nicht….

Die Frauen Union (FU), eine Vereinigung in den Unionsparteien, die in den vergangenen Jahren meistens dadurch auffiel, dass sie die jahrzehntelang bekämpfte Politik von SPD und Grünen 1:1 kopierte und in ihren Mutterparteien (Mutter? Ist das noch erlaubt? Also Elter1-Parteien) hoffähig gemacht hat, ist ins mediale Scheinwerferlicht gerückt. Dahin kommt in den Tagen vor der finalen Entscheidung über den CDU-Vorsitz und damit wahrscheinlich die Kanzlerkandidatur, ja die nächste Kanzlerchaft, jeder, der eine knackige Aussage zu den drei Kandidaten raushaut. Und da kandidieren nun drei Männer, was manche in der FU schon als Sakrileg betrachtet, wo es doch so schön war mit der Angela und der Annegret.

Die Frauen Union wünscht sich Armin Laschet als neuen Parteichef, so die Botschaft, die nach der digitalen Bundesvorstandssitzung vergangenen Donnerstag in den Blätterwald posaunt wurde. Norbert Röttgen ginge auch noch, aber auf gar keinen Fall dieser böse, böse Friedrich Merz. Sie kennen meine persönliche Haltung, dass so etwas erstmal ein weiterer Grund ist, Friedrich Merz zu unterstützen, der im Kandidatenrennen eine ganz starke Performance zeigt – aber das gesamte Partei-Establishment gegen sich hat.

Nun haben mehrere Frauen, die Mitglieder der FU sind, in einem offenen Brief an die Bundesvorsitzende Annette Widman-Mauz berechtigte Fragen aufgeworfen, etwa, ob die Abstimmung auf der Tagesordnung stand, wer stimmberechtig war und ob alle satzungsrechtlichen Regularien eingehalten wurden. Und hier auf diesem Blog, dem Zentralorgan der bürgerlichen Mitte, bekommen Sie, meine Leser, heute die Antwort: Nein, wurden sie nicht!

Eine Abstimmung darüber, wen die FU im Kandidatenrennen um den CDU-Vorsitz unterstützen will, stand nicht auf der Tagesordnung. Es wurde auch nicht formal abgestimmt, sondern lediglich „ein Meinungsbild“ hergestellt. Auch nahmen Gäste an der Sitzung teil, die nicht stimmberechtig in dem Gremium sind. Auch die wurden bei der Rundabfrage durch Frau Widman-Mauz abgefragt.

Der ganze Vorgang ist also höchst dubios, ganz sicher aber nicht satzungskonform. Man bemerkt die Absicht und ist verstimmt, denn dass die innerparteilich inzwischen bedeutungslosen Sozialausschüsse CDA und die Frauen Union FU jetzt öffentlich gegen Merz in Stellung gebracht werden, hängt natürlich damit zusammen, dass der Wirtschaftsflügel MIT und der Wirtschaftsrat klar hinter dem erfolgreichen Wirtschaftsmann Merz stehen. Und die Junge Union (JU) hat sich in einer Mitgliederbefragung auch klar hinter Friedrich Merz gestellt. Jetzt geht es also darum, Armin Laschet zum Erfolgsmodell und Heilsbringer aufzupimpen. Aber es sollte dann schon regelkonform sein, auch wenn die Umfragewerte für den Aachener Laschet in der Wählerschaft katastrophal sind. Auch wenn er einst beim Kampf um die Spitzenkandidatur der NRW-CDU zur Landtagswahl gegen Röttgen unterlag und dann beim Kampf um die Fraktionsspitze gegen Karl-Josef Laumann. Anschließend wurde er es dann doch immer. Und wenn man oft genug unterliegt, kann man danach auch Ministerpräsident und sogar Bundeskanzler werden. Lustiger Laden, diese CDU.

Auch wenn der verbreitete „Beschluss“ bei der Frauen Union als Farce erscheint, freuen sich die Umgestalter der Union riesig über ihren Coup. In der Süddeutschen Zeitung warb auch die frühere Vorsitzende Rita Süssmuth für Armin Lascht, bekundete aber, dass sie „auch anderen Bewerbern die Fähigkeit für das Amt“ nicht abspreche. Für Laschet spreche insbesondere „wie wichtig ihm Mitbürgerlichkeit sei, seine Fähigkeit, den Blick auf Andersdenkende zu korrigieren und sich selbst immer neu zu fragen, ob die eigene Position zu halten sei“. Ja, genau das braucht die CDU jetzt nach Merkel. Wäre schön, wenn Frau Süssmuth und Herr Laschet auch mal den Blick auf die Andersdenkenden in der eigenen Partei richten würden.

Bitte unterstützen Sie auch 2021 den unabhängigen Journalismus auf diesem Blog über PAYPAL hier oder durch eine Überweisung auf unser Konto bei der Berliner Sparkasse: DE18 1005 0000 6015 8528 18.

 

 

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. Wolfgang Bensch Antworten

    In der E-Mobilität gibt es viele „Hybride“ … gäbe es nicht so eine Kandidat?

  2. Johannes Antworten

    Für mich spricht viel dafür, dass die CDU-Frauen ihren Laschet bekommen werden. Er steht am stärksten für die Fortführung der politische Kontinuität der Kanzlerin, der CDU eine grünen Anstrich zu geben. Das tote SPD Pferd soll endlich abgesattelt und gegen dass neue, frische und grüne Pferd getauscht werden. Für dieses Manöver ist Laschet der Geeignetste- abgesehen von Söder, der ja unverhohlen von Schwarz/Grün schwärmt, aber in der falschen Partei.

  3. Felix Becker Antworten

    Aus meiner Sicht besteht das Parteiproblem in der viel zu spät erfolgenden Wahl. Die Verliererseite wird geraume Zeit zur Aufarbeitung benötigen und dann gehts mit der Kkandiatenwahl schon wieder los. „Weichei“ Laschet wird wohl kaum CDU-Altwähler überzeugen können. Ich bin sicher, dass die Auswirkungen von Corona unsere Wirtschaft in riesige Probleme bringen werden – da kann Deutschland keinen Grünenspezi gebrauchen. Ich denke auch Frauen werden das spüren?

  4. Bernd M Antworten

    Wenn Merz nicht Parteichef wird ist die CDU verloren. Nicht noch eine blutleere
    Zeit nach Endlosschleife Merkel. Aber leider wird er bei den vielen Frauen nicht gewählt werden. Über die beiden anderen Kandidaten braucht man nicht zu sprechen. Die kann Deutschland nicht auch noch verkraften.
    Ohne Merz hat die AFD bessere Chancen mehr Wähler zu gewinnen. Der nächste Kanzler muss Deutschland neu aufbauen. Tausende nichtproduktive Stellen streichen und die Bildung, die Wehrpflicht und die wertschöpfende Arbeit wieder einführen !

  5. KJBKrefeld Antworten

    Sehr geehrter Herr Kelle,
    die Frage, wer zum Vorsitzenden der CDU gewählt werden sollte, ist eigentlich uninteressant. März wäre unter den Weicheiern des Kandidatentruppe noch die beste Lösung. Aber auch er hat „no balls in his pants“ wie die Amerikaner sagen würden (oder eleganter „no guts“), sonst hätte er sich 2001 von uns Angie nicht „abmöhren“ lassen (er war der erste Abgemöhrte) sondern hätte um den Vorsitz in der Fraktion gekämpft. Der Partei Vorsitz braucht eine Kämpfernatur, wie es uns Angie in der DDR gelernt hat. Herr März wäre die letzte Chance, den Niedergang der CDU in die Bedeutungslosigkeit (die SPD läßt grüßen) zu verhindern. Mit ihm an der Spitze könnte man ernsthaft über die Wählbarkeit der CDU nachdenken,
    aber selbst er biedert sich bei den GRÜNEN Traumtänzern an (Herr Söder läßt grüßen)

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert