Danke den schlechtbezahlten Helden unserer Zeit!

Anfang Dezember ist meine Mutter gestürzt, anlasslos, einfach wackelig auf den Beinen, wie man in unserer lippischen Heimat sagt. Meine Mutter ist stolze 93 Jahre, wollte nie Mitglied eines Konzernvorstands werden, war nie Emma-Abonnentin. Eine einfache Frau vom Lande, immer fleißig, immer treu. Jeden Mittag stand warmes Essen auf dem Tisch, deutsche Hausmannskost, keine Fettuccine mit Gambas in Champagnersauce, sondern Rinderroulade mit Kartoffeln, Rotkohl und Soße. Waltraud war und ist bis heute eine wunderbare Mutter, auch wenn ihr Körper nicht mehr mitmacht. Ihr kleiner Klaus war immer das Wichtigste, auch als er ein großer Klaus wurde. Und egal, welchen Unfug ich anstellte, sie was immer auf der richtigen Seite – nämlich auf meiner.

Und nun lag sie da auf dem Küchenboden, Blut sickerte aus einer Platzwunde an ihrem Hinterkopf. Aufrecht setzen, Blutung stillen – tut es weh? Ist Dir schwindelig? Nach einer Viertelstunde schien alles wieder in Ordnung, Cappuccino und Kekse, dann schmökern in einigen dieser furchtbaren Billigblätter, die Frauen wie sie zu Millionen am Wochenende lesen. Über Harry und die Queen, Mette Marit, Helene und Florian…

Aber es ist nichts mehr in Ordnung. Inzwischen ist sie ein Plegefall mit Stufe 3. Sie kann nicht mehr gehen, schon lange kaum noch hören. Ohne Hilfe geht nichts mehr – Toilettengang, Haare waschen, Treppe hochgehen…sie sitzt seit zwei Wochen im Rollstuhl. Ihr größte Sorge ist, dass ich für sie rechtzeitig Weihnachtsgeschenke für ihre Enkel besorge und schön einpacke. Ich habe fast alles zusammen…

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Nichts Besonderes, werden Sie denken. Millionen Menschen werden zum Pflegefall, und die erwachsenen Kinder sind jetzt gefragt. Sie müssen das Leben für Pflegefall, Angehörige und sich selbst neu justieren, Anträge ausfüllen, Rat in einer Sozialstation einholen, Pflegedienste kennenlernen und auswählen, zwei Mal in der Woche mit irgendwelchen Ärzten telefonieren. Meine Mutter will nicht in ein Pflegeheim. Sie will die Zeit, die ihr noch bleibt, im Kreise ihrer Familie verbringen. Sie will ganz langsam in den eigenen vier Wänden von allen Abschied nehmen. Sie will hier sterben.

Ich schreibe das auf, um Ihnen zu erzählen, wie gut unser Land in diesem Bereich auch heute noch funktioniert. Ja, es gibt einen Mangel an Pflegekräften. Der verantwortliche Minister versucht, neue Wege zu gehen, um diesen Mangel zu beheben. Aber ich selbst habe in diesen Wochen nur hilfsbereite und freundliche Menschen erlebt – am Telefon, auf Station im Krankenhaus, bei der Krankenkasse. Warteschleifen, die nur 30 Sekunden dudeln, dann ist jemand dran, der unbürokratisch helfen will und kann. Der oder die jede Frage beantworten kann oder „ich stelle mal durch zum zuständigen Sachbearbeiter“ sagt und das dann tatsächlich macht.

Die Männer und Frauen, die in der Pflege arbeiten, die jeden Tag Nächstenliebe praktizieren, schlecht bezahlt werden aber Kranken und Alten ein Stück Menschenwürde bewahren, immer ein freundliches Wort parat haben und gern auch nochmal und nochmal und nochmal ins Zimmer eilen, wenn ein Pflegefall, ein Mensch, den roten Knopf drückt, sie sind die wahren Helden unserer Zeit.

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Dieser Artikel wurde 49 mal kommentiert

  1. Reinhard Steinmann Antworten

    Ich wünsche Deiner Mutter, lieber Klaus, Dir und Deiner ganzen Familie ein besinnliches Weihnachtsfest. Genießt es im Kreis der Familie. Es gibt nichts Schöneres.

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Reinhard,

      hab‘ hrzlichen Dank für Deine guten Wünsche! Auch euch ein gesegnetes Weihnachten! ich freue mich auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr! NND, Dein Klaus

  2. Alexander Droste Antworten

    Danke für die Warmherzigkeit. Sie ist sehr wohltuend.
    Ein friedliches Weihnachtsfest, Gottes Segen und einen guten Start ins Jahr AD-MMIX!

  3. Lesebrille Antworten

    @Klaus Kelle

    93 Jahre alt war auch die geliebte Großmutter meiner langjährigen Nachbarin und Freundin als sie schließlich heimging. Von besonderer Bedeutung war, daß sie nicht in der Einsamkeit sterben musste, sondern ihre liebe Enkelin sich bis zuletzt um sie kümmerte. So ging sie nach einem erfülltem Leben mit einem zufriedenen Lächeln.

    Ja, Herr Kelle, die wahren Helden sind diejenigen, die Barmherzigkeit und Nächstenliebe praktizieren. Viele tun es ohne Bezahlung, aus Pflichtgefühl, aus Menschlichkeit.
    Ich meine, daß es diese Menschlichkeit ist, die den Menschen zum Menschen macht, nicht die physische Erscheinung oder die Fähigkeit zu sprechen.
    Diese Menschlichkeit ist an keine Religion gebunden; es gibt sie auch bei den sogenannten Naturvölkern, die niemals ein geheiligtes Buch gesehen und nichts von Propheten gehört haben.
    Diese Menschlichkeit ist sicherlich gottgefällig, denn sie ist das Merkmal wertvoller Seelen.

    Darauf kommt es letztlich an, oder?

  4. Hildegard Königs-Albrecht, Dr. Antworten

    Ich möchte Sie ermutigen, die Mutter zu Hause zu pflegen. Wenn es räumlich geht, holen Sie sich eine Hilfe (das muß keine ausgebildete Pflegekraft sein), die rund um die Uhr für sie da ist. Professionelle Hilfe kann dazu kommen, wenn es erforderlich ist.
    Meine Mutter war 7 Jahre lang Pflegefall und wurde von zwei polnischen Frauen betreut. Sie konnte ohne Krankenhausaufenthalte friedlich zu Hause sterben.

  5. Norbert Zerr Antworten

    Lieber Klaus

    Dir und Deiner Familie und Deiner Mutter an dieser Stelle alles Gute und ein frohes Weihnachtsfest. Toll dass Du die Helden im Hintergrund mit diesem Beitrag gewürdigt hast. Für solche Leute wäre mehr Geld und zwar nicht nur ein paar Euro für eine Pizza mehr sondern ein paar Hundert eine würdige Anerkennung und ein Dankeschön. Die Millionen für sinnlose Beraterhonorare wären dort gut angebracht und investiert. In diesem Sinne Herzlichst Dein Norbert 😊

  6. M. Schmitz Antworten

    Ein wundervoller Artikel, dessen Resümee ich mich voll und ganz anschließen möchte. Auch wenn ich keinen Pflegefall zuhause habe, möchte ich all diesen stillen Helden Dank und Anerkennung sagen für das, was sie tagein, tagaus ohne zu murren für die Menschen und die Menschlichkeit leisten.
    Alles Gute und ein besonders schöne Weihnachten an alle,
    M.S.

  7. S v B Antworten

    Nicht alle Tage liest man eine so feinfühlige, wertschätzende Liebeserklärung an eine hochbetagte Mutter. Sehr berührend, lieber Herr Kelle. Auch die respektvolle, dankbare Anerkennung der bisweilen geradezu aufopfernden Leistungen professioneller Kräfte in der Pflege alter Menschen kommt zurecht einmal zum Ausdruck. Vielen Dank. – Nicht nur der Gedanke an die eigene Sterblichkeit, sondern auch der an das eigene Alter werden besonders in unserer heutigen Gesellschaft nur allzu gerne verdrängt. Leider, möchte man sagen, und anstatt dessen empfehlen, jede Gelegenheit zu nutzen, sich mit betagten, kranken oder auch dementen Mitmenschen zu befassen, sie regelmäßig zuhause oder im Alten- bzw. Pflegeheim zu besuchen. Jedem dürfte zumindest eine Person bekannt sein, die hierfür infrage käme. Ob es sich dabei um einen Familienangehörigen, einen Nachbarn, einen Bekannten oder gar einen bis dato Fremden handelt, spielt kaum eine Rolle. Wir schenken ihnen unsere Zeit und Zuwendung, und werden dafür durch wertvolle Denkanstöße und kluge Einsichten oft überreich belohnt.

    • Clavan Antworten

      Selten einen dümmeren Kommentar gelesen.
      Liegt das an der Weihnachtsstimmung, die den Menschen sentimental bis zur Unkenntlichkeit verkommen lässt?

        • S v B Antworten

          Vielleicht hat ja auch Herr oder Frau Clavan, genau wie ich in sehr jungen Jahren, eine schwerkranke, bettlägerige Mutter über einen längeren Zeitraum bis zu ihrem Tode gepflegt? Clavans Kommentaren muss man entnehmen, dass er/sie offenbar über intensive Erfahrungen in der aufopferungsvollen Pflege älterer oder auch jüngerer Menschen verfügt. Anders sind seine/ihre so angenehm ausgewogenen Kommentare gar nicht denkbar.

          Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr, liebe Tina Hansen!

      • Lesebrille Antworten

        @Clavan
        Sie haben nicht nur eine eigene Meinung, Sie wagen sogar diese zu äußern. Bravo! Das erfrischt. Weiter so!

  8. Clavan Antworten

    Ein Offenbarungseid der ganz üblen Sorte. Noch vor 50 Jahren war es normal, das der Alte Mensch im Kreis der Familie sein Leben in Ruhe beenden konnte.
    Ein „Held“ ist noch nicht einmal der, der seine eigene Mutter (Vater) Zuhause pflegt.
    Das ist Pflicht! Unbedingte, zutiefst menschlichste Pflicht! Ohne, auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, WER, WAS bezahlt.
    Oh, Kelle, wie bin ich enttäuscht von dir.

  9. Wolfgang Andreas Antworten

    Nur Mut , Herr Kelle!
    Als meine Mutter 1991 einen Schlaganfall erlitt, halbseitig gelähmt und nicht mehr sprechen konnte, gab es noch keine vom Staat organisierte Pflege wie heute. Ich habe meine Mutter allein, fast vier Jahre lang gepflegt, nachdem ich mir einige Heime angesehen hatte. Da kommt meine Mutter nicht rein, dich mich und meinen Bruder 1945 durch die entsetzlichen Geschehnisse 500 Kilometer zu Fuß, durch die Tschechoslowakei in den Westen beschützt hatte! – Ja, die Klinik funktionierte prima! Magensonde, künstliche Ernährung, Osmolite, Tausende von Mark! Jeden Monat? Anklemmen, Abklemmen…Das System machte ich nicht mit und richtete zu Hause ein Zimmer her. Als ich sie mit Schwierigkeiten aus der Klinik frei bekam – aß sie mit Heißhunger Streuselkuchen und die Osmolite konnte ich zügig abbauen!
    Wie ging es weiter?
    Ich kaufte ein Wohnmobil. Richtete es behindertengerecht ein und nahm meine Mutter immer mit auf Reisen. Soviel ist sie in ihrem ganzen Leben nicht gereist! Das Gesundheitsamt war begeistert. Meinen Lehrerberuf führte ich/ mußte ich voll ausführen. Keine Ermäßigung! Sie können ja die Mutter in ein Pflegeheim geben…wissen Sie, daß sie ihrer Mutter das Leben verlängern…? Hilfe bekam ich nicht von der Verwandtschaft. Ja, wenn Du sie nicht ins Heim geben willst, mußt Du alleine mit ihr fertig werden! Hilfe bekam ich, wenn es mal eng wurde, von netten Bekannten!
    Mutter starb mit 85 Jahren friedlich zu Hause. Und jetzt kommt das Wichtigste: Sie fehlte mir lange Zeit mit ihrem Lächeln, ihren ungeduldigen Gesten und ihrem Nuscheln!
    Lieber Herr Kelle! Ihnen wünsche ich Mut und Kraft zur Organisation der Pflege und Ihrer Mutter ein menschenwürdiges Lebensende im Kreise Ihrer Lieben!

  10. Hermann Martin Antworten

    Lieber Herr Kelle, danke für Ihre wohltuenden Worte. Ich habe mir einfach mal erlaubt, sie persönlich zu nehmen – ich komme gerade vom Spätdienst als Altenpfleger, und las sie gerade, während ich noch einige Weihnachtspäckchen für unsere Bewohner packe. Müsste keiner. Aber wäre das denkbar ohne?
    Ja, das Thema Geld. Manchmal denkt man schon mal daran, im Sinne der Wertschätzung dieses Berufes, und vor allem wenn man sich die strafrechtliche Verantwortung für kleinste Unkonzentriertheiten vor Augen hält. Andererseits kann ich getrost für alle meine Kollegen sprechen, wenn ich sage, dass man während der Arbeit in der Regel nicht daran denkt, und diese Arbeit aus anderen Motiven getan wird als um des Verdienstes willen. (Wir könnten uns, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen, wie der Dienst funktionieren sollte mit Leuten, die vorwiegend wegen attraktiver Bezahlung auf Arbeit kämen…?)
    Es macht die Interessantheit dieser Arbeit aus, die Balance zu finden zwischen individueller und Gleichbehandlung, wenn man es einerseits zu tun hat mit heute hilflosen Dementen, die z.B. mal einen Betrieb geleitet haben, anderereits mit „einfachen“ Frauen, deren Lebensinhalt es war, ihrer Familie und den Kindern für ein liebevolles Zuhause zu sorgen. Allen gemeinsam ist: Es ist die Generation, die in unglaublich entbehrungsreicher Zeit ihre Kindheit verbrachte und unser Land aus Trümmern wieder aufgebaut hat, und die Grundlage dafür schuf, dass es uns heute so gut geht, dass wir davon sogar an alle Welt abgeben können… Wer, wenn nicht diese Menschen, hat ein Recht darauf, in der Zeit, wo sie nicht mehr selbst für sich sorgen können, etwas davon zurückzubekommen? So gesehen sehe ich meinen Beruf auch als ein Vorrecht an, diesen Dienst an ihnen tun zu dürfen.
    Wie gesagt, wenn man es für Dank tun würde, käme man nicht weit. Aber hin und wieder tut es doch jedem von uns einfach mal gut… deshalb Danke für Ihre Worte.

  11. gabriele bondzio Antworten

    … sie sind die wahren Helden unserer Zeit.“
    Da befinden wir uns in haargenau der gleichen Situation, Herr Kelle. Meine Mutter, 84 Jahre, hat sich ihr Leben lang um uns- ihre Kinder gekümmert. Jetzt kümmere ich mich um sie. Nach 3 unmotivierten Stürzen sitzt sie nun auch im Rollstuhl. Und ich bin froh, zusätzlich auf freundliche Pflegekräfte zurückgreifen zu können. Die sie zweimal in der Woche in der Tagespflege betreuen und ich entlastet werde.
    Das zu Hause bleiben zu können, wirkt sich sehr positiv auf die zu Pflegenden aus. Was die Pflegekräfte und ihr Hausarzt (der nun auch ins Haus kommt), immer wieder bestätigen. Es war aber nicht so einfach, einen solchen Hausarzt zu finden.Wir, mein Sohn und ich , haben uns bewusst und schon Jahre zuvor darauf vorbereitet. Mit dem Neubau eines Hauses und der Konzeption einer behindertengerechten Wohnung (er) und Teilnahme an einem Lehrgang Pflege (ich).
    Nicht jeder kann das absichern, aber wer es kann sollte es tun. Ich will auch nicht alles schön reden, es ist nicht einfach so nahe am zunehmenden, körperlichen Verfall seiner Eltern zu stehen. Es gibt gute und schlechte Tage für den Pflegenden.
    Aber das Leben ist nun mal so, wir werden alle in diese Situation kommen.
    Frohe Weihnachten und eine besinnliche Zeit im Kreise der Familie!

  12. Stefan Schmidt Antworten

    „Du sollst Vater und Mutter ehren….“, heißt es so schön.
    Das wurde und wird beizeiten dazu benutzt um Kindern vorzuhalten, dass sie ihren Eltern zu gehorchen haben, was, aber, wenn es eigentlich heißt, seine Eltern zu ehren, wenn sie auf einen angewiesen sind?

    Allein aus Dankbarkeit verspüre ich ein regelrechtes Pflichtgefühl mich um meine Eltern zu kümmern, wenn die Zeit gekommen ist, Gott möge geben, dass dies noch lange hin ist.
    Und Gott möge Ihnen, Herr Kelle, und Ihrer Familie die Kraft und die Ausdauer geben, die Sie brauchen um das Ihre für Ihre Mutter zu tun.

    Seien Sie gesegnet.

  13. christine simkovics Antworten

    Ich arbeite selber im mobilen Dienst. Ob wir die wahren Helden unserer Zeit sind, sehe ich anders. Ich finde, jeder Mensch ist dort, wo er hingestellt wird ein Held, so er korrekt handelt. Besondere Bewunderung hege ich persönlich für die Buschaffaure.

    „Helden immer und überall gebraucht“, in diesem Sinne wünsche ich allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

    • S v B Antworten

      Sehr kluge Worte, Frau Simkovics. Wir sollten vielleicht auch mal an all jene denken, die in den kommenden Tagen, also über Weihnachten, pflichtbewusst ihren Dienst an der Allgemeinheit versehen. Selbstverständlich muss man dazu auch Busfahrer zählen, genauso wie Zugpersonal, Krankenhauspersonal, Polizisten, Soldaten, Bedienstete von Straßenmeistereien, Mitarbeiter in Hotellerie und Gastronomie und noch so viele mehr. Auch eine meiner Stieftöchter versieht über die Weihnachtsfeiertage ihren Dienst in einer therapeutischen Einrichtung für Suchtpatienten. Sie haben völlig recht – sie alle sind auch in diesen Tagen unerkannte Helden.

    • gabriele bondzio Antworten

      Ich pflichte ihnen bei Frau Simkovice. Aber bei meinem Praktikum in einem Pflegeheim habe ich viel menschliches Elend geschaut. Dagegen ist das was ich an meiner Mutter tue, momentan ein Klacks im Vergleich. Denn sie hat wenigstens noch ihren Verstand bei sich und die Kommunikation klappt noch. Ich empfinde große Hochachtung seither für alle Menschen, die ihren Dienst am Menschen, Krankenhaus, Pflege u.a. tun. Oft schlecht bezahlt, und unter lf. Personalengpässen. Immer freundlich und kompetent ihren Patienten zugewandt bleiben. Es ist eine verdammt, schwere Arbeit und Fehler haben hier ganz andere Auswirkungen als anderswo.

    • HB Antworten

      Ja, danke, dem schließe ich mich vollumfänglich an. Besonders herzliche Genesungswünscht möchte ich auch jenen senden, die in dieser heldenhaften Pflichterfüllung verletzt oder verwundet worden sind! Möge 2019 ein gutes Jahr für sie und uns alle werden!

  14. Lesebrille Antworten

    Neue Helden gesucht!

    Steinmeier sagte, „wir alle“ gehörten zu diesem Land – unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe, von Lebensanschauung oder Lieblingsmannschaft.

    Geht’s noch? Wie blöd ist das denn?
    Wer ist denn bitteschön „wir alle“?
    Etwa auch die, die noch nie dazugehörten, weil in ihnen kein deutsches Blut fließt? Dann gehören wohl auch wilde Kannibalen, außerirdische Monstren, untote Vampire und „Bubunesen“ aus irgendwelchen „Shithole-Countries“ dazu?

    Welchen Bund vertritt dieser mutmaßliche Präsident eigentlich? Etwa einen Bund der Volksverräter? Wann wurde dieser Bund denn geschlossen? Auf welchen Staatsakt ist er zurückzuführen und wo ist das beurkundet? –
    So eine Urkunde gibt es nicht? Dann ist dieser Bund rechtlich nicht existent.

    Gott sei Dank bin ich diesem „Bund“ niemals beigetreten und darum zu nichts verpflichtet. Dessen Präsident ist auf keinen Fall mein Präsident, dessen Land nicht mein Land.
    In „meinem“ Land unterscheidet man zwischen Spreu und Weizen, zwischen Einheimischen und Fremden, vermischt nicht Korn mit Sand und Geröll.
    Wenn ab dato „alle“ hier dazugehören, erkläre ich hiermit meine Nicht-Dazugehōrigkeit und distanziere mich von diesen „allen“.

    Gute Nacht, „Bund“!
    Frohe Weihnachten, Deutschland!

    • HB Antworten

      Ja, dieser Bundespräsident hat mich auch schwer enttäuscht. Von dem hätte ich mir wesentlich mehr erwartet. Halt nur noch die SPD-Einheitssuppe. Für diese Partei haben im Dritten Reich Abgeordnete ihr Leben riskiert.

      • S v B Antworten

        Bemerkenswert, wie im Online-Jugendmagazin Bento (Spiegel) die Steinmeier-Rede mittels Aussage und Auftrag analysiert wurde. Wie zu erwarten, hat Steinmeier bei der Bento-Redaktion mit seiner Weihnachtsrede voll ins Schwarze getroffen. Unter dem Artikel fand sich ein Meinungskompass, der die jungen Leser dazu aufforderte, darüber abzustimmen, ob man nach wie vor bemüht sein sollte, mit – politisch – Andersdenkenden wieder ins Gespräch zu kommen oder eher nicht. Entlarvend fand ich, dass in der Frage politisch Andersdenkende als „Unbelehrbare“ bezeichnet wurden. Diese Tatsache alleine bezeugt, dass es in den Diskussionen der politischen Linken a priori darum geht, „Unbelehrbare“ zu bekehren, sie also von der richtigen, linken, Sichtweise zu überzeugen. Da dieses Unterfangen als obsolet gelten muss (schließlich handelt sich um
        UN-Belehrbare), kann es absolut keinen Sinn machen, das Gespräch zu suchen. SO kann’s also nichts werden mit dem politischen Dialog im tief gespaltenen Deutschland, verehrter Herr Bundespräsident.

        • gabriele bondzio Antworten

          – politisch – Andersdenkenden …unter diesem Stichwort, war ich zutiefst schockiert lesen zu müssen, dass der Bundesgerichtshof in seiner am 14. Dezember 2018 veröffentlichten Mitteilung  quasi das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen anzweifelt. Und feststellt, das neue Gesetz verfassungswidrig sein könnte, da es gegen die Artikel 1 (Würde des Menschen), 2 (freie Entfaltung der Persönlichkeit), 3 (Gleichheit vor dem Gesetz) und 6 (Schutz der Ehe und der Familie) des Grundgesetzes verstoße. Man öffnet hiermit praktisch Tür und Tor im Lande, für ältere, muslimische Männer die sich über minderjährige Mädchen hermachen wollen. Wo bleibt hier die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Würde der Mädchen, die zu solchen Ehen gezwungen werden? Eine einzig, wenig glaubhafte Scharade über die man sich nur empören kann,
          um eine in Deutschland verbotene Praxis zu legalisieren.

          • S v B

            @Herrn Droste

            „Ist der Bundesgerichtshof islamisch?“ – Noch nicht, lieber Herr Droste, noch nicht. Aber er befindet sich ohne Zweifel auf einem guten Weg. Dieses Eindrucks kann man sich allmählich kaum noch erwehren. Michel Houellebecq lässt sehr herzlich grüßen.

  15. W- Lerche Antworten

    Ich teile die Erfahrung von Herrn Kelle. Wollen wir hoffen, dass uns das Positive daran nicht als Nächstes genomen wird. So wie diese Gesellschaft derzeit umgebaut (zerstört) wird, empfinde ich derzeit allse Gute, was bis heute überdauert hat, in Endzeitstimmung kurz vor dem Kippen.
    Gesegnete Weihnachten allen hier und da draußen!

  16. Winfried Liss Antworten

    Lieber Klaus Kelle,

    danke für dieses Plädoyer für diese vielen stillen Helden! Ich kann diese positiven Eindrücke unterstreichen, weil ich solche Helden bei meinem Vater (+90), meiner Schwiegermutter (+91) erlebt habe und bei meinem Schwiegervater (98) immer noch erlebe. Meinstens sind es einfache, aufrechte Menschen, die mit dem Lebenskampf so sehr beschäftigt sind, dass ihnen keine Zeit mehr bleibt, für Politik, Genderwahn und ihre eigenen Bedürfnisse zu kämpfen. Meine Hochachtung!

    Friedliche Weihnachten und ein Jahr 2019, welches nicht weiter alles schlimmer macht, sondern berechtigte Hoffnung in sich trägt,

    Winfried

  17. Lesebrille Antworten

    @geneigte Leser

    Endlich ist es soweit: Christus natus est.
    Den vorweihnachtlichen Konsumterror haben wir überstanden, die pseudo-religiöse Kommerz-Orgie scheint vorüber, nun gibt es eine Verschnaufpause.

    Was derzeit noch bleibt, ist Firlefanz und Mummenschanz, Nikoläuse, die in rentiergezogenen Schlitten durch die Luft fahren um durch Kamine in Wohnzimmer zu rauschen und die Kinder zu beschenken. Welch geist- und religionsbefreiter Schwachsinn! Keine bescheuerte Episode aus der Reihe „Planet der Affen“ – nein – dies ist der Planet der Affen.

    Den armen gepeinigten Seelen, die dieses Spektakel Jahr für Jahr über sich ergehen lassen, möchte ich zusprechen: „Haltet durch! Jesus liebt Euch!“

  18. Franz R. Antworten

    Lieber Klaus Kelle, liebe Leser,
    zunächst frohe Weihnachten.
    Ich erlebe mit meiner Mutter gerade ein gräßliches deja-vu. Vor einigen Jahren hatte meine Mutter einen schizoiden Schub nach einer Hüft-OP mit Einweisung in eine geschlossene Abteilung einer Psychiatrie und anschließender mehrmonatiger ambulanter Behandlung. Wir (d.h. die Angehörigen) vermuteten die Nebenwirkungen der Anästhesie.
    Unlängst hatte meine Mutter eine Augen-OP und zeigt wieder – und wieder über die Feiertage – die gleichen Symptome. Eine kriminelle Verschwörung. Sie fühlt sich in den Fängen des Pflegedienstes. Die Wohnungsschlösser wurden ausgetauscht. Es ist keine Kleidung vorhanden. Man plündert ihr Konto. Sie fühlt sich hilflos.
    Und ich? Ich ekle mich vor meiner eigenen Mutter, wie ich das schon seit Jahren tue (als Kind hatte ich ja „nur“ Angst). Und nein: Ich liebe sie nicht! Und ja, ich schäme mich dafür!
    Ich weiß ja auch nicht, was zu tun ist. Eine Betreuung (früher Vormundschaft) organisieren, scheint mir das einzige Mittel.
    Wie umgehen mit einem Menschen, der nicht mehr erkennen kann, wer sich kümmert! Und ja, Herr Kelle, die Mitarbeiterinnen des von mir beauftragten Pflegedienstes kümmern sich.
    Und nein, Herr Kelle, feiertags ist niemand erreichbar, sonst säße meine Mutter schon in der Psychiatrie und man hülfe ihr.
    Und nein: Ich KANN das nicht!

    • Klaus Kelle Antworten

      Lieber Franz R.

      ich weiß nicht so recht, was ich antworten soll. Es gibt bei den Krankenkassen Hotlines, wo Sie auf alle möglichen Fragen Antworten bekommen – auch wenn es um Vormundschaft und psychiatrische Betreuung geht.

      Beste Grüße, Klaus Kelle

    • Tina Hansen Antworten

      Lieber Franz R.,

      in meinem Bekanntenkreis gibt es einen Fall von paranoider Schizophrenie. Es handelt sich um eine alleinstehende Frau von 50 Jahren, die in ihren guten Phasen – sie überwiegen zeitlich bei weitem – einer geregelten Berufstätigkeit im öffentlichen Dienst nachgehen kann. In den schlechten Phasen – ich spreche von akuten Psychosen – können weder die alten Eltern noch der Bruder, die Schwägerin oder die besten Freunde wirklich helfen. Eine kriminelle Verschwörung. Sie wird von Geheimdiensten überwacht. Das Telefon wird die abgehört. Sie tanzt nackt in der Wohnung, um die Typen, die sie per Kamera überwachen, zu verwirren. Sie verschickt „Geheimbotschaften“, um vor anderen Personen zu warnen… Zuletzt war sie vor zwei Jahren für einige Wochen in der geschlossenen Psychiatrie, nachdem 2010 eine von Arbeitskollegen und Menschen aus dem Umfeld beim Gesundheitsamt beantragte Betreuung nicht zustande kam. Im Moment ist sie stabil (glaube ich).
      Ich schreibe Ihnen das, weil ich Ihnen sage möchte, dass ich Sie verstehe! Schizophrene Symptome machen Angst. Sie machen uns hilflos. Und vielleicht sind in diesem Fall gerade nicht die Angehörigen die besten Helfer. Bitte haben Sie kein schlechtes Gewissen, wenn sie „das“ nicht KÖNNEN, wie Sie schreiben!!

      Ich wünsche Ihnen viel Kraft!

  19. Gerlinde L. Antworten

    Es ist mir ein großes Anliegen, eine Lanze zu brechen für die Pflege von Menschen in einem Heim.
    Es ist nicht jeder in der privilegierten Lage, eine Pflege zu Hause leisten zu können. Das beginnt mit den räumlichen Verhältnissen, geht weiter über die zeitlichen Möglichkeiten und erstreckt sich auch auf die Bedürfnisse des zu Pflegenden, was die Lebensgestaltung angeht. Meine Mutter ist auf eigenen Wunsch vor 2 Jahren meinem mittlerweile verstorbenen Vater in ein Pflegeheim gefolgt und dort sehr, sehr glücklich. Sie hat dort ihr eigenes, barrierefreies Reich, Ruhe, wenn sie Ruhe braucht, angemessene Freizeitangebote, die sie nach Gusto wahrnehmen kann (hätte sie alles bei uns zu Hause nicht), und eine motivierte Mannschaft von liebevollen Pflegekräften, die sehr bemüht sind, es allen Bewohnern so schön wie möglich zu machen – mit großem Erfolg. Noch einmal: meine Mutter würde gar nicht bei uns leben WOLLEN, auch wenn unser Verhältnis besser nicht sein könnte. Ich bin sicher, dass vielen alten Menschen in so manchen konkreten Lebenssituationen die professionelle Distanz von Fachkräften sehr viel angenehmer ist als die Hilfe durch die eigenen Kinder. Auch das gilt es zu respektieren!
    Nicht alle Angehörigen, die ihre Eltern „ins Heim stecken“, sind undankbare und herzlose Zeitgenossen. Die Heimpflege ist besser als ihr Ruf und nicht für jeden Pflegebedürftige ist die Pflege durch Angehörige die Wunsch-Lösung.

  20. Franz R. Antworten

    Liebe Frau Hansen, lieber Herr Kelle,

    ich danke Ihnen beiden für die letztlich doch tröstlichen Worte. Heute konnte ich Hausarzt und Pflegedienstleiterin erreichen. Ich hoffe auf deren Hilfe.
    Es ist für mich als Sohn mit dem angerissenen Hintergrund schwer und beängstigend (und für meine erwachsenen Kinder nicht weniger verstörend), die resolute Frau, die wir zu kennen (und zu fürchten) meinten, in objektiven Wahnvorstellungen versinken zu sehen und nichts tun zu können. Geduldig zu demonstrieren, dass die Schlösser funktionieren? Das scheint alles zu sein.
    Da ich ja selber schon die 60 hinter mir habe und in der freudig erwarteten Weihnachtszeit, in der meine (Teil-)Familie ansonsten die Traditionen beizubehalten sucht, ist es umso verstörender.
    Ich wollte sicher niemanden zu nahe treten, aber diese Dinge gehören auch in die Weihnachtszeit.
    Nochmal Danke und einen guten Rutsch in ein hoffentlich gutes 2019!

    • Tina Hansen Antworten

      Lieber Franz R.

      ich würde Sie gerade am liebsten in den Arm nehmen… Bitte trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass das Ganze nichts mit Intelligenz zu tun hat – ich lernte besagte Bekannte im Doktorandenkolloquium kennen; wir haben gemeinsam promoviert. Und auch nichts mit Charakter – ich halte nicht umsonst den Kontakt zu einer liebenswerten, hilfsbereiten, witzigen, aber leider kranken Person. Ich weiß nicht, was bei Ihnen gerade los ist, aber eine gute Adresse ist immer der Psychosoziale Notdienst. Die Mitarbeiter sind nach meiner Erfahrung innerhalb weniger Stunden an der Haustür.
      Alles Liebe – und bitte keine Schuldgefühle!!

  21. Franz R. Antworten

    Sehr geehrte Frau Gerlinde L.,
    Ihre Eltern und jetzt Ihre Mutter – und natürlich Sie selber – haben Glück, es so gut getroffen zu haben.
    Das waren auch meine Überlegungen für meine Mutter, bis ich unlängst (ich habe das Problem ja kurz angerissen) erfahren musste, dass die Senioren- bzw. Pflegeheime im Wohnumfeld meiner Mutter Wartezeiten von über einem Jahr haben und auch nur Menschen mit einer Pflegestufe aufnehmen. Und das jetzt, wo die geburtenstarken Jahrgänge (zu denen ich gehöre) noch gar nicht auf den „Pflegemarkt“ (Sie entschuldigen den Ausdruck) drängen.
    Mir graust vor der Vorstellung, selber suchen zu müssen, aber ich bereite mich mal vor. In spätestens fünfzehn Jahren mache ich einen Wohnungsauflösungsflohmarkt 😉 und verkaufe mein Haus.
    Dann ist da auch noch die Frage der Kosten. Eine so hohe Rente kann ich gar nicht kriegen, dass ich damit die Heimkosten bestreiten könnte – und meine Rente wird – Stand heute – mit Zusatzversorgung aus dem öffentlichen Dienst deutlich über dem Schnitt liegen.
    In spätestens o.g. 15 Jahren werden die Sozialkassen auseinander fliegen und alte Menschen in’s Elend stürzen.

  22. Franz R. Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    noch einige Anmerkungen zu Ihrer Passage:
    „Es gibt bei den Krankenkassen Hotlines, wo Sie auf alle möglichen Fragen Antworten bekommen – auch wenn es um Vormundschaft und psychiatrische Betreuung geht.“
    Das hatte ich auch versucht (vor den Feiertagen). Der mD der zuständigen AOK weigerte sich unter Hinweis auf den Datenschutz, den Antrag auf Begutachtung zwecks Erteilung einer Pflegestufe an mich zu senden. Der Hausarzt verweigerte ebenfalls telefonische Auskünfte unter Hinweis auf den Datenschutz. Da ich aber ziemlich bestimmt nachweisen konnte, dass ich der Sohn bin, hat er sich „breitschlagen“ lassen – bin ich ja auch dankbar dafür.
    Sicher ist Ihnen auch bekannt, dass man einen in Deutschland lebenden Menschen bevollmächtigen kann, erforderlichenfalls Bankgeschäfte abwickeln zu dürfen. Konkret: Ich dürfte im Fall der Fälle, die finanziellen Angelegenheiten für meine Mutter regeln, mein in den USA lebender Bruder jedoch nicht – so Aussage der Banken. Das ist doch völlig idiotisch. Mein Bruder ist noch gar kein US-Amerikaner geworden.
    Im übrigen bin ich an einer möglichen Betreuung (früher Vormundschaft) überhaupt nicht interessiert und wüsste natürlich, was ich beim AG unternehmen müsste. Die passenden Formulare liegen ja im Justizportal NRW online vor.

  23. gabriele bondzio Antworten

    Es gibt im Netz ein Online-Portal mit Namen Pflege.de Wo viele Fragen rund um die Pflege, ob zu Hause oder Heim abgehandelt werden (vorhandene Pflegeformen). Mit einem Pflegegrad-Rechner, Informationen zu Pflege-Hilfsmitteln usw. Sehr effektiv, immer auf dem neuesten Stand und überregional, Krankenkassenunabhängig. Ich habe selbst hier einige Fragen erfolgreich abgeklärt.
    Sie haben aber völlig recht, Herr Franz.R, dass zwar die Spitze der in Rente gehenden Menschen nicht erreicht, aber die Kapazitäten im Pflegebereich regional schon ausgeschöpft ist.

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