Unter dem Begriff „Nachricht“ verstand man einst im Wortsinn relevante Mitteilungen, nach denen sich andere richten – im Sinn von orientieren – konnten. Als ich heute Morgen meine Frau zum Düsseldorfer Flughafen brachte, von wo aus sie mit der Fluggesellschaft Germanwings zu einigen Vorträgen startete, kam mir unwillkürlich der Gedanke, dass der mutwillig herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine in den südfranzösischen Alpen schon wieder Lichtjahre entfernt scheint. Sechs Wochen ist das her, dass ein wohl depressiver Co-Pilot ein Passagierflugzeug bewusst gegen einen Berg steuerte. Alle 150 Menschen an Bord waren sofort tot. Beschäftigt uns das noch? Reden wir darüber, wenn wir uns mit Freunden treffen? Schließen wir die Angehörigen der Todesopfer in unser Abend- oder Sonntagsgebet ein? Immerhin, die Katastrophe mit 150 Toten hat uns alle kurz beschäftigt, viel intensiver als ungleich mehr Opfer anderer Katastrophen zum Beispiel in Afrika. Deutsche Opfer sind uns näher, auch wenn ein Mensch eigentlich ein Mensch ist. Während ich so über all das nachdachte, hörte ich nebenbei im Autoradio die neueste Meldung des heutigen Tages: Christian Wulff und Bettina Wulff ziehen wieder zusammen, die Scheidung wurde abgesagt. Wie schön, wenn sich zwei Menschen nach einer Lebenskrise wieder zusammenfinden. Ich wünsche ihnen, dass sie es hinbekommen, aus ihrer Ehe doch noch eine glückliche Angelegenheit zu machen. Aber wie relevant ist eine solche „Nachricht“ tatsächlich für den Rest der Bevölkerung? Was ich sagen will: Wir reden viel über „Lügenpresse“, wir reden nie über Relevanz. Und nicht über die wachsende Geschwindigkeit, mit der Nachrichten heutzutage an uns vorbeifliegen und resonanzlos verglühen.

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Dieser Artikel wurde 14 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Ganz eilige und wichtige Nachricht: In China ist ein Sack Reis umgefallen, siebenhundertneunundvierzig Reiskörner sind ausgelaufen. Eine ganze Kleinstadt ruft den Notstand aus, weil der LKW, der den Sack transportierte, einen Platten hat.

    So oder ähnlich kommen mir ca. gefühlte 50 – 70 % der Nachrichten vor. Jawohl, Relevanz weicht der Sensation, und wenn sie auch noch so winzig ist. Irgendwie muss man doch seine Leserschaft unterhalten. Schließlich hat sie ja auch einen Anspruch darauf. Reporter, Journalisten, Druckmaschinen, Fotografen, Redaktionen, all die Elektriker und Drucksetzer, die heute nur noch die Maschinen überwachen … all diese Menschen müssen bezahlt werden. Deren Familien benötigen ja so dringend das Einkommen, das sie auch versteuern müssen, damit Deutschland de Reparationszahlungen bezahlen kann, die durch die falsche Finanzpolitik von Angela Merkel zur Krise führte. Wenn wir die nicht bezahlen, dann kommt es zum 3. Weltkrieg mit den Islamisten, die heimlich von Putin unterstützt werden …

    Nicht nur Relevanz, sondern auch Objektivität wäre vonnöten.

  2. Andreas Schneider Antworten

    Es mag den Einen oder die Andere – vielleicht! – interessieren, ob die Eheleute Wulff sich wieder raufen. Für den Alltag der Bevölkerung ist es tatsächlich irrelevant.

    Nun würde es mich nicht stören, wenn sich die „Yellow Press“ der Sache annähme; die bedient immerhin geeignetes Publikum für solche (Nicht-)Nachrichten. Aber wie lächerlich macht sich z. B. ein „Focus“, dieses doch rein private Ding unter der Rubrik „Politik“ des Langen und Breiten auszuwalzen?

    Für mich ein Stück „Politikverdrossenheit“ der besonderen Art.

  3. Gisbert Britz Antworten

    Zitat Droste:
    „Islamisten, die heimlich von Putin unterstützt werden “

    Seit wann heißt Obama Putin?

    Bisher sind alle Krisen (Schweinereien) von den USA ausgegangen.

    • Alexander Droste Antworten

      Hallo Herr Britz!
      Sind Sie da auf eine Satire hereingefallen? Ist nicht Putin für alles Schlechte verantwortlich – so eine Stimmung wurde doch wochenlang verbreitet. Und die USA sind doch die Guten, die Weltpolizei, die auf uns aufpassen. Etwas Schlechtes von denen, das kann doch gar nicht sein. …. Satiresatiresatire …. Schluss

      Sie haben Recht, nach derzeitiger Erkenntnis ist der Islamismus ein Gezücht der der geldhungrigen Besserwisser von der anderen Seite des großen Teiches. Anscheinend auch die Isolierung Russlands. Man möge die Fakten gründlich abgleichen und mich eines Besseren belehren.

  4. Gisbert Britz Antworten

    Zitat Herr Schneider
    „unter der Rubrik “Politik”

    Politik ist sowieso falsch.

    Wenn schon, dann Gesellschaft, Unterrubrik Klatschspalte.l

    Ich kann beide nicht leiden, deshalb gönne ich Jedem den Anderen.

  5. Siegfried Kieselbach Antworten

    Wenn ich zu ganz bestimmten Zeiten das Radio einschalte, um bei unserem Lokalsender die Nachrichten zu hören, ärgere ich mich häufig. Von den vier bis fünf Minuten entfallen etwa zwei Minuten auf Fußball. Enorm wichtig! Aber richtig auf die Palme bringt es mich, wenn die Raser vor Geschwindigkeitskontrollen gewarnt werden.

  6. Gast Antworten

    Also, man könnte auch argumentieren, dass jede Promi-Ehekrise mit „Happy-End“ unbedingt in die Medien gehört, als Vorbildfunktion für die Allgemeinbevölkerung. Dem Alleinerziehendenhype, bei dem vor allem die Kinder die Verlierer sind, ist vielleicht dadurch sehr gut zu begegnen.

  7. Uwe_aus_DO Antworten

    In den 90 Minuten eines Fußballspiels passiert immer irgendetwas. Mal spannend, mal langweilig, mal beachtet, mal unbeachtet, wie auch immer, jedenfalls es passieren Läufe, Pässe, Fouls und manchmal Tore. Doch je bedeutender ein Spiel, desto mehr wird vorher und nachher geredet. Für mich macht das den Sport kaputt.
    Aber nicht nur das. Dies läßt sich auch auf alle übrigen Nachrichten übertragen. Nicht mehr das eigentliche Ereignis steht im Mittelpunkt, sondern die Tatsache, dass jemand darüber redet. Dieses darüber-reden wird dann wieder zu einem Ereignis, über das jemand anderes redet, worüber wieder berichtet wird.
    Ich möchte nicht mißverstanden werden: Natürlich sollten wir über Politik, Aktienkurse und meinetwegen Naturkatastrophen reden. Aber das reden darüber kann nur im Ausnahmefall eine Nachricht sein. Auch wenn dieser Begriff über die Jahre aus den Schlagzeilen verschwunden ist – der Verlautbarungsjournalismus lebt, blüht! Und der Klatschmohn wuchert alles zu…

    Ich appelliere an alle Leser/innen dieses Blogs, sich „heute“, „Tagesschau“ oder jede andere etablierte TV-Nachrichtensendung einmal unter diesem Aspekt zu betrachten – es ist nicht mehr anzusehen!
    Minister(in) XY hat den Vorschlag der Opposition zurückgewiesen, das Flugzeugunglück bedauert, eine Lösung für das ABC-Problem gefordert (zum 137. Mal) … ich kann es nicht mehr hören! Bitte, liebe Zuschauer und vor allem Gebührenzahler: FORDERT NACHRICHTEN!

  8. Friedrich Albrecht Antworten

    An die Herren Droste und Britz: Ich habe wenig Verständnis dafür, die völkerrechtswidrige Annektion der Krim und das was Putin in der Ost-Ukraine verursacht als Satire zu bezeichnen.

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