Der Künstler Alfred Grimm reist zur Zeit mit seiner Ausstellung „Kreuzgenossen“ durch die Lande, zuletzt war er damit in der Kapelle von Kloster Kamp: „Bling-Bling-Jesus“ als Ständer für Schmuck-Utensilien, Jesus auf dem Teller in Ketchupsosse, Jesus am Kreuz mit einer über ihn ausgekippten Ladung „Spaghetti Bolognese“, „Säuferchristus im Hirschgeweih“ und vieles mehr, was ich persönlich – zurückhaltend – als „nicht schön“ empfinde. Angesichts des Bohei, das um die Erdogan-Satire derzeit gemacht wird, frage ich mich, ob sich die Bundeskanzlerin nicht auch bei den Christen der Welt entschuldigen sollte, auch wenn Jesus kein Staatsoberhaupt ist, sondern viel mehr.

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. Bernd Minzenmay Antworten

    Wer zweifelt noch an der Angst-Vision von Michel Houellebecq („Unterwerfung“)? Wir haben ohne Not doch bereits bedingungslos kapituliert: Unser verwöhntes Gutmenschentum mit seinem besonderem Kunstverständnis darf zwar diese besondere Art von Kunst, seit keiner mehr bei uns vor Blasphemie- Ahndung Angst haben muss, ganz toll finden – und man soll in einem aufgeklärten Land eigentlich über selbst extremen Kunst-Geschmack auch durchaus streiten dürfen, ohne dass gleich am nächsten Morgen der Staatsanwalt klingelt. – Man stelle sich aber wirklich einmal – wie Alexander Droste – vor, Alfred Grimm würde – anlässlich seiner Suche nach „dem tieferen Sinn“ – die Figur des Jesus durch die Figur des Propheten ersetzen (was er schon aus begründeter Angst vor der unweigerlichen Fatwa und Sorge um sein Leben, jedenfalls aber aus Furcht vor dem langen Arm unseres eigenen „imaginären Wächterrats“ niemals tun würde): Derselbe Zirkel, der diese Art von Kunst gerade noch bejubelt hat, würde diesen Künstler, unterstützt durch Presse und schwarzrotgrünem politischen mainstream, jetzt nicht nur gesellschaftlich und wirtschaftlich erledigen, sondern absolut „correct“ und gehorsam zum Staatsanwalt rennen – und schlimmer noch, dieser würde jetzt sogar aktiv und auf einmal ganz schnell einen Gummiparagrafen finden, der auch passt!

  2. Lama Felix Antworten

    Es heisst immer so schoen falsch: Man kann Birnen nicht mit Aepfeln vergleichen. Doch, man kann, denn diese beiden Obstsorten gehoeren nun einmal zu den Rosengewaechsen 🙂

    Man sollte eines bedenken, lieber Herr Kelle. Glauben und Politik muessen getrennt „behandelt“ werden. Bei unseren „Erdogähn“ handelt es sich m.A.n. um einen schon fast pathologisch Verfolgten, der keine Kritik und natuerlich auch keine Satire zu seiner Person duldet. Das ist SEIN Recht. Sein Recht ist es jedoch nicht, politisch in einem anderen Land aktiv zu werden, um seine persoenlichen Defizite abarbeiten zu wollen.

    Um ehrlich zu sein, ich kenne diesen „Kuenstler“ Alfred Grimm nicht. Deshalb faellt es mir schwer, seine Aktionen zu beurteilen. Fest steht jedoch fuer mich, dass man sich natuerlich ueber den Glauben seiner Mitmenschen lustig machen darf. Das kann plump oder recht witzig sein. Ich bin mehr fuer das dezente Piksen 🙂
    Kein Glaeubiger sollte so tun, als glaube er an die absolute Wahrheit. Wer von uns kann beweisen, dass es Gott oder Jesus gab oder gibt? Niemand ! Es kann doch nicht sein, dass ich heute an die Unsterblichkeit der Bierflasche glaube, ihr phantasievolle Kraefte bescheinige und der Rest der Menschheit muss mich daraufhin ernst nehmen und auch „respektvoll“ behandeln. ??
    Das Gegenteil waere der Fall. Man wuerde mich mehr oder weniger sanft in die gepolsterten Raeume verfrachten, damit ich kein Unheil mehr anrichte 🙁

    Deshalb: Im Gegensatz zu Mohammed, den es wirklich gab, ist Jesus eine Erfindung der Urchristen, die ca 50-60 Jahre nach dem Tod eines Gekreuzigten eine Figur brauchten, um ihre Geschichte anschaulich zu machen .
    Dass die Menschen DAMALS an so etwas glaubten, ist verstaendlich und nachvollziehbar. Aber heute ??
    Dennoch: Egal wie abstrakt der Glaube an sich auf mich wirkt, er ist ein Teil der Menschheit, der verschiedensten Gesellschaften.
    Mir sind liebevolle Atheisten lieber, als mordende Christen und Muslims.
    Umgekehrt natuerlich auch. Versteht sich ? 🙂

    Das bedeutet: Nur das Verhalten meines Gegenuebers zaehlt, nicht dessen Glaube oder Nichtglaube !
    Toleranz ist angesagt. Fuer viele Menschen dieser Welt nicht nur ein Fremdwort, sondern offensichtlich inakzeptabel 🙁

  3. Lama Felix Antworten

    @ bernd minzenmay:

    Ich haette es nicht besser formulieren koennen. Gratuliere !! 🙂

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