Wenn es einen Mann gibt, der auch persönlich für sexuelle Vielfalt steht, dann ist das wohl Mick Jagger, Frontmann (darf man das noch sagen?) der Rolling Stones. Gestern feierte er seinen 75. Geburtstag, nicht auszuschließen, dass er mit Karottensaft darauf anstieß.

Wird man weiser, wenn man älter wird? Ich weiß es nicht, manchmal habe ich den Eindruck, es ist genau umgekehrt und Menschen drehen komplett durch, wenn sie in der zweiten Hälfte ihres Lebens angekommen sind.
Politisch scheint das andersrum zu laufen. Jagger war ein Sexsymbol, er und seine Mitmusiker und unzählige Groupies feierten rauschende Partys und zerlegten Luxussuiten rund um den Erdball. Ein Rebell, ein Unangepasster, ein Freigeist.

Nie werde ich den Tag vergessen, als ich in einer Zeitung ein Interview mit Jagger las, dazu ein Foto mit der ehrwürdigen konservativen „Times“ auf dem Tisch. Der Rockstar parlierte in dem Text über Margret Thatcher, damals konservativste Regierungschefin in Europa, und warum er sie bei der nächsten Wahl wählen werde.

Seit einigen Jahren ist er auch Ritter des britischen Empires, wird Sir Michael Philip Jagger genannt.
Ich hoffe, er schreibt in diesem Leben noch eine Biografie und erklärt uns seine Sicht auf die Dinge. Ob er eine Petition für das Binnen-I unterschreiben würde?

Ich habe gehört, jetzt geht er wieder auf eine Stadion-Tournee.

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Dieser Artikel wurde 3 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Schon toll, welche Kraft noch in dem 75jährigen Burschen steckt. Erstaunlich, besonders eingedenk der vielen Jahre, in denen er das ausschweifende Leben eines Mega-Rockstars geführt hat. Vermutlich verfügt er über ein genetisches Erbe, das es bis heute ausnehmend gut mit ihm meint. Bei einem ihm gegenüber genetisch Benachteiligten wäre der Schlussakkord sicher längst verklungen.

    Der im Artikel geschilderten Zerstörungswut dieser – aber auch anderer – Rock-Gruppen habe ich immer verständnislos, ja angewidert, gegenüber gestanden. Für mich waren es völlig hirnlose Aktionen fast asozialer Halbstarker, die dazu dienten, oft unter Alkohol und anderen Drogen angestaute Aggressionen abzubauen und sich dadurch noch interessanter zu machen. Die mutwillige Zerstörung heiler Gegenstände ist mir schon in jungen Jahren ein Gräuel gewesen; der Schaden ist weder materiell noch ökologisch vertretbar, und das dem totalen Chaos folgende Großreinemachen bedeutet nicht nur eine Zumutung für die Reinigungskräfte, sondern sie erfahren durch die vermeidbare, also unsinnige Aufgabe eine Art Demütigung. Manches Mal haben sie gewiss die Welt nicht mehr verstanden.

    Obschon auch ich ein – eher gemäßigter – Fan der Stones-Songs war, habe ich auf das oft so irre „showige Drumherum“ sehr gerne verzichtet. Trotzdem von Herzen: Many happy returns of the day, Mick, and – thank you for the music!

  2. W. Lerche Antworten

    Also ich halte es lieber mit der Grundeinstellung und dem gesunden Menschenverstand von Udo Jürgens, von seiner Krativität und Qualität bis zuletzt ganz zu schweigen.
    Wenn mich einer fragt, wie ich mir meinen Ruhestand so vorstelle, dann antworte ich stets: „So wie bei Udo Jürgens, kreativ Arbeiten in bester Qualität, deshalb gefragt sein, die Qualität des Lebens hoch halten.“

  3. Wolfgang Andreas Antworten

    Hallo,
    ich hielt und halte es noch heute bei der beatdominierenden Musik, die die Melodie total überlagert, mit Gotthold Ephraim Lessing:

    Ihn singen so viel mäß’ge Dichter,

    Ihn preisen so viel dunkle Richter,

    Ihn ahmt so mancher Stümper nach,

    Ihm nicht zum Ruhm, und sich zur Schmach.

    Freund, dir die Wahrheit zu gestehen,

    Ich bin zu dumm es einzusehen,

    Wie sich für wahr Verdienst ein solcher Beifall schicket.

    Doch so viel seh‘ ich ein,

    Das Singen, das den Frosch im tiefen Schlamm entzücket,

    Das Singen muß ein Quaken sei

    (Ich wünsche unserer Jugend keine Hörgeräte ab 40).

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