In der Mitte wird es langsam eng

Jakob Augstein gehört, um es sehr moderat auszudrücken, zu den Kommentatoren in Deutschland, die ich am wenigsten schätze. Zu wirr sind seine Texte oft, zu sehr Revolutionsromantik vergangener Zeiten und zu deutlich der verzweifelte Versuch, überholte (und gescheiterte) Ideologien irgendwie noch kompatibel für die moderne Zeit zu machen. Doch in dieser Woche hat er mich positiv überrascht mit seinem Beitrag „Deutschland, dein Elend ist die Mitte“. Nun muss man vorab sagen, dass die Mitte erstmal nichts Ehrenrühriges ist. Unser Problem in Deutschland ist allerdings, dass sich in der Politik nahezu alle in der Mitte tummeln, und dass damit der Grundgedanke einer demokratischen Gesellschaft pervertiert wird. Die Demokratie lebt nämlich davon, dass es Streit um die besten Lösungen und auch die fähigsten Personen gibt. Dazu sollen Parteien, aber auch Verbände, Bürgerinitiativen und bestenfalls jeder Bürger einen Beitrag leisten, in dem sie Ideen und Konzepte entwickeln. Soweit die Theorie.

In der Praxis werden die großen Linien der deutschen Politik heute für „alternativlos“ erklärt. Ob es um Energiewende und Atomausstieg geht, um die Integration von Zuwanderern, die Verstaatlichung der Kindererziehung und Gender-Kreationismus, die Euro-Rettungspolitik – wir bekommen bei allen etablierten Parteien die gleiche Soße vorgesetzt. Und das Erstaunliche daran: Diese Gesellschaft macht das mit, anders als die Bevölkerung anderer europäischer Staaten, die schon bei viel geringeren Veränderungen ausflippt, Massendemonstrationen und Streiks veranstaltet. Und deshalb ist Jakob Augstein absolut zuzustimmen, wenn er schreibt: „Das Elend der Deutschen liegt darin, dass sie Apathie mit Stabilität verwechseln.“ Genau! Und wenn mal jemand bei der lauwarmen Konsenssoße nicht mehr mitspielen will, dann sagt man ihm bestenfalls im Hohen Haus in Berlin „Ich kann Deine blöde Fresse nicht mehr sehen“. Andere versucht man, medial an den Rand der Gesellschaft zu drängen oder auch, sie beruflich kaltzustellen. Freier Meinungsaustausch geht anders. Neuerdings sind sogar Leute unterwegs, um gezielt Menschen mit bürgerlich-konservativer Agenda zu Rechtsextremen umzuschreiben. Mangels ausreichender intellektueller Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit Inhalten schreiben sie sich „rechte Netzwerke“ zusammen, die es gar nicht gibt. Da wird der Phantasie freien Lauf gelassen. Wer kennt wen, der diesen kennt? Wer ist wo mal mit wem auf einem Foto? Wer hat mal ein russisches Buffet gelobt? Wer schreibt wo, und wer liest was? Die #Geisterjäger sind unterwegs.

Für unser demokratisches System ist diese Entwicklung schädlich. Es braucht neue Konzepte, sonst werden wir eines Tages aufwachen und feststellen, dass das Leben die bestraft, die zu spät kommen. Wir alle, insbesondere die Medien, dürfen nicht zulassen, dass alles zu einem Brei aus unbedingtem Konsenswillen und Politischer Korrektheit gerührt wird. Hier liegt nämlich auch der Grund, warum sich immer mehr Menschen von der Politik und den Parteien abwenden. Wenn es sowieso nichts mehr zu entscheiden gibt, warum soll man dann noch hingehen? Die SPD hat jüngst öffentlich überlegt, ob sie zur nächsten Bundestagswahl überhaupt noch einen Kanzlerkandidaten aufstellen soll, weil Merkel ja sowieso wieder gewinnt. Was für ein Armutszeugnis.

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Dieser Artikel wurde 20 mal kommentiert

  1. Dieter Krüll Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    Ihr Kommentar belegt, dass Sie nicht nur konservativ denken, sondern das freiheitliche Denken wirklich lieben. Bravo!

    Zur Sache: Auch ich bin ein Anhänger von Frau Merkel insoweit, als sie mit ruhiger Hand und Verstand die Geschicke unserer Republik leitet.
    Leitet? Etwas mehr Salz in der Suppe, etwas mehr klare Kante und Meinungs-Führerschaft würde ich mir schon wünschen. Es kommt doch nicht von ungefähr, dass Wolfgang Bosbach ständig in den Talkrunden auftaucht und statt als positiv gesehener Querdenker als Querulant und Selbstdarsteller bezeichnet wird.
    Finden in der CDU noch streitige Diskussionen um den besten Weg statt? Die Umfrageergebnisse geben der Kanzlerin leider Recht: Das Volk will Ruhe und Gelassenheit, will die betäubende Ruhe einer großen Koalition. Schade!

    Dieter Krüll

  2. Felix Becker Antworten

    Genau so ist es! Es ist teilweise auch leicht „die Mitte“ zu verschieben, weil man den in der Mitte ach so locker in die rechte (faschistische) Ecke stellen kann.

  3. heribert joppich Antworten

    Ihr Kommentar ist einfach richtig. Ich darf ergänzen, dass kritische Leserbriefe kaum noch veröffentlicht werden, wenn die Meinung der Zeitung nicht getroffen wird. Einfach traurig. Dennoch werde ich weiterhin Leserbriefe schreiben.

  4. Helmut Schliebs Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    auch ich finde es unerträglich, wie derzeit unsere Demokratie praktiziert wird. Sie haben das mal wieder auf den Punkt gebracht, wunderbar! Das Volk ist apathisch und wird auch so gehalten.
    Ich habe beispielsweise auch schon Herrn Bosbach angeschrieben und ihn unterstützt und gebeten, ja nicht seine Arbeit aufzugeben , denn sonst wüsste ich nicht, welche Partei ich noch wählen soll. Frau Merkel macht im Prinzip ihre Arbeit gut, doch deutlich mehr Pfeffer,wäre schon gut. Sie müsste sich viel mehr um innenpolitische Dinge kümmern und dürfte dieses Feld nicht der SPD überlassen. Das fängt bei der Kindertagesstätte an und hört bei der Flüchtlings- und Asylantenfrage auf. Wenn ich höre, was zum Beispiel von den Grünen hören muss, dass man doch auch den Leuten aus dem Balkan hier Chancen geben sollte, dann platzt mir bald der Kragen.
    Aber was kann der einzelne Bürger schon unternehmen, außer bei der nächsten Wahl sich das kleinste Übel auszusuchen?

  5. Helmut Schliebs Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    auch ich finde es unerträglich, wie derzeit unsere Demokratie praktiziert wird. Sie haben das mal wieder auf den Punkt gebracht, wunderbar! Das Volk ist apathisch und wird auch so gehalten.
    Ich habe beispielsweise auch schon Herrn Bosbach angeschrieben und ihn unterstützt und gebeten, ja nicht seine Arbeit aufzugeben , denn sonst wüsste ich nicht, welche Partei ich noch wählen soll. Frau Merkel macht im Prinzip ihre Arbeit gut, doch deutlich mehr Pfeffer wäre schon gut. Sie müsste sich viel mehr um innenpolitische Dinge kümmern und dürfte dieses Feld nicht der SPD überlassen. Das fängt bei der Kindertagesstätte an und hört bei der Flüchtlings- und Asylantenfrage auf. Wenn ich höre, was zum Beispiel von den Grünen hören muss, dass man doch auch den Leuten aus dem Balkan hier Chancen geben sollte, dann platzt mir bald der Kragen.
    Aber was kann der einzelne Bürger schon unternehmen, außer bei der nächsten Wahl sich das kleinste Übel auszusuchen?

  6. Alexander Droste Antworten

    Schön geschrieben, Herr Kelle!

    Ich sehe das aber etwas anders. Süffisant dargestellt:
    Was gibt es denn Schöneres als Zufriedenheit. Was reizt einen Deutschen, was ihn auf die Palme bringt, was schert es die Eiche, wenn sich eine Sau dran scheuert? Trotz aller Unkenrufe um Krise hier und Desaster da, der Deutsche kauft. Egal was. Völkerwanderung aus allen Himmelsrichtungen nach Deutschland: Ist doch supi, dann wird es etwas bunter. Europa und der Euro sind so wunderbar, Freude schöner Götterfunke! Der Ami beschützt uns und der Russe ist out. Der Muselmann ist die Bedrohung. Aber Bio/Öko ist in. Mutti geht malochen, Papi schiebt den Kinderwagen. Gender macht´s möglich. Ist eh nicht genug Arbeit für alle. Der Grieche macht Souvlaki aus deutschem Schwein, der Chinese kauft ausrangierte deutsche Kraftwerke und der Israeli kauft deutsches Rüstungsgut. Wie kann es uns besser gehen? Warum einen Aufstand machen, wie die Franzmänner, die gleich ganze Straßenzüge in Brand setzen, wenn es juckt? Und Merkeline führt mit ruhiger Hand den Ukrainekonflikt und blecht gegen die griechische Staatspleite an. Wir haben die besten Fußballer und sonstige Athleten, das billigste Futter, die geilsten Karren und Bayern für die Folklore. ALDI und LIDL sind global Player. Wo ist das Problem? Etwas einfach, gell?

    Das Problem dabei ist, dass es eben so nicht ist. Die Deutschen knatschen reichlich, aber fackeln keine Straßenzüge ab. Wollen wir das? Wer meckert wird als Nazi beschimpft. Damit muss man leben können, es gibt eben auch Idioten. Die Demokratie wird an der einen Seite linksrot eingerissen und an anderer Stelle baut sich etwas Neues auf, ziviler Ungehorsam, Widerstand gegen Bevormundung. Die Deutsche Mitte rebelliert zivilisiert, man merkt es kaum. Sie stimmt pragmatisch ab, mit den Füßen nämlich. Und sie haben (zumeist) das Herz auf dem rechten Fleck, was nicht politisch rechts ist, sondern anständig. Die Deutschen sind bekannt und berühmt für Korrektheit, Pünktlichkeit und sind dabei auch etwas rechthaberisch, besserwisserisch. Na und? Warum soll man als deutsche Nation nicht auch eine Schrulle haben. Besser die, als eine, die alles kurz und klein kloppt. Warum soll nicht auch eine deutsche Nation so seine schwarzen Schäfchen haben, ohne dass man sie gleich völlig schwarz malt?
    Und wenn die politische Kaste im großen und ganzen einig ist und in vielen Fragen an einem Strang zieht, ist das ein Zeichen für den Untergang? Oder ist ewiger Zwist zwecks Besserwisserei nicht lähmender?
    Und die Deutsche Nation wird geachtet und gefürchtet wegen seiner wirtschaftlichen Kraft. Was machen wir anders als die Andern? Was ist so furchterregend? Das ist die vielbeschworene (wenn auch nachlassende) Disziplin. Diese ist notwendig, wenn es Frieden geben soll. Wir müssen uns aber verstärkt auf unsere allmählich verschütt gehenden Werte besinnen:

    Keine Kriege, niemals, für niemanden und gegen niemanden! Keine Gängelei und keine Pauschalverdammung sondern Interesse und Dialoge!
    Soziale Marktwirtschaft wieder herstellen, Gesundheit und Bildung gehen vor Marktgesetze!

    Das ist das Einzige, was ich zu beanstanden habe.

  7. Uwe_aus_DO Antworten

    Vorab: Auch ich finde diesen Beitrag von Klaus Kelle hervorragend. Aber da ist nun schon so viel richtiges zu gesagt, dass ich einen zusätzlichen Aspekt einbringen möchte.

    Ich möchte es einfach einmal im Klartext sagen:

    Liebe Mitbürger, diese Niedrigzinspolitik enteignet Euch! Werdet Euch endlich dessen bewusst, was diese bedeutet, für Sparanlagen, Lebens- und Rentenversicherungen! Rechnet Euch aus, was ihr im Ruhestand zu erwarten haben werdet, und dann geht JETZT auf die Straße – wenn Ihr es auf Eurem Kontoauszug seht, ist es zu spät!

    Das gleiche nochmal für alle Arbeitnehmer, zukünftige Rentner: Werdet Euch dessen bewusst, dass Ihr in 20, 30, 40 Jahren von Euren Renten nicht mehr leben könnt! Ihr seid jetzt schon zum Hartz-IV-Aufstocker verdammt! Und dann ist es auch wieder zu spät, wehrt Euch jetzt, sonst lebt Ihr im Alter wieder in der vor-Bismarck-Zeit…

    Und weil es die Politik sonst aussitzt, und weil es keine wählbare glaubwürdige Alternative gibt, müsst Ihr auf die Straße! Besser jetzt das Bürgertum als in 20, 30 Jahren ein Mob… (und den sehe ich am Horizont, wenn jetzt nichts passiert…)

    Habe ich dafür ein Patentrezept? Nein. Aber wenn wir die Zinsen jetzt pro Jahr um 1 % bis auf ein Normalmass erhöhen, muss unsere Wirtschaft das verkraften, und das ist das wenigstens ein kleiner Schritt auf dem richtigen Weg.

    Und die Renten? Ladet alle ein, nach Deutschland einzuwandern, die hier arbeiten können und wollen, und haltet Kriminelle und Wirtschaftsflüchtlinge fern! Dann kann man echte Flüchtlinge (ich denke da zum Beispiel an Syrer, die vor dem Bürgerkrieg fliehen) auch als Asylanten vernünftig aufnehmen, und dann gibt es wieder mehr Beiträge und höhere Renten…

    Diese beiden Maßnahmen sind für mich alternativlos…..

  8. Rainer Franzolet Antworten

    Hm, kommt ein wenig spät Diese Kritik kam schon von vielen seit Jahren. Die Gleichschaltung der Medien. Das diffamieren von Kritikern als Nazis. Das verharmlosen von Antifa-Schlägerbanden. Das Verharmlosen des Islam und kriminellen Banden aus Osteuropa und arabischen Familienclans.
    Offensichtlich hat das Schöngerede endlich ein Ende.
    Mir reicht es schon lange.

  9. Andreas Schneider Antworten

    „Applaus für den Künstler“ auch von meiner Seite, Herr Kelle.

    Diese Entwicklung hat sich schon seit Jahren mehr als nur angedeutet – der mediale und gesellschaftliche Comment gebietet es in unseren Tagen, der „Mitte“ anzugehören – oder vielmehr, nur ja kein „Extremer“ zu sein, schon gar kein „Rechter“. Was denn nun aber präzise diese ominöse „Mitte“ ausmachen soll, bleibt offen – bis auf den von Ihnen so treffend analysierten Zustand.

    Was ist nun aber einem Bürger anzuraten, dem diese Lagerzuordnungen fremd oder gleichgültig sind? Eine stets nüchterne Beurteilung (soeit möglich) welchen Sachverhalts auch immer muss es in der Praxis schwer machen, sich einem dieser Lager zugehörig zu fühlen.

  10. Dorothe Hohner Antworten

    Hallo Herr Kelle,

    wie immer ein sehr guter Artikel….bis auf eine kleine Anmerkung:
    Die politischen Parteien tummeln sich nicht in der Mitte, sie tummeln sich ultralinks, selbst die Konservativen versuchen die links/rot/Grün/Innenverqueeren noch links zu überholen.
    Aus diesem einfachen Grund ist die Mitte als rechtsradikal verschrien, leider ist alles, was mittig, also vernünftig, von diesen Politdilettanten steht, rechts.
    Schönes Wochenende,
    Dorothea Hohner

    • Klaus Kelle Antworten

      Liebe Frau Hohner,

      das kann man so sehen, wenn vielleicht auch nicht „ultra“. Das ganze Parteiensystem ist nach links gerückt, daran kann man keinen Zweifel haben.

      Beste Grüße,
      Klaus Kelle

  11. S v B Antworten

    Auch von mir natürlich jede Menge Applaus, lieber Herr Kelle.

    Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Menschen in dieser Republik wirklich alle so gleichgeschaltet sind wie es auf den ersten Blick erscheint. Ich komme mit vielen Leuten sehr unterschiedlicher Genres ins Gespräch und versuche so oft es geht, die Unterhaltung in Richtung Politik zu lenken, weil ich dies als nötig erachte und dem Volk diesbezüglich gerne „aufs Maul schauen“ möchte. Dabei stelle ich fest, dass selbst in diesen politisch/medial so uniformierten Zeiten viele Bürger mit Ihrer Meinung sehr wohl vom allseits proklamierten Mainstream abweichen; mitunter sogar meilenweit. Die Politik im Lande kann vermutlich nicht einmal von sich behaupten, dass sie noch von einer Mehrheit getragen wird. Im Gegenteil, sie hat die Nation gespalten. Allerdings wird diese Tatsache von den Politikern entweder nicht erkannt (was ich mir so nicht vorstellen mag, da dies nur mit grenzenloser Borniertheit zu erklären wäre), oder sie wird – aus welchen Gründen auch immer – bewusst nicht zur Kenntnis genommen. Dies könnte sich eines Tages als brandgefährlich erweisen.

    Mich besorgt es ungemein, wenn ich feststellen muss, dass viele Menschen hierzulande nicht mehr den Mut aufbringen, ihre Meinung zu äußern. Ich habe sogar mit einem Rentnerehepaar gesprochen (Akademiker!), die mir anvertrauten, dass sie nicht einmal mehr bei Wahlen ihr Kreuzchen dort machen, wo sie eigentlich wollten. Man fürchte sich vor Konsequenzen. Ich war total baff. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, wies ich meine Gesprächspartner darauf hin, dass es sich laut Grundgesetz explizit auch um FREIE und GEHEIME Wahlen handele.

    Sind die Menschen am Ende schon dermaßen eingeschüchtert? Verharren sie vielleicht auch in Apathie? Dann wäre um dieses Land in der Tat schlecht bestellt.

      • S v B Antworten

        Nicht der Politiküberdruss, sondern die Wahl-Langeweile nimmt m. E. in erschreckendem Maße zu. Der Einzelne hat durchaus eine dezidierte Einstellung zu den Dingen und würde diese auch gerne mit seiner Wahlentscheidung zum Ausdruck bringen; aber er spürt deutlich, dass gegen den erstarrten politischen Mainstream zur Zeit kein Kraut gewachsen ist. Und wenn’s eh‘ schon keinen Unterschied macht, kreuzt er eben die Partei an, die er „alle Wahlen wieder“ mit seiner Stimme bedacht hat. Oder aber er besucht am Wahlsonntag einfach mal wieder seine Tante Erna.

        Dieses eigentümliche – für mich völlig inakzeptable – Wahlverhalten, das in der deutschen Nachkriegsgeschichte m. E. noch nie so ausgeprägt war, könnte der unglücklichen Groko noch auf einige Jahre den Machterhalt sichern. Immer vorausgesetzt, dass Angela Merkel – inzwischen anscheinend die Wunschkandidatin beider(!) Lager – dieses Spiel weiterhin mitmacht. Auf diese Weise wird der Parteienbrei dann gänzlich ungenießbar.

  12. Bärbel Fischer Antworten

    Vielen Dank, Herr Kelle, für Ihren scharfen Blick.

    Lange Zeit schon quält mich die Beobachtung, dass die Mitte heute bereits als Rechts verschrien ist, nicht nur von links-grünen Politikern, sondern vor allem von den Meinungsmachern in den Medien. Ich selbst erlaube mir, mal konservativ, mal progressiv, mal liberal zu denken, je nach meinem Werteschema und der Problemlage. Wie hier schon angeklungen, ist es die simpelste und undemokratischste Methode, alles, was nicht ins einfältig-beschränkte linke Spektrum passt, in die rechte Ecke zu schieben. Differenziertes Bewerten – Fehlanzeige!
    Zuversichtlich stimmt mich, dass ich im Internet immer mehr Beiträge finde, die diesen dümmlichen Trick entlarven.
    Dafür auch Ihnen herzlichen Dank!

  13. Reinfried Brunsch Antworten

    Außergewöhnlich sehr gut! Magna cum laude! Auf 40 Zeilen unsere ganze Misere präzise dargestellt. Wir wissen es nun – aber was können wir gegen diese Art von Politik als „Rechtsradikale“ tun? (Rechtsradikal ist der, der rechts von Frau Merkel steht – siehe Herr Bosbach) Nur Blocks schreiben oder auch die „Alternative“ in einer Massendemo in Berlin artikulieren?

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