Keine polnischen MIGs über der Ukraine – die USA handeln sehr besonnen

Das ganze schöne Framing der Putin-Verteidiger bricht in einer Stunde zusammen wie ein Kartenhaus. Die USA, so lese ich seit Tagen dauernd, wollten „unbedingt“ einen Krieg mit Russland führen. Das ist absurd. Niemand sucht einen Krieg mit einer Macht, die Tausende Atomraketen kriegsbereit haben. Klar, das haben die Vereinigten Staaten auch, aber niemand gewinnt bei sowas. Niemand. Und die Amerikaner werden einen Teufel tun, einen Nuklearkrieg für die Ukraine zu führen, die immer noch nicht im westlichen Bündnis ist.

Die Wahrheit ist, dass die USA gestern Abend eine verwegene aber zugleich törichte Idee aus Polen klar abgelehnt haben.

Polen hatte angeboten, den USA 28 eigene MIG-29-Kampfjets für einen Dollar zu verkaufen und nach Rammstein/Deutschland zu fliegen. Dort – so die Idee – würden die Maschinen mit Gelb-Blau bemalt, ukrainische Piloten steigen ein und fliegen dann direkt in die Ukraine, um in die Kämpfe gegen die nicht allzu erfolgreich agierenden russische Truppen dort einzugreifen, die jetzt schon hohe Verluste verzeichnen müssen.

Verständlich, dass Polen – und andere – über so etwas nachdenken. Und – Sie wissen, ich stehe in diesem Konflikt ohne Wenn und Aber auf Seiten der angegriffenen Ukraine – natürlich müssen die angrenzenden Länder, natürlich muss die NATO auch über solche Schachzüge nachdenken.

Aber es ist nicht möglich.

Polnische Kampfflugzeuge (NATO), die den USA (NATO) in Deutschland (NATO) übergeben werden, um in der Ukraine Angriffe auf russische Truppen zu fliegen, das würde alle Grenzen sprengen. Dann wären auch wir Deutsche Kriegspartei, und das wollen wir nicht sein in diesem Konflikt. Ein solches Vorgehen der NATO würde alle Roten Linien überschreiten und auch uns direkt in einen Krieg mit Russland hineinziehen.

Erneut hat sich die USA als besonnener und kluger Akteur in diesem Konflikt erwiesen. Ganz anders als das Zerrbild, das in Internet-Foren von Präsident Biden und seiner Administration gespielt wird.

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. gerd Antworten

    Wie wäre es denn, wenn die USA den Russen vertraglich zusichert, dass die Ukraine nicht in die Nato bzw. EU aufgenommen wird?

    Henry Kissinger, Aussenminister der USA von 1973-1977:
    „Die Ukraine wird aus russischer Sicht niemals Ausland sein. Der Westen solle eine Linie wählen die auf Aussöhnung abzielt. Die Ukraine soll nicht der Nato beitreten. Die öffentliche Diskussion um die Ukraine dreht sich nur um Konfrontation. Wissen wir wirklich wo wir hingehen? Der Test für die Politik ist, wie es endet nicht wie es beginnt.“
    (Quelle: Washington Post, 5.3.2014)

    Die Deutschen? Die denken darüber nach verschimmelte Raketen in die Ukraine zu senden. Was passiert wenn ein Russe durch diese Schrott-Raketen getötet wird? Dann sind wir, lieber Herr Kelle mitten drin im Krieg. Leider.

  2. S v B Antworten

    Um den verheerenden Irrwitz solcher militärischen Schachzüge des Westens zu erkennen, muss man nicht Präsident der Vereinigten Staaten sein. Schließlich wäre ein am Ende gar atomar verseuchtes Europa den Amerikanern auch zu nichts mehr nutze. Der Entschluss Bidens sollte also als Selbstverständlichkeit und nicht als politische Glanzleistung dargestellt werden. – Nicht ausgeschlossen, dass Polen eine Gelegenheit erkennen könnte, seine 28 ollen MiGs (welche Anfang der 2000er zum symbolischen Preis von 1 Euro (ob pro Stück oder „for the lot“, entzieht sich meiner Kenntnis) loszuwerden und sie schon bald durch Kampfflugzeuge modernerer westlicher Bauart ersetzt bekommen könnte. Was angesichts der Tatsache, dass es sich auch bei Polen eindeutig um ein „Frontier Country“ zum Wilden Osten (sprich zu Ländern der ehemaligen Sowjet-Union) handelt, gewiss Sinn machen würde.

    Übrigens gibt es selbst in diesen – verständlicherweise – emotional aufgeladenen Tagen und Wochen immer noch unaufgeregte, um Ausgewogenheit bemühte Lage-Beurteilungen. Hier lohnt es sich, einmal den von Besonnenheit und Realismus geprägten Kommentaren von Roger Köppel (Weltwoche) Gehör zu schenken. Er kommentiert das Tagesgeschehen – zur Zeit hauptsächlich in Bezug auf den Krieg in der Ukraine – auf PI-News. Dabei könnte vieles von dem, was Köppel vorträgt, aus der Feder des nicht nur von mir sehr verehrten Peter Scholl-Latour stammen. Auch Köppels jüngste Buchempfehlung habe ich gerne angenommen: John Andrews, The World in Conflict. Das nächste Buch, welches ich lesen werde. Ohnehin kann man Bücher, welche Geostrategien und die jeweils auf diese abgestimmte Politik thematisieren, wärmstens empfehlen. Vermitteln sie dem Interessierten doch wichtige Erkenntnisse, die aus dem lauten Gepolter der Tagespolitik eher selten herauszufiltern sind. Dennoch bilden geopolitische Strategien einen möglichst weit gefassten, ehernen Rahmen, in welchen sich die meisten, wenn nicht gar alle, politischen Entscheidungen und Handlungen ihrer Verfolger einfügen. Müssen. Das macht vieles erst erklärlich.

  3. Martin Ludwig Antworten

    Lieber Herr Kelle, ich kann wirklich nicht verstehen warum in einem ansonsten guten Bericht ein solcher Eingangssatz zu finden ist. Die wie Sie sie nennen „Putin-Verteidiger“ haben einfach die Blau-Gelbe Medienbrille abgenommen und alle Tatsachen dieses Kriegsgeschehens angemessen in ihre Erwägungen mit einbezogen. Ein Krieg ist fürchterlich und meistens will ihn tatsäch niemand oder nur sehr kleine Gruppen… wenn man ihn aber wirklich glaubhaft verhindern will und einen das riesige Leid der Betroffenen AUF BEIDEN SEITEN tatsächl interessiert und man nicht nur aus einem Gefühl moralischer Überlegenheit heraus heuchelt, dann muss man einfach bereit sein beide Seiten anzuhören und ihnen in den Punkten recht geben, in denen sie nunmal recht haben. Die Wahrheit liegt dann irgendwo dazwischen und Frieden kann nur mit einem Kompromiss gewahrt werden, der allen gleichermaßen wehtut aber jedermanns Gesicht wahrt. Die ausgeprägte Kriegsrethorik des Westens und insbesondere von Herrn Melnyk und Außenminister Blinken macht deutlich, dass auf seiten der Ukraine keinerlei Kompromissbereitschaft besteht. Die USA gießt hier fließig weiter Öl ins Feuer und macht der Ukraine Hoffungen auf einen Sieg, die sowas von utopisch sind, dass selbst Kindergartenkinder es besser wissen. Putin wird an dieser Stelle in seiner Persönlichen Ehre angegriffen und seine Kompromissbereitschaft wird ebenfalls immer weiter sinken. So sorgt man für Eskalation, lieber Herr Kelle – Nicht für Deeskalation.
    Die Situation Israel-Palästina ist im Übrigen exakt genauso zu bewerten. In westlichen Medien gibt es hier eine ganz klassische schwarz-weiß Darstellung, die von der Realität jedoch soweit entfernt ist wie der Mensch von Zeitreisen.

  4. S v B Antworten

    In diesem Zusammenhang sei der Hinweis auf eine Zitate-Sammlung, die durch Prof. Max Otte zusammengetragen und auf Twitter veröffentlicht wurde, gestattet. Die teils schon bemerkenswert früh kommunizierten Einschätzungen und Warnungen etlicher hochkarätiger – vornehmlich, aber nicht ausschließlich – US-amerikanischer Politiker lässt so manches offizielle westliche Narrativ in diesen Tagen in einem ganz anderen Licht erscheinen. In seinem heutigen heutigen Video auf PI zitiert übrigens auch Roger Köppel etliche der besagten Einschätzungen. Es lohnt sich, da mal reinzuhören.

  5. Alexander Droste Antworten

    Klar, beim Pokern ist Besonnenheit das Handwerkszeug. Man blufft, bis der Andere die Nerven verliert. Dann kann man mit einer kleinen Straße ein Full House kassieren.

    Die New World Order besteht ja in dem Ziel, dass alle Welt ein Spielkasino wird. The winner takes it all. Good luck!

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