Rainald Becker hat’s getan, und peng! sofort springt die Empörungsmaschine an. In einem Kommentar in den ARD-„Tagesthemen“ benutzte er den Terminus „Grüne und linke Gutmenschen“. Und die sind nun alle ganz empört über das „wording“. „Gutmensch“, das ist fast so schlimm wie „gesunder Menschenverstand“ oder – jetzt Ohren zuhalten – „Autobahn“. Die geht gar nicht, wie wir durch Johannes B. Kerners längst vom Winde verwehte Show einst erfahren haben. Ich persönlich finde ja, in einer freien Gesellschaft sollte jeder Mensch selbst entscheiden können, wie er formuliert – Journalisten sowieso. Das eigentlich Erstaunliche ist aber, dass sich unter den besonders Empörten in diesem Fall viele Menschen befinden, die nichts dagegen haben, eine staatliche Förderung für Familien mit Kindern als „Herdprämie“ oder „Verdummungsprämie“ zu bezeichnen, und die sich lachend auf die Schenkel klopfen, wenn engagierte Mütter als „Heimchen am Herd“ beleidigt werden. Denn merke: Gleich heißt im modernen Deutschland noch lange nicht gleich! Die PC-Wächter wollen entscheiden, wie man zu formulieren hat. Tun wir ihnen diesen Gefallen nicht!

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Dieser Artikel wurde 7 mal kommentiert

  1. Pingback: Mit Verlaub, ich formuliere wie ich will –Denken erwünscht – der Kelle-Blog - Wertewandel

  2. Franz Platz Antworten

    Wer die Menschheit vor dem Untergang retten möchte, hat eben Sonderrechte, die anderen nicht zustehen.

  3. Joanna Antworten

    Wie meinte Göring so schön… „Wer Jude ist bestimme ich!“….deren Verhalten steht in etwa der gleichen Tradition… austeilen und nicht einstecken können

    • Andreas Schneider Antworten

      Am 28. August hat Herr Kelle mit https://denken-erwuenscht.com/totschlag-begriffe-ins-leere-laufen-lassen/ einen dankenswerten Beitrag geschrieben, der mir 2 Tage später ermöglichte, einen Nutzer von „Whataboutism“ prompt als den geistlosen Schwätzer zu identifizieren, der er trotz seines intellektuell erscheinenden Auftritts ist (zuvor war mir dieser Schwachfug nicht geläufig).

      Besagter Schwätzer hat jedoch auch ein Kunstwort in die – recht einseitige – Diskussion eingeworfen, wie bitteschön doch – so treffende! – Vergleiche wie der Ihre zu benennen sind.

      Die sich selbst von jeglicher Realität abschottende Parallelwelt dieser Kaste hat eine beängstigende Dimension angenommen, zumal sie vom medialen „Mainstream“ gefördert wird: „Denken unerwünscht“. 🙁

  4. S v B Antworten

    Leute, deren Argumente-Kontostand tief im Minusbereich liegt, die also bettelarm an sachbezogenen Argumenten sind, sind doch geradezu darauf angewiesen, jeden – aus ihrer Perspektive – aufgespürten Lapsus in Ton und Form aufzubringen und hoch zu stilisieren. Das hat inzwischen geradezu wahnhafte Züge angenommen. Man könnte es vielleicht noch belustigend finden, wenn sich das verbale Geschachere nicht so furchtbar kontraproduktiv, ja lähmend, auf den notwendigen politischen Diskurs auswirken würde.

  5. Bernd Ulrich Antworten

    Eine besondere Wortschöpfung, die eigentlich Eingang finden sollte in den täglichen Sprachgebrauch, ist der Begriff des „Grünuchen“. Ich zitiere aus Wikimannia:
    „Grünuch ist ein Kofferwort, gebildet aus den Wörtern grün (von der Partei „Die Grünen“) und Eunuch (= kastrierter Mann).
    Als Grünuchen werden zumeist Männer mit grün-ökologischer Gesinnung und politisch-korrekter Denke bezeichnet. Die männlichen Mitglieder der feministischen Partei „Die Grünen“ sind (im politischen Sinne) kastrierte Männer, da sie sich dem sexistischen Frauenstatut ihrer Partei unterwerfen. Das Ziel ist es, sich selbst und die „männliche Gesellschaft“ zu überwinden.
    Das Lebensmotto der Grünuchen ist:
    „Wir wollen nicht länger Machos sein müssen, wir wollen Menschen sein!“ “
    — Ende des Zitates —
    Der Text geht in Wikimannia noch weiter, einfach mal nach Grünuch googeln (solange das noch erlaubt ist). Herrlich!

  6. Felix Becker Antworten

    Nun, diese grünen und linken Gutmenschen sind ja in besonderem Maß „Träger der politischen Korrektheit“. Viele sind geisteswissenschaftlich vor allem soziologisch „gebildet“. Daher wissen sie um die Macht der Sprache und wollen sie ideologisch prägen. Natürlich ist all denen der Unterschied zwischen Nachricht und Kommentar vollkommen bewusst. Aber als selbsternannte „Regler des Denkens“ können Sie ausdrücklich als Meinung deklarierte Äußerungen nicht aushalten! Übrigens Dank an Sie, Herr Ulrich: Den Terminus „Grünuch“ kannte ich noch nicht – werde ihn sofort in meinen Wortschatz übernehmen.

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