In den Corona-Monaten ist vieles schief gelaufen. Viele Menschen sind krank geworden, viele sind gestorben. Und durch staatliche Maßnahmen stehen ganze Branchen am Rande des Abgrunds. In den nächsten Wochen erwarten die Regierenden eine Pleitenwelle, die über Deutschland hinwegschwappen wird. Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter steigt. Nein, es ist gar nicht gut, was hier und in vielen anderen Ländern derzeit abgeht.

Erlauben Sie mir dennoch, eine kleine persönliche Anmerkung. Der Lockdown hat im privaten Leben vieler Menschen auch Positives hervorgebracht. Ich rede dabei von persönlichen Dingen, weiß aber aus meinem großen Freundeskreis, dass es anderen auch so geht. Der Lockdown bringt viele Menschen dazu, den Alltagstrott verlassen zu müssen. Ich zum Beispiele habe vielleicht drei Termine im Monat, wo es vor Corona 40 waren, ich hatte Zeiten, zu denen ich arbeiten MUSSTE. Jetzt arbeite ich, wenn mir gerade danach ist. Letztens wachte ich gegen 3.30 Uhr auf und hatte eine Idee. Aufstehen, Espresso gekocht, Laptop aufgeklappt und los. Und dann zurück ins Bett. Herrlich.

Und die Kinder sind viel mehr um uns herum, ich liebe das. Zugegeben, Kino, Zoo und Phantasialand sind unmöglich, aber Karten spielen, ausgiebige gemeinsame Mahlzeiten – „family cooking“ nenne ich das inzwischen, wenn mir unsere Zwölfjährige zeigt, was so ein Induktionsherd ist und vor allem  wie der funktioniert.

Ich genieße es sehr, mein Leben in dieser Zeit bewußter zu leben und im Park spazierenzugehen zu können, denken und so. Irgendwann in ein paar Monaten wird das alles enden. Keine Ahnung, ob ich mich dann darauf freue, von Termin zu Termin zu eilen und in Bahnen und Flugzeugen zu sitzen…

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Dieser Artikel wurde 19 mal kommentiert

  1. colorado 07 Antworten

    Trotzdem, bleiben wird die Angst, die gerade durchdreht und die Macht des Staates unverhältnismäßig vergrößert.

  2. Achim Koester Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    es ist erfreulich, dass in Ihrer Familie der Zusammenhalt durch die größere Nähe gestärkt worden ist, das spricht für eine harmonische Beziehung, dazu gratuliere ich Ihnen. Leider verstärkt die erzwungene Gemeinsamkeit aber auch die latent vorhandenen Konflikte, die im Alltag durch die zeitweise Abwesenheit eines Partners auf der Arbeit kaschiert werden, hinzu kommt, dass durch Kurzarbeit das ohnehin schon knappe Geld für zusätzlichen Stress, und damit Aggression, sorgt. Ob das tatsächlich, wie von den Qualitätsmedien gebetsmühlenartig wiederholt, zu mehr häuslicher Gewalt führt, sei einmal dahingestellt, aber zu Streit führt es auf jeden Fall.

  3. Ruth Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    ich freue mich sehr für Sie, dass Sie und Ihre Familie diese auferzwungene Entschleunigung genießen können.
    Auch können Sie sich glücklich schätzen, wenn Sie auch trotz weniger beruflicher Termine finanziell gut über die Runden kommen.

    Dennoch darf man nicht vergessen, dass es vielen Menschen in Deutschland nicht so geht. Die nicht in einem selbst hart erarbeiteten eigenem Häuschen wohnen, mit Garten und genug Platz auch ein wenig persönlichen Freiraum zu haben.

    Es ist sicher auch gut, wenn man diese Entschleunigung sinnvoll nutzt, nicht nur leckere Rezepte ausprobiert, sondern auch noch mehr liest, als wir von unserem Beruf eh machen. Gerade international liest man viel, was in unseren Qualitätsmedien mit keiner Zeile erwähnt wird.

    Ich bin sicher, dass es zumutbar ist, wenn man auf die Partyszene verzichtet – aber was ist mit all den Menschen, die die Einsamkeit auffrisst. Oder die, denen man zwar großmäulige Versprechen macht, die aber letztendlich doch in den finanziellen Ruin getrieben werden. Durch Lockdownmaßnahmen von denen nicht erwiesen ist, ob sie individuell betrachtet wirklich für eine hohe Ansteckungsgefahr verantwortlich sind.

    Das ulkigste ist aktuell, wenn man bei guter Recherche erfährt, dass diese tolle Bundesregierung zu knickig war, genug Impfstoff zu kaufen. Wenn man die Kosten dafür denen gegenüberstellt, was man Lufthansa großzügig überwiesen hat oder seit 2015 für die lieben Zuwanderer ausgegeben wird, erkennt man, der eigene Bürger ist dieser Regierung nicht mal 20 Eur wert? Oder will man mit dem Impfchaos den Schutz für kostenintensive Mitbürger der vulnerablen Gruppe hinauszögern? Die Krankenkassen jammern ja bereits, sie bräuchten mehr Geld.

    Dafür erhöht man lieber eigene Diäten oder zockt die Verbraucher für eine sogenannte CO2 Abgabe ab, ohne einen einzigen Nachweis zu erbringen, dass diese Abgabe unser Klima auch nur im geringsten nutzt?

    Entschleunigung ist gut, für uns alle.
    Dennoch fehlt mir, wenn ich ehrlich bin, Bewegungsfreiheit und das Reisen.

    • Klaus Kelle Antworten

      „Dennoch darf man nicht vergessen, dass es vielen Menschen in Deutschland nicht so geht. Die nicht in einem selbst hart erarbeiteten eigenem Häuschen wohnen, mit Garten und genug Platz auch ein wenig persönlichen Freiraum zu haben.“

      Das sehe ich genau so, liebe Ruth. Aber ich kenne auch Leute, die wirtschaftlich in Schwierigkeiten sind durch Corona und trotzdem gut finden, mal durchatmen zu können in der Tretmühle. Ich habe auch 30% Einnahmeverlust, weil alle Veranstaltungen ausgefallen sind. Aber heute um 9 Uhr aufstehen und dann ausgiebig mit den Kindern frühstücken – das hat schon was…

      • Hans-Joachim Leyh Antworten

        Hallo Herr Kelle,
        ich sitze alleine daheim.
        Meine Frau ist am 25.12. für immer gegangen.
        Ich fühl mich Hilflos und allein und ich habe keine Lust bei dem sch..ß Wetter in irgend einem Park ALLEIN rumzulaufen.
        Cafes geschloßen, Friseur geschloßen.
        Ich habe keine Kinder ich bin allein.

        • Achim Koester Antworten

          Lieber Herr Leyh,
          das tut mir sehr leid, und ich wünsche Ihnen viel Kraft, um Ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben. Vielleicht können wir Ihnen über diesen Kontakt ein wenig Trost spenden.
          Herzlichst Achim Koester

        • Labrador Antworten

          Lieber Herr Leih,
          mein tief empfundenes Beileid.

          Do ich woanders wohne, kann ich Ihnen nicht anbieten, mit Ihnen im Park rumzulaufen. Aufgrund meiner Glatze habe ich schon lange keinen Friseur mehr gesehen.
          Wenn es für Sie von Interesse ist, dann können wir uns gerne per email austauschen. Vielleicht kann Ihnen Herr Kelle auf Ihren Wunsch meine Adresse zukommen lassen.
          Wir könnten auch gemeinsam einem Kaffee trinken, Sie bei Ihnen zuhause, ich bei mir in Wien, so wie der gemeinsame sip von Scott Adams

  4. Christa Lindl Antworten

    Wenn Sie einen lockdown brauchen, um den Alltagstrott zu entfliehen, führen Sie ein armseliges Leben. Es ist immer erstaunlich, wie Leute reagieren, die nur ein paar Einbußen haben.

  5. Alexander Droste Antworten

    Entschleunigung ist gut. Ausspannen, besinnen, Familie genießen … ganz mein Ding. Für mich könnte es mal zur Abwechslung aber auch wieder Lockup statt Lockdown geben. Ein wenig Entspannung von Coronapanik und Hypochondrie hin zu mehr Menschlichkeit. Mein gebrechlicher Schwiegervater mit 93 Jahren wurde vor einigen Tagen mit Corona in die Klinik gebracht. Es heißt, er ist stabil. Kein Besuchen, Hand halten, trösten, einfach nur in die Augen schauen, unmöglich. In den nächsten Tagen erwarte ich meinen ersten Enkel. Schwiegertochter drücken, Sohn drücken, Baby drücken, unmöglich.

    Und so ist die Entschleunigung schlicht weg unmenschlich. Seit Monaten in Selbstisolation würde ich gerne mal einfach so mit einem kleinen Scherz auf den Lippen in ein Geschäft gehen und dortige Bedienstete aufheitern und ein wenig kaufen – nur mal so. Tapetenwechsel, eine kleine Reise mit Hotel und so, nur um das Gefühl zu bekommen, dass es zuhause doch auch wunderbar ist, das wäre mal eine Alternative zu „Decke auf den Kopf fallen“ lassen. Stattdessen Zoom-Konferenzen und die Pausen vor dem Aquarium verbringen und die neuesten Jungfische zählen. Oder halt auf Klaus Kelles Forum schauen und was man sonst so im Internet so findet.

    Tja, Entschleunigung ist schön, wenn man es braucht. Ich habe jetzt genug davon! Es geht aber weiter …

    • Bettina Antworten

      Verzeihung Verehrter Herr Droste, meine Mutter wurde mit 76 Jahren ins Krankenhaus gebracht und ins künstliche Koma gelegt. Nach einer Woche war sie tot. Vielleicht hat sie mich noch wahrgenommen. Und: Niemand verbietet mir, meinen Sohn in den Arm zu nehmen. Niemand! Ich bin gesund, mein Sohn ist gesund. Punkt. Hätte ich ein Enkelkind, wüsste ich nicht, warm ich es nicht herzen sollte.
      Leben Sie! Es gibt hunderte von Viren, Corona gehört zu den eher harmlosen (vgl. Ebola, Typhus, TBC, Hepatitis etc). Ich stimme Herrn Kelle zu, ich genieße die Ruhe, auch wenn wir geschäftlich Einbüßen haben. Normalerweise können wir uns keinen Urlaub leisten, da wir eine kleine Firma haben. Dennoch, die Maßnahmen sind unverhältnismäßigen, denn es handelt sich um eine politische Pandemie. Mir machen das menschliche Miteinander und die wirtschaftlichen Auswirkungen große Sorge. Von den Familien in prekären Verhältnissen ganz zu schweigen (als Kind bin lieber zu Schule gegangen, als bei meinem behinderten, gewalttätigen Vater zu sein). Bitte lassen Sie sich von der Corona Hysterie nicht das Leben verderben:
      prüfe alles, glaube wenig, denke selbst. Ihnen und ihrer Familie, lieber Herr Droste, alles erdenklich Gute

      • Alexander Droste Antworten

        Was die Pandemie anbelangt, so gehe ich davon aus, dass das gesamte Prozedere so lange fortgesetzt wird, bis die Große Transformation abgeschlossen ist. Danach werden individuell Lockdowns verhängt: Zutrittsverbote, Reiseverbote, Kontosperrung und was es sonst so gibt für Impfverweigerer, Regierungskritiker und sonstige Lästlinge.

    • Alexander Droste Antworten

      Enkel gestern geboren, Schwiegervater heute gestorben.

      Das Leben ist manchmal verwirrend.

      • HB Antworten

        Der eine kommt, der andere geht. So sagen die Alten auf dem Land.
        Gratulation und Beileid!

      • Labrador Antworten

        Meine Gratulation zum Enkel und mein tief empfundenes Beileid zum Tod des Schwiegervaters

  6. colorado 07 Antworten

    Liebe Bettina,
    ich habe die gleichen Sorgen wie Sie ( „politische Pandemie……..“).

  7. Andreas Meier Antworten

    Herr Kelle, ich wundere mich, dass Sie sich jetzt für die Agenda von Fridays for Future einsetzen. Denn die erzwungene Entschleunigung und der erzwungene Konsumverzicht waren gerade deren Agenda. Sie reihen sich jetzt also in die Reihe vieler gestresster und konsummüder links-grüner Journalisten ein, die es begrüßten, wenn sie endlich durch autoritäre Maßnahmen zur Änderung ihres Lebens gezwungen zu werden würden?
    Ich dachte, Sie hätten diese Haltung bei Fridays for Future-Sympathisanten einmal als „infantil“ bezeichet, oder täusche ich mich?

    • Klaus Kelle Antworten

      Keine Sorge, lieber Herr Meier! Ich nutze nur die Gegebenheiten, um meinem nächsten Herzinfarkt vorzubeugen. Sonst bin ich ziemlich fit.

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