Ich liebe diese alten amerikanischen Filme, in denen mutige Reporter Kopf und Kragen riskieren für eine Geschichte, die einfach „raus muss“. Damit die Menschen das ganze Bild kennenlernen, die Wahrheit begreifen, was läuft und wer hinter den Kulissen die Strippen zieht. Gestern Abend „Die Verlegerin“ mit der großartigen Oscar-Preisträgerin Meryl Streep als Hauptdarstellerin, produziert von Steven Spielberg – wem sonst? Es geht um 4.000 Blatt Geheimpapiere über die Wahrheit zum Vietnamkrieg, in dem 52.000 Amerikaner ihr Leben verloren. Und die Redaktion ist der Meinung, die Mütter und Väter dieser Soldaten sollten wissen, für was ihre Kinder wirklich gestorben sind.

Oder „Die Unbestechlichen“ mit Dustin Hoffmann und Robert Redfort über den Watergate-Skandal. Die beiden Hollywood-Top-Darsteller verkörpern die beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein, die unbeirrt eine wage Fährte verfolgten, die sie einmal aufzunehmen begonnen hatten und damit einen amerikanischen Präsidenten zu Fall brachten.

Nicht jeder Lokaljournalist muss zwei Mal die Woche einen Skandal aufdecken, manche decken ihr ganzes Leben keinen auf und machen trotzdem einen guten Job. Journalisten sollten das ernst nehmen, was sie tun. Sie sollten immer (mindestens) beide Seiten eines Themas anhören, bevor sie schreiben oder senden. Sie sollten klar trennen zwischen Nachricht und Meinung. Und eine Redaktion sollte sich jeden Tag Zeit nehmen, über das Produkt, das sie produzieren, nachzudenken und zu sprechen. Ich bin ein Romantiker, oder?

Wenn ich morgens den SPIEGEL und andere deutsche „Qualitätsmedien“ lese und anschaue, dann finde ich von den Idealen, die mich mal in diesen Beruf gelockt haben, leider nur noch sehr wenig. Stattdessen hauptsächlich Ideologie und Zynismus…

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