Zur Wahl der neuen EKD-Chefin: Ich will gar keine gemeinsame Kirche haben

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Amtskirche, hat eine neue Chefin. Bei der jüngsten Synode in Bremen erhielt Annette Kurschus, Theologin aus Bielefeld, schon im ersten Wahlgang die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Von 140 abgegebenen Stimmen erhielt sie 126 Ja-Stimmen, es gab vier Nein-Stimmen und zehn Enthaltungen.

Kurschus (58) folgt auf den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Dessen Vorgängerin war die umstrittene Margot Käßmann.

So richtig Negatives habe ich über Frau Kurschus nicht gefunden, warum sollte ich auch danach suchen? 20 Millionen Protestanten gibt es in Deutschland – ungefähr gleich viele Katholiken. Bei beiden Großkirchen zeigt die Kurve der Mitgliederentwicklung seit Jahren steil nach unten.

Dennoch sind die christlichen Kirche einflussreich und spielen immer noch eine beachtliche gesellschaftliche Rolle auch über die vielfältigen Verflechtungen mit dem Staat und den sozialen Strukturen in Deutschland. Schulen, Beratungsstellen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Kindertagesstätten – kaum ein Bereich, in denen kirchliche Träger nicht eine entscheidende Rolle spielen. Und wirtschaftlich ist es ebenso, Bistümer haben Milliardenvermögen, das Erzbistum Köln zum Beispiel ein gewaltiges Immobilienvermögen auch abseits von Kirchengebäuden und Gemeindehäusern.

Ein gläubiger Christ wie ich sollte sich also eigentlich freuen, dass christliche Kirchen gesellschaftlichen Einfluss haben, aber das tue ich nicht, denn der christliche Einfluss ist kaum noch irgendwo spürbar. Bei den Katholiken wurde das deutlich, als in Deutschland der Streit ums Betreuungsgeld tobte, der es Eltern ermöglichen sollte, ihre eigenen Kinder in den ersten beiden Jahren selbst und zu Hause zu erziehen. Die Bischöfe unterstützten das Vorhaben eindeutig, nicht so der katholische Caritasverband (500.000 Mitarbeiter), der sich gegen die eigene Geistlichkeit stellte. Und warum? Weil es in seinem wirtschaftlichen Interesse war, möglich viel Staatsknete für neue Kitas und Personal und damit Fremdbetreuung der Kinder abzugreifen.

Doch reden wir über die EKD aus der Sicht eines Christen, der vor 35 Jahren von der evangelischen zur katholischen Kirche konvertierte. Damals schon störte mich der Modernismus der protestantischen Landeskirchen, in denen der Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluss in vielen Gemeinden wichtiger war als Gottes Wort zu verkündigen. Und heute? Es ist noch viel schlimmer geworden. Wer bei einem Evangelischen Kirchentag war, fühlt sich eher an eine rot-grüne Vorfeldorganisation erinnert als an die Kirche Jesu. Das Feuer des Glaubens finde ich in den Freikirchlichen Gemeinden, bei den Evangelikalen. Und auch die katholische Kirche in Deutschand ist angepasst und gibt alles auf, was sie anderswo auf der Welt so einzigartig macht. Der Fels zu sein, der fest steht in einer Welt, die immer irrsinniger wird.

Die neue EKD-Ratsvorsitzende hatte gleich nach ihrer Wahl einen Rat für die Brüder und Schwestern der anderen Seite parat: Sie riet der katholischen Kirche, bei Geschlechtergerechtigkeit mit der Gesellschaft zu gehen. Das ist wirklich unser wichtigstes Problem…

Ich fand das Streben nach Ökumene früher wirklich einmal gut, gehöre selbst einer ökumenischen Templergemeinschaft an. Ich habe viele evangelische Freunde, mit denen ich den Glauben an den einen Gott zu 100 Prozent teile, mit denen ich mich treffe, mit denen ich bete. „Mich interessieren Labels nicht“, sagte einst der wunderbare Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, und beschrieb damit treffend, welch Irrsinn es ist, zwischen Christen noch zu streiten in diesen Zeiten der zunehmenden Säkularisierung.

Aber das, was in Deutschland unter Ökumene betrieben wird, ist nichts anderes als Anpassung an den Zeitgeist und den massiven Versuch, die römisch-katholische Kirche durchzuprotestantisieren. Ich meine, niemand ist doch gezwungen katholisch zu sein, niemand muss Priester werden und zölibatär zu leben. Aber die, die das freiwillig und aus eigenem Entschluss so wollen, haben alles Recht dazu. „Keiner will heute mehr heiraten“, ätzte mal ein Prälat vom konservativen Opus Dei bei einer Podiumsdiskussion an der Uni Köln und weiter: „Aber die katholischen Priester, die sollen jetzt  müssen…“

Nichts beschreibt die Lage so treffend wie dieser Satz. Es geht weder die BILD-Zeitung, noch die Homo-Lobbyverbände noch – mit Verlaub und allem Respekt – die evangelischen Brüder und Schwester etwas an, wenn sich katholische Männer und Frauen freiwillig dazu entscheiden, zölibatär zu leben. Wer das nicht will, kann einen Dienst für Gott auch in der evangelischen Kirche leisten und heiraten. Punkt.

Mein Kollege und ein Stück weit auch Freund Matthias Matussek sagte 2016 in einem Interview mit der Online-Tageszeitung TheGermanZ, das Drängen auf Modernisierung der katholischen Kirche gehe „selbst klugen Protestanten auf den Wecker“.  Und er sagt weiter: Warum eigentlich müssen die Christen wieder in einer Kirche vereint werden? Lasst bunte Blumen blühen – bei den Protestanten ebenso wie bei den Katholiken!

Ich habe tiefen Respekt vor den Protestanten, ich liebe meine Brüder und Schwestern dort. Aber sie gehen einen anderen Weg als ich. Für mich ist die Eucharistie heilig, ich erkenne den Papst als meinen geistigen Anführer an. Und ja, mein Papst war Johannes Paul II und ich bewundere den deutschen Papst Benedikt XVI. Mit Papst Franziskus fremdele ich bisweilen, aber ich akzeptiere, dass er seinen Auftrag erfüllt, wie er es eben macht, getragen vom Heiligen Geist.

Ich will keine Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen, und wenn es ein müsste, dann mit den orthodixen Kirchen. Und ich wünsche den protestantischen Kirchen, dass sie auf ihre Art segensreich und im Sinne Gottes für diese Welt wirken. Auch Frau Kurschus natürlich. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl!

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Dieser Artikel wurde 14 mal kommentiert

  1. B. Mütze Antworten

    Werter Herr Kelle,
    der christliche Glaube wurde mir von meiner Großmutter, vorgelebt. Sie hatte das Elend des letzten Jahrhunderts
    erlebt und trotz der zwei Kriege an Ihren Gott geglaubt.
    Der Sonntags Gottesdienst war Ihre Kraftquelle. Wir als Enkel waren Ihre Aufgabe, denn
    Ihr Sohn war in Königsberg gefallen. Meine Mutter und meine beiden Brüder wohnten
    auf dem kleinen Bauernhof.
    So wie es nach dem Krieg war,
    Arbeiten um Leben zu können. Die späteren Religionsunterrichte, Junge Gemeinde haben uns Einblick in eine christliche Welt gegeben. Dieser Glaube wirkt bis heute. Nur leider hat sich
    Bedfort-Strohm mehr für die ganze Welt interessiert als für den Nachwuchs seiner Landeskirchen. Nur jede Kirche lebt von den Mitglieder
    FAMILIEN. Diese müssen vom
    Baby bis zu Oma und Opa
    zu unserer Kirche stehen und den Glauben leben. So wie es jetzt läuft ist es falsch. Nur viele Verantwortliche der Kirche erkennen das nicht!

  2. Martin Ludwig Antworten

    Die evangelische Kirche ist nichts anderes als eine Grün-Rote NGO mit sehr viel Geld, Macht und Einfluss. Wie überall, wo diese drei Attribute zusammentreffen, gibt es auch in der Kirche Menschen, die sich dabei noch maximal persönlich profilieren und bereichern. Das typischste Verhalten vieler Geistlicher gleicht den Politikern der Woke-Partein: Wasser predigen – Wein saufen. Bedford-Strom war ein Schlepper, Heuchler und Lügner der bis zuletzt die Belange von Islamisten über die der Christen gestellt und sich damit gegen eine freiheitliche Gesellschaft eingesetzt hat. Einen Flüchtling nach der Ankunft selbst oder auch „nur“ auf Kosten der Kirche zu versorgen ist ihm dabei natürlich nie in den Sinn gekommen…im Gegenteil, es ging um Gewinnmaximierung: Sind es doch hauptsächlich kirchliche Organisationen, die viel Steuergeld für die Betreuung von Flüchtlingen kassieren -durch blauäugige Ehrenamtliche natürlich, damit das Steuergeld auch wirklich dort ankommt, wo es maximalen Schaden anrichten kann; in den Händen der Kirche.
    Glaube und Kirche müssen meiner Meinung nach strikt voneinander getrennt werden. Ich glaube, ich bete, ich bin Christ…aber dieser mafiösen Organisation habe ich den Rücken gekehrt und bin ausgetreten und ich hoffe inständig, dass es mir viele Menschen gleich tun werden!

  3. Konrad Kugler Antworten

    Ökumene ja, Ökumenismus auf keinen Fall. Der wird aber nicht nur von den Lutheristen betrieben. Glaube nach dem Weichspülgang.
    Herr Kelle, versuchen Sie einmal, ob Sie in der Jungen Freiheit 35/2006 den Aufsatz von Manfred Müller finden können: Machtvolle Demonstration der christlichen Jugendbewegung (Neu Deutschland). Diese fand 1956 in Freiburg statt.
    Es lohnt sich.

  4. Johannes Antworten

    Das wichtigste ist, den Lauf des Vertrauens (oder Glaubens) zu vollenden und bei Christus sein. Ich sage lieber, dass ich Christus vertraue, denn das ich sage, dass ich an ihn glaube. Das griech. Wort πίστη kann mit Glauben oder Vertrauen übersetzt werden.

    Vertrauen drückt für mich mehr die persönliche Beziehung aus, die ich zu Jesus Christus habe, denn das Wort Glaube; letzteres wird heute ja oft synomym für „nicht genauen wissen“ verwendet.

    Früher zählte ich zur röm. kath. Kirche – heute bin ich Mitglied einer FeG.

    Eine gemeinsame Kirche gibt es bereits – es ist die unsichtbare Gemeinschaft aller an Christus Gläubigen (oder ihm vertrauenden). Sichtbar wird diese unsichtbare Gemeinschaft einmal bei seiner Wiederkunft.

  5. Freichrist343 Antworten

    Eine christlich-konservative Haltung ist zu befürworten; aber ein bibeltreuer christlicher Fundamentalismus ist abzulehnen. Wir brauchen ein mystisches Christentum. Bitte googeln: Manifest Natura Christiana

    • Johannes Antworten

      Die Treue zu Jesus ist das Zentrum des Vertrauen.

      Jesus war treu zur Schrift, ergo sollte dies auch für seine Nachfolger gelten 😉

      • Freichrist343 Antworten

        @ Johannes
        Man darf der Schrift nicht treu sein. Im AT wird z. B. die Beschneidung von Jungen gutgeheißen. Eine Beschneidung bedeutet aber verwerfliche Körperverletzung. Im NT wird einer Frau verboten, Lehrerin bzw. Priesterin zu sein. Ein solches Verbot ist verwerflich.

        • Konrad Kugler Antworten

          Auch eine ausführliche Argumentation ist bei Ihnen nutzlos.
          Wenn Sie die Beschneidung verbieten wollen, dann setzen Sie das zuerst einmal bei den Moslems durch.

        • aha Antworten

          Ich würde auch den Christen eine Beschneidung empfehlen. Was ich von -sage mal nicht Firstclass-Frauen- gehört habe, sollen Moslems bessere Liebhaber sein.
          Dann ist die Eichel nicht so empfindlich und sie sind standhafter. Ich höre immer wieder Frauen jammern, dass die Männer zu schnell „kommen“.

          Der Natur reichen ja theoretisch ein paar Sekunden um ein Baby zu zeugen. Wer Liebe aber auch körperlich kultivieren will , muss üben oder Techniken anwenden.

          Sonst spricht sich mal ganz schnell herum, Dass Moslems und Juden bessere Liebhaber sind.

          • H. Mock

            Ach, das musste ja wieder mal kommen, das kommt immer bei diesem Thema. Die weltberühmten Liebhaber, die nur noch keiner bemerkt hat. Die berühmten Latin Lover hingegen sind wahrscheinlich katholisch. Eine Beschneidung ist eine irreversible Körperverletzung. Deshalb sollte sie im Geltungsbereich des GG für alle unter 18 Jahren verboten werden. Der Gesetzgeber hat hier für Minderjährige ein unveräusserliches Grundrecht zu schützen. Ab Volljährigkeit kann dann auch hier jeder machen mit sich machen lassen, was er will. Und das sollte auch noch früh genug sein.

  6. Alexander Droste Antworten

    Friede durch Freiheit und Freiheit durch Wahrheit. Darum rankt sich alle christliche Mythologie. Es ist so absolut wie die Nacktheit des göttlichen Geschöpfes Mensch. Alle Hüllen und Konventionen um deren sittlichen Gebrauch sind menschgemacht, ebenso die Regeln und Normen, die irgendwann mal aufgeschrieben wurden.

    Die Kirchen, allesamt, sind dogmatisch und unduldsam gegen Abweichler. Genau das war Jesus Christus nicht. Die Kirchenobrigkeit ist abseits ihrer Pflichterfüllung der Verwaltung ihrer Güter überflüssig. Kirche, das sind die Mitglieder, die sich um die Mitmenschlichkeit bemühen und das Wort Gottes leben.

    Die Anbiederung der Kirchen an den völlig verwirrten Zeitgeist ist nur peinlich. Ich schäme mich für diese Kirchen. Sie haben nicht bemerkt, dass sie von Satan vorgeführt werden.

  7. A.S. Antworten

    Sagen wir mal so. Schlimmer als wie unter Käßmann und Bedford-Strohm kann diese Kirche doch überhaupt nicht sinken. Genau wie in Rom wurde unser Glaube von den Kommunisten geentert. Immerhin war bei Frau K. der Glaube noch stark genug, das sie keine Angst hatte im Suff Auto zu fahren. Ihr Nachfolger hingegen hätte auch durch Lenin ersetzt werden können. Inhaltlich hätte das nichts geändert. Außer Gendern und dem Verstecken von Kreuzen war der zu nichts gut.

    Letztendlich spielt es aber ohnehin keine Rolle mehr. Die Christen in EUropa -insbesondere- sterben weg. Ihre Kinder verlassen in Scharen die Kirchen und werden dereinst von Merkels Importschlager und deren zahlreichen Kinderschaar unterworfen. Ich gebe dem Ganzen keine 10 Jahre mehr, erste Kirchen werden von unseren „Schutzsuchenden“ ja bereits heute öffentlich und am helllichten Tage geschändet.

    • H.K. Antworten

      „ … Ihre Kinder verlassen in Scharen die Kirchen…“

      Naja, dazu haben die ( BEIDEN ) Kirchen aber auch ihren ordentlichen Teil beigetragen …

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