Eine freie Gesellschaft kann sich dann gedeihlich entwickeln, wenn unterschiedliche Konzepte und Überzeugungen diskutiert werden, und die Politik dann daraus Schlüsse zum Wohle aller zieht. Ich gebe zu, das klappt in der Bundesrepublik nicht immer, schon, weil manche Überzeugungen – bisweilen auch die einer Mehrheit – gar nicht mehr zum Diskurs zugelassen werden. Das ist eine unerfreuliche Entwicklung, die man Political Correctness nennt, und die unserer Demokratie schadet. Nun haben Forscher der Freien Universität Berlin herausgefunden, dass angeblich 20 Prozent der Deutschen für eine Revolution zur Zerschlagung des Staates und der bürgerlichen Gesellschaft sind, weil sie eine Verbesserung der Lebensbedingungen wünschen. Und 60 Prozent der Ostdeutschen sind nach der FU-Studie der Meinung, Sozialismus sei eine gute Idee. Auch wenn das manches Wahlergebnis erklären würde, so halte ich diese Zahlen für deutlich übertrieben, jedenfalls kenne ich Niemanden persönlich, der vor H&M, der BMW-Niederlassung oder dem Reisebüro Barrikaden errichten möchte. Sollten die Zahlen dennoch richtig sein, ist die Vergesslichkeit wohl das größte Problem unserer Zeit. Bessere Lebensbedingungen? Sozialismus? Mehr Paradoxon geht nicht.

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

  1. Jens Zierold Antworten

    Ich halte diese Zahlen für realistisch, wenn die Fragestellung passend ist. Da halte ich es mit Winston Churchill, der gesagt hat: Ich glaube nur der Statistik, die ich selber gefälscht habe.

  2. Matthias Seifert Antworten

    Statt an Vergesslichkeit oder Fälschung könnte es auch daran liegen:

    Vielleicht sind viele unzufrieden mit der Realität unserer Gesellschaft zum Beispiel mit der Verteilung von Armut und Reichtum oder der realen Erbschaftssteuerquote im Falle des Ablebens von Milliardären und meiner Oma.

    Political Correctness müsste man differenziert betrachten. Ich finde es blöd, nicht mehr Negerkuss sagen zu sollen. Nicht mehr Nigger sagen zu sollen finde ich völlig o. k.

    • Andreas Schneider Antworten

      Herr Seifert, das Allermeiste, was heute unter der Fuchtel der „Political Correctness“ gesehen wird, habe ich als schlichte Höflichkeit kennen gelernt.

      So betrachtet, ist und war z. B. der „Nigger“ tatsächlich eine Unverschämtheit. Aber soll sich mein früherer Nachbar, ein aus Tansania stammender Arzt, etwa dafür verantworten müssen, dass er nach einem dicken Schmatzer auf die Wange seiner (deutschstämmigen) Frau in fröhlicher Bierlaune ein „Das war ein Negerkuss!!“ zum Besten gab?

      Ich gebe Ihnen Recht, dass sich in Vielem der Unmut einer großen Zahl an Bürgern manifestiert, die im kleinen Kreis gänzlich Anderes äußern, als sich in den meisten Medien oder den wohl tönenden Worten der „Politiker“ (zumeist eher Ideologen) widerspiegelt. Meine Befürchtung ist, dass dieser Unmut einst die Falschen nach oben spült. Aber dann will es wieder niemand gewesen sein…

  3. Alexander Droste Antworten

    Neid und Missgunst sind ebenso hässliche Krankheiten wie Geiz und Eifersucht. Mehr braucht es nicht um das Thema zu kommentieren.

    • Fritz - Ulrich Hein Antworten

      Sie irren in einem: Neid ist nichts Anderes als Anerkennung für Geleistetes. Neid muss man sich verdienen.

      • Alexander Droste Antworten

        Es ist das Gefühl benachteiligt zu sein. Der Anfang von Missgunst. Anerkennung von Vorzügen bestimmter Eigenschaften oder Fähigkeiten ist für mich eher Ehrfurcht oder Demut. Weil das aber die sache auch nicht ganz trifft, unterscheidet man in konstruktiven und destruktiven Neid, was Missgunst ist.
        Neid wird in der Naturwissenschaft als Antrieb zur Evolution von Befähigung angesehen. Menschen sind Kraft ihrer Vernunftfähigkeit mit Moral begabt. Daher wird Neid allgemein als Sünde angesehen. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.“

      • Alexander Droste Antworten

        Es ist das Gefühl benachteiligt zu sein. Der Anfang von Missgunst. Anerkennung von Vorzügen bestimmter Eigenschaften oder Fähigkeiten ist für mich eher Ehrfurcht oder Demut. Weil das aber die sache auch nicht ganz trifft, unterscheidet man in konstruktiven und destruktiven Neid, was Missgunst ist.
        Neid wird in der Naturwissenschaft als Antrieb zur Evolution von Befähigung angesehen. Menschen sind Kraft ihrer Vernunftfähigkeit mit Moral begabt. Daher wird Neid allgemein als Sünde angesehen. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.“

        Der Neider fühlt sich gekränkt und es ist sein Charakter zuzuschreiben, wie er mit der Kränkung umgeht. Ehrerbietung dagegen belässt die Gegebenheiten wie sie sind und zollt Anerkennung von Leistung oder Fähigkeiten.

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