Viele Bekannte von mir gehen schon seit Jahren an Silvester nicht mehr auf die Straße. Man trifft sich mit Freunden in den eigenen vier Wänden oder in Restaurants und Clubs, wo man sich vorher anmeldet oder der Zugang limitiert ist. Und das aus gutem Grund. Es sind nicht nur die Alkoholexzesse, die ja kein neues Phänoen sind, sondern zunehmend auch eine enthemmte Gewaltbereitschaft von vornehmlich alkoholisierten jungen Männern, bei denen Migranten keineswegs in der Überzahl sind, wie es in der Kölner Silvesternacht 2015 war.

Es sind die Auswüchse einer satten Wohlstandsgesellschaft, die wir bei solchen Anlässen wie Silvester, aber keineswegs nur da, erleben müssen. Eine Gesellschaft, in der Begriffe wie Anstand oder Respekt politisch bewusst diskreditiert werden. Wo der Ehrliche als der Dumme angesehen wird. Wo der Staat, unser Staat, von einer zunehmenden Zahl seiner Bürger als Gegner wahrgenommen wird – und das manchmal leider sogar nachvollziehbar. Dieses Land muss seinen Kurs deutlich ändern und das nicht nur bei der Flüchtlingspolitik.

Bildung darf nicht nur Wissensermittlung sein, Universitäten müssen wieder Orte des freien Denkens sein. Und vor allem muss der Rechtsstaat seine Regeln, unsere Regeln, konsequent durchsetzen. Wer jemanden körperlich im Suff oder aus niederen Motiven angreift, gehört in den Knast. Auch eine bunte, tolerante Gesellschaft muss begreifen und einig sein, dass es ohne Grundregeln, die für alle gelten, nicht geht. Sonst ist es nämlich irgendwann vorbei mit der bunten Gesellschaft. Wir sind auf dem Weg dahin….

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Dieser Artikel wurde 16 mal kommentiert

  1. colorado 07 Antworten

    Es begann doch schon in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als Schweine Polizisten „Bullen“ nennen konnten und dafür noch breiten Beifall einheimsten. Das waren die Anfänge, denen wir heute nicht mehr Herr werden, weil sie sich ungebremst weiter entwickeln durften.

  2. HK Antworten

    „ Wer jemanden körperlich im Suff oder aus niederen Motiven angreift, gehört in den Knast.“

    DAS sagt der „gesunde Menschenverstand“, das „Volksempfinden“.

    Und WAS sagt die Realität ?

    „ § 20 StGB – Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen

    Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung
    oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln.“

    Und weiter:

    „ § 21 StGB – Verminderte Schuldfähigkeit

    Ab 3,0 Promille

    Nach § 20 StGB handelt ohne Schuld, wer bei Begehung der Tat wegen tiefgreifenden Bewußtseinsstörungen unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen.

    Eine Schuldunfähigkeit nach § 20 StGB kommt bei mehr als 3,0 Promille in Betracht.

    Zwischen 2,0 und 3,0 Promille ist er in der Regel vermindert schuldfähig nach § 21 StGB.
    Unter 2,0 Promille ist man voll schuldfähig“.

    Weiter geht‘s:

    „ § 323a StGB – Vollrausch

    Wer sich allerdings gemäß § 323a StGB (Vollrausch) vorsätzlich oder fahrlässig durch alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel in
    einen Rausch versetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn er in diesem Zustand eine rechtswidrige
    Tat begeht und ihretwegen nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfähig war oder weil dies nicht auszuschließen ist“.

    Da sich „manche, gewisse Leute“ durchaus „gute“ Anwälte leisten können, ist es mit dem Ruf nach Knast dann nicht wirklich weit her – wenn nur die „Begründung“ stimmt.

    Und dann ?

    „Im Namen des Volkes …“

  3. S.T. Antworten

    Also, ich finde ja, daß sich die Aussagen Ihrer beiden letzten Artikel ziemlich ausschließen, Herr Kelle.
    Anstand und Respekt. Ja, das wäre schon mal etwas! Aber ich habe den dringenden Verdacht, daß das scheinheilige Einfordern derer da „Oben“ (Partei, Regierung, Studierte, Privilegierte aller Coleur…) sich immer oder sehr sehr oft nur nach unten richtet.
    Der (unter mir stehende!) Handwerker darf gerne in meinem Haus für ’nen Appel und ’n Ei Reparaturen durchführen. Die Putze ebenso. Der Erntehelfer ist kein Deutscher! Usw. usf.
    Was wir brauchen, ist eine komplett neue Denkweise über den Menschen neben mir und über den Sinn von Arbeit.
    Und vor allem sind es gerade die sogenannten niedrigen Arbeiten und Berufe, die vor allem im Westen schon sehr lange und immer extremer nun in der Regel auch im Osten „outgesourct“ werden. Das tut uns nicht gut. Denn damit ist ein neues Prekariat entstanden, das uns letztlich nur den Spiegel vorhält.
    Die satte Wohlstandsgesellschaft! Das sagt sich so schnell dahin.
    Aber ich denke, die leere, die überdrüssige, die undankbare, die oft respektlose…, die letztlich arme(!) trifft es eher.
    Vielleicht haben Sie Lust, auch noch meinen Kommentar zum Eintrag vom 31.12. zu lesen.
    Alles Gute…

  4. colorado 07 Antworten

    Ich finde auch, dass man mit dem Begriff „satte Wohlstandsgesellschaft“ vorsichtig umgehen sollte, zumal sich mitten in dieser Saturiertheit langsam auch eine „Armutsgesellschaft“ zu bilden beginnt.
    Das Problem ist vielleicht mehr die Tatsache, dass viele den Wohlstand nicht mehr zu würdigen wissen und ihn als selbstverständlich ansehen, als wäre er plötzlich vom Himmel gefallen und nicht erarbeitet worden.
    Das wiederum hat, wie Herr Kelle andeutet, auch wesentlich mit einer grassierenden Bildungsarmut zu tun, die nur noch das berufsbezogene Spezialwissen für notwendig erachtet und eine die ganze Person umfassende Bildung für überflüssig hält. So bleiben auch Sitte und Anstand auf der Strecke.

  5. GJ Antworten

    Man trifft sich an Silvester in Restaurants, Clubs… und die „einfachen“ Leute treffen sich vielleicht in der „Pizza Taxi“, weil sie sich das Restaurant nicht leisten können oder da nicht „hingehören“. Autsch!

  6. Alexander Droste Antworten

    Nee, ich sehe da nur Verwahrlosung:

    – Man kann ja tun, was man will, keine Sau interessiert es.
    – Ich habe immer Recht.
    – Ich bin so tolerant, dass ich nichts und niemanden neben mir toleriere, außer, was gerade hip ist.
    – Geiz ist geil, für mich das Beste, es darf aber nichts kosten. Wenn es nicht das Beste ist, wird genörgelt und runter geputzt, auch wenn es unverhältnismäßig ist.
    – Das Hemd ist mir näher als der Rock.
    – Meins ist meins.
    – Ich bin dann groß und überlegen, wenn ich den Anderen nieder mache.

    Das zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten!
    Würdigung? Dankbarkeit? Nein, es betrifft nicht die „Wohlstandsgesellschaft“, es betrifft alle außer diejenigen, die sich etwas Moral bewahrt haben. Kern dieser Dekadenz ist der Materialismus. Die hedonistische Jagd nach Glückserfüllung in äußerlichen Dingen. Aussichtslos! Der Verlust der Spiritualität und damit der Verlust innerer Aufrechte.

    Und wie dankbar ist die gestresste Kassiererin im Supermarkt, wenn ich ihr mit einem kleinen Scherz ein Lächeln in die Augen zaubere. Kleinigkeiten, Freundlichkeiten, das ist der Zucker für unsere Gesellschaft. Interesse, Respekt, Achtung sind die Zaubermittel, die Gewalt vermindern, weil der Mensch gewürdigt wird. Denn Gewalt entsteht zuweilen durch Frust, wenn die Aggression nicht pathologisch ist. Angestaute allumfassende Unzufriedenheit durch seelische Vernachlässigung, Misshandlung. Davon ist unsere Gesellschaft giftig durchdrungen. Wunschvorstellungen, Illusionen von einer besseren Welt tun ihr Übriges. Solches hat schon zig Millionen Menschenleben gefordert.

    Da ist also z.B. ein Amerikanischer Präsident, der die Hand reicht. Die Gräben sind sehr tief, aber es geschehen Wunder (siehe Korea), kleine Wunder zumal, aber sie geschehen. Anderswo schafft er wiederum Gräben, schade eigentlich.
    Da ist also eine „vorgeglühte“ Gruppe junger Männer, die sich mit ihrer „Babypulle“ Bier vor der Tanke postieren um sich bald auf den Weg zum Fußballstadion zu machen. Sie grölen und provozieren. Sie sind mit sich, ihrem Leben und ihrer Mannschaft unzufrieden. Ich stelle mich also zu ihnen und lasse mir etwas zum Spiel erklären. Es wird ruhig, jeder weiß etwas zu sagen. Ein paar aufmunternde Sprüche, ein kleiner Scherz und ein Lob für die Mannschaft, die es halt schwer hat sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Sie sind besänftigt und beflügelt. Man grüßt sich und geht seiner Wege. Habe ich schon ausprobiert, funktioniert.
    Funktioniert genauso mit „so komischen“ Ausländern. Provokationen muss man nicht erwidern.
    Naja, wenn Ungutes einmal eskaliert, dann ist Hasenfuß wohl der bessere Meister. Aus meiner Lehrtätigkeit bekam ich einen weisen Spruch: „Wer straft, hat schon verloren.“ Wie ist das gemeint? Strafe ist unintelligent. Sie verkennt außerdem die Bedürfnisse des Gegenübers. Ich gebe zu, dass sie trotzdem notwendig werden kann, weil manche Menschen eben nur diese Sprache gelernt haben. Aber sie missachtet eigentlich die Menschenwürde. Ist es nicht auch eine zentrale Botschaft Jesu Christi?

    Meine Mutter pflegte zu Leuten zu sagen, die mit dem Finger auf „die da“ zeigen: „Wer anderen in der Nase bohrt, ist selbst ein Schwein.“ Es gibt auch bekanntere Sprüche.

  7. GJ Antworten

    Sie liegen sicher richtig, dass an Kiosken oder solchen Pizzabuden Verwahrlosung vorzufinden ist. Abgerutscht Existenzen sind sicher darunter. Arbeitslose, teils Alkoholabhängige.Ich gebe zu, da schaue ich oft weg. Verwahrlosung beginnt auch dort, wo Regeln ignoriert werden, Grenzen missachtet. Da sind Dämme eingerissen worden durch die Grenzöffnung mit Ansage. Infolge der damit verbundenen Positionierung führender Kirchenmänner habe ich mich abgewendet.

    • HK Antworten

      „ Abgerutscht Existenzen sind sicher darunter. Arbeitslose, teils Alkoholabhängige.“

      Hm …

      Können Sie sich vorstellen, daß

      – jemand ohne eigenes Verschulden, z.B. betriebsbedingt, seinen Job verliert ?

      – er -zig Bewerbungen schreibt, z.T. von manchen Arbeitgebern – bzw. deren sozialverkrüppelten Personalchefs – nicht einmal eine Antwort in Form einer Absage bekommt ?

      – er nach zahllosen Absagen bzw. ohne jegliche Resonanz auf seine Bewerbungen angesichts sich häufender Rechnungen, Zuzahlungen zu Medikamenten, des kaputten Kühlschranks, des stotternden Autos und der auch noch zu zahlenden Kosten für die bevorstehende Klassenfahrt der ältesten und der jüngsten Tochter so langsam mittlere Panikattacken bekommt ?

      Und da dieser Vater von drei Kindern 49 ist, wird spätestens am 50. das besondere Geburtstagsgeschenk, daß ihm klar wird, wohl keinerlei Job mehr zu finden.

      Ich kenne diese Zustände aus meinem unmittelbaren Umfeld, und glauben Sie mir, von oben auf „Arbeitslose, teils Alkoholabhängige“ herabzublicken und sich selbst „als etwas Besseres“ zu fühlen, hilft niemandem wirklich.

      Aber so haben Sie das sicher auch nicht gemeint …

      • Klaus Kelle Antworten

        Nein, das habe ich so wirklich nicht gemeint. Mit geht es in diesem Fall nicht um die soziale Stellung oder Arbeitslosogkeit ob man Pizza essen darf, sondern wie rasant sich unsere Gesellschaft verändert…

        • HK Antworten

          Lieber Herr Kelle,

          mit meinem Beitrag waren Sie oder Ihr Artikel gar nicht gemeint.

          Ich hatte direkt auf den Beitrag von „GJ“ und die m.E. leicht herablassende Art gegenüber den im Zitat meines Posts genannten „abgerutschten Arbeitslosen, teils Alkoholabhängige“ geantwortet.

          Mit Ihrem Artikel gehe ich absolut konform.

  8. Wolfgang Heppelmann Antworten

    @ Lieber HK.

    Ich gebe mir Mühe, alles richtig zu schreiben. Soeben hatte ich mir die zweite Weinflasche geöffnet, weil ich sonst heute nicht einschlafen kann. Normalerweise tue ich das aus Vernunftsgründen nicht. Meine Frau ist fortgeschritten dement, meine beiden Kinder sind weit weg, die Tochter erklärte uns für tod. Das ist gegenwärtig die Ausgangslage. Die familiäre Lage entspricht dem Zustand unseres Deutschland.

    Seit zwei Jahren bin ich Pensionär. Nach 47 Jahren Vollbeschäftigung liegt meine Rente, geteilt durch die Rente meiner behinderten Frau, weit unterhalb der Armutsgrenze. Dennoch: Auch als „OPA“ habe ich in all’den Jahren, seit ich noch Schühler war, immer von Müll, sprich Rekickling gelebt. Alle meine Gebrauchsgüter, die ich beschaffen mußte, habe ich aus Abbruchhäusern, (DDR) Kontänern und anderen Müllhaufen beschafft, und mir damit eine beachtliche Antiquitätensammlung erworben; historische Möbel, eine beeindruckende Sammlung von Schlössern und Beschlägen aus 800 Jahren Kulturgeschichte, Papierantiquitäten der letzten 500 Jahre, Möbel aus 500 Jahren und vieles mehr. -Das Resultat einer Wegwerfgesellschaft, die sich nicht mehr erinnern will. Ikea darf nur auf der öffendlichen Strtaße vor meinem Haus vorbeifahren, denn Müll dulde ich hier nicht. Ich beherrsche mindestens 10 Berufe, von der Buchbinderei, über die Tischlerei, Schlosserei, Die Schilf- undf Kupferdachdeckeriei bis zur Zimmerei. Ich war Restaurator in einem Landesmuseum und Denkmalpfleger am Güstrower Schloß. In meinem entzwischen 2. Fachwerkhaus brauchte ich keinen Handwerker. Ich bin eben „Ossi“.

    Was will ich damit sagen ? Wenn wir uns nicht langsam um unsere eigene, ausgesprochen farbige, (Nicht bunte) Kultur kümmern, nicht endlich die Handi’s weglegen und wieder anfangen, die Dinge selbst zu tun, die uns betreffen, entgleitet uns mit unserer Alltagskultur auch unser Leben. (Das Wort „BUNT“ ist im Kunstbetrieb ein Schimpfwor) Ein wirklicher „Künstler nennt das Farbigkeit, denn „bunt“ ist hier gleichbedeutend mit Kitsch. – Sollten sich die „Grünen“ ‚mal merken. Andere sind schon da, um alles zu übernehmen. Ich liebe Fachwerk, also bin ich Nazi. (Aus Reiner Wendt, Deutschland wird abgehängt)

    Warum schützen wir unsere Kultur nicht, unsere schönen alten Städte; nicht vor Grundstücksspekulante; Unsere Wälder nicht vor Windrädern und deren Nutznießern; Unsere Heimat nicht vor Durchreisenden Abräumern aus präkären Staaten?

    Wir sind scheinbar ein Volk von Flagelanten, das sich selbst mit der Nazikeule quelt. Schluß damit ! Seit mindestens 1300 Jahren strahlt die deutsche Kultur; seit Karl dem Großen, Luther, Melanchton und Gutenberg, seit Goethe, Schiller, auch seit Moses Mendelson und Clara Schumann, nicht zu vergessen Hegel, Mozart und Kant in die Welt hinaus. War das alles vergebens?

    • HK Antworten

      Lieber Herr Heppelmann,

      vielen Dank, daß Sie sich zu meinem Beitrag so ausführlich äußern.

      Zunächst lassen Sie mich sagen, daß ich auch vor der Wende nicht oft, aber ein paar Mal in der sogenannten „DDR“ zu tun hatte. Stets bin ich mit einem gewissen Gefühl von Mulmigkeit dorthin gefahren.

      Und wenn man auf der Rückfahrt nachts, allein, nach dem Abbiegen plötzlich vor einem russischen Offizier stößt, der mitten auf der Straße steht und einen anhält, auf russisch etwas sagt und an der – Gott sei Dank verriegelten – Beifahrertür rappelt, man nicht weiß, was zu tun ist, ob er bewaffnet ist, einem dabei siedend heiß einfällt, daß der Bundeswehr-Schlafsack und der -Parka im Kofferraum liegen, so bleibt das nachhaltig im Gedächtnis, auch wenn nichts Schlimmes passiert ist.

      Nach der Wende habe ich diverse „Ossis“ kennengelernt, die – oh Wunder – ganz normale Leute waren.

      Und ich habe „Wessis“ kennengelernt, die sich im gerade geöffneten „Osten“ wie die Axt im Walde benommen haben, zum Fremdschämen.

      Von daher war mir eine Einteilung in „gute Wessis“ und „blöde Ossis“ niemals zueigen.
      Besonders negativ ist mir diverse Male die Arroganz mancher Wessis mehr als nur „unangenehm“ aufgefallen.

      Meine Meinung, daß die DDR ein Unrechtsstaat war, hat das jedoch nie beeinflußt.

      Und daß es auch dort Familienschicksale gab, genau wie im Westen, zeigt Ihre geschilderte Geschichte.

      Angesichts der Ereignisse im nun ( seit 30 Jahren ! ) vereinigten Deutschland kann ich sogar verstehen, daß mancher klar sagt „DAS hat es in der DDR nicht gegeben.“

      Stimmt. Dafür gab es jede Menge Unrecht, das muß ICH IHNEN ganz sicher nicht erzählen.

      Zu Ihrer Frage, ob das „Strahlen der deutschen Kultur“ in den letzten 1300 Jahren „ alles vergebens“ war:

      Ich weiß es nicht.

      Ich weiß auch nicht, was in diesem Land seit 2015 los ist.

      Ich habe den Eindruck, ich weiß gar nichts mehr, außer, daß in unserem Land jede Menge faul ist, oberfaul.

      Recht, Anstand, Moral, Gesetze, Traditionen, Familie, Kindererziehung, Werte, egal, welcher Art: nichts zählt mehr, alles wurde – gefühlt: über Nacht – über Bord geworfen.

      Ich habe nichts gegen Linke, ich habe nichts gegen Rechte ( auch wenn alle meinen, sie stünden in der Mitte ).

      Aber ich habe etwas dagegen, und das sehr deutlich, daß „Rechte“ allesamt automatisch „rechtsextrem“ oder „rechtsradikal“ sind, „Linke“ aber als „Autonome“ oder „Aktivisten“ verharmlost werden, auch, wenn sie Polizisten mit Feuerlöschern und Gehwegplatten von Dächern aus bewerfen ( für mich ist das Mordversuch ), oder Autos anzünden und nach SA-Manier durch die Straßen marschieren und fremder Leute Eigentum zerstören.

      Ich möchte DAS DEUTSCHLAND zurück, daß wir VOR Merkel hatten.

      Ich möchte, daß die CDU endlich aufwacht ( die SPD habe ich mittlerweile abgeschrieben ) und sich um die wirklichen Probleme diese Landes kümmert, wie Kinderarmut, Altersarmut, Gesundheitswesen, Innere und Äußere Sicherheit, ja, auch das Klima, selbstverständlich, aber mit Maß und Mitte und nicht kopflos und hirnverbrannt.

      In diesem Sinne hoffe ich und wünsche uns allen ein GUTES, ein BESSERES, Neues Jahr als 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 …

  9. GJ Antworten

    Mich bewegt es sehr, was ich hier lese. Die gegenseitigen Reaktionen regen dazu an, zu hinterfragen, was ich selber so denke und schreibe. Da Stelle ich ortsfest, wie schnell man Heute in den Rechtfertigungsmodus verfällt und wie Schell es passiert, missverstanden zu werden oder sich missverstanden zu fühlen. Das hat sich über Jahre langsam eingegraben in die Mitmenschen, die hier leben. Ein stetiges Misstrauen gegenüber dem, was der andere denkt oder macht. Ein instinktives Hinterfragen, warum er das macht und was er „wirklich“ von einem will. Das Ergebnis ist ein schleichender Gegeneinander, das zersetzende wirkt. Bei den vorgenannten Schilderungen denke ich sofort an Steimle’s Welt. Es gibt soviel Bewahrens – und Bewundernswertes um uns herum. Den Mann, der in seiner Sendung dies wertschätzend transportiert hat, den hat der ÖR abgesägt. Die Petition dagegen habe ich unterschrieben, die Empörungswelle aber erkaltet und weicht schließlich Resignation. Die öffentliche Sicherheit und Ordnung erodiert. Wer wie ich in dem Bereich arbeitet, spricht über die Zustände nur noch unter vorgehaltener Hand. Ich war im vergangenen Jahr in „Kur“. Dort hat man mir sofort gesagt, ich müsse meine Ansprüche runterschrauben und selbst bewusst Regeln überschreiten/missachten, dann ginge es mir besser. Habe ich dann unter „Anleitung“ gemacht. Mir geht es dadurch aber nicht besser. Kurzfristig vielleicht. Die Kollegen, die Pflichtbewusstsein verkörpern, sterben aus. Die Chefetage ist besetzt von einer Garde, die vernebeln und abblocken. Auf Führungslehrgängen wird heutzutage gruseliges vermittelt. Das Wort „Vorbildfunktion“ oder „Wertschätzung“ kommt nicht mehr vor.

  10. HB Antworten

    Herr Heppelmann, Frau GJ,
    meine allergrößte Hochachtung. Menschen, wie Sie, zähle ich zu den Alltagshelden! Nur Menschen wie Sie und andere hier im Blog, Herrn Kelle eingeschlossen, halten dieses kaputte System noch am Laufen.
    Glück, Frieden, Gesundheit und Kraft Ihnen allen für das Neue Jahr. Möge es ein besseres werden! Die Hoffnung stirbt zuletzt!
    Und ein stilles Gedenken an alle, die nicht mehr nach Hause gekehrt sind und in deren Familien jetzt eine nicht zu heilende Abwesenheit entstanden ist! Lebenslänglich!
    HB

  11. Wolfgang Heppelmann Antworten

    Lieber HK, Lieber HB, lieber GJ, oder liebe?…

    Leider weiß ich das nicht. Aber ich verstehe, warum Sie diese Synonyme gebrauchen. Es sind die heutigen „Umstände“. Gern würde ich Ihnen im persöhnlichen Gespräch begegnen, auch SvB, oder Torsten von Stein und anderen. Ich würde feststellen, daß wir alle ganz normale Menschen sind, die sich Sorgen um unsere Gemeinschaft machen.

    Das Grenzregim, liber HK war den „Grenzern“ befohlen, nichts persöhnliches. Sie sollten einfach nicht mehr kommen, sondern woandershin fahren. Wenn man ein Volk indoktrinieren will, muß man folgendes tun:

    1. -Die Erinnerung kappen, oder die Geschichte reparieren.
    2. -Den Vergleich verunmögichen, etwa mit der BRD.
    3. -Die Gehirne waschen und mit neuen Erinnerungen, Vergleichen und Ideologien nachfüllen.

    Das haben die Kommunisten versucht, das geschieht auch jetzt vor unseren Augen. Mich deucht, wir erleben gerabe eine Neuauflage der kommunistischen Weltrevolution unter Mithilfe der künftigen UNO-Weltregierung.

    Die Verbitterung vieler „Ossis“ liegt daran, daß die ersten „Wessis“, die in der ehemaligen, sogenannten,…erschienen, ausgemachte Besserwessis und Glücksritter waren, die sich sehr abfällig über den Zustand der mitteldeutschen Städte geäußert hatten, für den der einzelne nicht konnte.- „Furchtbar, das ist ja wie bei uns in den fünfzigern, das hat man nun nicht mehr….(„Ruinen schaffen, ohne Waffen“). Das war uns gelungen. Dabei wurde ganz übersehen, daß in dieser „Trümmerlandschaft“-DDR, unverfälschte, unzerstörte Altstädte hervorkamen, die Ihresgleichen suchen. Fast alles war noch vorhanden. Denken Sie nur an Görlitz. Wieviele Altstädte sind im Westen dem „Markt“ geopfert worden. Wieviele zentrale Altstadtviertel wurden von Herti oder Karstadt weggefressen? Nein Westdeutschland war auch nicht besser. Bekannte berichteten mir aus Dresden, daß Leute aus Berlin (West) mit Lastwagen vorfuhren, und aus bewohnten Häusern einfach die Hauszüren ausgehängt, aufgeladen und eben gestohlen hatten. Aus Mecklenburg berichtete man mir, daß unmittelbar nach der Wende Holländer damit begannen, Großsteingräber des Neolitikums zu plündern, weil es in Holland scheinbar keine Geschibe gibt. Man weiß ja, daß der größte Stein vor einem Eigenheim von der Potenz des darin wohnenden Hausherren kündet.- Ein Potenzstein eben, oder warum liegen überall diese Steine umher?

    So’was macht mißtrauisch, auch sowas spaltet. Warum kam niemand in den Osten, um die Ossis zu beglückwünschen, weil alles noch da war und eben nicht dem Mammon geopfert war, beschädigt, aber noch da? Wenn man in Westdeutschland eine Haustür öffnet, sieht man die Bausünden der letzten 70 Jahre. Wenn man in Wismar eine solche öffnet, begegnen einem mindestens die letzten 300 Jahre KULTURGESCHICHTE, unsere Heimat. Ich glaube, wenn wir alle am gleichen Tisch säßen, wären wir uns schnell einig. Es sind dieVerhältnisse, die Partikularinteressen, die ideologischen Verblendungen auch die allgemeine Bereicherunssucht, die uns trennen, so daß jeder in seinem Schützengraben sitzt und den anderen für einen Feind hält. Wenn wir das überwinden könnten, wäre dieser Spuk zuende.—Ein Andermal mehr.

    Dennoch: Ein gutes, neues Jahr wünsche ich Ihnen allen.

  12. W.Lerche Antworten

    Die Enkel der Omas haben nie Not und Elend erlebt. Sie kennen keinen Krieg und dessen Verwerfungen. Sie können sich das nicht vorstellen. Deshalb neigen sie dazu, auszuflippen und über die Strenge zu schlagen. Sie denken, alles Angenehme und Schöne ist gegeben. Sie haben kein Gefühl dafür, wie schwer es war, dies alles aus Trümmern zu erarbeiten.
    Vor diesem Hintergrund sehe ich mit großer Sorge, dass diese Enkel Krieg für machbar halten und völling unnötig mit unserer Existenz spielen.

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