Deutschland hat einen Bundespräsidenten, der politisch wirken will. Das war nicht immer so. Wir hatten auch mal einen Präsidenten, bei dem das öffentliche Interesse mehr den großen Hüten seiner Gattin galt, als seinen Aussagen. Wir hatten einen, der singend mit der Postkutsche unterwegs war, ein anderer erwanderte volksnah die Republik. Alles honorige Persönlichkeiten, damit ich nicht missverstanden werde. Und nun also Joachim Gauck, an dem man sich politisch wunderbar reiben kann. Was habe ich mich geärgert, als er in einer Weihnachtsansprache von der Angst der Migranten im öffentlichen Personennahverkehr redete, aber zu erwähnen vergass, wie sich wohl Deutsche fühlen, die zum Beispiel spätabends in einem Berliner U-Bahnhof auf eine Gruppe junger Araber stoßen. Aber sei’s drum, man muss nicht immer in allen Punkten mit anderen übereinstimmen.

Nun hat der Bundespräsident allerdings etwas Richtiges gesagt. Und zwar zur bevorstehenden Wahl eines Politikers der SED/PDS/Linke zum thüringischen Ministerpräsidenten. Zitat BuPrä: „Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen, die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können? Es gibt Teile in dieser Partei, wo ich – wie viele andere auch – Probleme habe, dieses Vertrauen zu entwickeln.“ Und sofort ist wieder allerorten Empörung zu vernehmen. Was mischt der sich da ein? Will er den Abgeordneten Rechte beschneiden? Hat er ein gestörtes Verhältnis zur Freiheit? Ganz im Gegenteil! Gauck formuliert das Unbehagen, das angesichts der Entwicklung in Erfurt viele Menschen in Deutschland haben. Auch dazu ist ein Staatsoberhaupt da. Warnen, wenn etwas schiefzulaufen droht. Und das nicht nur bei Rechtsradikalen, sondern auch bei Linksradikalen, selbst wenn die gut geschnittene Anzüge tragen. Und, wenn ich das hinzufügen darf, sehr geehrter Herr Bundespräsident: Ruhig auch mal bei gewalttätigen Islamisten.

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Dieser Artikel wurde 8 mal kommentiert

  1. Friedrich Albrecht Antworten

    Obwohl ich seinen Lebensstil für nicht als zum Vorbild geeignet finde, imponiert mir unser Bundespeäsident Gauck gelegentlich mit seinen Aussagen zu politischen Themen und diesem Fall ganz besonders.

  2. Jürgen Backhaus Antworten

    Der Mann zeigt Rückrat, im Gegensatz zu den letzeten beiden Bundspräsidenten. Weiter so!

    Jürgen Backhaus, Nettetal

  3. Marion Vogel Antworten

    Alle Achtung Herr Gauck – sehr mutig! Unter den Politikern haben wir mitlerweile genug Handpuppen. Man frage doch einfach mal die ehemaligen noch lebenden Insassen von Hohenschönhausen! Die können über perfekt ausgebildete Kader-Psychologen berichten. Man erkennt heute die Wölfe nicht mehr unter dem Luxusschafspelz. Nach der Öffnung der Grenze hatte ich mich schon recht bald gefragt, in welche Richtung denn nun die Grenze verschoben wurde. Aber das gehört wohl zu den Tabuthemen. Beim Aussprechen wird mir unvermittelt ein Platz in einer bestimmten Ecke zugeordnet.

  4. Marion Vogel Antworten

    Alle Achtung Herr Gauck – sehr mutig! Unter den Politikern haben wir mitlerweile genug Handpuppen. Man frage doch einfach mal die ehemaligen noch lebenden Insassen von Hohenschönhausen! Die können über perfekt ausgebildete Kader-Psychologen berichten. Man erkennt heute die Wölfe nicht mehr unter dem Luxusschafspelz. Nach der Öffnung der Grenze hatte ich mich schon recht bald gefragt, in welche Richtung denn nun die Grenze verschoben wurde. Aber das gehört wohl zu den Tabuthemen. Beim Aussprechen wird mir unvermittelt ein Platz in einer bestimmten Ecke zugewiesen.

  5. Helmut Zilliken Antworten

    An die gruselige Weihnachtsansprache kann ich mich erinnern: War sowas von gefärbt – nur Migranten sind Opfer! Gutmenschenblödsinn. Zu rotrotgrün: Ich bin der Meinung, daß auch dieses Wählervotum mal wieder sehr deutlich macht, daß man mit den bisherigen politischen Entscheidungen nicht zufrieden war und deshalb sowas wie Protest wählt – wie ich finde eine legitime demokratische Entscheidung, die man aushalten muß, auch der Bundespräsident. (Achso: Der Autor dieser Zeilen steht weder den Roten noch den Grünen nahe. Er hat sie nicht gewählt und wird sie auch sicher nicht wählen!)

  6. Pingback: Gaucks Unbehagen gegenüber der LINKEN – Durfte sich der Bundespräsident so einmischen?

  7. Fritz - Ulrich Hein alias hein-irol Antworten

    Herr Gauck kann sich zwar mit seinen Einwänden oder Gedanken an die Öffentlichkeit, vulgo Bürger, wenden, aber nicht zu einem Zeitpunkt, wo gerade bei einer Partei Abstimmungen über Koalitionsfragen anstand. Das ist klare indirekte Beeinflussung. Auch hat er den Bürgern, die DIE LINKE gewählt haben, mangelndes Geschichtsbewusstsein unterstellt. BP Gauck soll zu keinem Zeitpunkt vergessen, dass er vermutlich selbst eine Rolle in dem damaligen System gespielt hat.

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