In Lübeck beschwerten sich dieser Tage Schüler von fünf Europaschulen öffentlich, dass sie als „schulische Pflichtveranstaltung“ an einer Demonstration für Toleranz, Vielfalt, Weltoffenheit und so weiter und so weiter teilnehmen mussten. Als Pflichtveranstaltung habe man das nur aus versicherungsrechtlichen Gründen bezeichnet, erklärte ein Schulleiter auf Anfrage, und ich würde nicht einmal ausschließen, dass das stimmt in diesem Land, in dem alles seine Ordnung haben muss. Jedenfalls waren die Schüler der siebten und achten Klassen verpflichtet, die Demonstration als Teil des Unterrichts zu besuchen. Gelebte Demokratie sozusagen, auch das erstmal gut. Aber stellen wir uns vor, eine Schule oder ein Lehrer würde mit seiner Klasse zu einer Pegida-Demo gehen oder zum 1000-Kreuze-Marsch nach Berlin oder in Stuttgart zur Demo gegen die Frühsexualisierung von Kindern durch rot-grüne Bildungspläne. Liebe Leute, was wäre in diesem Land los? Und damit bin ich beim Punkt: Wenn Politiklehrer ihren Schülern zeigen wollen, wie Demokratie funktioniert, ist das großartig. Wenn Political Correctness dabei die Auswahl vorschreibt und Unliebsames außen vor lässt, ist es genau das Gegenteil von Demokratie. Das passiert übrigens nicht nur in Schulen. Als Stadionbesucher sehe ich immer die Vereine und Spieler, die mit Ansprachen vor dem Anpfiff und Transparenten ihre Abneigung gegen Homophobie und Rassismus bekunden. Und das ist auch absolut in Ordnung, wenn Vorbilder Zivilcourage zeigen. Aber Philipp Lahm, der vor einem Spiel mit Mikro in der Hand einen Text vorliest, in dem er vor den Gefahren durch gewalttätige Zuwanderer warnt? Hannover 96, das aufruft, an einer Demo gegen Spätabtreibungen teilzunehmen? Oder auch das Land Nordrhein-Westfalen, dass zum „Tag des ungeborenen Lebens“ anordnet, vor allen öffentlichen Gebäuden Fahnen der Pro-Life-Bewegung zu hissen? All das werden wir niemals erleben, und all das belegt bedauerlich eindrucksvoll, dass es natürlich eine Political Correctness gibt, die sich wie Mehltau über unsere Gesellschaft legt und einen offenen Diskurs an Meinungen und Ideen behindert. Und das ist keineswegs nur ein deutsches Problem, sondern ein Problem „des Westens“ insgesamt.
Aus Frankreich wurde jetzt der Fall eines Kunstlehrers bekannt, der 13- und 14-jährigen Schülern in seiner Collège-Klasse Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Nach den Terroranschlägen von Paris wollte er mit den jungen Leuten über Meinungs- und Pressefreiheit diskutieren. 20 muslimische Schüler beschwerten sich darüber bei der Schulleitung. In den Streit griff schließlich die Schulbehörde in Straßburg ein. Sie supendierte den Lehrer. Der darf nun vier Monate lang nicht mehr unterrichten. Die Leitung der Schulbehörde begründete diesen skandalösen Schritt damit, man habe die Lage „befrieden“ wollen. Suspendiert, weil er seinen Schüler Freiheit erklären wollte…. Wundert sich noch jemand, dass Menschen aus anderen Kulturen inzwischen über uns und unsere Demokratie lachen?

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. Pingback: https://denken-erwuenscht.com/freiheit-gehoert-nicht-nur-einem-teil-der-gesellschaft/ | FreieWelt.net

  2. Olli P. Antworten

    Genau diese Art von freiwilligem Muss gabe es in der DDR. Der vorrauseilende Gehorsam, hier von Lehrern, ist ein sicheres Anzeichen einer Diktatur.

  3. Alexander Droste Antworten

    Das sind doch interessante Siegeszüge von Seiten bestimmter Minderheiten. Aus political correctness schafft sich ein System selber ab und überlässt das Feld den Dämagogen. Gender Mainstream ist noch so etwas skurriles. Ein Juraprofessor in Bonn ist der Meinung, man könne nur Frieden und Integration schaffen, indem man die Gesellschaft in die Minderheiten integriert, soll heißen: http://www.welt.de/kultur/article136841883/Wenn-Juristen-die-Islamisierung-vorantreiben.html

  4. Gisbert Britz Antworten

    Auch das Furzen müsste gesetzlich geregelt werden. (Nur auf Balkons, in Zimmerlautstärke, unter Beachtung der Windrichtung).

    Überhaupt: Die Pediga-Demos und anti-Pediga-Demos müssten nicht nur genehmigt, sondern auch angeordnet werden.

    Wie bei den Nazis. Da wurden Kundgebungen und Flaggenhissungen auch angeordnet.

  5. Andreas Schneider Antworten

    Das Problem der durch den „Mehltau“ Political Correctness (sehr treffend formuliert!) bestimmten Themenwahl ist leider auch (und gerade!) im Bereich der Medien anzutreffen, Herr Kelle. Der Volksmund bringt dieses Phänomen dann recht platt und vordergründig als „Lügenpresse“ auf den Punkt – überzogen, aber menschlich verständlich.

    Weitaus bedenklicher scheint mir jedoch, dass dieses Unwesen im geheiligten „Kamf gegen Rechts“ grassiert, wie ja auch i. w. S. die Schüler“demo“ in Lübeck in diesem Kontext gesehen werden kann. Dass die Protagonisten dabei auf Mittel und Mechanismen zurück greifen, die – gerade als Lehre aus der NS-Diktatur – doch eigentlich tabu sein sollten und müssen, ist mehr als fragwürdig.

  6. Gisbert Britz Antworten

    Zitat:

    „dass Menschen aus anderen Kulturen inzwischen über uns und unsere Demokratie lachen?“

    Lass sie lachen. Narrenfreiheit hat auch was Gutes.

  7. Susanne von Belino Antworten

    Ich empfehle dringend: „Deutschland von Sinnen“ lesen! Wenn ich auch nicht 100% d’accord mit Diktion und Teilen des Inhalts dieses fulminanten Angriffs auf den Mainstream bin, verspürte ich beim Lesen dennoch eine gewisse Erleichterung darüber, dass ich mit meinem Missmut über den sich in diesem Lande immer weiter verbreitenden Irrsinn doch nicht ganz alleine dastehe. Übrigens ist die Sammlung sowie Kommentierung von Medienreaktionen auf das genannte Werk, zusammengefasst in einem weiteren Buch mit dem Titel: „Attacke auf den Mainstream“, ebenfalls hochinteressant und ausgesprochen lehrreich.

  8. Felix Becker Antworten

    Bei mir verstärkt sich der Eindruck immer mehr, dass „linke“ Pädagogen dazu erziehen, dass „man“ links denkt und fühlt. Bleibt die Hoffnung, dass die Schulträgerlandschaft möglichst vielfältig ist, damit Eltern wirklich freie )inhaltlich orientierte) Schulwahl haben. Wir brauchen werteorientierte Schulvielfalt und keine Vorherrschaft links gebürsteter Staatsschulen.

  9. Friedrich Albrecht Antworten

    Gerade das letzte Beispiel aus Frankreich zeigt doch, daß bereits eine schleichende Islamisierung – oder wie sollte man das anders nennen – stattfindet bzw. stattgefunden hat. Und wenn dann Bürger öffentlich gegen eine Islamisierung des Abendlandes demonstrieren, werden sie von Vielen in den Medien, Gewerkschaften, in der Politik und selbst von Vertretern der Kirchen zuallererst als Fremdenfeindliche und Rechtsradikale bezeichnet. Ich finde das unverantwortlich.

  10. St.Ex Antworten

    Was heute verboten ist und unter Strafe steht ist morgen nicht nur erlaubt, sondern dann werden sogar Orden und öffentliche Anerkennung dafür vergeben.
    Zivilcourage oder gar Widerstand ist nur eine Frage des Datums.

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