Die Kölner Zivilgesellschaft wird immer wieder gelobt. Das Miteinander von Kulturen und Religionen „bei uns im Veedel“ wird leutselig besungen, kein Rechtsradikaler, der irgendwo in Sichtweite des majestätischen Doms entdeckt wird, ohne kopfstarke Gegen-Manifestation von Toleranz, Weltoffenheit und Liberalismus. Geradezu legendär die Kampagne „Arsch huh, Zäng ussenander“, die 1992 aus einem riesigen Rockkonzert entstand und sich gegen rechte Gewalt richtete. Bei passender Gelegenheit ersteht sie oder zumindest ihr Geist immer wieder neu, zuletzt als Reaktion auf die islamkritischen und teilweise rechtsextremen KöGida-Aufmärsche. 15.000 Kölner demonstrierten dagegen und für das bunte Köln. Doch die Nagelprobe könnte in diesen Tagen kommen. Das Festkomitee des Kölner Karnevals teilte am Mittwoch mit, dass es den geplanten Mottowagen mit einem „Charlie Hebdo“-Motiv beim diesjährigen Rosenmontagszug in der Jecken-Hochburg zurückziehen werde. Auf Facebook hatten zuvor 7.000 Menschen das Motiv ausgesucht, das einen Zeichner zeigt, der seinen Bleistift in den dadurch berstenden Pistolenlauf eines erkennbar islamistischen Selbstmordatentäters steckt. Die Karnevalisten schrecken zurück. Sie haben Angst, ihr ausgelassenes Treiben könnte zu einem Anschlagziel werden. Ein unerhörter, wenn auch verständlicher, Vorgang. Und ein Vorgang, der die Frage aufwirft: Wie ernst meint es die Kölner Zivilgesellschaft mit ihrem Eintreten für Toleranz und Weltoffenheit? Wie reagiert sie in einer Stadt mit einem hohen Anteil muslimischer Bürger? Gilt da auch „leben und leben lassen“? Ich bin sehr gespannt, was nach der Entscheidung des Festkomitees passieren wird….

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Dieser Artikel wurde 20 mal kommentiert

  1. Gisbert Britz Antworten

    Die Entscheidung ist gefallen: Der Wagen bleibt draußen. Man ist vor möglichen Terroristen – oder allen Muslimen? – eingeknickt. Ist damit die Demokratie verraten? Müssen Nideggen und Co wieder ran?

    Ich finde, es war eine weise Entscheidung. Moslems sind in Glaubenssachen sehr empfindlich. Im Gegensatz zu Christen. Die Evangelischen hätten sowieso kein Problem damit, wenn der Papst durch den Kakao gezogen würde.

    Wie groß war das Risiko eines Anschlags? Ich kann es nicht einschätzen. Muss man Terror förmlich herbeirufen? Und wie groß wäre das Geschrei, wenn es einen Anschlag mit 500 (?) Toten geben würde.

    Auch Spott über Hitler war gefährlich. War das Verteilen von Flugblättern eine Heldentat oder dumm? Lediglich Georg Elser hat es sinnvoll versucht. Bei ihm war es Pech oder die Vorsehung? Ich traue Gott auch nicht über den Weg.

    Ich halte die Entscheidung unter Abwägung des Risikos für richtig.

    Aber es wäre interessant gewesen, den Rückgang der Zuschauer zu beobachten. Eine andere Form von Arsch im Sessel.

  2. Gisbert Britz Antworten

    Fast alle Redaktionen sind mit Allah-Karikaturen vorsichtig geworden.

    Auch der FC wird keine Moslem-Verarsche auf den Trikots zeigen.

    Demokratie ist gut, Mut auch, ävver man kann ooch alles üverdriewe.

  3. Gisbert Britz Antworten

    Die Amis führen uns in den dritten Weltkrieg und die User bei seniorbook kümmern sich nur um ihren nächsten Geschlechtsverkehr …. (seniorbook)

    Und ganz Deutschland um den Kölner Mottowagen. (von mir)

  4. Berthold Lindenau Antworten

    Was als nächtes passieren wird?

    Lieber Herr Kelle.

    Als nächstes wird wohl der Dom gesprengt, da diese Versammlungsstätte von „Ungläubigen“ vielleicht einen Moslem provozieren könnte – und wer will schon <<tote bei einem Gottesdienst.
    Pegida hat schon recht mit der Islamisierung. Nur, dass die offensichtlich nicht von den Moslems droht, sondern von den Gutmenschen in Politik und Medien.

    Gehen Sie also noch einmal in die Kirche. Solanges es hier noch welche gibt.

    MfG
    Berthold Lindenau

  5. Hans Wofgang Schumacher Antworten

    Da keine konkrete Terrorgefahr oder Terrorwarnung vorliegt, halte ich die Kölner Entscheidung für besonders feige.
    Oder gibt es in Köln so viele gewaltbereite Bürger mit Migrationshintergrund, denen ein Terrorakt oder gewalttätiger Angriff auf den Karnevalszug zuzutrauen wäre? Auch dann wäre ein Zurückweichen vor einer gewalttätigen Minderheit feige.
    Ich lehne es auch ab, mögliche Gewaltausübung durch Muslime mit deren besonderer Empfindlichkeit quasi schon vorab zu entschuldigen. Empfindlichkeiten sind keine Freibriefe für Gewalttaten ! Sonst könnte sich doch jeder Mensch jederzeit durch irgendwelche Dinge provoziert fühlen und gewalttätig werden! Was wäre das für eine furchtbare Welt !

    In dem Zusammenhang fällt mir natürlich gleich die wegen einer Terrorwarnung abgesagte PEGIDA – Demonstration in Dresden ein.
    Auch das war feiges Zurückweichen der Demokratie vor der Gewalt, wenn auch eher verständlich, weil es ja ( angeblich ) eine konkrete Terrordrohung gab. Haben die Ermittlungen eigentlich etwas ergeben ? Man hört gar nix mehr. Oder war die Terrordrohung nur ein geschicktes und erfolgreiches Fake der ANTIFA oder der GUMA ( = Gutmenschenmafia ) ? Auch das wäre fatal.

  6. Gisbert Britz Antworten

    Zitat Schumacher
    „konkrete Terrordrohung“

    Unsinn. Der Anschlag drohte nur Lutz Bachmann. Der hätte nur zu Hause bleiben müssen. Mit 50 Polizisten im Treppenhaus.

  7. Gisbert Britz Antworten

    Der Zoch wird live im Fernsehen übertragen, ist also besonders öffentlichkeitswirksam für Terroristen.

    Wie 11.9. Wer hat eigentlich die Aufnahmen gemacht?

    Oder die Festnahme Bin Ladens – fast live.

  8. Felix Becker Antworten

    Weiß noch jemand, ob der Kölner Karneval auch den RAF-Terrorismus karikierte?

  9. Hans-Georg Streubel Antworten

    Was ich zu diesem Thema in diesem Block teilweise lesen muss, macht mich stutzig und ratlos, weil in vielen Bemerkungen etwas mitschwingt, das ich eigentlich in diesem Forum nicht lesen möchte. Es gibt andere Foren, da können ungehemmt unsachliche und auch unqualifizierte Äußerungen vorgenommen werden. Dies sollte hier nicht sein.
    Noch einen Satz zu den Kölnern und Kölnerinnen. Es ist falsch, die Bürger dieser Stadt nur und ausschließlich am Karnevalstreiben zu messen. Die meisten Kölner haben während dieser Zeit ohnehin etwas anderes zu tun, als zum Karneval zu gehen, der sowieso sehr viel von seiner eigentlichen Bedeutung und Ursprünglichkeit verloren hat und mehr und mehr zu einem kommerziellen Großereignis verkommt. Wer einmal in Köln zur Karnevalszeit war, kann mich nur bestätigen.
    Und noch eins ist wichtig zu wissen, zu glauben, die Kölner und Kölnerinnen sind in allen Dingen liberal und weltoffen, sollte sich einmal intensiv mit diesen Menschen beschäftigen und zwar ohne Pappnase, Konfetti und Kostüm. Das ergibt eine andere Beurteilungsbasis. Versprochen.

      • Hans-Georg Streubel Antworten

        Hallo Herr Droste,
        leider haben Sie meinen Text nicht verstanden. Und noch eins: Ich bin Kölner. So kann man sich irren.

        • Alexander Droste Antworten

          Hallo Herr Streubel,
          ich muss schmunzeln, weil Sie auf die Satire hereingefallen sind. Ich bin Charlie. 🙂

  10. Alexander Droste Antworten

    Erstmal will ich kritisieren, dass man Charlie Hebdo zu einem Symbol der Meinungsfreiheit hochstilisiert. Er ist nämlich genauso gut ein Symbol für Geschmacklosigkeit, wie viele Satiren im übrigen. Man kann ja auch niveauvoll durch den Kakao ziehen.
    Karnevalswagen aus dem Verkehr zu ziehen aus Angst vor Attentätern finde ich feige, denn gerade das war schon seit langem ein Instrument der Auflehnung gegen Willkür. Nichts anderes ist Terror. Warum lassen wir uns von Spinnern erpressen? Dann haben sie doch Macht! Die sollen sie nicht haben!
    Man kann ja das „Charlie Hebdo“ auf dem Wagen mit irgendetwas anderes betiteln, was die Meinungsfreiheit symbolisiert und ansonsten so lassen. Ich finde ihn gut und sehr wichtig.

  11. Verena v. Buch Antworten

    Ich bin nicht Charlie. Ich moechte nicht, dass das woran ich glaube, durch den Kakao gezogen wird. Und das sollte für alle Religionen gelten. Freiheit hin oder her. Ich fühle mich in Meiner Menschenwürde durch solche Satire verletzt. Im Grundgesetz heisst es: Die Wuerde des Menschen ist unantastbar.

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