GASTSPIEL MARTIN D. WIND: Wissen Sie eigentlich, bei wem Journalisten wie viel kassieren?

Sie finden es sicher richtig, dass Politiker ihre Nebenverdienste offenlegen müssen. Sie finden das richtig, weil wir Bürger der Politik „in die Karten schauen können“? Das war unter anderem einer der Gründe, weshalb diese Offenlegung der Einkünfte von Parlamentariern verlangt wurde. Auf Heller und Pfennig erfahren wir Bürger das nie genau. Politiker müssen lediglich in einem vorgegebenen Raster von zehn Einkommensschritten angeben, zwischen welchem Minimum und welchem Maximum sich diese Nebeneinkünfte neben den regulären Diäten bewegen. Mit Recherche und Suchaufwand lässt sich dann bei einigen Politikern auch noch herausfinden, aus welchen Quellen sie da schöpfen und bei wem sie sich in finanzieller Abhängigkeit befinden.

Es ist nicht verboten, dass Politiker Nebeneinkünfte haben. Ja, es gibt durchaus Aspekte, die es sogar gut erscheinen lassen, wenn Politiker nicht von ihren Diäten abhängig sind. Ein „Gschmäckle“ bekommen solche Verflechtung allerdings, wenn beispielsweise Politiker aus dem Gesundheitsausschuss im Aufsichtsrat eines Pharmaunternehmens sitzen, Mitglieder des Umweltausschusses Aktionäre oder Aufsichtsratsvorsitzende bei Unternehmen der Windenergie sind oder aber Verkehrsausschussmitglieder im Vorstand eines Automobilunternehmens sitzen. Da fragen wir Bürger zu Recht, ob solche Menschen ihre Unabhängigkeit wahren und zum Wohle des Volkes und der Nation entscheiden können oder wollen.

Aber es gibt eine weitere Tätigkeiten, bei deren Ausübung Unabhängigkeit dringend notwendig wäre und peinlichst darauf geachtet werden sollte, dass man sich nicht in Abhängigkeiten begibt: der Journalismus. Auch hier wäre es dringend geboten, Transparenz herzustellen. Auch hier wäre es ein Gebot der Fairness, wenn wir Medienkonsumenten wüssten, bei welchen Unternehmen, Stiftungen, Vereinen oder gesellschaftlichen Bewegungen Journalisten in Lohn und Brot stehen oder standen. Um so wichtiger wäre das bei Journalisten, die von uns Bürgern finanziell bereits mit üppigem Honoraren aus der Zwangsabgabe für öffentlich-rechtliche Sendeanstalten mehr als gut gepolstert sind.

Tagesschausprecher Jan Hofer, Dunja Hayali, Judith Rakers, Marco Schreyl oder auch Julia Scharf sind nur inige der exponierteren Personen aus der Branche, die sich gerne mal „etwas“ nebenher dazuverdienen. Sie stehen dann in ihren dienstfreien Zeiten bei Unternehmen oder Wirtschaftszweigen – die sie vom Bildschirm herab durchaus schon mal als „umstritten“ anmoderieren – auf der Bühne. Sie führen launig durch Podiumsdiskussionen oder eröffnen McDonalds-Filialen, moderieren Gesellschafterversammlungen der Glückspielbranche und und werden dafür mehr als gut ausbezahlt. Dabei profitieren sie selbstverständlich vom Marktwert, der ihnen aus der Tätigkeit für gebührenfinanzierte Sender erwächst.

Zu Dienstbeginn stehen sie dann wieder vor der Kamera und moderieren Sendungen, in denen Informationen, „gewichtet“, „sortiert“ und „eingeordnet“ den Medienkonsumenten vorgelegt werden. Diese ahnen in der Regel von den Verfilzungen im Hintergrund nichts. Es wäre klug, die Branche würde sich hier ehrlich machen. Es wäre klug, wir Finanziers der Sendeanstalten würden erfahren, was Moderatoren und Journalisten in den Redaktionen der Anstalten an Salär erhalten. Es wäre noch klüger, diese Journalisten würden entweder keine Nebenjobs annehmen, die massiv die Unabhängigkeit beeinträchtigen. Zumindest sollte sicher gestellt sein, dass Journalisten keinerlei Berührung zu Themen haben, in die Unternehmen involviert sind, von denen sie sich aushalten lassen. Falls das nicht machbar ist, so wäre zumindest klug, diese Journalisten würden von sich aus ungefragt angeben, bei wem sie in Lohn und Brot stehen.

Nur so kann sichergestellt werden, dass die Bürger nicht irgendwann von diesen „Jobs“ erfahren und bei sich denken, dass sie von der „Lügen-“ beziehungsweise von der „Lückenpresse“ nichts anderes erwartet haben. Es stünde dem Berufsstand gut an, er würde dem Eindruck der Presse als „Hure der Macht- und Geldhabenden“ massiv entgegenwirken. Dann kann man endlich auch wieder unbefangen einen journalistischen „Ethos“ im Schilde führen.

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Dieser Artikel wurde 13 mal kommentiert

  1. W. Lerche Antworten

    Diesen Filz bezeichne ich als „Korruption“. Wo, in welchem öffentlichen Bereich, ist unser Land nicht verfilzt, also nicht korrupt?

  2. Alexander Droste Antworten

    Crowdfunding ist das Honorar der Internetjournalisten. Sie sind jetzt der Ausgleich für verfehlte Unterrichtung. Allerdings ist es ungeheuer schwierig, Wahres von Fiktion zu unterscheiden. So muss man viel mehr Quellen sichten und um gründlich zu sein, wird man ungewollt selber zum Journalist (ohne zu schreiben allerdings).
    Das “ Kontrollorgan“ Presse, das die Politik und Gesellschaft zu überwachen und die Bürgerschaft zu informieren hat, ist krank, erfüllt seinen Zweck nicht mehr, ist selber ein Teil der Regierenden geworden. Presse ist wie einst zum Propagandainstrument verkommen. Es wird im geringsten Fall durch Weglassen entscheidender Deteils verfälscht. Zusammenhänge und Fakten muss sich derjenige, der sich informieren will, mühsam selbst herstellen bzw. zusammen suchen. Daher haben die Berichterstatter ihren Auftrag verfehlt und sind keinen Cent mehr wert.
    Es gibt einige, die es satt sind, die ihrem Gewissen folgen. Sie treten jetzt im Internet auf und werden zensiert, stigmatisiert, als „Verschwörungstheoretiker“ im Mainstream vorgeführt. Oder sie treten als Politisches Kabarett auf und haben gewissermaßen Künstlerfreiheit.

    Bleiben zum Schluss die Fragen: Wer profitiert davon? Wem nützt das? Wer ist Herr dieser Meinungsobrigkeit? Welche Ziele werden da verfolgt?

    • W. Lerche Antworten

      Es geht immer um die Interessen des Kapitals. Herr Kelle schreibt es doch, für wen Politiker und Journalisten arbeiten. Es geht immer um Milliarden, um Profit, um höhere Gewinne. Die Wahrheit oder ein wenig Vernunft stört da nur. Die Herde alias Bevölkerung muss dafür ausgerichtet bleiben. Dazu braucht es die gewählten Kapital- alias Volksvertreter. Solange die Medien in deren Hand sind, werden wir auf Verbesserungen bis zum St. Nimmerleinstag warten.

    • Wolfgang Andreas Antworten

      Herr Droste, Sie haben es gesagt!

      Als Ergänzung ist mir die Rede von Goebbels nach der Machtübernahme in Erinnerung, die er vor den zusammengetrommelten Rundfunkintendanten hielt und ihr Kernsatz hieß: „DER RUNDFUNK GEHÖRT UNS!“ – Wir haben es mit einer Mediengleichschaltung zu tun, die es seitdem nicht mehr gab.

  3. Werner Meier Antworten

    Sehr richtig! Ich finde, dass dieses Personal, das einen steuerähnlich finanzierten, öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen soll, ähnlich strengen Regeln wie die Beamten unterliegen sollte (Nebentätigkeitsverordnung). „Entgeltliche Nebentätigkeiten bedürfen vor ihrer Aufnahme (mit einigen im Bundesbeamtengesetz genannten Ausnahmen) der Genehmigung durch den Dienstvorgesetzten. Die Genehmigung ist bereits dann zu versagen, wenn die Gefahr besteht, dass durch die Nebentätigkeit dienstliche Interessen beeinträchtigt werden können. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Nebentätigkeit die Unparteilichkeit oder Unbefangenheit beeinflussen kann. Von einer Beeinträchtigung ist außerdem in der Regel dann auszugehen, wenn die Nebentätigkeit ein Fünftel der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit überschreitet. Auch liegt ein Versagungsgrund vor, wenn der Gesamtbetrag der Vergütungen für eine oder mehrere Nebentätigkeiten 40 Prozent des jährlichen Endgrundgehalts übersteigt.“ https://www.bmi.bund.de/DE/themen/oeffentlicher-dienst/beamtinnen-und-beamte/nebentaetigkeit/nebentaetigkeit-node.html

  4. Onkel Klaus Antworten

    Jeder Staatsdiener, der sich auch nur einen Kugelschreiber schenken lässt, muss das aufgrund einer Dienstvorschrift ablehnen oder zumindest beim Vorgesetzten melden – das gilt z.B. auch für Klassenlehrer, die zum Abschluss ihrer Tätigkeit von der dankbaren Elternpflegschaft eine Flasche Wein bekommen sollen.
    Eine wie auch immer geartete geringfügig bezahlte Nebentätigkeit (Chorleiter, Sporttrainer etc.) muss beantragt und nachgewiesen werden.

    Warum gilt eine solche Vorschrift nur öffentlich Beschäftigte und nicht für die über Gebühren finanzierten Tätigen in öffentlich-rechtlichen Medien?
    Weil darüber in den Medien nicht berichtet wird…

    • W. Lerche Antworten

      Das gilt deshalb nicht für die, weil die in ihrer Arbeit nicht eingeschränkt werden dürfen. Wie könnten die 80% der Bevölkerung auf Line halten, wenn die plötzlich korrekt umfassend publizieren oder gar sich ehrlich machen würden.

  5. Ruth Antworten

    „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“

    dies trifft nicht nur bei sogenannten Journalisten der Zwangsgebühren finanzierten Sender zu. Wenn man sich, nur als überdeutliches Beispiel, Artikel von Margarete von Ackeren und Martina Fietz durchliest, fragt man sich auch, haben diese Holden ihren gesunden Menschenverstand völlig verloren, oder gegen gewisse Vorzüge hier und da eingetauscht.

    Aber auch bei so manchem der Kommentare fragt man sich, wer bezahlt Thomas Hempel oder Jutta Denker für den Unsinn, den sie prompt und zuverlässig im Focus posten?

    Die Redaktion tut ihr übriges, freie Meinungsäußerung im Keim zu ersticken. Wehe es wagt jemand eine eigene Meinung zu haben, oder hinterfragt sachlich und präzise, was unsere Politiker da so verzapfen. Dieses kritische Hinterfragen wäre eigentlich die Aufgabe von guten Journalisten. Doch weit gefehlt, da löscht man lieber 9 von 10 Kommentare wegen angeblichem Verstoß gegen die Netiquette.

    • HB Antworten

      Bei Martina Fietz hat sich das „Verlieren des gesunden Menschenverstandes“ gelohnt, sie ist jetzt stellvertretende Regierungssprecherin im Kanzleramt. Und bei Jutta Denker vom Focus stimme ich Ihnen zu 100% zu. Wenn aber das Bundesverfassungsgericht schon die Zwangsabgaben für die ÖR absegnet, was wollen dann die paar ehrenwerten Journalisten noch erreichen? Und wenn sich die SZ aufregt, dass Afrikaner hier mehr kontrolliert werden als Weiße, dann muss man sich über die heutigen Zustände in der ehemals schönen Stadt München nicht mehr wundern.
      Nur, wer ist der große Geldgeber im Hintergrund?

  6. W. Lerche Antworten

    Wofür gibt es für Journalisten für viele Produkte und Dienstleistungen „Journalisten“-Rabatte? Bei größeren Anschaffenungen wie z.B. ein Auto sind das eben mal 10.000 € und mehr, die Journalisten weniger berappen müssen. Kann mir das jemand erklären? Ich meine, Geld ist Geld. Und wenn die schon satt verdienen, warum brauchen die zudem weniger bezahlen?

  7. Fritz Maier Antworten

    Mit mehr als starkem Stirnrunzeln sehe ich die vergleichende Zeit 1928 – 1932 und heute. Die Antifa ist die neue SA.

    Massenmedienfrei = Ich bin dabei!

    Zeitungsabos sind gekündigt, Desinformation wird nur kostenlos aus dem Internet gelesen, Autoantenne gekappt.
    Die Umwelt dankt es mir, da keine Bäume mehr gefällt und keine Energie für neues/recycelts Papier benötigt wird.

    Macht mit und klebt es an Eure Autos, macht T-Shirts, lasst uns daraus einen medialen Flash machen.

    Massenmedienfrei = Ich bin dabei!

    Radio und TV aus, stattdessen Kartenspielen und Bier trinken und Fleisch essen in gemütlicher Runde.

  8. Torsten.Stein Antworten

    Sehr geerter Herr Kelle, Ihre Ansichten zu den Nebeneinkünften der Politiker sind nicht zu teilen. Im Gegenteil !
    Die Politiker (einige ohne Ausbildung oder Abschluss) beziehen ein vergleichsweise exorbitant hohes Einkommen, mit der Begründung, damit sie eben NICHT bestechlich und nur ihrem Gewissen verpflichtet sind!
    Das war der Grundgedanke der recht hohen Diäten, damals bestanden die Politiker auch noch aus elitären Intellektuellen. Was bei den Figuren heute durchaus bezweifelt werden darf.
    NEIN, KEIN Politiker hat einen Nebenjob auszuführen und seine Aufgaben „FÜR das deutscche Volk“ im Bundestag zu sein.
    Keine lukrative Kanzlei, kein Aufsichtsratsposten, kein Beratervertrag !
    Mehr als 9.000 € im MONAT (!!!) sind ausreichend seine ganze Kraft dem BT zur Verfügung zu stellen.
    Alles andere ist respektlose Gier und Verhöhnung des dt Volkes.
    Beispiele: Roth ohne Abschluss, Nahles ohne ernstzunehmende Tätigkeit, K. Göhring Eckart Dauerstudierte ohne Abschlus und all die anderen Dummköpfe für 9 Tsd im Monat!

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