GASTSPIEL VERA LENGSFELD: Ein Fluch den Zerstörern unserer Lebensweise

Vergangenen Samstagabend besuchte ich eine Aufführung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Es war das traditionelle Konzert des Bach-Chors unter Leitung des wunderbaren Achim Zimmermann.

Auf dem Weg zur Vorstellung verweilte ich kurz an der Stelle, an der von den Berlinern und ihren Gästen immer noch der Opfer des Anschlags auf den hiesigen Weihnachtsmarkt vor drei Jahren gedacht wird. Schon diese kleine Andacht war ein Symbol dafür, dass nichts mehr ist, wie es mal war. Unsere Gesellschaft hat sich drastisch geändert, und im Gegensatz zu einer notorischen grünen Politikerin kann ich mich nicht darüber freuen. Ich dachte an Anabel Schunkes Artikel auf der „Achse des Guten“ darüber, wie mies die Opfer des Anschlags von der Politik vernachlässigt werden, daran, dass es der Senat nicht für nötig gehalten hat, die Betroffenen zur diesjährigen Gedenkfeier einzuladen, an den Untersuchungsausschuss, der herausgefunden hat, dass die Merkel-Regierung alles unterließ, was den Anschlag hätte verhindern können. Aktuell läuft in unseren Kinos ein Film, „Der letzte Bulle“, in dem die arabischen Clans verherrlicht werden und die Polizei verunglimpft wird. Die Frage ist nicht, ob der nächste Anschlag kommt, sondern nur, wann. Ich zündete eine Kerze an und ging weiter zum Konzert.

Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Nur ganz am Rand hatte man einige zusätzliche Stühle für Leute wie mich aufgestellt, die auf den letzten Drücker kommen. Von Beginn an, den ersten Tönen von „Jauchzet, frohlocket!“ vergaß ich die Welt. Die Musik führte das Publikum in himmlische Sphären. Unter den Arien und Chören befinden sich Kostbarkeiten ersten Ranges, wie die Arie „Schließe, mein Herze“ oder „Frohe Hirten, eilt, … sucht die Anmut zu gewinnen“, oder der Chor „Brich an, du schönes Morgenlicht“. „Edleres hat Bach in dieser Form nie geschaffen“, steht im Programmheft. Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Wer Bach hört, weiß, was die Stärke unserer Kultur ausmacht.

Beim Schlusschor „Tod, Teufel, Sünd und Hölle sind ganz und gar geschwächt“ fühlte ich mich gestärkt und getröstet. Nach Verklingen der Musik verharrte das Publikum in ergriffenem Schweigen, ehe der Beifallssturm losbrach.

Als wir die Kirche verließen, lud der Weihnachtsmarkt zum Schlendern ein. Er war immer noch gut besucht, aber Glühwein konnte man schon ohne längeres Anstehen bekommen. Wir waren gerade dabei, uns für einen Stand zu entscheiden, als Polizisten mit der Waffe im Arm begannen, den Markt zu räumen. Sie machten das sehr professionell und unter Verzicht auf Lautsprecherdurchsagen. Das verhinderte eine Panik, denn etliche vor allem junge Leute um uns herum waren sofort äußerst erregt und ängstlich und begannen zu drängeln. Auf allen Gesichtern sah ich die Furcht vor einem Terroranschlag.

Die Räumung verlief zügig, keiner widersetzte sich. Mein Hochgefühl war vollständig verflogen, und ich spürte, wie sich mein Magen verkrampfte. Das Unbehagen wurde verstärkt, als schwarzbehelmte Motorradfahrer mit etwa hundert Sachen vorbeipreschten, gefolgt von einem Sportwagen mit Tarnbemalung und laut heulendem Motor.

Wir tun jeden Tag so, als ob unser Leben ganz normal weiterginge. Aber unsere Art zu leben ist bereits zerstört. Die Leichtigkeit unseres Seins ist uns genommen, unsere Sorglosigkeit dahin. Wir können reden, lachen, genießen, Musik hören, mit unseren Kindern spielen, aber nichts mehr davon können wir unbeschwert tun. Merkelpoller, Sicherheitsdienste bei Veranstaltungen, die Unsicherheit des öffentlichen Raums sind mittlerweile unser Alltag. Bald wird man vergessen haben, dass es einmal eine Zeit gab, in der sich auch Frauen und Kinder angstfrei bewegen konnten.

Unsere tägliche Gehirnwäsche sagt uns, dass wir im sichersten Deutschland leben, das wir je hatten, wenn sich auch Terror und Tötungsdelikte etwas vermehrt haben. Weil es sicher ist wie nie, bewegen sich die Politiker, die uns das eingebrockt haben, nur noch mit Personenschutz und in gepanzerten Dienstlimousinen durch die Gegend. Demnächst wird sogar ein Sicherheitsgraben um den Bundestag gezogen.

Ich kann diese Leute nicht mehr ertragen. Ich möchte sie am liebsten, wie im Gedicht die schlesischen Weber, verfluchen.

Dieser Gastbeitrag erschien am 26. Dezember 2019 bei eigentümlich frei.

Die Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld publiziert regelmäßig auf Ihrem herausragenden Blog.

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Dieser Artikel wurde 15 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Im Geiste stelle ich mir vor, wie altertümlich gekleidete Menschen mit Schild uns Schwert zu hunderttausenden den Reichstag, den Bundestag, das Kanzleramt umstellen und mit ihren Schwertern rhythmisch auf ihre Schilder schlagen. Hunderte Kuhhörner werden geblasen. Alle 20 Schwerthiebe wird ein lautes Geheule angestimmt. Keine Polizei greift ein, kein Militär. Ein drohender Furor Germanicus strömt durch die Gebäude und panisch fliehende Kravattenträger und Antifabutton gezierte Weiber rennen kreischend davon.
    Ach, das wäre ein lustiges Schauspiel. Keiner krümmt irgendwem ein Haar. Dann wird wieder Politik gemacht. Für Frieden und Freiheit. Aber das ist nur Phantasie.

    Abgesehen von den unbehelligt hier herumgeisternden Feinden tun mir die Leute leid, die mit falschen Erwartungen unser Land dachten bewohnen zu können. Auch sie sind Opfer von Selbstsucht, Machtgier und Arroganz. Während wir in Armut und Chaos getrieben werden, müssen auch sie das erleiden. Sie können jedoch wieder zurück, wenn sie wollen. Wir müssen aber bleiben, wenn uns unsere Heimat lieb und teuer ist, wenn wir nicht Fremde in der Fremde werden wollen.

  2. HB Antworten

    „wie im Gedicht, die schlesischen Weiber, verfluchen.“ Müssen Sie nicht Frau Lengsfeld.
    Sehen Sie sich unsere meineidige, fingernägelkauende, kommunistische Zitterin und ihre Natternbrut an.
    Ich glaube nicht an einen Gott, schon gar nicht, wenn er ein Mann ist, aber ich glaube an die allerhöchste Gerechtigkeit, die jedem die Rechnung oder die Gutschrift präsentiert. Und an einen Dämon, der sich am Ende alle holt, die ihm ihre Seele verkauft haben.
    Sehen Sie sich diese undankbaren Jungen an, die alles zerstören, was uns Alten gut und teuer ist und war. Was bleibt ihnen? Ein ruiniertes, zerstörtes, überfremdetes Land. Eine Rechnung, die ich nicht bezahlen wollen würde.
    Muss ich auch nicht. Leider aber meine Kinder und Enkel. Und für die kämpfe ich für Frieden, Wahrheit und Gerechtigkeit, so gut es mir möglich ist.
    Ich danke Ihnen, Herrn Kelle und allen Bloggern hier, die das Gleiche tun!
    Ein gesundes und friedliches Neues Jahr Ihnen allen!

  3. Martin Antworten

    Marc Jongen von der bösen AfD hat mal gesagt, dass die CDU-Typen noch nicht mal wissen oder wissen wollen, was Metapolitik ist. Es ist für sie auch nur Gedöns. Solange die Wirtschaft läuft, ihre Trottelwähler Ruhe geben und ihre Karriere weiter geht, ist ihnen alles andere egal.
    Besonders witzig finde ich es ja, wenn CDU-Typen, die hart konservative Knochen waren (oder gewesen wären), sich mit Härte für Multi-Kulti und Diversität einsetzen. Die sind wie Soldaten, die einfach nur Befehlen gehorchen. Wozu diese Befehle dienen, ist ihnen egal.
    Wenn es eine Partei gibt, die diesen Trottelzustand der Deutschen am besten ausdrückt, ist es die CDU und ihre Wähler.

  4. HK Antworten

    Man muß m.E. nicht Mitglied einer christlichen Kirche sein, um an den „lieben Gott“ zu glauben.

    ( Schon gar nicht zu Zeiten dieser beiden bigotten und selbstgefälligen Kirchenoberen, Marx und Bedford-Strom, die vor dem Tempelberg ihr Kreuz abnahmen, um ja niemandem auf die Füße zu treten und hier Kirchensteuern für widerrechtliche „Seenotrettung“ und „Kirchenasyl“ in mindestens 6-stelliger Höhe veruntreuen ).

    Aber ich bin dort immer noch „Mitglied“ und der festen Überzeugung, daß irgendwann JEDER seine Rechnung präsentiert bekommt.

    Und ich denke, irgendwann wird auch diese Kanzlerin gefragt und für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen.

    Dafür, warum sie all diese Fremden ohne jegliche Kontrolle ins Land ließ und selbst, als sie erkennen mußte, daß eine große Zahl von Messerstechern, Dieben, Räubern, Vergewaltigern und Mördern unter ihnen ist, nichts, aber auch GAR NICHTS, getan hat, um all das zu beenden.

    Jeder halbwegs vernünftige Mensch lernt daraus, wenn er ungebetenen Besuch hatte und verschließt zukünftig die Haustür oder tauscht die Schlösser aus oder baut eine Alarmanlage ein oder schafft sich einen Wuffi an – noch vernünftigere tun alles zusammen.

    Nicht so die „Inhaberin der Richtlinienkompetenz“. Die baut zusätzlich Türen ein, durch die gewisse Leute noch bequemer ins Haus kommen können und verbietet gleichzeitig den Bewohnern, sich wirksam zu schützen.

    Auch bin ich gespannt auf die Frage an diese Frau, warum sie selbst ein Jahr nach dem Attentat am Breitscheidplatz die Angehörigen der Opfer nicht zur Trauerfeier in die Gedächtniskirche ließ und ihre Antwort darauf.

    Muß DIE eine Angst vor „ihrem“ Volk haben !

    Ich verstehe nicht, daß DIESE Frau überhaupt noch ruhig schlafen kann …

  5. colorado 07 Antworten

    Fast genauso verantwortlich für den langfristigen Schaden sind aber auch die Claqueure, die schon lange und immer noch für den ruhigen Schlaf sorgen.

    • HK Antworten

      Absolut richtig.

      Es gehören – wie fast immer im Leben – mindestens zwei Seiten dazu:

      Die eine, die MACHT, und die andere, die machen LÄSST.

      Und das werfe ich meiner ( ? ) CDU auch deutlich vor ( bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. Wolfgang Bosbach ).

  6. GJ Antworten

    Ich möchte an dieser Stelle Frau Vera Lengsfeld aus tiefstem Herzen meine Anerkennung aussprechen für ihre unerschütterliche Standhaftigkeit in diesen Zeiten. Ich hatte mir vorgenommen, das Bach-Konzert des Thomanerchors zu Weihnachten anzuhören, zuhause auf CD. Aber in Zeiten, in denen uns eine erneute Flutung droht (Erdogan, Griechenland), die 2015 in den Schatten zu stellen in der Lage ist und den vielen schlimmen Einzelfällen, auch und besonders an den Weihnachtstagen (Augsburg, Aue, Zugschubser, Frauenerstecher etc.), war mir nicht nach Jauchzet frohlocket…

    • HK Antworten

      Verständlich. Sehr verständlich.

      Aber ich denke, Frau Lengsfeld hat recht:

      „ Von Beginn an, den ersten Tönen von „Jauchzet, frohlocket!“ vergaß ich die Welt. Die Musik führte das Publikum in himmlische Sphären.“

      Wir leben in Zeiten, in denen man ( frau auch ) auch mal „abtauchen“ können muß.

  7. HK Antworten

    In diesem Zusammenhang, die Angehörigen der Opfer und den Umgang unseres ( !!! ) Staates mit ihnen, empfehle ich den soeben bei der Zeitung mit den vier Buchstaben gefundenen und frei lesbaren Artikel

    „Söhne von Prügelopfer klagen an
    Warum hilft uns keiner ?“

    Beschämend für dieses, UNSER Land …

  8. Dr. Klaus Rocholl Antworten

    zu Alexander Droste :


    „Wenn’s wieder so würde, wie#s einstens wohl war,
    wo das Schwert nur für Recht sich erhob,
    wo, geschlagen im Kampfe, die sündige Schar
    wie Spreu vor dem Winde zerstob;
    wenn Redlichkeit käme als Waffenschmied
    und schüf auf dem Amboß, von Glut umsprüht,
    ein Schwert, nur dem Guten geweiht –
    das wär eine köstliche Zeit!“

    Wenn Merkel und ihre Lakaien rennen müßten – „das wär eine köstliche Zeit“!

  9. Frank Emath Antworten

    Liebe Frau Lengsfeld,
    schliesse mich Ihrem letzten Satz an und ergänze ihn mit meiner persönlichen Anmerkung, dass ich diese Leute auch noch verachte. Als gläubiger Christ kann ich ihnen keinesfalls Rache wünschen für diesen ständigen Vergewaltigungszustand, in den sie unser Land Tag und Nacht versetzt haben. Aber keine(r) soll glauben, dass sie/er davon kommt! Die Kräfte der Demokratie werden siegen und dann wird auch der Tag der Abrechnung kommen.
    Wünsche Herrn Kelle und seiner Familie alles Gute für das Jahr 2020; ebenso allen Lesern und Kommentatoren dieses Portals!

  10. A.S. Antworten

    Zitat: „Demnächst wird sogar ein Sicherheitsgraben um den Bundestag gezogen.“

    Wenn die Deutschen Glück haben, graben sie diesen Sicherheitsgraben so tief, das er am anderen Ende der Welt wieder rauskommt.

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