In der guten alten Zeit meiner Eltern gehörte „Dinner for One“ zum festen Ritual an jedem Silvesterabend. Der 18-minütige Sketsch, natürlich in schwarz-weiß, um den 90. Geburtstag von „Miss Sophie“, die wie jedes Jahr ihre Freunde Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom einlädt, ist ein Meisterwerk des britischen Humors und hat bis heute Kultstatus. Der Clou der Geschichte: die vier Freunde der alten Dame sind längst verstorben, und der bemitleidenswerte Buttler James muss zu jedem Gang des Dinners einen Toast ausbringen und stellvertretend für jeden der nicht anwesenden Gäste Sherry, Portwein, Weißwein und Champagner in sich reinschütten. Und die Dinge laufen aus dem Ruder…

Das ist heute Abend allerdings nicht zu erwarten, wenn die traditionelle Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin im Fernsehen ausgestrahlt wird.

Glauben Sie es oder nicht, zu Zeiten von Helmut Kohl gehörte Jahr für Jahr die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers zum festen Ritual bei mir zu Hause. Und wenn die folgende Party auch noch so wild zu werden versprach, erst lauschten alle ernst – oder taten zumindest so – dem Kanzler vor der schwarz-rot-goldenen Fahne. Dann ging es los…

Inhaltlich waren Kohls Reden wenig gehaltoller als die seiner beiden Nachfolger, aber einmal im Jahr zuhören, wenn der Mann oder die Frau an der Spitze der eigenen Regierung etwas verkündet, das kann nicht schaden.

Ich gucke Merkels Silvesteransprachen schon seit einigen Jahren nicht mehr, weil es mir kein gutes Gefühl macht, diese Frau zu sehen und ihr zuzuhören. Auch das ist ein bisschen so wie früher. Mein Vater, der seit 1969 immer die CDU gewählt hat und damit natürlich auch den Oggersheimer, konnte Kohl irgendwann in seinen letzten zwei, drei Jahren als Kanzler nicht mehr sehen. Mein Vater sagte das auch genau so, die Satzbausteine, die sich immer wiederholten, die Mimik, die Gestik, der pfälzische Sprachfluss ging gar nicht mehr. Und wirklich Neues zur Lage der Nation erfuhren wir ja auch wirklich nicht in diesen Reden.

Ich werde mir Frau Merkel auch heute nicht anschauen, ich kann das nicht mehr ertragen. Ich kann nicht ausblenden, wie sie meine politische Heimat, die CDU, heruntergewirtschaftet und inhaltlich völlig entkernt hat. Wie viel Schaden sie unserem Land durch eine desaströse Flüchtlingspolitik zugefügt, wie sie Deutschland in Europa zunehmend isoliert hat. Oder als sie damals in der Debatte um das Betreuungsgeld sagte, Mütter, die ihre kleinen Kinder selbst erzögen, seien „vergeudetes Potential“. Unfassbar…

Aber zu den Pflichten meines beruflichen Lebens gehört es leider, dass ich mich mit einer Bundeskanzlerin Merkel nahezu jeden Tag inhaltlich beschäftigen muss. Lustig ist das nicht. Die Neujahrsansprache 2019 von Angela Merkel in Auszügen:

  • „Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir uns offen und entschlossen auf Neues einlassen.“
  • Deutschland muss seine Stärken nutzen und auf das setzen, „was uns verbindet“.
  • Das Klima ist bedroht und Rassisus ist schlimm.

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes, gesundes und glückliches neues Jahr!

Und ich werde 2020 auch Angela Merkels letzte Neujahrsansprache nicht anschauen. Aber ich freue mich schon heute darauf, dass sie dann endlich stattfindet…

 

 

 

 

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Dieser Artikel wurde 14 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Ein Feuerwerk der Phrasen. Lasst uns noch welche steigen! Wir sollten sie einschmelzen und für das heitere Orakeln in das Wasser der Wahrheiten schütten. Die beste Tischbombe hat jedoch der WDR gezündet.

    Prost!

    Neujahrsansprachen weckten noch nie hinterm Ofen hervor. Vielleicht sollten sie es, damit noch geistreichere Satire daraus gemacht werden kann, als es der WDR kann.

  2. Querdenker Antworten

    Ob Weihnachtsansprache oder Neujahrsansprache, beides interessiert mich nicht mehr. Es ist reine Zeitverschwendung und wer will schon an diesen Abenden sich die Laune verderben und stundenlang mit Unwohlsein auf der Toilette verharren. Außerdem wurde ich doch in 2019 aus der Gesellschaft geworfen, nach der Definition einschlägiger linker Stiftungen muss ich mich, im Gegensatz zu meinem Selbstbild, zu den Nazis zählen und der Ruf „Nazis raus“ ist eindeutige genug. Als kritischer Querdenker, der es gewagt hat mehrmals einen Satz mit „ja aber,…..“ zu beginnen, bin nur noch ein Zaungast. Wenn nun die Getreuen der Merkel-Politik innerhalb ihres eingezäunten Gettos sich mit Zuversicht, Tatkraft, Vernunft, Anstand und Solidarität Mut zurufen, fühle ich mich nicht angesprochen. Man stelle sich einmal vor, ein Bundesligaverein würde jeden, der Vorstand und Trainer kritisiert, mit einem Stadionverbot belegen. Dann können die Verbannten auf drei Arten reagieren. Einige werden mit Tränen in den Augen am Stadionzaun stehen und treu ihren Verein anfeuern, Andere bleiben zuhause oder wenden sich einem neuen Verein zu. Die dritte Gruppe wird sich mit größtem Vergnügen über jede Niederlage freuen. Ich neige zurzeit zur zweiten Variante. Obwohl bei der gegenwärtigen Klimahysterie hätte eine krachende Niederlage der Merkel-Getreuen einen gewissen Reiz. Somit ein spannendes und erfolgreiches neues Jahr 2020 uns allen.

  3. Georg Ferdinand Dribusch Antworten

    Die beste Neujahrsansprache war in ca 1985, als die des Vorjahres wieder ausgestrahlt wurde. Das könnte man doch immer so machen…..

  4. HK Antworten

    „Dinner for one“ gehört auch heute noch zu den „Traditionen“ bei uns an Silvester.

    Und da man sich auf die Ausstrahlung der ÖR-Sender nicht verlassen kann, ist das Ganze seit Jahren Teil der Festplatte des Recorders und damit jederzeit nach Gusto abrufbar.
    Ein MUSS – umso erstaunlicher, daß – angeblich – in Großbritannien niemand diese Stück kennt.

    Im Gensatz dazu gehört auch bei uns die Neujahrsansprache „dieser Frau“ zu den Gründen, entweder aus- oder zumindest umzuschalten.

    Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, daß ich DIE sogar schon gewählt habe. Es kann sich nur um jugendlichen Leichtsinn oder den Zustand geistiger Umnachtung gehandelt haben.

    Inzwischen verstehe ich sogar die Leute, für die sie „das größte Unglück für Deutschland seit Kaiser Wilhelm und A.H.“ oder auch „Honeckers späte Rache an der BRD“ ist.

    Es dauert nicht mehr lange, dann ist die SPD einstellig und die CDU gerade noch zweistellig.

    Hätte das jemand vor 6, 7 Jahren gesagt, man hätte ihn gefragt „was hast DU denn geraucht ?“

    Ich erkenne mein Land nicht wieder …

    Und ich verstehe nicht, daß eine ganze Partei die Spielchen dieser Frau dauerklatschend mitmacht.

    • Wolfgang heppelmann Antworten

      @ HK,

      Das mit Kaiser Wilhem , sollten Sie doch bitte zurüchnehmen. Zumindest bis zum 3- Kaiserjahr 1888. Auch unter Wilhelm 2. war Deutschland unter den wirtschaftlich und politisch aufstrebenden Staaten. Daß das Ganze in den 1. Weltkrieg mündete, war nich explizit Deutsches Streben. Das lag an der allgemeinen Kriegsbegeisterung in ganz Europa. Es sollte mit den Mitteln des 19. Jahrhunderts ein neues Staatenranking ermittelt werden. leider ist das ganze durch die gegenseitigen Beistandspakte ganz aus dem Ruder gelaufen. Deutschland hat eben Pech gehabt und der Verlierer hatte eben an allem Schuld.

      • HK Antworten

        Lieber Herr Heppelmann,

        ich soll etwas zurücknehmen, was andere gesagt und ich zitiert habe ???

        Aber wenn Sie MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG wissen wollen:

        Können wir uns darauf einigen, daß DIESE KANZLERIN eines der größten Unglücke für dieses Land ist ?

        So oder so:

        Ein gutes, glückliches und gesundes Neues Jahr !

        • Wolfgang Heppelmann Antworten

          @ HK,

          Für Ihren Neujahrsgruß danke ich Ihnen und wünsche auch für Sie und Ihre Familie ein weiteres, hoffendlich Glückliches Jahr.

          In meinem Beitrag wollte ich zum Ausdruck bringen, daß die 43 Jahre nach der Reichsgründung zu den erfolgreichsten gehörten, die dieses Land je erleben durfte. Die Jahre kurz vor 1914 waren genau, wie jetzt auch, durch Dekadenz vergiftet. Aber eben überall in europa. Deswegen ist für mich der heutige Zustand Europas ähnlich wie damals, und es kann ebenfalls in einem Desaster enden. Wir kennen das Ende noch nicht, aber wir werden es erfahren. Damals war Deutschland, eigendlich seit der beginnenden Gründerzit um 1840-50 in allen Bereichen prosperierend. Heute erleben wir die Auflösung der wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen, im Gegensatz zum damaligen Deutschen Reich. Das Merkel braucht für die Zerstörung unseres Landes keinen Krieg. Es macht das vorauseilend selbst, unterstützt durch links-grüne Weltenretter. Die berliner Parlaments- und Klatschaffen können ihre Begeisterung darüber kaum im Zaume halten, treu der Prämisse: Ruinen schaffen, ohne Waffen, so wie das Merkel es unter Piek, Grotewohl, Ulbrich un Honnecker in sich aufgesogen hat.

          Gestern sprach ich mit einer Nachbarin, unter anderem auch über das Wahlverhalten der Mitmenschen. Sie besucht gelegentlich einen Frauenkreis für ältere Damen. Auf die Frage, warum sie fast alle immernoch CDU wählen, bekam sie zur Antwort: Ach Frau Merkel ist ja auch so eine füllige ältere Frau und so einfach wie wir und so schlicht gekleidet, wie eine von uns, und sieht auch so nett aus. (usw). Und jetzt beginnt ein weiteres, schlichtes und nettes Mekeljahr des Rückganges!

        • Alexander Droste Antworten

          Dazwischengefunkt: Wenn diejenigen, die es besser wissen könnten, sich nicht zu schade wären und ein wenig Ehre und Bescheidenheit besäßen, könnte eine Regierung von Kleingeistern und Traumtänzern alsbald abgelöst werden.

          Nun ist es halt nicht so und die böse Zunge sagt, dass ein Land die Regierung bekommt, die es verdient.

  5. GJ Antworten

    Eigentlich dürfte Frau Merkel nach WDR-Definition gar nicht mehr ausgestrahlt werden, aus Sichtweise der Umweltsautitulierer… Ich werde sie mir nicht anschauen. Es braucht immer so lange, um nach derlei Verblendungs- und Verblödungsinput wieder auf ein gesundes Level zurück zu kommen. Interssant wäre allenfalls der Gedanken, dass sie die Ansprache live im Stehen neben der Deutschlandfahne halten würde und das vor einem repräsantivem Publikum, also keinen gecasteten Fans.

    Wir werden den Abend also ruhig und ohne Ansprache verbringen und ohne Feuerwerk. Feuerwerk habe ich übrigens in meinem ganzen Leben noch nicht gekauft. Dazu brauchte es weder die Umwelthilfe noch Felix noch Greta und schon gar keine Weihnachts- oder Silvesteransprachen. Ich wünsche uns allen ein gesundes neues Jahr mit einem möglichst friedvollen Miteinander, konstruktiverem Austausch ohne diese mittlerweile übliche hämische, beleidigende, bedrohliche Respektlosigkeit gegenüber Andersdenkender. Gleichwohl merke ich an mir selbst, dass mich schon der Name oder das Gesicht bestimmter Protagonisten aufregt und aggressiv macht.

  6. HK Antworten

    Ich weiß nicht recht, WO ich es posten soll, also tue ich es einmal hier, beim Thema „Neujahrsansprache“.

    Ihnen, lieber Herr Kelle, und Ihnen, meine Damen, meine Herren und – um korrekt zu sein – meine lieben „Diversen“, und all Ihren Lieben wünsche ich einen guten Rutsch ins Neue Jahr und für 2020 ( mit dem übrigens KEIN neues Jahrzehnt beginnt ) alles erdenklich Gute, Glück, Erfolg, Zufriedenheit und vor allem beste Gesundheit und Gottes Segen.

    Ich hoffe, Sie alle im Neuen Jahr gesund, munter und diskussionsfreudig hier wiederzusehen und den einen oder anderen von Ihnen vielleicht sogar einmal persönlich kennenzulernen.

    In diesem Sinne:

    Auf Ihr aller Wohl !

    HK

  7. Labrador Antworten

    Ihnen lieber Herr Kelle, Ihrer Familie und allen Postern hier Gottes Segen für 2020!

    Wir werden ihnen benötigen …

  8. Labrador Antworten

    Und betreffs Sylvester 2020/ Neujahr 2021, Ihr Wort in Gottes Ohr …. ich traue der Dame alles zu, auch eine „Rettungsmission“

  9. S v B Antworten

    Sollte es in der ersten Zeile Ihres vierten Absatzes eher „gehalt-toller“ oder gar doch „gehalt-oller“ heißen? Beide Alternativen könnte bezüglich Merkels Rede durchaus gelten lassen. Das von Ihnen, lieber Herr Kelle, eigentlich gemeinte Attribut „gehalt-voller“ trifft jedenfalls auf die Merkelsche Silvester-Rede 2019/20 mal wieder nicht zu. Ihre Reden überzeugen, bzw. beeindrucken, mich ohnehin von Jahr zu Jahr weniger. Man ist sich schon längst nicht mehr sicher, dass die deutsche Bundeskanzlerin zu „ihrem Land“ – und erst recht nicht zu „ihrem Volk“ (ogottegottegott – auch noch Volk!) – eine ehrlich empfundene, deutlich spürbare, wohlmeinende, innere Verbindung hat. Viele Menschen verfügen eben über eine sehr fein ausgerichtete Antenne, die ihnen dererlei Diskrepanzen unverzüglich und deutlich anzeigen. – Ein Prosit, ein Prosit – aber diesmal vielleicht dann doch nicht nur der Gemütlichkeit!

  10. Andy Antworten

    Auch ich wünsche natürlich ALLES GUTE zum NEUEN JAHR 2020!

    Zu meiner Person; ich bin neu hier und möchte mich einbringen und freue mich auf eine Einladung zu einem Treffen in NRW/RLP. Ein Buch habe ich auch mit konservativer Ausrichtung geschrieben; jedoch unter einem Pseudonym, weil ich ja sonst…

    Nun kurz zum eigentlichen Thema: wenn wir ehrlich sind, dann sind die Politiker an der Macht schon immer so vorgegangen, wie wir es Ihnen auch heute immer noch vorwerfen. Ein Adenauer folgte dem Leitsatz „Was interessiert mich…“; der Kölner OB versank im Geklüngel (…verliert sogar noch seinen Sohn durch einen Raser auf den Ringen…); der Erste Bürgermeister von HH lässt die linksradikalen gewähren, direkt an der Hafenmeile… Ich selbst war 3 Jahre im Rathaus (und in den Ausschüsssen…) einer Kommune, durch Umzug ausgestiegen und könnte jederzeit spiegeln, was sich dort abspielt, seitens der CDU-Amtsinhaber, der Gefolgsleute von der FDP und der Mitläufer aus SPD und Grünen… Beispiel: in der Kommune, die kein Geld hat (Haushaltssicherung) werden zwei Sportplätze im Grünen (direkt am Naturschutzgebiet) zum Baugebiet, ein neuer entsteht direkt an der Bundesstrasse, alle übrigen Plätze bekommen Hybrid (jetzt sollten die an sich wegen des Granulats wieder rückgebaut werden)…

    Ich muß jeden Tag heulen, wie mit Deutschland umgegangen wird; würde ich so mit meinen Liebsten, Kindern, meinen Freunden…

    Und sorry; Merkel wurde auch von unserem Ältestenrat (meiner Mutter…) immer gelobt. Selbst ich dachte, in der Ruhe liegt die Kraft. Tatsächlich ist Sie unfähig, Zukunft vernünftig zu denken, ist feige und verlogen, und ist verantwortlich für die Abwärtsspirale, so wie Gerhard Schröder auch… UND; Helmut Kohl war mit der Einheit beschäftigt, und hätte auch in der jetzigen Zeit nichts mehr für Deutschland gerissen, sondern nur seine Widersacher rausgeekelt… so wie alle Politiker an der Macht, oder die, die an die Macht wollen.

    Tatsächlich sind die fachlich (gesellschaftspolitisch) inkompetentesten an der Macht, also die, die das Stühlerücken beherrschen.
    Beste Grüße von Andy

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