Glauben Sie es oder nicht: Die Kirche Jesu lebt – aber es wird anders

Also mit der katholischen Untergrundkirche in der Volksrepublik China will ich uns nicht vergleichen, obwohl ein chinesischer Herr Bätzing da sicher seinen Platz finden würde von wegen Anpassung an den Staat und so. Aber inzwischen ist es tatsächlich so, dass ich jeden Sonntag 35 Kilometer hin- und dann zurückfahre, um einen anständigen katholischen Gottesdienst, eine Heilige Messe, mitfeiern zu dürfen.

Wir haben hier auch gute Pfarrer, aktive Gemeinden, gleich um die Ecke. Manchmal gehe ich da auch hin, denn wie „mein Pfarrer“, Pater Klaus (schöner Name übrigens), mal sagte: Auch eine langweilige Messe ist besser als keine Messe. Da hat er recht. „Mein Pfarrer“ sage ich, seit er der erste Mensch war, der nach meinem schweren Herzinfarkt Anfang 2016 im Krankenhaus in Mönchengladbach ankam. Da lag ich auf der Intensivstation, und die Ärzte kämpften um mein Leben. Drei Mal mussten sie mich mit Stromstößen wiederbeleben und drei Wochen lag ich noch im künstlichen Koma ohne eine ärztliche Prognose, ob ich jemals wieder aufwache.

Felix, einer meiner besten Freunde, war damals von meiner Frau informiert worden, rief Pater Klaus LC an, und der wiederum ließ alles stehen und liegen und raste los. Ja, ich finde es gut, dass es Priester gibt, die sich aus eigenem Entschluss für den Zölibat entscheiden und 24/7 da sind, wenn die Not bei einem seiner Schäfchen am Größten ist.

Heute Morgen also Heilige Messe in einem christlichen Haus in der Nähe von Düsseldorf, keine Kirche. Fast 100 Leute teilten sich Stühle, Hocker und Papierkopien mit Liedertexten. Brechend voll alles bis zur Haustür, ein improvisierter Altar, Zwei mit Instrumenten, ernsthafte Stille. Pater Rafael zelebrierte. Es ging – natürlich – heute um den Josefstag, um den heiligen Josef. Der war ein sehr spannender Mann. Als seine Frau ihm sagte, sie bekomme ein Kind, war das zweifellos ein Schock für den Zimmermann, denn Beischalf hatte nicht stattgefunden. Maria war noch Jungfrau, als sie schwanger wurde, was – wie Sie wissen – ein ungewöhnlicher Vorgang ist.

Es ist nicht überliefert, ob Maria ihren Josef beruhigen konnte mit einem heute beliebten Satz wie „Ich kann Dir alles erklären…“ Aber Sie wissen, wie es weitergeht in dieser großen Geschichte, die mit der Geburt Jesu am Heiligen Abend nicht endete, sondern in dieser Nacht in Bethlehem erst so richtig begann.

Kein Klima, kein Gender, keine aufgeregten kurzhaarigen Damen vom Pfarrgemeinderat, die meinen, sie müssten den ganzen Laden übernehmen, und das Zeitalter der Männer sei vorbei. Sondern einfach Kirche. Einfach Gott. Einfach – in meinem Fall – katholisch.

Es ist keine Mühe, sonntags dorthin zu fahren. Es ist wie eine Fahrt in einen kurzen Urlaub. Mehr als die Hälfte der Anwesenden waren jünger als 20, die zweitgrößte Gruppe waren Frauen/Mütter und – ich habe heimlich durchgezählt – sechs alte weißen Männer wie ich. Die anderen fünf haben sich sicher ebenso gefeut wie ich, hier die Zukunft unserer Kirche erleben zu dürfen. Weder die unsäglichen Missbrauchsfälle, weder Herr Bätzing und der Synodale Irrweg – die Kirche Jesu – katholisch oder protestantisch – wird eine Zukunft haben. Ganz sicher.

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Dieser Artikel wurde 15 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    Ich freue mich mit Ihnen, dass Sie so gute Erfahrungen mit „Ihrem“ Pfarrer Klaus gemacht haben, und wünsche Ihnen weiterhin gute Gesundheit und ein erfolgreiches Weiterbestehen dieses Blogs. Besonders gut hat mir der Passus „kein Gendern, kein Klima, keine aufgeregten kurzhaarigen Frauen…“ gefallen, das spricht wirklich für den Verein.
    Andererseits gibt es da die mächtige „Amtskirche“ mit Protagonisten wie Bätzing, Marx und Bedford-Strohm, die für mich noch immer die Bestätigung darstellen, dass mein Austritt vor 40 Jahren die richtige Entscheidung war.
    Als überzeugter Agnostiker und Verehrer des verstorbenen Karl-Heinz Deschner weiß ich trotzdem das Engagement in den Gemeinden zu schätzen, wohl wissend, dass Deschner recht hatte mit dem Satz:“Die guten Christen sind die gefährlichsten, denn sie werden mit der Institution Kirche gleichgesetzt.“
    Ergänzung meinerseits: „die Schlepperdienste im Mittelmeer unterhält.“

  2. Neu-Romantiker Antworten

    Die Eucharistie ist überflüssig. Und es ist unsinnig, Gebete zu sprechen. Stattdessen sollte man sich mit Luzidem Träumen beschäftigen. Nötig ist zudem ein pantheistisches Christentum. Mehr dazu auf meiner Internetseite (bitte auf meinen Nick-Namen klicken).

    • H.K. Antworten

      Das kann man(n) auch deutlich anders sehen.

      Im Übrigen denke ich, es wäre besser, zu sagen, SIE halten für sich persönlich Eucharistie und Beten für „unsinnig“ und „überflüssig“.

      „ … IST überflüssig“, „… IST unsinnig“ impliziert einen Anspruch auf Wahrheit von Tatsachen, der weder absolut gegeben noch in irgendeiner Form belegbar ist.

  3. .TS. Antworten

    Sehr schön und passend Beschreibung der Wurzeln des Christentums – dezent frech selbstironisch, und dennoch zugleich mit der angemessenen Würde auf den Punkt gebracht.

    Etwas daneben der plump klischeeüberfrachtet unbedachte Rundumschlag gegen die aufgeregten Kurzhaardamen – Aufregung in einem berührenden Anliegen spricht für Überzeugung, Lampenfieber und erwartungsvolle Ungeduld ist ebenfalls ein positives Zeichen – und hat nichts mit der selbstüberhöhten Kakophonie der dauermedienpräsenten Bilderbuchklimamädels gemeinsam.

    Wobei Klima schon im Alten Testament ein große Thema war: Sintflut, sieben Plagen, Trockenlegung des Meeres,… – so athergebracht wie ganz aktuell.

    • Klaus Kelle Antworten

      Mea Culpa, lieber @.TS.,

      ich hatte beim Schreiben ein beinahe traumatisches Ereignis mit genau so einer Dame vom Pfarrgemeinderat am Schluss der Messe. Kommt nicht wieder vor!

      • Achim Koester Antworten

        Aber im Grunde haben Sie doch recht, lieber Herr Kelle, ich hätte nur anzumerken, dass Sie vergessen haben, den Doppelnamen zu erwähnen.

        • .TS. Antworten

          „Lob-Hüdepohl“

          Es stimmt aber schon, in einer Zeit in der selbst plumpeste Vorurteile immer öfter bestätigt denn widerlegt werden ist es fürwahr mühsam daran zu denken daß es auch viele Ausnahmen gibt.

  4. Johannes Antworten

    Jesus lebt – und darum seine Kirche auch. Nur: ein kulturelles Christentum hat die Nützlichkeit von Folklore. Hier sehe ich bei beiden großen Kirchen kath. wie ev. (& inzwischen auch bei den Freikirchen) die Gefahr, dass die Nachfolge Jesu mit einem kulturellen Christentum verwechselt wird. Bei dem die kirchlichen Rituale den Blick auf den auferstandenen Christus verdecken und für eine vermeintliche Sicherheit sorgen.

    Abhilfe und ewiges Leben schafft nur die Begegnung mit dem Auferstanden.

  5. Nordlicht Antworten

    Daß Ehemann Josef mit Ehefrau Maria nie intim gewesen sein soll, finde ich noch erstaunlicher als die rein geistige Empfängnis durch GOtt. Der kann bekanntlich alles.

  6. renz Antworten

    SgH Kelle, Sie sind intelligent, gut gebildet und stehen fest im Leben. Das hier aber:
    „Als seine Frau ihm sagte, sie bekomme ein Kind, war das zweifellos ein Schock für den Zimmermann, denn Beischalf hatte nicht stattgefunden. Maria war noch Jungfrau, als sie schwanger wurde, was – wie Sie wissen – ein ungewöhnlicher Vorgang ist.“
    Das ist doch seit Jahrzehnten widerlegt. Wie das ohne Heiligem Geist geht, habe ich schon mit 14 bis 19 mehrfach gehört und erlebt. Maria war eine beschnittene Frau. Sie wurde wahrscheinlich gegen ihren Willen vergewaltigt; und sie wurde wieder zugenäht ohne die Blutung abzuwarten. Im zugenähten Zustand ist eine junge Frau heute noch eine Jungfrau. Das erklärt ihnen jeder Ägypter. Maria ist vor dem anstehenden Ehrenmord geflohen und hat sich dem erstbesten Mann – einem alten armen Tagelöhner angeboten. Und der floh mit dieser preiswerten Frau nach Ägypten. Diese simple Erklärung wird mit dutzenden von Seiten per Dogmen fixiert. Lesen Sie mal bei Gelegenheit diese Dogmen. Es ist irre was da für ein Schwachsinn geschrieben steht.
    Ich lese ihre Zeilen gerne – aber bitte, auch als Katholik muss man ja nicht solchen Dogmen nach laufen. Wir sind doch keine religiösen Fanatiker. Für diese Rolle haben wir hier massiv Koranfanatiker.

    • Johannes Antworten

      Haben Sie schon einmal etwas von der Quanten-Teleportation gehört?

      Versteht kein Physiker – funktioniert aber.

      Die Jungfrauen-Geburt versteht kein Mensch.

      „Funktioniert“ dank des heiligen Geistes aber.

      • Günther M. Antworten

        Interessante These, die sollten Sie mal mit den Professoren Andreas Wallraff und Jonathan Home von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich diskutieren.

      • renz Antworten

        Diese Jungfrauengeburt funktioniert seit 5000 Jahre. Alles was man braucht ist eine beschnittene und begattete Jungfrau, die man nach der Begattung wieder zunäht. Das ganze verstanden die verklemmten und ungebildeten Christen nicht. Also erfanden sie den Heiligen Geist.
        In Ägypten ist die Beschneidung der Mädchen und Männer auf den Wänden von Gräbern zu sehen. Heute werden die Mädchen immer noch beschnitten und dann zugenäht. Die Narbe des Beschneidens macht aus einem Mädchen die Jungfrau. Das wird vor der Hochzeit kontrolliert. Passiert die Öffnung der Jungfrau vor der Hochzeit – und bleibt sie geheim- dann lässt sich die Jungfrau von jedem Zunäher wieder herstellen. Pech wenn die Kleine dann schon schwanger war. Eine der vielen, die dieses Pech hatten war Maria. Die floh mit dem erstbesten, den sie greifen konnte. Das war Josef.

  7. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    hallo renz,

    Ihre hanebüchenen Erklärungsversuche zu Glaubensinhalten der katholischen Kirche haben nichts, aber auch gar nichts mit Dogmen zu tun.
    Wir sollten schon ein gewisses Niveau wahren, ehe wir uns an die Geheimnisse der Heiligen Schrift wagen.

    • renz Antworten

      Was ist an der weiblichen Beschneidung als wahrscheinlicher Grund für die jungfräuliche Zeugung durch einen Geist hanebüchend? Ich habe meine gesamte Teen-Ager Zeit in Kairo verbracht und dort dieses „Phänomen“ mehrfach mitbekommen. Diese jungfräuliche Zeugung liegt einzig und alleine darin, dass sexuell völlig unwissende Männer/Mönche/Priester, die durch ihre Weggeschlossenheit im Kloster keinerlei Erfahrung der real existierenden Praktiken im Vorderen Orient hatten, nach einer Erklärung für die Schwangerschaft einer Jungfrau. Die Erklärung nochmals für sie: In Ägypten werden die kleinen Mädchen beschnitten. Die kleinen Schamlippen werden bis in die Scheide abgeschnitten. Das Loch wird dann zugenäht bis auf ein etwa bleistiftdickes Löchlein. Nur diese Narbe macht aus einem Mädchen eine Jungfrau. Wird eine solche Jungfrau vor der Ehe entjungfert, dann wird sie entweder per Ehrenmord entsorgt, oder der Entjungferer heiratet diese junge Frau. Es gibt auch die Methode das Mädchen heimlich wieder zu zu nähen. Das Problem ist, dass unbedingt die monatliche Blutung nach der Entjungferung abgewartet werden muss, bevor zugenäht wird. Genau dies wurde bei Maria nicht gemacht. Folge: eine sichtbare (Narbe) Jungfrau ist schwanger. Und für den kath. Klerus bot sich damit die Möglichkeit an Göttliches Einmischen als Ursache anzuführen. Und damit den göttlichen Status des Kindes. Die Alten Griechen haben da bestimmt Pate gestanden. Zeus brauchte keinen Geist – er machte das selbst. Und seine Kids mit Sterblichen wurden Halbgötter. Und zu den Dogmen zu diesem Thema. Haben sie diese Dogmen gelesen? Dann geben sie mir sicherlich recht; ein irres Geschwurbel. Als Querdenker geht man für Ähnliches glatt 9 Monate in Untersuchungshaft, bis die Richter sich zur Anklage und passenden Dogmen durchringen konnten.

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