NATO-Diplomatie in Madrid: Wie Erdogans Blockade aufbrechen?

Kurz vor dem NATO-Gipfel hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bekräftigt, dass sein Land einem Beitritt Schwedens und Finnlands zum Bündnis nicht zustimmen werde, bis seine Forderungen erfüllt seien. Man werde den anderen NATO-Staaten – wenig diplomatisch – die «Scheinheiligkeit» gegenüber «Terrororganisationen» mit «Dokumenten, Informationen und Bildern» erklären.

Beim westlichen Verteidigungsbündnis gibt es das Prinzip der Einstimmigkeit. Sollte Erdogan weiter blockieren, könnten die beiden skandinavischen Länder nicht aufgenommen werden, was wiederum gravierende Auswirkungen hätte für das Bündsnis insgesamt und den Störenfried aus Ankara, der in vielerlei Hinsicht militärisch von guten Beziehungen zu den USA abhängt.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg trifft vor dem Gipfel der 30 Staatschefs in Madrid sowohl Schwedens Regierungschefin Magdalena Andersson, den finnischen Präsidenten Sauli Niinistö als auch Erdogan, um einen Kompromiss zu finden.

Der türkische Hinweis auf «Terrororganisationen» bezieht sich auf die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG, dienach Erdogans Ansicht in Skandinavien zu sehr mit Samthandschuhen angefasst würden.

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Dieser Artikel wurde 12 mal kommentiert

  1. gerd Antworten

    Hat die Nato auf dem Schirm, dass eines ihrer Mitglieder, seid Febr. 2022 völkerrechtswidrig kurdische Ziele in Syrien und dem Irak angreift? Die Kurden werden als Terrorgruppe von der Türkei betrachtet und das reicht aus, die Bomber losfliegen zu lassen. Anders gefragt: Was unterscheidet Herr Erdogan von Herrn Putin, der mit denselben Argumenten (Nazis und Terroristen) in die Ukraine eingefallen ist? Die Nato hat einen Verbrecher in den eigenen Reihen und lässt sich von ihm am Nasenring zur Schlachtbank führen. Geht Dopppelmoral noch verwerflicher?

  2. Martin Ludwig Antworten

    Erdogan brauch Geld und die NATO seine Zustimmung. Wir wissen doch alle, worauf das Spielchen rauslaufen wird. Die Stimme der Türkei ist käuflich und Deutschland wird einmal mehr den einfachen Weg gehen und diesen Diktator mit finanziellen Mitteln kitzeln bis er seine Zustimmung signalisiert. Die Türkei müsste seit Jahren aus der NATO geworfen und sämtliche EU-Beitrittsgespräche ein für alle mal beendet werden. Jeder würde diesem Vorgehen zustimmen, aber Deutschland weiß, dass Erdogan eine Armee aus Migranten hinter seiner Grenze zurückhält und diese jederzeit ungehindert marschieren lassen kann. Ein weiteres Erbe der besten Kanzlerin die wir jemals hatten.

    • gerd Antworten

      Ich sehe das ähnlich und wundere mich über die fehlenden Kommentare, die es hier zuhauf gibt, wenn es um Putinbesoffene und Russlandfreunde geht. Sind die Mehrheit der Kommentatoren Erdoganbesoffen und Türkenfreunde? Mit welcher Berechtigung wettert man gegen Putin und schweigt zu Erdogan? Böse Zungen könnten das als Heuchelei bezeichnen…..

  3. H.K. Antworten

    Ich sagte es hier schon ( mehrmals ) an anderer Stelle:

    Als Deutschland mit der Türkei den Flüchtlingsdeal in Mrd-Höhe eingegangen ist, war allen klar, daß wir uns damit erpressbar machen – nur dem „CDU-Urgestein“ Elmar Brok nicht, der bei Anne Will seinerzeit auf diese Frage mit einem „NEIIIIIN“ antwortete.

    Die USA respektive die NATO brauchen die Türkei als Partner aufgrund ihrer strategischen Lage. Der Stützpunkt Incirlik ist so wichtig, daß man Herrn Erdogan alles Mögliche zugesteht. Vorstellbar ist sicher auch, daß die USA dementsprechend Druck auf Deutschland bzw. die EU ausüben, um bloß nicht die EU-Mitgliedschaft endlich auszuschließen und den Bodporus-Herrscher zu brüskieren.

    Und Erdogan testet immer wieder, wie weit er gehen kann. U.a. dadurch, daß er mal eben Flugabwehrwaffen in Rußland kauft.

    Gnade uns der liebe Gott, sollte die Türkei eines ( hoffentlich fernen ) Tages Mitglied der EU werden …

    • Nobby Antworten

      „Gnade uns der liebe Gott, sollte die Türkei eines ( hoffentlich fernen ) Tages Mitglied der EU werden …“
      …ich hoffe, dass ich das nicht mehr erlebe!

  4. Hermann Martin Antworten

    Nicht zu vergessen, dass der NATO-Staat Türkei seit fast 50 Jahren die Nordhälfte des souveränen Nachbarstaats Zypern militärisch besetzt hält. Wann wurde das das letzte Mal angesprochen?

    • H.K. Antworten

      Der Dauerknatsch mit Griechenland tut der NATO sicher auch nicht gut.

      Die Türkei ist schön als Urlaubsland – aber ansonsten einfach unzuverlässig.

  5. H.K. Antworten

    20:41 „Erdogan gibt Widerstand auf – Weg frei für NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands“.

    Bin gespannt, was sie ihm versprochen oder zugesagt haben …

  6. H.K. Antworten

    Irgendwie erstaunlich, daß angesichts oder besser: trotz dieser Weltlage ein solches Thema gerade mal eine handvoll Leute interessiert …

    • gerd Antworten

      Das mag daran liegen, dass das aktuelle Feindbild Putin sein muss. Alles andere gehört in die Abteilung „Gerechter Krieg“! Im Schatten der NATO kann der Großsultan vom Bosporus massakrieren, zerbomben und Zivilisten töten. Das interessiert kein Schwein. Und wenn es zur Sprache kommt, wie in diesen Kommentaren, dann schweigen sich die „NATO-Besoffenen“ geflissentlich aus der Diskussion. Das ist natürlich auch ein Standpunkt.

      • H.K. Antworten

        Ich glaube eher, wir nehmen alles geduldig hin und zucken gleichgültig mit den Schultern – solange, bis es plötzlich an unserer Haustür klopft und nicht nur beim Nachbarn.

        Wir sind immer noch satt, bräsig und besoffen von Realitätsverweigerung und meinen, was in der Ukraine und auch in diesem Land passiert, findet alles nur im Fernsehen statt.

        Einmal die Nachrichten der ÖR einschalten und es wird deutlich, wie gaga dieses Land ist.

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