Politisches Mittelmaß hat wieder Hochkonunktur

Wie erwartet hat der CDU-Politiker Daniel Günther die Landtagswahl in Schleswig-Holstein klar gewonnen. 43,5 Prozent, ein Plus von 11 Prozent gegenüber der vergangenen Wahl – das muss dem passionierten Langstreckenläufer erstmal einer nachmachen. Der gebürtige Kieler lebt mit seiner Frau und den zwei Töchtern in Eckernförde, der Katholik liebt Spaziergänge und ist über die Parteigrenzen hinaus offenbar überaus beliebt bei den Bürgern. Er gilt als diszipliniert und bodenständig und – so weißt die Deutsche Presse-Agentur – hat einen Musikgeschmack, der von Klassik über Heavy Metal bis zu deutschen Schlagern reicht. Für jeden was dabei, vielleicht ist das wirklich das Erfolgsrezept für Politiker, die es ganz nach oben schaffen wollen.

Bloß nicht klare Kante, bloß niemanden vor dem Kopf stoßen, netter Kerl und zack, schon ist das Kreuz auf dem Wahlzettel gemacht.

Nichts für mich, aber vielleicht ist das der Grund, warum wir Konservativen bei den großen politischen Schlachten fast immer verlieren. Die Leute wollen eine „leeven Jong“, wie das der Kölner sagt. Keinen, der von den Wählern verlangt, sich klar für eine Seite festzulegen.

Schon ein bisschen frustrierend.

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Dieser Artikel wurde 11 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Vielleicht sollten wir uns allmählich darauf einstellen, ja uns endlich damit abfinden, dass „die Sache der Konservativen“ im Lande – jedenfalls fürs erste – verloren scheint. Auch die CDU ist für mich längst keine konservative Partei mehr. Wie lange besagtes „fürs erste“ andauern könnte, ist nicht absehbar. Wir leben in einer neuen Zeit. Demnach kann man nicht damit rechnen, dass der Konservatismus so wie man ihn noch bis vor einigen Jahren erlebt hat, wohl nicht mehr wieder. Vielleicht sogar niemals mehr. Wer weiß? Auch Letzteres liegt im Rahmen des Möglichen. Die Zeit des Konservatismus könnte… nun ja, schlicht und ergreifend abgelaufen sein. Er hat sich überholt. Viele Zeichen deuten jedenfalls darauf hin. Von daher ist der (Wieder-) Wahlerfolg eines jungen, strahlenden, etwas farblosen, dafür geschmeidigen „Everybody’s Darling“ nur folgerichtig. – Die Ära der wirklich einprägsamen, ja einzigartigen Charaktere in der deutschen Politik (man denke nur an FJS, Herbert Wehner u.a.m.) ist ohnehin längst passé. Was mich veranlasst, mich Ihrem Bedauern anzuschließen, lieber Herr Kelle.

    • Johannes Antworten

      Werte S v B,

      „die Sache der Konservativen“ scheint aus der Zeit gefallen, denke ich mir. Warum interessiert sie immer weniger? Meine Antwort: Sie ist anstrengend und erfordert Disziplin.

      In unserer zunehmend hedonistisch orientierten (Spaß)Gesellschaft sind das aber zwei höchst unattraktive Merkmale. Es zählt mehr der schnelle, leichte Erfolgt; das nicht anecken wollen (Herr Kelle spricht davon).

      Paulus hat die Gesellschaft(en) in ihrer letzten Ausprägung einmal so skizziert:

      „Sei dir jedoch darüber im Klaren, dass die Zeit vor dem Ende eine schlimme Zeit sein wird. 2 Die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, großtuerisch und arrogant. Sie werden ihre Mitmenschen beleidigen, ihren Eltern nicht gehorchen, undankbar sein und weder Ehrfurcht 3 noch Mitgefühl kennen. Sie werden unversöhnlich sein, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, voll Hass auf alles Gute 4 und zu jedem Verrat bereit. Sie werden vor nichts zurückschrecken, um ihre Ziele zu erreichen, und werden von Hochmut verblendet sein. Ihr ganzes Interesse gilt dem Vergnügen, während Gott ihnen gleichgültig ist. 5 Sie geben sich zwar einen frommen Anschein, aber von der Kraft Gottes, die sie so verändern könnte, dass sie wirklich ein frommes Leben führen würden, wollen sie nichts wissen.“

      Nachzulesen im 1. Brief an Timotheus 2. Kapitel.

      Nicht jeder ist böse, nicht jeder verleumderisch, nicht jeder geldgierig, nicht jeder selbstsüchtig usw. . Aber das von der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit Wahrnehmbare „dünstet“ diese Merkmale aus. So verstehe ich diese Passage.

      • S v B Antworten

        Werter Johannes, vielen Dank für Ihren Kommentar.

        Mit diesen Worten des Apostels Paulus haben Sie uns einen „erschreckend modernen“ Text präsentiert. Mit der Einschränkung, dass die zitierten, so nachteiligen Charakteristika nicht alle Individuen der Gesellschaft in gleichem Maße kennzeichnen, haben Sie völlig recht. Aber ebenso richtig liegen Sie mit der Feststellung, dass die Gesellschaft als Ganzes einen langsam, doch beständig ansteigenden Grad von, sagen wir, sittlich-moralischer Verwahrlosung – zumindest jedoch von moralischen Verirrungen – aufzuweisen scheint. Es ist schon erstaunlich, wie aktuell, ja modern, das Buch der Bücher immer wieder „daherkommt“ und uns mit weisen Erkenntnissen aller Arten immer wieder gekonnt überrascht. Altes wie Neues Testament stellen bis zum heutigen Tag – und wahrscheinlich noch weit über diesen hinaus – wahre Schatztruhen dar, die angefüllt sind mit weisen Einsichten und klugen Ratschlägen, aber auch mit deutlichen Warnungen dort, wo sie als notwenig erachtet werden. Großartig.

  2. H.K. Antworten

    „Er wird in Berlin demnächst eine wichtigere Rolle spielen …“ ( ZDF gestern abend ).

    DANIEL FOR BUNDESKANZLER !

    • S v B Antworten

      Bleibt zu hoffen, dass sich bis zu einer Güntherschen Kanzlerschaft wenigstens die Linke erledigt haben wird. Man weiß ja, dass Herr Günther auch mit ihr liebäugelt, wenn’s um Koalitionen geht. Bei dem Mann aus dem Norden darf (muss?) man offenbar mit allem rechnen. Hach, warum nur kann sich Sahra Wagenknecht nicht endlich dazu durchringen, es ihrem Gatten gleichzutun? Jammerschade, wenn gerade sie zusammen mit der und den Linken von der Bildfläche verschwände. Wagenknecht for Bundeskanzlerin! erlaube ich mir, Ihrer Parole entgegenzuhalten, lieber H.K. Wären sie auch damit einverstanden?

      • H.K. Antworten

        Sarah Wagenknecht die neue „Mutti“ …

        Hm …

        Ich mag Sarah Wagenknecht, weil sie – in my eyes – immer aussieht, wie aus dem Ei gepellt und somit bei mir unter „Dame“ läuft ( selbstverständlich gleich hinter Claudia Roth, Ricarda Lang und Gesine Lötzsch – äääähemmm).

        In meinen Ohren klingen manche Dinge, die sie von sich gibt, durchaus sinnvoll.
        Und dann gebe ich ihr auch recht.

        Aber bevor ich sie als neue Rautenkönigin sehe, würde ich doch deutlich eher Sie vorschlagen ( wenn Sie mich dann irgendwo mit einem lukrativen Pöstchen versorgen … ).

        • S v B Antworten

          Also, dass Frau Wagenknecht die Hände zur Raute formt, müsste ich noch zum ersten Mal feststellen, lieber H.K. Ihr gelingt die innere Sammlung wohl freihändig. Wie auch Sie feststellten, würde sich Frau Wagenknecht nicht allein wegen ihres untadelig eleganten Auftritts, auch nicht nur wegen der stets gewahrten Contenance, sondern insbesondere aufgrund ihrer von politischer Vernunft und gesundem Menschenverstand zeugenden Auslassungen als Kanzlerin unserer Republik empfehlen. Noch ist sie aber in der „falschen“ Partei. Ein Jammer.

          Hach, wie ehrt es mich doch, dass Sie mir das dritthöchste Amt im Staate anvertrauen würden. Einen gepflegten Auftritt sowie die Sache mit der Contenance bekäme ich ja noch einigermaßen gebacken, aber niemals würde ich mich erdreisten, zu behaupten, dass ich fähig wäre, die Richtlinien der Politik für „die gigantische Deutschland“, ein stattlicher Kreuzer mit gut 80 Millionen Menschen an Bord – für deren Sicherheit und Wohlergehen ich per Amtseid die volle Verantwortung zu übernehmen hätte – zu bestimmen und zu verfolgen. Mit solch exorbitantem Selbstvertrauen kann ich nicht aufwarten, lieber H.K. Ich wundere mich ohnehin oft, dass es Menschen gibt, die erstaunlich vollmundig erklären, solch ungeheuer großen Aufgaben gewachsen zu sein. Respekt. Selbst wenn „die Dinge“ ohne mein Zutun, sprich ohne Möglichkeit einer Einflussnahme meinerseits, schief gingen, bliebe mir als Ausweg wohl nur… der Suizid. Ich könnte es letztlich wohl nicht ertragen, wenn das Schicksal der die mir anbefohlenen Gemeinschaft unter meiner Ägide eine ungünstige Entwicklung nähme, wenn ich mich also schuldig dafür fühlen würde, dass „die Karre metertief im Dreck“ steckt.

          Zudem wäre ich ohnehin schon viel zu alt, um noch in die Politik einzusteigen. Der gute Konrad Adenauer stellte eine rühmliche Ausnahme dar, als er, schon recht gereift, der erste Kanzler unserer Republik wurde. Toller Mann übrigens, „der Alte“. Möge er weiter in Frieden ruhen.

          Nee, nee, nee, nix für mich, lieber H.K. Wenden wir uns, wenn wieder einmal Bedarf besteht, vertrauensvoll an Sahra Wagenknecht. Herrje, kann mir einer sagen, warum diese Frau ausgerechnet bei der Linken ist? Ich kenne stramme Konservative, die das von ihr vor ein, zwei Jahren veröffentlichte Buch ganz hervorragend finden. Ja, wie denn das?

          Sahra Wagenknecht im politisch verantwortlichen Zusammenspiel mit Birgit Kelle – das wär’s. Zwei sympathische, blitzg’scheite, durch und durch vernünftige, also wirklich „tolle,“ Frauen, die darüber hinaus auch noch nett anzuschauen sind. Deutschland, was willst Du mehr?

          Birgit Kelle wäre die ideale Bundesfamilienministerin – beispielsweise. Man kann davon ausgehen, dass sich noch viele weitere, geradezu ideal-geeignete Persönlichkeiten in der Zivilgesellschaft verstecken. Wenn man nur wüsste, wie man diese rechtzeitig „aus der Reserve locken“ könnte? Aber selbst wenn diese Leute bereit dazu wären, sich politisch zu engagieren, im Hinblick auf den ganz großen Wurf (sprich auf eine hochverantwortliche Aufgabe wie ein Ministeramt oder gar die Kanzlerschaft, bliebe ihnen die lange, erbarmungslose Tour über die Schlachtfelder der Parteien nicht erspart. Aber ehrlich, wer mag ausgerechnet den Geeignetsten, vielleicht gar den Besten im Lande solches überhaupt zumuten? Schon extrem frustrierend, das Ganze. Finden Sie nicht auch?

          • H.K.

            Tja, was soll ich sagen …

            Da Sie meinen letzten Satz im vorigen Beitrag geflissentlich überlesen haben, muß ich wohl im Alter von einer überaus kargen Rente leben.

            Vielleicht erbarmt sich ja hier der eine oder andere und schickt gelegentlich ein nettes „Fresspaket“.

            Im Ernst:
            Ich denke, wir haben jede Menge intelligenter Köpfe in diesem Land, die durchaus etwas Sinnvolles in der Politik anzustellen in der Lage wären.

            Ich käme eh nicht in Frage. Abgesehen davon, daß einen dummen, weis(s)en, alten Mann eh niemand*/-/:/_/In wählen würde, könnte ich mit dem, was im Netz – und nicht nur dort – an Haß und Hetze existiert, wohl eher weniger gut umgehen.

            Mir ginge es darüberhinaus wohl ähnlich wie Ihnen: Bei von mir oder durch meine Entscheidungen verursachten Fehlern wäre meine ohnehin meist erst spät einsetzende Nachtruhe wahrscheinlich vollends dahin.

            Nach dem Motto zu regieren und zu leben „Mir doch egal, ob ich das schuld bin: Nun sind sie halt mal da“ wäre nicht wirklich meins.

            Auch nicht vergessen sollten wir, daß in dem Job, sei es als Kanzler*/-/:/_/In oder „nur“ als Minister*/-/:/_/In sowohl ein Feierabend als auch ein wirkliches Wochenende eher nicht drin sind.

            Anders als bei unseren Küken-MdB‘s, die mit gerade 20 bereits fünfstellig monatlich „verdienen“ und keine Ahnung haben, außer klug daherreden zu können, sind m.E. Kanzler und Minister eher unterbezahlt und manche – sicher nicht jeder – könnte in der Wirtschaft durchaus mehr einnehmen. ( Bei vielen Politikern ist es umgekehrt – die erhalten NACH ihrer politischen Karriere durchaus Millionengehälter ).

            Ideale Besetzung für eine wirklich gute Regierung wären die klügsten und besten Köpfe aus ALLEN Parteien. Und dazu gehörte für mich u.a. genauso eine Frau Wagenknecht wie auch ein Herr Maaßen.

            Mit NULL Positionen wären bei mir die Partei-Apparatschiks, die außer nicht vorhandener Lebenserfahrung keinerlei Ausbildung UND Abschluß haben, auch nur im Bundestag, geschweige denn in einer Regierung vertreten.

  3. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Zurück zur Frage, warum politisches Mittelmaß Konjunktur hat.
    Daniel Günther macht einen netten Eindruck, eckt nicht mit pointierten Aussagen an, seine politischen Ziele sind zweitrangig, zumal ihre Verwirklichung erfahrungsgemäß in den meisten Fällen an der Realität scheitern.

    In diesen aufgeheizten Zeiten brauchen die Menschen so einen „leeven Jung“. Sein gutes Wahlergebnis erinnert an den ehemals beliebten und erfolgreichen Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Christian Wulff, der als Bundespräsident an seinem eigenen Image scheiterte.

  4. H.K. Antworten

    Hat hier von den in NRW am kommenden Sonntag Wahlberechtig*/-/:/_/Innen mal den Wahlomat bemüht ?

  5. H.K. Antworten

    Tja schade, hier schaut niemand mehr rein.

    Somit weiß ich leider immer nicht, wen oder was ich morgen wählen soll …

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