Tausende Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin werden in Kürze arbeitslos, rund 200.000 Kunden des Unternehmens, die Flugtickets gekauft haben, besitzen nicht mehr als einen bunten Schnipsel Papier. Doch einer kommt gut weg bei der Tragödie: Air Berlin-Chef Thomas Winkelmann hat rechtzeitig für eine persönliche Insolvenzversicherung gesorgt. Etwa vier Millionen Euro bekommt der Manager bis 2021 ausgezahlt. 950.000 Euro im Jahr sei sein Bruttogehalt gewesen, weiß das Magazin stern, zudem gibt es wohl noch einmal 300.000 Euro für “entgangene Pensionsansprüche”. Man ist fassungslos…

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Uwe_aus_Do Antworten

    Ja, richtig, aber er ist absolut nicht der erste, der Jobs verkauft und sich dabei selbst sehr gut bedient. Und, soweit ich mich erinnere, ist Thomas Middelhoff der erste, der dabei von der Justiz mit einer Strafe belegt wurde, die diesen Namen auch verdient.

    Da es offenischtlich keine Moral mehr gibt, müssen Gesetze her. Auch das, was Thomas Winkelmann da gerade durchexerziert, ist für mein Empfinden Untreue.

    Das Insolvenzrecht wurde doch vor Jahren reformiert mit dem Ziel, vor allem möglichst viele Jobs zu erhalten. Da hat man an eine solche Selbstbedienungs-mentalität anscheinend nicht gedacht…

  2. S v B Antworten

    Air Berlin war eine hervorragende Fluggesellschaft, deren zuverlässige Dienste auch ich öfters in Anspruch genommen habe. Ein Jammer, dass sie nun endgültig in Konkurs gegangen ist. Sie wird zerschlagen, wie man es heute – für meinen Geschmack eine Spur zu rabiat – auszudrücken pflegt.

    Einer der Piloten ließ es sich nicht nehmen, in den letzten Flugminuten als Pilot „seiner“ Airline ein etwas unorthodoxes und vielleicht sogar waghalsiges Abschiedsmanöver in Form einer kurzen Ehrenrunde dicht über dem Düsseldorfer Flughafen zu veranstalten. Dieser eigenmächtige Akt soll nun ein rechtliches Nachspiel haben; vielleicht muss er dies sogar, wer weiß? Trotzdem bezeugte diese kleine Flugzugabe einmal mehr das beachtliche aeronautische Know-how eines von vielen Air Berlin-Piloten. Ich hoffe, dass dieses schon bald an anderer Stelle seine Wertschätzung erfahren wird.

    Abertausende zuverlässiger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind, wie immer, die Gelackten. Ihnen allen wünsche ich, dass sie recht bald neue, ihren Qualifikationen angemessene, Arbeitsplätze finden werden. Herr Winkelmann hingegen braucht sich um seine Zukunft vermutlich kaum Sorgen zu machen. Obwohl auch seine Millionen auf absehbare Zeit kaum Zinsen abwerfen dürften, könnte er sich mit dem pekuniären Tropenregen, den er der Insolvenz verdankt, auf weit überdurchschnittlichem Niveau für lange Zeit „über Wasser halten“ – wenn er’s nur geschickt genug einteilt und zudem vielleicht ein kleines bisschen „sparsamer“ lebt.

    Die Welt war zu allen Zeiten ungerecht, heute ist sie’s leider wohl noch „ein bisschen“ mehr.

  3. W. Lerche Antworten

    Welche Rolle spielt eigentlich Herr Gabriel von der SPD bei dieser Insolvenz-Story? Dieses Beispiel zeigt, was die SPD, und nicht nur die, meint, wenn sie über „Gerechtigkeit“ sprechen.
    Ich weiß das schon lange, nämlich seit ich für mein privat gespartes Geld in einer seit 17 Jahren privaten Lebens-Kapitalversicherung 2x Krankenkassenbeiträge zahlen muss. Das ist höchst richterlich gedeckte Enteignung meiner Altersvorsorge.
    Und weil es ein großes Aufbegehren vieler Betroffener gab, wurde das gerichtlich für Pflichtversicherte modifziert, jedoch für freiwillig Versicherte in der GKV zu belassen, ohne eine Chance, dem zu entkommen.
    Da soll nicht einer aus SPD, Grüne, die das in 2004 sittenwidrig mit Vertrauensbruch einführten, und CDU, FDP, die das gerne fortführten, denken, dass ich einen von denen irgendwann nochmal wähle werde, solange dieser Zustand anhält.
    Und jetzt wieder so ein Winkelmann! Hier läuft sehr vieles schief. Und wir können es nicht ändern. Wir hatten ja nicht mal eine Wahl zur Wahl.

  4. Klaus Beck Antworten

    „Wir hatten ja nicht mal eine Wahl zur Wahl.“

    Ich sehe das etwas anders.
    Wir hatten zweifelsfrei eine Wahl, ja sogar viele Wahlen. Und dass in anderen Ländern solche Wahlen auch durchaus Veränderungen der politischen Landschaft hervorrufen können, zeigt nicht nur die jüngere Vergangenheit. Wir haben diese Veränderung aber aus Dutzenden von Gründen in Deutschland nicht gewünscht und sind nun in jener egozentrischen, lethargisch-weinerlichen Dekadenz gelandet, die sich quer durch alle „Lager“ zieht.

    Der erste Schritt zur Veränderung des politischen „Schieflaufens“ wäre die gesellschaftliche Erkenntnis und vor allem die ganz persönliche Analyse für die Ursache des eigenen Status quo, nicht die Schuldzuweisung an einzelne Politikerdarssteller, so klar auch die ubiquitäre Minderbemitteltheit jener Typen*innen_x auf der Hand liegen mag.

    Jeder von uns hätte zu jedem Zeitpunkt anders wählen, in eine Partei eintreten oder aus einer Partei austreten, eine Partei gründen, eine Demonstation anmelden oder – eher symbolisch gemeint – einen Hungerstreik machen können. Aber die Wartung des eigenen ethischen Kompasses ist eben ziemlich uncool, das Reklamieren der verlorengegangen Ethik des Anderen hingegen richtig „geil“ geworden.

    Also: Wenn wir mal ganz ehrlich sind, haben wir uns die aktuelle Situation redlich verdient.

    • Alexander Droste Antworten

      Bravo! Das schreit doch nach mehr Ethik in der Politik. Da wir alle gewissermaßen Politiker sind, fängt die Ethik an der eigenen Nasenspitze an.

      Dennoch: Was spräche eigentlich dagegen die ungeheuer großen Gehälter von Managern an eine persönliche Haftung zu knüpfen? Da wäre doch die Risikobereitschaft und die Umsichtigkeit in der Firmenführung sicherlich bestens geregelt, oder?

      Was wäre das für eine Genugtuung für gestürzte Belegschaften, die stets ihr Bestes gegeben haben.

      • Klaus Beck Antworten

        Woher wissen Sie, dass „die Belegschaften immer ihr Bestes gegeben haben“?
        Und worauf begründet sich Ihre Feststellung, dass es unter den Belegschaften prozentual mehr „Best-Leister“ gibt als unter den Managern?

        „Risikobereitschaft“ und „Umsichtigkeit“ lassen sich nicht über eine „persönliche Haftung“ regeln. Träfe diese Annahme zu, wären Casinos und Spielhallen leer. Außerdem hat unternehmerische Riskobereitschaft nichts mit „Ethik“ zu tun.

        Unsere Gesellschaft, lieber Herr Doste, leidet an einem geradezu pathologischen Bedürfnis an „Genugtuung“. Ich nenne dieses Begehren gerne „Teilhabestörung“.
        Und schließich wäre da noch die Unvereinbarkeit des Begriffspaars „Genugtuung“ und „Ethik“ …

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