Wie anziehen im Deutschen Bundestag? „…als wolle man das Zimmer tapezieren…“

Ist der Deutsche Bundestag, die Versammlung der frei gewählten Repräsentanten des Volkes, da, wo das Hochamt der Demokratie zelebriert werden sollte, geeignet als Tummelplatz für mäßig begabte Polit-Darsteller, die statt ihren Job ordentlich zu betreiben, Effekthascherei veranstalten?

Das mir den mäßig begabten Polit-Darstellern lassen wir hier jetzt mal beiseite, denn – was gern vergessen wird – diese Leute sind gewählt. Von uns allen. Und wer millionenfach Grüne und SED wählt, der sollte sich anschließend nicht beschweren, dass er Grüne und SED bekommt!
Mit Frau Reichinnek und ihren erfolgreichen TikTok-Wahlkampf haben wir uns hier bereits beschäftigt. Ob sie wohl immer noch Migräne hat und plant, die staatlich zu 100% im Besitz des Bundes befindliche Deutsche Bahn, endlich zu verstaatlichen?

Nur die Besten überall

Oder erinnern Sie sich an das Tanzvideo von einer Handvoll junger FDP-Abgeordneter auf den Weg zur Abstimmung über die Abschaffung des § 219a Strafgesetzbuch – wo es um Werbung für Abtreibungen geht. Ausgerechnet zu diesem Anlass tanzen fünf junge Liberale mit Masken und Sonnenbrillen zu dem Song »Short Dick Man« durch einen Gang des Hohen Hauses.

„What in the world is that fucking thing?
Do you need some fucking tweezers to put that little thing away
That has got to be the smallest dick
I have ever seen in my whole life
Get the fuck outta here:“

So sind sie, manche unserer Volksvertreter, die über Krieg und Frieden entscheiden, über Wohlstand und soziale Absicherung. Wie gewählt, so geliefert…
Es dauerte zähe 14 Stunden, bis sich die FDP-Fraktionsführung entscheiden konnte, den Clip wieder zu löschen. Wenigstens korrigierte der Wähler mit seiner Entscheidung Anfang dieses Jahres, die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern zu lassen, die parlamentarische Existenz im Bundestag vorerst.

Nun kommt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) mit einem neuen Thema

Dazu muss man sagen, dass Frau Klöckner, Tochter eines Winzers aus Bad Kreuznach und auch schon mal Bundeslandwirtschaftsministerin, im neuen Amt an der Spitze des Parlaments bisher einen vorzüglichen Job macht. Jedenfalls bringt sie frischen Wind ins Präsidium.

Und sie sorgt sich zurecht um die Würde des Hauses.

„Das Parlament ist kein Laufsteg“, sagte Klöckner dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Und: „Wenn wir vom Hohen Haus und seiner Würde sprechen, dann muss man nicht so angezogen kommen, als wolle man zum Sport oder das Zimmer tapezieren. Dass wir über so etwas überhaupt sprechen müssen, zeigt doch, wie die Institution Bundestag ausgetestet wird.“

Das ist wahr, wenn man sich in dem, was man tut, selbst nicht ernst zu nehmen scheint, dann darf man auch nicht erwarten, dass das Publikum draußen das macht. Das Tragen einer Baskenmütze bei einem Abgeordneten der Linkspartei im Plenarsaal hatte Klöckner zuletzt gerügt: „Wenn ich diese Mütze durchgehen lasse, kommt der nächste mit einer Golfkappe und der dritte mit einem Stahlhelm. Das gehört sich schlichtweg nicht!“

 

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Achim Koester Antworten

    Ich empfinde es als wohltuend, in Lokalitäten zu gehen, in denen eine gewisse Kleiderordnung vorgeschrieben ist, z.B. in die Oper Bayreuth, ins Theater oder auch in ein gehobenes Restaurant. Es wertet eine Veranstaltung ab, wenn Menschen im Schlabberlook und/oder ungepflegt dort auftauchen. So ist es auch im Bundestag, der Ernst der Entscheidungen, die dort getroffen werden sollten, erfordert eine gewisse Disziplin, auch im Hinblick auf Kleidung. Karl Lagerfeld hat gesagt, wer in Jogginghosen außer Haus geht, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Wie man bei Linken und Grünen im Bundestag sieht, gehören schlampige Kleidung und schlampige Politik irgendwie zusammen. Auch politische Aussagen auf Kleidung oder Mütze sind eine Missachtung des Parlaments, Reinhard Mey hat es besungen: ..und es passt, was ich mir denke, auch wenn ich mich sehr beschränke, nicht auf einen Knopf an meiner Brust.

    • Günther M. Antworten

      Wichtig für ein selbstbestimmtes Leben erscheint mir der Rest der Strophe:
      „Und mir fehlt, um öde Phrasen
      Abgedroschen, aufgeblasen“
      Nachzubeten, jede Spur von Lust

      […] hier kommt Ihre Textpassage.

      Und weiter:
      „Ich will in keinem Haufen raufen
      Lass mich mit keinem Verein ein…“

    • H.K. Antworten

      Ach, nicht nur bei meinem letzten in der hiesigen Oper liefen doch so Einige „bemerkenswert“ oder auch „verhaltensoriginell“ herum.

      Okay, bei weitem nicht Jeder kann sich einen Smoking oder gar Frack & Co leisten, aber ein halbwegs vernünftiger Anzug, ein weißes Hemd und eine passende Krawatte sollte sich doch im Kleiderschrank jedes erwachsenen Mannes finden lassen, bei den Damen entsprechend.

      Aber selbst bei der Beerdigung ihrer Mutter traf ich kürzlich auf ( deutlich erwachsene !) Söhne, die zum Begräbnis erschienen, als wollten sie zu einer Party o.ä.

      Im Hohen Hause wundert mich nahezu gar nichts mehr.

      Im Grunde warte ich nur darauf, daß der/ die/ das Erste in Bermudashorts und Flipflops am „Redendenpult“ steht.

      „Cool“eben – wie Reichineks Tattoos.

      ( Wie so mancher mit diesen Körpervernissagen wohl als Opa oder Oma mit 60, 70, 80 aussieht ?! Die vor Jahren für „in“ befundenen „Arschgeweihe“ kann man ja halbwegs verbergen … )

  2. GJ Antworten

    In der 20. Legislaturperiode hatte ich mich schriftlich beim Präsidium über die Outfits der Person Ganserer beschwert und mit der Würde des Hauses argumentiert. Es erfolgte keinerlei Rückmeldung und Frau Bas fand es ja auch anscheinend toll, wie sich Ganserer ausstellte. Interessant wäre gewesen, wenn eine AFD-Abgeordnete mit Pipi-Langstrumpf-Outfit erschienen wäre, Frau von Storch vielleicht. Und Herr Brandtner mit blaugefärbten Haaren mit Punkfrisur.

    Daß Frau Klöckner jetzt durchgreift war höchste Zeit, zumal bei den aktuellen Linken. Hoffentlich findet sie auch die richtigen Mittel, wenn durch MdB Polizei oder Bundeswehr herabgewürdigt wird und antisemitische Äußerungen erfolgen.

  3. .TS. Antworten

    Was den Verfall von Anstand und Sitten angeht ist die Klamottenwahl so mancher Gewählter noch mit Abstand das kleinste Übel. Ob Frau Klöckner beim schon seit vielen Jahren beklagenswerten Sprachgebrauch ebenso scharf agieren wird, und das ohne dabei zweierlei Maß anzuwenden?

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