Wo nix „rechts“ war: Mein Spaziergang zum Hambacher Schloss

Was ist der Grund dafür, dass die Mitte der Mitte fehlt, wenn sich politisch Gravierendes in Deutschland bewegt? Die Mitte der 45- bis 60-Jährigen inmitten der Mitte unserer Gesellschaft, die sich auch am vergangenen Samstag auf dem Spaziergang zum Schloss Hambach nur spärlich zeigte, während sich viele Jugendliche und viele Senioren aufgemacht hatten, auf den Spuren des berühmten Hambacher Festes von 1832 zu wandeln. Damals, als sich eine starke bürgerliche Opposition formierte und aufbegehrte gegen den Staat und die Pressezensur.

Der Jurist und Journalist Philipp Jakob Siebenpfeiffer rief gemeinsam mit dem Publizisten Johann Georg August Wirth zu diesem Hambacher Treffen im Mai auf. 30.000 Bürger folgten der Einladung und zogen damals zum Schloss.

In den Reden damals wurden mehr Freiheit und Demokratie und sogar ein vereinigtes Europa gefordert – ein deutlicher Affront gegen die staatliche Obrigkeit. Beim Neuen Hambacher Fest, dass in diesem Jahr auf Initiative des Ökonomen Max Otte erstmals stattfand zeigten sich schon bei der Eröffnung erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit, als Otte lange Passagen aus Siebenpfeiffers damaligem Einladungs-Text vortrug und das Publikum staunend feststellte, dass dies auch ein Text sein könnte, der aktuell zur Situation im modernen Deutschland passt.

1.000 Patrioten hatten sich am frühen Morgen auf die 4,5 Kilometer lange Strecke durch den Wald zum Schloss aufgemacht. Mehr hatten die Behörden nicht erlaubt, obwohl beim Veranstalter nahezu 5.000 Anfragen nach Karten eingingen. Sehr viele Bürger waren mit wehenden schwarz-rot-goldenen Fahnen unterwegs. Ein Anblick, den man in der bunten Republik sonst nur bei internationalen Fußballturnieren zu sehen bekommt. Natürlich hatte sich auch ein trostloses Häuflein selbsternannter Antifaschisten eingefunden, vielleicht 50 oder 60 Leute mit wenig geistreichen Protestschildern und Trillerpfeifen. Argumentieren ist in diesen Kreisen schon lange nicht mehr üblich. Ein weiterer wackerer Streiter „gegen rechts“ hatte vor den Spaziergängern sogar Gülle auf den Fußweg fließen lassen. Das war dann aber auch schon alles vom üblichen Zirkus bei den Deutschphobikern.

Es hatte etwas von einem großen Familientreffen, was sich da unter blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein in Hambach abspielte. Wirklich starke Reden von Thilo Sarrazin, Vera Lengsfeld und AfD-Chef Jörg Meuthen. Er hielt eine nahezu perfekte Rede üder die Probleme, vor denen unsere Gesellschaft steht. Rhetorisch und inhaltlich top – so wie früher Spitzenpolitiker der CDU regelmäßig zu sprechen pflegten. Nichts, ich wiederhole nichts an dieser Veranstaltung war „rechts“. Nicht ein Wort, dass ausländerfeindlich anmutete, keine Stimmungsmache, kein Hass, keine Extremisten. Hier traf sich die bürgerliche, konservativ-liberale Zivilgesellschaft. Hier war es friedlich, hier dankte man der Polizei für ihre engagierte Arbeit, hier gab es „Pfälzer Teller“ mit Sauerkraut, Saumagen, Bratwürstchen und Semmelknödel mit Rahmsauce. Aber manche aus der Meinungselite in Deutschland halten wahrscheinlich auch landestypische Speisen schon für „voll Nazi“.

Nach dem offiziellen Programm blieben etwa 200 Besucher bei Weinschorle im Innenhof sitzen, wo Gastgeber Max Otte – inzwischen leger gekleidet – selbst zur Gitarre griff und während der beginnenden Abenddämmerung deutsche Volkslieder anstimmte, in die das Publikum begeistert einstimmte. „Hoch auf dem gelben Wagen“, „Wenn die bunten Fahnen wehen“, „Märkische Heide“, das Brandenburg-Lied. Nicht einmal da gibt es etwas zu meckern, heißt der Refrain dieser Hymne doch „Steige hoch, Du roter Adler…“

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Dieser Artikel wurde 27 mal kommentiert

  1. W. Lerche Antworten

    Seit 1832 ist viel passiert. Dennoch sind die alten Texte heute aktuell. Demnach hat sich im Grunde nichts geändert. Woraus lässt sich Hoffnung ableiten, dass es künftig anders sein wird?

  2. S v B Antworten

    Vielen Dank für Ihren interessanten Bericht über eine zeitgenössische Version des Haibaches Festes. Schön, dass alles durchaus ein gewisses Niveau hatte und wohl auch sehr harmonisch ablief. Ich wusste nicht einmal, dass ein solcher Solidaritäts-Spaziergang geplant war.

    Dass ausgerechnet Herr Professor Otte, den ich sowohl für seine volkswirtschaftliche Expertise als auch für seine im besten Sinne bürgerlich- konservative Haltung sehr schätze, sich die Zeit genommen und sich die Mühe gemacht hat, eine solche Zusammenkunft zu organisieren. Dankenswert. Ottes Mut, sich zu einer Zeit, in der schon das Wörtchen „Aber…“ dafür sorgen konnte, dass man als Voll-Nazi abgestempelt wurde, öffentlich zu seiner Wahlentscheidung für die AfD zu bekennen, nötigt mir größten Respekt ab.

    Der „demographische Mittelbau“ der Gesellschaft glänzte, wie Sie berichten, mit Abwesenheit. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der berufstätigen Systemkritiker es gar nicht erst wagen, auf solch einer Veranstaltung Präsenz zu zeigen, weil sie gegenseitige Denunziation und die daraus erwachsenden massiven beruflichen Nachteile – bis hin zur Vernichtung ihrer Existenz! – fürchten müssen. Es gruselt mich jedes Mal, wenn ich feststellen muss, dass eine gnadenlose Meinungsdiktatur vielen hierzulande wieder ganz normal und akzeptabel scheint.

    • S v B Antworten

      Sorry, das Korrekturprogramm hat das Fest zu einem „Haibacher“ gemacht.

      • S v B Antworten

        Nochmal sorry, nicht „gegenseitige“ Denunziation, sondern „durch die Gegenseite“ sollte es natürlich heißen.

    • W. Lerche Antworten

      Ich kann mir vorstellen, dass der „demographische Mittelbau“ nichts von dieser Veranstaltung wusste, so wie auch Sie und ich. Dessen Mehrheit sollte wohl auf beruflich/artbeitstätigem Hoch voll in Anspruch genommen sein. Sie sind quasi besetzt mit Themen des schnöden Mammon, haben zu funktionieren und benötigen adäquate Regenerierung. Dieser Mittelbau ist beschäftigt. Man muss ihn ansprechen und erreichen, von sich aus sucht er solche Termine nicht.

      Wie das die Linken und deren Chaoten schaffen, sich den ganzen Tag mit Angriffen auf die bürgerliche Gesellschaft zu beschäftigen, die Zeit dafür haben, Geld zum Leben, Reisen von einem Tumult zum nächsten u.v.m haben, das weiß ich nicht.

  3. Wolfgang Andreas Antworten

    Lieber Herr Kelle,

    auf dem Weg nach Karlsruhe zum Babysitten rief mich ein Freund an, ob ich nicht den kleinen Umweg nach Hambach machen wolle, da fände ein „Spaziergang“ mit Schwarz-Rot-Gold zum Schloß statt. In einem netten Dorf von Neustadt traf ich meinen Freund mit seiner Tochter in einem urigen Weinlokal. Klar, Saumagen, Riesling. Als ich das Programm las, dichtete ich ein Lied zu dem Spaziergang, quetschte am nächsten Morgen meine Gitarre in den Rucksack, denn dort oben sollte auch gesungen werden, was Sie, Herr Kelle, erlebten, ich nicht mehr, da ich frühzeitig aufbrechen mußte. Sie haben in Ihrem Artikel das Neue Hambacher Fest treffend beschrieben, die „Demonstranten“ machten sich eher lächerlich, versteckten sich hinter ihrem Transparent und eine wedelte mit ihrer Schwulenfahne mein Objektiv zu. Nur bei dem Bauern, der die Gülle auf die Straße gekippt hatte, hätten Sie mal in den Hof schauen sollen…ich tat es auf dem Rückweg!
    An mehreren Stellen, rechts im Wald, lagen getarnt unbesetzte TV-Kameras. Wer wertet denn diese Bilder aus? Die Polizisten, allesamt nummeriert, kamen aus Niedersachsen, NI und hatten bei den netten Leuten keinen schweren Job; hier brauchten sie wahrhaftig keine Gesichtsmaske tragen! Das Meer von über tausend „Spaziergängern“ mit den Nationalfahnen bewegte sich kontinuierlich den steilen Weg zum Schloß hinauf. Meine Gitarre ließ ich im Rucksack,denn man schwitzte allgemein.
    Es war, wie Sie schreiben, ein wunderbares Familienfest; friedlich, bei herrlichem Wetter und einem berauschenden Weitblick in das Pfälzer Land. Zu den Reden hätten Sie vielleicht noch erwähnen können, daß beim Vortragen der Siebenpfeifferrede (1832!) durch Prof. Otte, an mehreren Stellen gelacht wurde, da die Ähnlichkeit zu unserer Situation heute, so drastisch hervortrat, daß man sich einfach nicht mehr halten konnte.
    Und noch etwas zum „Mainstream“: In den „Badischen Nachrichten“ von heute, Montag, dem 7.5., ist von dem Hambacher Spaziergang nichts zu lesen…
    (Mein Lied folgt, wenn es getippt ist.)

    • Uwe Emm Antworten

      Das in jener Zeitung, respektive in vielen anderen Zeitungen,
      „freiwillig“ nicht berichtet wird, ist bekannte Absicht. Wird einstudiert…

      Da beklagen sich viele Akteure der schreibenden Zunft,
      über fehlende Presse-Freiheit?!
      Und um bei Prof. Otte, mit schwingender Fahne (Nationalfahne, auch ohne
      Fußball..) sowie (alten) Volksliedern, heute in Vergessenheit, dabei zu sein, hätte mir auch gewünscht.
      Die „Badische“ berichtet aber nicht oder nicht immer, oder erst 3 Wochen
      später…

  4. Prof. Mag . Meier-Bergfeld M.A. Antworten

    Da es diesmal 1000 waren, 1832 aber 30 000, so muß der Druck noch dreißigmal größer werden. Es muß alles noch viel schlimmer werden, ehe es besser werden kann. PMB

  5. Wolfgang Andreas Antworten

    Die Gedanken sind frei

    (Ein Lied zum 2ten Hambacherfest, am 5. Mai 2018. An den Tag gegeben von Wolfgang Andreas. Melodie nach „Die Gedanken sind frei“ von 1818).

    1.Die Gedanken sind frei; 2. Ich denke, was ich will
    Du kannst sie erraten! Und rechtlich sich schicket!
    Noch sag´ich sie frei Doch nichts in der Still´,
    Und nicht erst in Raten. Daß man es erblicket!
    Die Welt soll sie wissen Noch können wir sagen,
    Darf keine erschießen, Was wir nicht vertragen,
    Mit Mediengeschrei! Trotz linkem Geschrei:
    Die Gedanken sind frei! Die Gedanken sind frei!

    3. Und drängen mich ´raus, 4. Drum will ich auch immer
    Politische Granden Mir Freiheit erkämpfen!
    Aus Höchstem Haus Denn sonst wird es schlimmer,
    Durch Bürger entstanden. Drum laßt sie nicht dämpfen!
    Und wenn sie sich nehmen, Nach Hambach, ganz oben,
    Stets höchste Tantiemen, Sind wir hochgezogen
    Klag´s ich ohne Scheu: Und singen dabei:
    Die Gedanken sind frei! Die Gedanken sind frei!

  6. Wolfgang Andreas Antworten

    Was hat denn da das System mit meinem Lied gemacht!?
    Also, noch einmal:

    Die Gedanken sind frei
    (Ein Lied zum 2ten Hambacher Fest, am 5.Mai 2018. An den Tag gegeben von Wolfgang Andreas).

    Die Gedanken sind frei;
    Du kannst sie erraten!
    Noch sag´ich sie frei
    Und nicht erst in Raten.
    Die Welt soll sie wissen,
    Darf keine erschießen,
    Mit Mediengeschrei!
    Die Gedanken sind frei!

    Ich denke, was ich will
    Und rechtlich sich schicket!
    Doch nichts in der Still´,
    Daß man es erblicket!
    Noch können wir sagen,
    Was wir nicht vertragen,
    Trotz linkem Geschrei:
    Die Gedanken sind frei!

    Und drängen mich ´raus
    Politische Granden,
    Aus Höchstem Haus
    Durch Bürger entstanden.
    Und wenn sie sich nehmen
    Stets höchste Tantiemen
    Klag´s ich ohne Scheu:
    Die Gedanken sind frei!

    Drum will ich auch immer
    Mir Freiheit erkämpfen!
    Denn sonst wird es schlimmer,
    Drum laßt sie nicht dampfen!
    Nach Hambach, ganz oben,
    Sind wir hochgezogen
    Und singen dabei:
    Die Gedanken sind frei!

  7. Wolfgang Andreas Antworten

    Fehler: Es muß „dämpfen “ heißen und nicht „dampfen“. Pardon! Was solche Pünktchen anrichten können!

  8. Konrad Kugler Antworten

    Ich hatte gerade eine Veranstaltung von André Rieu im Internet angeschaut. Ein riesiger Platz voll mit begeistert mitgehenden Zuschauern und – Heino. Viele junge Leute darunter. Dabei kamen Gedanken an all das , was unsere linksfaschistischen Medien kaputt gemacht haben – und mir Tränen.

    Die Schlagzeile der Augsburger Allgemeinen: Winterkorn droht Verlust seines ganzen Vermögens.

    Keine Zeile von Hambach!

    Ich bin 75 und habe die ganze Entwicklung miterlebt.

  9. colorado 07 Antworten

    Warum wurden nur 1000 zugelassen? Hat man so viel Angst vor denen , die ihr Land offenherzig lieben?

    • S v B Antworten

      Aus Brandschutzgründen, wie es offiziell hieß. Dieses Totschlag-Argument muss ja öfters mal herhalten, wie man weiß. Die Prüfung seiner Stichhaltigkeit hingegen lässt bisweilen auf sich warten.

  10. Lodewijk van Eeghen Antworten

    Schöne Veranstaltung! Merkwürdig eigentlich das „das Geschrei von Links“ die „Voll-Nazis“ bei Rechts suchen. Die Nazis waren, wie die Kommunisten und Faschisten, damals links!

    • S v B Antworten

      Nö, gewiss nicht, aber z. B. auch beim – inzwischen schon fast vergessenen – thematischen „Dauerbrenner“ BER mussten immerhin auch Mängel(?) im Brandschutz für die Aufschiebung Nr. 1 der inzwischen megaüberfälligen Eröffnung des Hauptstadtflughafens herhalten.

      Mit einem Quäntchen Glück wird Deutschland lediglich in die Mittelmäßigkeit abrutschen. Und wenn wir uns zukünftig nicht kräftig am Riemen reißen, wäre es durchaus denkbar, dass wir, was unser technisches Know-how, unsere sprichwörtliche Produktqualität, unsere Effizienz, unsere Verlässlichkeit sowie Ehrlichkeit anbelangt, irgendwann von irgendwem ausgebootet werden. (Etwas OT-ig, ich bitte um Entschuldigung).

  11. EinFragender Antworten

    Herr Kelle, wie können sie?
    Wie kann man nur Thilo Sarrazin, Vera Lengsfeld und AfD-Chef Jörg Meuthen zuhören. Das geht ja gar nicht, denken sicher sehr viele. Warum? Weil es in unserer Gesellschaft verpönt ist auch nur ansatzweise den von der Regierung und der ÖR-Sendern verbreiteten Weg abzuweichen. Und wenn, dann nur in Form von linksextremen Straßenkämpfern denen es eine Freude macht auf Polizisten einzudreschen.
    Ich war früher mal verpönt weil ich als heterosexueller Juso mitgeholfen habe die Schwusos in München zu gründen und weil ich für Freiheit und Demokratie und gegen Faschismus auf die Straße gegangen bin. Ich habe meine Meinung nicht geändert, sondern stelle fest das ich immer noch Homosexuelle Mitbürger beistehen muss (jetzt gegen Muslime und linksextreme quer-Fanatiker) und immer noch für Freiheit und Demokratie und gegen Faschismus demonstrieren muss.
    Die Themen sind gleich geblieben, nur die Gegner haben sich geändert, was mich in meiner Meinung bestärkt, das sich Menschen nicht wirklich ändern. Wie sehen Sie das?

    • W. Lerche Antworten

      Menschen verändern sich im Grunde nicht. Und im Grunde sind Menschen aus allen Erdteilen gleich. Unterschiede kann es im Formalen geben, im Aussehen, jedoch nicht im Wesen.
      Es ist m.E. ein Irrglauben linker Ideolgie, dass sich der Mensch unter deren Führung zum Höheren entwickeln könnte.
      Die heute Gültigkeit uralter Texte beweist das ebenso wie der Deckungsgrad von Weisheiten alter Kulturen.

      • S v B Antworten

        Tragik und Trost zugleich liegen für mich in der Erkenntnis, dass sich der Mensch in seinen Grundanlagen seit vielen Jahrtausenden nicht wirklich verändert hat. Und es besteht gewiss kein Anlass, anzunehmen, dass sich dies in den kommenden Jahrtausenden ändern wird. Dass es für Sie, lieber Herr Lerche, keinerlei Wesensunterschiede zwischen diversen Ethnien geben soll, wundert mich doch ein wenig. Wie Sie richtig bemerken, sind natürlich deutliche Unterschiede sowohl im Formalen als auch im Aussehen vorhanden. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass durchaus auch Wesensunterschiede zwischen diversen Ethnien auszumachen sind. Ich gebe aber zu, dass wir, um diesbezüglich zu weiteren Erkenntnissen zu gelangen, den Begriff des „Wesens“ genauer definieren müssten.

        • W. Lerche Antworten

          Na ja, ich kenne nicht alle Ethnien. Vielleicht gibt’s tatsächlich „Ausreißer“. Wenn ich z.B. Asiaten und Europäer in den Blick nehme, dann stehe ich zu meiner Aussage. Ich weiß das hautnah und nicht vom Hören-Sagen oder Lesen.
          So sagt man, dass für Asiaten sehr wichtig sei, ihr Gesicht nicht zu verlieren. Nun, ist das in Deutschland anders? Manche schießen sogar 100 Raketen auf 3 Bauwerke in Syrien, nur um ihr Gesicht nicht zu verlieren.

          • S v B

            Ich habe in den Kindertagen der neuzeitlichen Globalisierung in der Europa-Repräsentanz eines großen japanischen Chemieunternehmens gearbeitet; war dort vier bis fünf extrem zuvorkommenden, netten und – seinerzeit zumindest noch – ausnehmend „japanischen“ Japanern zugeordnet. Die Sympathien für die jeweils „andere Seite“ waren groß, der Umgang miteinander von Respekt und Zuvorkommenheit getragen. Dennoch waren sich beide Seiten vorhandener Wesensunterschiede wohl bewusst.

            Ähnliche Erfahrungen, selbstverständlich unterschiedlicher Ausprägung, habe ich im Laufe meiner häufigen Aufenthalte in Indonesien, im Kreise von Iranern, mit Indern diverser sozialer Couleur sowie mit unzähligen Schwarzafrikanern machen können. All diese Begegnungen waren oft sehr bereichernd, nicht selten enttäuschend, aber immer enorm lehrreich.

            DEN Asiaten oder DEN Europäer gibt es natürlich nicht, da unter den Ethnien eines Kontinents oft doch erhebliche Wesensunterschiede bestehen. Selbst in unseren vergleichsweise winzigen europäischen Ländern finden sich solche, wie jeder von uns sicher schon feststellen konnte.

          • W. Lerche

            Sie haben Recht, man müsste „Wesen“ definieren. Das, was Sie beschreiben, ordne ich dem Formalen zu.
            Man gibt sich äußerlich unterschiedlich, auch Rituale unterscheiden sich, jedoch was dahinter steckt, das ist das Wesentliche und das unterscheidet sich nicht.
            Nach Ihrer Definition würde ich nicht zu Deutschland gehören, wenn ich die Mehrheit der mich umgebenden Menschen betrachte. Ich gehöre nicht zu denen, die auf der Straße schreien und kritschen.
            Aber das meine ich nicht mit „Wesensunterschied“.
            Als „Wesen“ definiere ich, was uns antreibt, unsere Emotionen, wie wir streben, wie wir zueinander stehen, zu unserer Familie, was uns wichtig ist, warum wir lügen.
            Ich lebe seit Jahren mit einer Asiatin zusammen, deren Familie war schon hier, ich war oft dort. Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied zu Europäern. Unterschiedliches Essverhalten gehört zum Formalen.
            Nach dem Krieg saßen in Deutschland auch mehr als 2 Personen auf Motorrädern. Vor 100 Jahren wurden die Eltern auch hierzulande von den Kindern versorgt. Übergab der Bauer an seinen Sohn, zog er um ins „Auszugshaus“, ein kleines Haus auf dem Grundstück, wo sie leicht von der jungen Famlie versorgt wurden. Dies alles zeigt doch, wie formal und temporär äußerlich wahrgenommene Unterschiede sind.

  12. S v B Antworten

    An Herrn Lerche.
    In vielem stimme ich Ihnen zu, aber 100%ig überzeugt von Ihren Darlegungen bin ich trotzdem nicht. Macht aber nix, oder? Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen ein schönes, erholsames Wochenende!

    • W. Lerche Antworten

      Danke SvB für Feedback! Nö, macht gar nix – im Gegenteil, Reibung setzt Energie frei, die – mich jedenfalls – in meiner Offenheit und Neugier voran bringt. Buddhistisch gesagt: Mein Glas ist noch lange nicht voll. Nicht immer bin ich mir so sicher, wie es scheinen mag. Die Gedanken sind frei und Widerspruch und Provokation können aufmischen. Das Beste, was darauf folgt, sind andere Meinungen und von mir noch nicht gedachte Überlegungen. Wenn alle gleicher Meinung wären, dann wäre das doch langweilig, oder?

      • S v B Antworten

        Genau so ist es, lieber Herr Lerche. Leider scheint mir unsere eigentlich so selbstverständlich klingende Maxime in den letzten Jahren in stets größere Gefahr geraten zu sein. Wer es wagt, systemkritische Gedanken außerhalb des Mainstreams zu äußern, wird gnadenlos niedergemacht. Nach wie vor. Anscheinend können – oder wollen – gerade „wir Deutschen“ es nicht lassen….

  13. Labrador12 Antworten

    Lieber Herr Lerche

    Wie SvB richtig bemerkt hat, gibt es sichert große Unterschiede zwischen einzelnen asiatischen Nationen.

    Hatte die letzten Wochen einige intensive Begegnungen mit einem Chinesen aus Hongkong.
    Vor längerer Zeit lebte unsere Familie für ca. 20 Jahre mit einem Fuß in der vietnamesischen Community, weil meine Eltern Boat-People in unser Haus aufgenommen hatten.
    Auch vor einigen Jahren hatte ich mehrfachen intensiven Kontakt zu einer Familie mit vietnamesischen Wurzeln.

    Natürlich waren das genauso Mernschen (schade, dass man das eigens betonen muss) aber eine Stufe tiefer habe ich jede Menge Verhaltensunterschiede zu uns Europäern gesehen.
    In persönlichen Auftreten, im Verhalten gegenüber Älteren oder den Eltern oder im „keep smiling“ … das hebe ich in Europa so noch nirgends gesehen.

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