Wie ich meinen Frieden mit Papst Franziskus gemacht habe

Als ich Anfang der Neunziger zum katholischen Glauben konvertierte, war Johannes Paul II Papst. Ein Mann, der den Lauf der Weltgeschichte entscheidend beeinflusst hat, der rund um den Erdball vielen Millionen Menschen persönlich begegnet ist und sie für den Glauben begeistert hat. Johannes Paul II war und ist „mein Papst“, und er hat auch die alle zwei, drei Jahre stattfindenden Welttreffen junger Katholiken, sogenannte Weltjugendtage, erfunden. Im folgte der Deutsche auf dem Stuhle Petri, Benedikt XVI, der Theologe, der Intellektuelle, der nach den Weltrreisenden seines Vorgängers Innendienst im Vatikan tun sollte. Ein Papst geschliffener Worte, Autor wunderbarer Bücher von seltener Glaubenstiefe. Fast tragisch, dass das Pontifikat Benedikts überschattet wurde von den weltweit bekannt gewordenen Missbrauchsfällen. Er hatte sich seine Amtszeit als Oberhaupt der katholischen Weltkirche zweifellos ganz anders vorgestellt. Und dann ging er in den Ruhestand. Ein Papst, der selbst bestimmt, wann es genug sein sollte.

Und nun also Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und Anführer von rund 1,2 Milliarden Katholiken rund um den Erdball. Bis heute fremdeln viele Katholiken in Europa und Deutschland mit dem Argentinier, der so ganz anders ist, als man sich hierzulande einen Papst vorstellt. Zugegeben: Als die ersten Fotos nach seiner Wahl bekannt wurden, musste ich schmunzeln. Ein Heiliger Vater, der in der Straßenbahn fährt, der an der Hotel-Rezeption auf seine Rechnung wartet, die er dann auch selbst bezahlen will, und der seinen Zeitungsboten in Buenos Aires persönlich anruft, um das Abonnement abzubestellen, da er ja jetzt eine Weile in Rom wohnen würde – das hatte was. Das war unkonventionell, das war ein Papst zum Anfassen und nicht zum Niederknien. Für die Kirche ist der Mann aus Argentinien ein Geschenk, denn bei allem Repekt vor dem brillanten Intellektuellen Ratzinger, erreicht Papst Franziskus deutlich mehr Menschen mit seiner unkonventionellen Art des Auftretens, mit seinem Abweichen von Redemanuskripten, die in der Kurie mehr als einmal zu spontanen Schweißausbrüchen seiner Mitarbeiter führte. Katholiken müssten sich auch nicht vermehren „wie Karnickel“ sagte er einmal. Und ich muss sagen, das war auch mir deutlich zu viel für den Nachfolger des Heiligen Petrus. So redet ein Papst nicht, dachte ich damals und so denken bis heute viele Gläubige.

Gestern Abend habe ich vor dem Fernseher gesessen und die Vigil, das Nachtgebet, des Papstes mit einer Million Jugendlichen beim Weltjugendtag im polnischen Krakau angeschaut. Mit mitreißenden Worten warb der Pontifex für eine engagierte Kirche. „Liebe junge Freunde, wir sind nicht auf die Welt gekommen, um zu vegetieren, um es uns bequem zu machen, um aus dem Leben ein Sofa zu machen, das uns einschläfert.“ Was für ein eindringlicher Appell für ein Oberhaupt der katholischen Christen. Und es ging weiter: „Ein Sofa – wie jene modernen mit einlullenden Massagen – die uns Stunden der Ruhe garantieren, um uns in die Welt der Videospiele zu begeben und Stunden vor dem Computer zu verbringen“. Es sei für viele leichter, „dusselige und benommene Jugendliche zu haben“. Die Welt brauche keine „Sofa-Jugendlichen“, sondern welche mit Schuhen an den Füßen, oder „noch besser mit Stiefeln“, damit sie Spuren hinterlassen können.

Boah! Welch‘ starke Worte, welche ansteckende Begeisterung, die in diesem Moment von dem fast Achtzigjährigen ausging. Und der Jubel der jungen Menschen, zusammengeströmt aus 180 Ländern auf dieser Welt, um zusammen den Glauben, das Vermächtnis von Jesus Christus zu feiern und zu leben. Ich habe auch heute früh die Abschluss-Messe am Bildschirm verfolgt, wieder waren deutlich mehr als eine Million Menschen auf dem gigantischen Feld vor dem Altar mit dem überdimensionalen Jesus-Bild dabei. Und wieder habe ich gedacht: Was für eine Begeisterung strahlt dieser Mann aus, die so deutlich im Gegensatz zur bräsigen Alltags-Geschäftigkeit mancher deutscher Bischöfe steht – nicht aller, wohlgemerkt. Und als ich das so dachte, bei den Klängen der WJT-Hymne „Jesus Christ, you are my life…“, da, genau in dem Moment, habe ich meinen persönlichen Frieden mit Papst Franziskus und seiner Art gemacht.

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Dieser Artikel wurde 20 mal kommentiert

  1. PeWi Antworten

    Nur hat dieser Papst auch Muslimen die Füße gewaschen, Glaubensbrüdern, die anderswo Christen töten, ins Wasser werfen und ertrinken lassen, die Kehle durchschneiden, Kirchen verwüsten, die Augen ausstechen, Köpfe abschlagen und noch viel Schlimmeres. Ich hatte ihn, obwohl nicht gläubig, vorher wegen seiner Ansichten zumindest Respekt entgegengebracht. Den hat er sich bei mir verscherzt mit seiner Geste der Unterwürfigkeit, die es zwar für ihn nicht war, aber im Selbstverständnis des Koran schon. Und wenn er sich nur ein bisschen mit den Glaubensgrundsätzen seiner Fußgewaschenen beschäftigt hätte, wäre er nie auf solch eine Idee gekommen. Licht und Liebe funktioniert im wahren Leben nicht.

    • Sebastian Antworten

      Sie wissen hoffentlich schon, dass eine zentrale Botschaft des Christentums nicht lautet „Liebe deinen nächsten Christen“, „Liebe deinen nächsten Deutschen, Franzosen, Italiener, usw.“, sondern einfach nur „Liebe deinen nächsten“. Es ist eine allumfassende Botschaft und gerade eben keine, die „Ungläubigen“ den Kopf abschlagen will, wie es die Islamisten tun. Es war wenn überhaupt eine Demonstration von geistiger Stärke und Souveränität.
      Mal ganz davon abgesehen, dass ich bezweifle, dass von diesem Ritus auch nur irgendeine politische Geste ausgeht.
      Ich habe schon häufig das Gefühl, dass Leute einfach nur suchen, wo man Muslimen positiv begegnet und das sofort als Beweis für eine Unterwürfigkeit betrachten. Nicht, wenn ich unter Artikeln zu islamistischen Attentaten die Kommentare lese, da kann ich das nachvollziehen; aber wenn man das dauernd unter Artikeln liest, die nichts mit dem Islam zu tun haben, dann muss man sich schon fragen, ob die Leute, die das schreiben, nicht einfach nur einen Beelzebub suchen, den sie für alles Übel auf der Welt verantwortlich machen können.

      • Norbert Gleißner Antworten

        Unabhängig von den „Einzelfällen“ ist es unsere Aufgabe, vor der Islamisierung Deutschlands und Europas zu warnen und alles in unserer Macht stehende zu tun, es zu verhindern.
        Und kommt jetzt bitte nicht daher mit dem Spruch: „Der Islam ist eine friedliche Religion“.
        Zur Aufklärung empfehle ich ein Video jüdischen Ursprungs zum Thema:
        https://vimeo.com/151900141

        • Sebastian Antworten

          Eine Islamisierung Europas ist Unfug durch und durch, von daher sehe ich das mitnichten als meine Aufgabe. Das reiht sich perfekt ein zu anderen Verschwörungstheorien wie „Die Amerikaner haben 9/11 selbst zu verantworten“ oder „Die gläserne Decke hindert Frauen am Aufstieg“.
          Ob der Islam eine friedliche Religion ist, ist mir ehrlich gesagt egal. Mich interessiert für eine Beurteilung nicht die Grundlage menschlichen Handelns, sondern das Ergebnis. Da sehe ich: Ja, es gibt eine kleine Minderheit, die die Welt terrorisiert und Angst und Schrecken verbreitet. Ich sehe aber eben auch, dass eine doch recht stattliche Mehrheit der Muslime offenbar nicht der Auffassung ist, dass man sich in die Luft sprengen muss, um ins Paradies zu kommen.
          Wer die Menschen nur in Kollektiven sieht, hat immer unrecht. Nein, verschweigen ist das falscheste, was man tun kann, sehr viel besser ist Verallgemeinerung und Umwälzung des Problems auf alle Muslime aber auch nicht.

          • ten Busch

            Keine Islamisierung Europas? Ich empfehle:

            1. aufwachen
            2. Youtube vom ARD- Europamagazin schauen:
            im letzten Jahr allein sind 100.000 junge Britinnen zum Islam konvertiert.
            youtube.com/watch?v=biSrWrpbC0w
            Hauptgrund: „Die haben so feste Regeln und Rituale, dass finde ich attraktiv“
            3. Ihre Antwort?

          • Sebastian

            1. Tatsächlich bin ich hellwach, daher sind mir auch derartige Alpträume wie die Islamisierung Europas fern.
            2. Die eigenen Quellen gegenzulesen, schadet gelegentlich nichts, denn die Zahl aus dem Video scheint mir hart übertrieben. Laut Wikipedia sind es zwar auch 100.000 briten – allerdings über 10 Jahre und nicht über eines hinweg, die meisten Neu-Muslime sind Zuwanderer. https://de.wikipedia.org/wiki/Islam_im_Vereinigten_K%C3%B6nigreich#Konversionen
            Desweiteren sehe ich mit Blick auf Deutschland weniger eine besonders eifrige Missionsarbeit von Seiten des Islam als viel mehr einen vorauseilender Gehorsam der politischen Linken und einiger Medien. Dem St. Martinsumzug beispielsweise in Sonne-Mond-und-Sterne-Fest umzubenennen, war kein muslimischer Vorschlag, sondern er kam aus der Linkspartei.
            Wenn der Eindruck der Islamisierung entsteht, liegt das nicht ander Stärke des Islam, sondern an der hiesigen Schwäche des Christentums.
            3. Die haben sie nun hoffentlich gelesen.

    • Alexander Droste Antworten

      Haben denn diejenigen, die die Füße symbolisch gewaschen bekamen, irgend wem Köpfe abgeschlagen? Verstehen nicht auch Muslime eine Geste der Fürsorge durch ein geistliches Oberhaupt als Geste der Versöhnung, als Freundschaftsgesuch? Sind nicht alle Gesten des Respekts, der Achtung und der Dialogbereitschaft auch von Muslimen zu verstehen? Sind nicht gerade solche Gesten wie die Fußwaschung Signale, die entwaffnen?

      Sie sollten sich in Fußwaschen üben. Nur die Demut vor dem Nächsten kann in Zukunft Frieden bringen. Für den Muslim ist niemand anbetungswürdig außer Allah. Aber auch für den (wahrhaft gläubigen) Muslim ist der Dienst am andern Menschen die höchste gottgefällige Tat. Man erniedrigt sich nicht dadurch, dass man jemanden (fremdes, andersgläubigen, anders meinenden) die Füße wäscht. Man erniedrigt sich, indem man gegen andere Menschen hetzt. Man beleidigt dadurch Gott. Im Christentum ist Überheblichkeit eine der schlimmsten Sünden. Man muss sich auch nicht auf eine Stufe stellen mit solchen, die Selbstherrlichkeit oder Rachsucht zum Inhalt der Gottesanbetung gemacht haben. Gott hat den Mensch als sein Ebenbild geschaffen. Er tat das nicht, indem er sagte, der deutsche ist ist gut, der arabische ist misslungen. Jesus sagte: nicht das, was du in den Mund nimmst, ist unrein, sondern das, was herauskommt. Ich brauche nicht erklären, wie es gemeint ist. Die Pauschalverdammung des Islam als Mörderorganisation ist ein ebenso großer Irrtum wie die Diffamierung von Nichtmuslimen als Ungläubige. Und damit stimme ich mit vielen Muslimen, die ich kenne, überein. Ich würde ihnen auch die Füße waschen, wie auch Ihnen, Herr/Frau PeWi.

      Ich bin Protestant und daher ist für mich ein Papst überflüssig. Aber,
      Papst Franziskus ist für mich der erste glaubwürdige Vertreter im höchsten Amt des Christentums. Er ist durch und durch Mensch, nicht Übermensch, Herrscher oder sonst was Pompöses. Er hat seine Schwächen, ist bescheiden, witzig, klug und vor allem nah am Menschen, egal welcher Couleur. Er spricht nicht nur seine Botschaft an die armen, er lebt sie auch. Er feindet niemanden an, sondern appelliert an die Moral. Ein Papst zum anfassen UND niederknien.

      • ten Busch Antworten

        Ich bin auch Protestant,

        und genau daher kann der Papst für mich das höchste Amt im Christentum bekleiden. Das höchste Amt bekleidet Christus.
        Und niederknien wollen Sie doch sicher nicht vor dem Papst, vor allem nicht als Protestant?
        In der Bibel wimmelt es von Geschichten, in denen Gläubige Strafe dafür hinnehmen, dass sie sich nicht vor Menschen oder deren Abbilder niederknien und das aus Gehorsam vor Gott, dem einzigen, vor dem wir uns als Christen niederknien sollten.

        • ten Busch Antworten

          …entschuldigung, im ersten Satz fehlt natürlich ein „NICHT“:

          …und genau daher kann der Papst für mich NICHT das höchste….

        • Alexander Droste Antworten

          Das höchste Amt kann Christus nicht bekleiden, denn er ist Zentrum einer Botschaft. Diese Botschaft zu verkünden ist Aufgabe eines Amtes, das er selbst bestimmt hat. Zunächst war es Simon-Petrus, heute ist es Franziskus (in der kath. Kirche). Laut Luther ist jeder Christ sein eigener Priester und bedarf des Klerus nicht. Aber er braucht die Hilfe in dem Verständnis der Botschaft. Diese wird aus meiner Sicht von Franziskus glaubwürdig vermittelt. Und dieser hat repräsentativen Charakter. Nicht der Papst an sich ist Objekt der Verehrung, sondern sein Gestus, in dem sich Gottes Wille für das menschliche Miteinander am deutlichsten zeigt, selbst wenn es noch unvollkommen ist. Vollkommen ist einzig die Jesuslegende.

          Wenn es um die Standhaftigkeit im Glauben gibt, so werden viele Beispiele beschrieben, das ist wahr. Es geht um den Glauben an den einen Gott und auch das ist wahr. Merkwürdiger weise unterscheidet sich darin keine der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. Über das Wie wird gestritten, obwohl das müßig ist. Denn die Suche nach Gott ist ganz und gar individuell. Man mag sich von Auslegungen und Riten anleiten lassen, aber seinen weg muss jeder selber finden. Selbst wenn er sich abwendet, so bleibt es seine ganz eigene Entscheidung. Niemand auf der Welt kann ihm das streitig machen außer Gott selbst. Das sollte man allen religiösen Eiferern mal einhämmern.

          Zum Islam kann man sagen, dass es unzählige Auslegungen gibt, um die sich Gruppen von Gläubigen scharen. Viele dieser „Sekten“ beanspruchen die Wahrheit und das Recht für sich. Das ist aber auch im Christentum so. Orthodox heißt rechtgläubig. Schon allein diese Selbstbenennung ist anmaßend und unchristlich oder gar unfromm. Wenn ein Dogma aufgestellt wird, so schränkt man die Freiheit der Menschen ein, welches ein von Gott gegebenes Gut ist. Man widerspricht somit Gott. Wenn man das Dogma mit Gewalt durchsetzen will, so entmündigt man Gott. Man kann nur einladen, den Weg auf diese oder jene Weise zu beschreiten. Wenn der Sunnit seinen Weg (friedfertig) begeht, ist das ebenso mit Respekt zu achten, wie wenn der Katholik seinen Weg auf eben diese Weise beschreitet. Der Dialog darüber wäre ein Verbindender, nicht ein Trennender, wenngleich man auch mit zweierlei Meinung auseinander geht. Doch gibt es immer auch eine Möglichkeit voneinander zu lernen. Das wäre meine Botschaft aus einem modernen, säkularen, aufgeklärten Zeitalter heraus. Wer das teilen mag, sei gegrüßt, wer nicht, mag es noch eine Weile anders und auf seine Weise betrachten.

  2. Bernd Lommel Antworten

    Klaus Kelle würdigt die beiden Vorgänger des jetzigen Pintifex zu Recht. Ganz wichtig ist mir die historische Würdigung Johannes Paul II und dem Ausnahmegelehrten Benedikt XVI. Ich hatte das unglaubliche Glück bei den ersten Weltjugendtreffen 1985 in Rom dabei gewesen zu sein. Der Höhepunkt war für mich die Palmsonntaglturgie auf den Balustraden des Petersplatz. Jetzt waren in Polen 1,5 Millionen Jugendliche dort. Wenn dort die gleiche Energie den jungen Menschen gegeben wird, wie es damals bei und es der Fall war, ist das eine große Hoffnung für die Welt.

  3. Bernd Lommel Antworten

    Klaus Kelle würdigt die beiden Vorgänger des jetzigen Pintifex zu Recht. Ganz wichtig ist mir die historische Würdigung Johannes Paul II und dem Ausnahmegelehrten Benedikt XVI. Ich hatte das unglaubliche Glück bei den ersten Weltjugendtreffen 1985 in Rom dabei gewesen zu sein. Der Höhepunkt war für mich die Palmsonntaglturgie auf den Balustraden des Petersplatz. Jetzt waren in Polen 1,5 Millionen Jugendliche dort. Wenn dort die gleiche Energie den jungen Menschen gegeben wird, wie es damals bei und es der Fall war, ist das eine große Hoffnung für die Welt.

  4. S v B Antworten

    Wann immer ich mich mit islamisch ausgerichteten Internetseiten befasse, wann immer ich sachbezogene Bücher oder Pamphlete lese, wann immer ich in der Vergangenheit an einer Moscheeführung teilgenommen habe, konnte, bzw. kann, ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die christlichen Richtlinien für ein gottgefälliges Leben (Toleranz, Nächstenliebe im allerweitesten Sinne, Vergebung, etc.) von denen des Islam letztlich doch unterscheiden. Der in Neuen Testament so anschaulich dargelegte Lebensweg Jesu, seine Leidens-, Sterbens- und Wiederauferstehungsgeschichte, seine Wundertätigkeit, etc., dies alles wird im Islam als völlig unglaubhaft abgetan und deshalb mitunter der Lächerlichkeit preisgegeben. Ich vermag mir nicht vorzustellen, dass eine solch verächtliche Haltung gegenüber den Dingen, welche Christen „heilig“ sind – soll heißen, viel bedeuten – bei christlichen Gläubigen oder gar dem Klerus auf Gegenliebe stößt. Der Islam hat das vielfach unausgesprochene, aber dennoch erklärte Ziel, eine die ganze Welt umspannende Religion zu werden. Dieser Anspruch besteht selbst nach anderthalb Jahrtausenden unverändert fort. Ohne Wenn und Aber. Aber wenn es doch nur damit getan wäre! Der Islam wird vermutlich niemals – und falls doch, noch auf sehr, sehr lange und heute überhaupt nicht absehbare Zeit – ohne seine politischen, wirtschaftlichen und ganz gewiss auch nicht ohne seine für uns in besonderem Maße befremdenden juristischen Komponenten zu haben sein. Die weltweite Verbreitung des Islam ist und bleibt das unumstößliche Ziel der Umma. Jeder, der unter bisweilen recht eigentümlichen argumentativen Verrenkungen anderes behauptet, irrt gewaltig. Und sei er er auch Papst – oder Moslem.

  5. Protestant Antworten

    Eine echte Freude, dieser Blog, vielen Dank Herr Kelle!

    Ich teile Ihre Begeisterung für das Jugendtreffen, auch das Liedgut gefällt mit, sogar als Protestant.
    Nun wäre ich allerdings kein guter Protestant, wenn ich nicht auch hier etwas einzuwenden hätte (:-).
    Nein im Ernst: das Foto mit dem riesigen Stuhl vor dem Abbild von Jesus finde ich aus zweierlei Gründen problematisch:
    1. gebührt Anbetung nur Jesus allein. Wer nun dieses Bild verehren will, kann dies fast gar nicht, ohne Franziskus mit in die Verehrung hineinzunehmen. Nebenbei: wir erfahren in der Bibel nichts von einem heiligen Stuhl. Allein Gott ist heilig (o-ton Jesus).
    2 und noch wichtiger: das Bilderverbot.
    „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“ scheint für Franziskus keine Bedeutung zu haben. Bedenklich, vor allem wegen des unter „1.“ genannten Effektes.
    Natürlich ist Franziskus ein sehr bescheidener Mensch. Und das ist allen Ernstes schön. Was seine Position als Papst angeht, bekommt man gemessen an diesem Ensemble jedoch Zweifel.
    Wenn man nun verdächtigt, dass der Verstoss gegen das Bilderverbot notwendig ist für die Wirkung des „heiligen Stuhles“ und dem darauf sitzenden Papst, liegt man dann so falsch oder muss es hier heissen „honi soit qui mal y pense?“
    In jedem Fall wird durch das Ensemble der Anspruch des Papstes auf die „Zwischenposition“ zwischen Gläubigen und Jesus nur allzu deutlich.
    Kern des Bibelverständnisses der Protestanten seit Luther ist, dass Jesus in seiner Menschwerdung, Kreuzigung und Auferstehung der einzige Mittler zu Gott ist, den Menschen brauchen.
    Dieser Umstand hatte und hat kaum zu überschätzende Wirkung auf das Selbstverständnis der Gläubigen im christlichen Abendland und die Entwicklung der Demokratien aus dem Protestantismus heraus. Es gab verständlicherweise viel Widerstand gegen diese Sichtweise, denn dadurch hatte das Papsttum viel Macht verloren.

    • S v B Antworten

      Die einzigen, die das von wem auch immer erteilte Bildnisverbot bewundernswert konsequent befolgen, sind die Muslime. Respekt. Dies – sowie das eine oder andere mehr – imponiert mir durchaus am Islam, obwohl ich mich immer und überall gegen seine fortschreitende Ausbreitung auf dem Boden unseres traditionell eher christlich geprägten Kontinents aussprechen werde.

      Das monströse Jesus-Konterfei finde ich persönlich recht kitschig. Sorry. Sicher sehen andere dies anders. Aber wie heißt es doch so treffend: de gustibus non est disputandum.

  6. Josef Antworten

    Lieber Herr Kelle, den Mut zur Einfachheit finde ich an Papst Franziskus bewundernswert und überaus zeitgemäß. Was mich aber sehr irritiert, ist seine Relativierung islamistischer Gewalttaten. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-08/papst-franziskus-islam Er meint, wenn er die Zeitungen lese, sehe er „jeden Tag Gewalt in Italien“.“Der eine tötet seine Freundin, der andere tötet seine Schwiegermutter, und das sind alles getaufte Christen.“ Selbstverständlich gibt es Gewalt unter Christen. Aber bei den Beispielen handelt es sich doch um Beziehungstaten zwischen Eheleuten oder in Familien und nicht um politisch-religiöse Attentate gegen völlig unbeteiligte Andersgläubige wie bei den Islamisten. Sprengen Christen etwa mit Anderem als mit Weihwasser?

      • S v B Antworten

        Die Aussagen des Papstes auf seinem Rückflug nach Rom waren nicht angemessen? Nach meinem Dafürhalten waren sie eher unklug, weil Franziskus die Gräueltaten von wahllos im Namen Allahs Mordenden mit Beziehungstaten von Christen vergleicht, die sich zu einer solchen aufgrund einer wie auch immer gearteten Vorgeschichte haben hinreißen lassen. Das traurige Ergebnis einer Tötung ist (wenn man von der Anzahl der Opfer und vielleicht von der Vorgehensweise absieht) freilich gleich. Im Falle einer Beziehungstat könnte das Opfer jedoch eine Vorahnung gehabt, sich unter Umständen auf eine tätliche Auseinandersetzung „vorbereitet“ haben, weil vielleicht auch es an der Zuspitzung des Konflikts, der zur Tat führte, nicht gänzlich unschuldig war. Sich gegen die Gefahr zu wappnen ist den Opfern eines Terrorangriffs so gut wie nie möglich.

        Dass zwischen den o. g. „Varianten des Tötens“ gemeinhin ein deutlicher Unterschied gemacht wird, konnte man feststellen, als im Falle des Mordes von Reutlingen (bei dem ein junger Migrant, der eine 45jährige Polin auf grausame Weise tötete), diesen erstaunlich schnell in die Kategorie Beziehungstat einordnete. Ein terroristischer Hintergrund wäre auch in diesem Falle politisch eher unerwünscht gewesen.

        Als ehemaliges Mitglied der evangelischen Kirche (Austritt Anfang 2015 aufgrund der fortschreitenden Annäherung an islamische Würdenträger und Institutionen), habe ich nicht wirklich das Recht, den Papst zu kritisieren. Allerdings meine ich, dass auch dieser sich (wie auch Herr Bedford-Strohm) in unangebrachter – da den Interessen der Christenheit nicht gerade dienlichen – Weise dem Islam anbiedert. Dessen Würdenträger werden dies sehr aufmerksam und mit großer Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Die Mehrheit der Christen vermutlich nicht.

  7. I. Kordecki Antworten

    Lieber Herr Kelle,
    „eigentlich“ reicht die Zeit nicht für Leserzuschriften, Diskussionsbeiträge, Blogg-Chats etc., doch Ihnen einen großen Dank für Ihren (so persönlichen) p o s i t i v e n Kommentar zum jetzigen Papst! Damit liegen Sie gewiss nicht im Trend.
    Doch wir in jeder Hinsicht satten europäischen Christgläubigen sind nicht nur in der Gefahr, alles besser wissen zu wollen und vom Wohnzimmer aus orthodoxer den Glauben hüten zu können als der große römische Herde-Verantwortliche, der als irdischer Chef-Stellvertreter Christi auf Zeit ’natürlich weniger Ahnung hat als wir aufgeklärten mündig-kritischen Nachfolge-Schäfchen unseres Kirchenstifters‘, wir sind auch – sicher aus wirklicher Sorge heraus angesichts mancher Negativa – in der so destruktionspotenten Gefahr, nur noch das Schlechte zu bemerken; die Tendenz und Stimmungslage mancher frommer Gruppen, Bloggs und Webseiten, die das kultur- und fortschrittsprägende Fundament des Christentums [fast alleine] bewahren möchten, lässt einen gesunden frohen Getauften in seinem Alltag regelmäßig wegen der illoyalen besserwisserischen Meckerei über den Heiligen Vater und vatikanische Publikationen Schwindelanfälle erleiden. (Habe von guten Freunden die nur nach Bedenken suchenden posts abschalten müssen, um noch eine postitive Vorwärtsperspektive behalten zu dürfen.) – Dankeschön für Ihr Positiv-Zeugnis.
    Doch auch Ihren Lesern, die sich gemeldet haben, ist doch ihrer ehrlichen Wahrheitssuche wegen zu danken; manchem ist dankbar zuzustimmen, anderes lässt nachdenken, auf einiges legen die – gerade nicht-katholischen – Beiträger ein interessantes fokussierendes Scheinwerferlicht. Deutlich wird aber eine große Differenz der Meinungen: „Licht und Liebe funktioniert im wahren Leben nicht.“ – Die Botschaft Christi behauptet seit zweitausend Jahren mit unterschiedlicher Zustimmung gerade das Gegenteil.

  8. Hillenbrand Margarete Antworten

    Herzlichen Glückwunsch Herr Kelle, daß auch Sie ins Vaterhaus zur kath. Kirche zurückgefunden haben. Wir haben einiges gemeinsam. Auch ich bin in den neunziger Jahren in die kath. Kirche eingetreten. Als Protestantin fielen mir einiges Tages die Offenbarungen Jesu an die heilige Schwester Faustina in die Hände.
    Jesus gab ihr ja den Auftrag ein Bild von ihm zu malen, wie er es ihr offenbart hat.
    Genau dieses Bild vom Barmherzigen Jesus wurde auf dem Weltjugendtag gezeigt. Jesus versprach Schwester Faustina, daß er viele Gnaden, durch dieses Bild verschenken würde. Ich selbst kenne mehrere Personen, die durch dieses Bild oder die Offenbarungen berührt worden sind. Auch frisch operierte Menschen. Damals sagte ich zu Jesus, wenn das wirklich von dir ist,glaube ich das, dann möchte ich es erleben. Auch den Barmherzigkeitsrosenkranz betete ich, den Jesus Schwester Faustina offenbarte. Besonders auch für Sterbende. Viele Monate später öffnete mir Jesus die Augen in meiner ersten Heiligen Messe, daß es wahr ist, was er offenbart hatte. Auch mein Bruder ist inzwischen zur kath. Kirche zurückgekehrt. Man muß eben offen sein für die Gnade Gottes. Gott hat tausend Wege und unsere Wege sind nicht seine Wege unsere Gedanken nicht seine Gedanken.

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