Lustig geht es auch bei der CDU in diesen Tagen zu, wobei das Problem ist, dass man als Journalist nicht alles schreiben kann, was man so hört und vor allem nicht, von wem man was alles so hört. Weil man sonst nämlich gar nichts mehr hört.

Nach der Wahlkatastrophe der Union in Brandenburg ist der Landesvorsitzende Ingo Senftleben zurückgetreten. Gut so! Eigentlich wollte er ja noch gern über eine Regierungsbeteiligung mit SPD und Grünen und ein Ministeramt für sich selbst verhandeln, aber die beiden wackeren konservativen Abgeordneten Frank Bommert und Saskia Ludwig schoben diesem Vorhaben unmissverständlich einen Riegel vor. Bommert hat angekündigt, er werde sich für den Fraktionsvorsitz bewerben, wenn Senftlebens enger Vertrauter Jan Redmann antrete. Bleibt also spannend.

Richtig lustig ist das dem Publikum demonstrativ vorgeführte Treffen von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Putin-Freund Gerhard Schröder (SPD), der in Deutschland auch mal Bundeskanzler war – und wirklich kein schlechter. Hätte ich 2005 geahnt, was noch alles auf unser Land zukommt mit der Nachfolgerin, hätte ich ihn sicher gewählt.

Nun lässt Schröder uns an seiner Erwartung teilhaben, dass Laschet der kommende Mann fürs Bundeskanzleramt sein könne: „Ich würde ein gutes Abendessen in diesem schönen Restaurant darauf verwetten, dass die CDU am Ende auf ihn zukommen wird.“ Das impliziert natürlich, dass für den 75-jährigen Sozialdemokraten, die aktuelle CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer als Regierungschefin wohl nicht die erste Wahl für den Platz an der Sonne ist.

Diese Einschätzung teilt anscheinend eine wachsende Schar von CDU- und CSU-Bundestagsabgeordneten, jedenfalls haben mir mehrere aus unterschiedlichen Bundesländern das so gesagt. Nett, ja. Im Saarland guten Job als Ministerpräsidentin gemacht, ja. Aber Bundeskanzlerin? Nach all den Fettnäpfchen an der CDU-Spitze in nur wenigen Wochen? Ich würde keine AKK-Aktien kaufen jetzt.

Aber es geht ja auch eigentlich gar nicht darum, wer es könnte oder wer besser wäre – schon gar nicht für unser Land. Es geht ums Netzwerken, es geht um Deals. Wer kann mit wem, wer wird was, wenn der oder die was wird und man dabei ist? Die Politik in Deutschland ist so mitreißend im Augenblick, das können sich viele Bürger gar nicht vorstellen. Das hat was von „Dallas“ und „J. R. Ewing“, wie sich die Älteren von Ihnen vielleicht noch erinnern können.

Vier aus der CDU würden gern Kanzler werden, zwei davon haben eine realistische Chance – und jetzt können Sie selbst nachdenken… Viel Spaß dabei!

 

 

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Andreas Schneider Antworten

    „Dallas“ ist ein recht guter Vergleich. Als einer der „Älteren“ habe ich die mit vielen Vorschußlorbeeren gestartete Serie seinerzeit ebenfalls verfolgt.

    Nach etwa 3, 4 Monaten war Schluß. Ein immerwährendes Perpetuum Mobile an „Handlung“, immer die gleichen Stereotypen.

    Was mir das nun über den aktuellen Zustand (nicht nur) der CDU sagen soll…

  2. GJ Antworten

    Man hört nur noch SPD-Casting, CDU-Personalkarussel, AFD-Bashing. Währenddessen nimmt kaum einer wahr, dass Salvini kein Innenminister mehr ist, Kurz kein Kanzler mehr und die Flüchtlingslage in Griechenland unmittelbar vor dem Kollaps steht und Erdogan mit der nächsten großen Welle droht. Da zeigt man dieser Tage die Doku zum 4.9.2015 und meint, das liege ja jetzt hinter uns. Pustekuchen.

  3. colorado 07 Antworten

    Dass die sich ihre Personalspielchen noch leisten können sagt eigentlich alles über ihren Realitätsverlust.

  4. Landeskirchler Antworten

    Ach ja, hätten wir doch noch einen Gerhard Schröder als Bundeskanzler, dann wäre uns wohl vieles erspart geblieben, dann gäbe es auch keine AfD.
    Wobei ich jedoch eher auf Friedrich Merz als Armin Laschet tippe, mir persönlich wäre allerdings Kristina Schröder oder Sylvia Pantel lieber.

  5. W. Lerche Antworten

    Ich denke, Ihr Beitrag, lieber Herr Kelle, zeigt einmal mehr, wie „Made in Germany“ abgeschafft wird.

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