Die von mir grundsätzlich hochgeschätzte Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat heute offenbar die Karnevalssession eröffnet. Unter der Überschrift „Der verkannte Präsident“ wird eine Jubelarie über den vermutlich erfolglosesten amerikanischen Präsidenten der Neuzeit abgespult, dass man geradezu lachen möchte. Barack Obama ist ganz, ganz toll – so könnte man es wohl zusammenfassen, was der Autor da zu Papier gebracht hat. Vielleicht ist es einfach die Sorge, jemand wie Donald Trump könnte ernsthaft die Chance erhalten, nach dem Oval Office zu greifen, die den Schreiber zu seinen Hymnen getrieben hat. Was Obama konkret geleistet hat? Reden gehalten, die Hoffnung verbreiten. Die USA wieder als ein sympathisches Land erscheinen lassen. Und sonst – ah ja, eine Krankenversicherung einzuführen, die aber als „noch prekär“ bezeichnet wird, was wohl ein vorsichtiger Hinweis darauf sein soll, dass eben diese Krankenversicherung voller Mängel steckt und von großen Teilen der US-Bevölkerung abgelehnt wird. Längst zeigen Umfragen, dass selbst Amtsvorgänger George W. Bush in den Vereinigten Staaten wieder ein höheres Ansehen genießt, als der jetzige Amtsinhaber. Mehr Frieden hat Obama der Welt versprochen. Was ist daraus geworden? Chaos, Unsicherheit, „rote Linien“, über die Aggressoren lachen, und mehr Krieg. Nicht einmal das beschämende Gefangenenlager in Guantanamo hat er geschlossen – im Wahlkampf hatte er das für sein erstes Amtsjahr versprochen. Inzwischen läuft das achte. Obama hat auf fast allen Gebieten versagt, selbst wenn man die Krankenversicherung als Erfolg ansieht. Das ist die Wahrheit, alles andere ist Wunschdenken und Verklärung.

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. Walter Lerche Antworten

    Einerseits darf der US-Präsident über den Krieg mit jedem anderen Land entscheiden, nicht jedoch über die Beendigung des Gefangenenlagers in Guantanamo. Seltsamer Weise darf nur sein Kriegsminister dieses schließen. Also wollte Obama die Insassen in eine Einrichtung auf das Festland verlegen. Nicht mal das hat er geschafft. Der verliehene Friedensnobelpreis war Ausdruck der Hoffung und Mutmacher darauf, dass er seine Versprechen wahr macht. Ich schlussfolgere daraus, dass der Schlüssel für einen friedlichen und umweltfreundlichen Wandel in den USA nicht beim Präsidenten zu finden ist, sondern bei den reichsten Familien dort. Einen deutlichen Fortschritt für Abrüstung auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges schaffte seinerzeit der Hardliner Ronald Reagan, auch wenn es einige nicht gerne hören. Über Trump lese ich ebensowenig Gutes wie seinerzeit über Reagan. An den Schlüssel für den guten Wandel kommen wir sowieso nicht heran.

  2. H. Urbahn Antworten

    B. obama war und ist ein Versager. Auch seine krankenversicherung ist eine einzige Katastrophe. Wer glaubt den wirklich, daß ein Gesetz mit mehr als 1800 Seiten, das dazu innerhalb wenige Tage durch die beiden Kammern des Parlaments gepeitscht wurde (dieses Verhalten kommt mit aus Deutschland sehr bekannt vor), ein vernüntiges Gesetz sein kann. Seine Wiederwahl verdankt er doch nur der Tatsache, daß 90 % der Schwarzen (hat ja absolut nichts mit Rassismus zu tun) und 70% der Latinos (vor der Wahl hatte O. versprochen , nicht gegen die illegalen Einwanderer aus Mexiko vorzugehen) ihn gewählt haben.

  3. Siegfried Simperl Antworten

    Die Last des Amtes ist ihm anzusehen, die Härte der politischen Auseinandersetzung der vergangenen Jahre hört man heraus: Der Barack Obama, der seine demokratischen Anhänger zum Kampf um seine Wiederwahl aufruft, ist nicht der Mann, der 2008 mit einer Botschaft von Hoffnung und Wandel das Land – und die halbe Welt – elektrisiert hatte. Er ist der Präsident mit einer Geschichte und nicht mehr der Kandidat, der Heil und Segen bringen will. Er hat bald vier Jahre im Weißen Haus verbracht, Kriege geführt und zu Ende gebracht; er hat sicherheitspolitische Erfolge errungen und innenpolitische Blessuren davongetragen.

    Mit anderen Worten: Obamas Mission hat die Begegnung mit der politischen und wirtschaftlichen Wirklichkeit gemacht – und nicht unbeschadet überstanden. Das ist zwangsläufig so, wenn die Erwartungen planetarische Dimensionen erreichen. Da liegt die Gefahr nahe, dass das, was nicht geschafft wurde, als Scheitern wahrgenommen wird.

    • Klaus Kelle Antworten

      Obama hat nicht „bald vier Jahre im Weißen Haus verbracht“, sondern bereits mehr als sieben. Und Gott sei Dank kann er nicht wiedergewählt werden.

  4. Friedrich Albrecht Antworten

    Für mich hat sich das Nobel-Kommitee mit der Vergabe des Friedens-Nobelpreises an den frisch gewählten Präsident Obama ziemlich unglaubwürdig gemacht.

    • Walter Lerche Antworten

      Für solche „Preise“ und Orden und Titel braucht man Fürsprecher und Wohlwollende, von denen man sie bekommt. Seit dem ich konkret miterlebt habe, wie man zum Bundesverdienstkreuz kommt, sind mein Respekt und Hochachtung dessen erloschen. Sogar Kabarettisten pfeifen das von den Bühnen, allerdings nicht durch öffentlichen Medien übertragen. – Ein noch unbestelltes Feld für unabhängige Journalisten!
      Die verknüpften Hoffnungen seinerzeit bei Obama waren ehrlich und wahr. Diese sollte man im Nachhinein nicht bereuen, indem man das negativ bewertet. Obama ist m. E. nur ein Repräsentant der Macht. Er selbst ist deren Vertreter, ein Verkäufer, ein Motivator. Die Welt ist unter seinem Einfluss nicht besser, nicht sicherer, nicht reicher, sondern ärmer, unsicherer und schlechter geworden. Nicht durch ihn allein, doch auch nicht ohne ihn.

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