Es ist Wahlkampf in Bayern und Hessen. Da wird reflexartig auf den politischen Gegner eingehauen, egal, was der sagt oder fordert. Das ist nicht neu und irgendwie auch in Ordnung.

Jens Spahn ist für viele Mitglieder der CDU der kommende Mann, ein Hoffnungsträger, der nach Angela Merkel Land und seine Partei wieder in die richtige Richtung bringen soll. Und so treibt der smarte Minister jede Woche eine neue (thematische) Sau durchs Dort, wie man das in seiner münsterländischen Heimat nennt. Und bekommt Kloppe von allen Seiten dafür.

Vergangene Woche ging es um das seit vielen Jahren ungelöste Problem mit den Organspenden. 10.000 Bürger warten in Deutschland dringend auf ein Spenderorgan. Statistisch sterben jeden Tag drei von ihnen, weil sie rechtzeitig kein Spenderorgan erhalten haben. Spahn hat einen Vorschlag entwickelt und zur Diskussion gestellt, den ich persönlich nicht überzeugend finde. Aber: Er hat ein dringendes Problem endlich in Angriff genommen. Das ist sein Job, Probleme ausfindig machen und Lösungen dafür anbieten.

In dieser Woche bekommt er Dresche von allen Seiten für seinen Gedanken, wenn nur 100.000 Pflegekräfte in Deutschland drei bis vier Stunden mehr in der Woche arbeiten würden (bezahlt natürlich und freiwillig), wäre ein großer Teil der überall festzustellenden Notstände bei der Pflege von Alten und Kranken gelöst. Und wieder fallen alle über ihn her, es ist ja Wahlkampf.

Aber mal ernsthaft: Haben wir derzeit einen anderen Bundesminister, der so omnipräsent ist – neben Super-Horst natürlich – und der Sachprobleme klar benennt und Lösungen anbietet? Ich finde nicht alles gut, was er macht. Aber ich finde gut, dass er endlich was macht. Wissen Sie eigentlich, wie unsere Bildungsministerin heißt?

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Dieser Artikel wurde 10 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Brauchen wir überhaupt eine/n Bildungsminister/in? Es genügt doch zu wissen, wo man sein Kreuzchen zu machen hat. (Ironie off)
    Zu Spahn hatte ich mich ja schon ausgelassen. Aber Sie haben Recht, Herr Kelle, lieber Spahn als gar keine demokratische Politik.

  2. S v B Antworten

    Ja, lieber Herr Kelle, sie heißt Frau Anja Karliczek und scheint eine ausnehmend sympathische Person zu sein. Allerdings möchte ich doch kritisch anmerken, dass eine Ministerin, welche Boss (sorry, Bossin) eines für die Zukunft unseres Landes so wichtigen Ressorts ist, mit den diversen Belangen der teils hochqualifizierenden tertiären Bildungseinrichtungen in besonderem Maße vertraut ist.

    Auf der Zugfahrt nach Paderborn musste ich mich neulich dahin gehend belehren lassen, dass es, um Minister zu werden, keinerlei ressort-spezifischer Fachkenntnisse bedürfe. Es reiche völlig aus, wenn Experten ihrem Minister fachlich entsprechend zuarbeiteten. Die Aufgabe eines Ministers bestünde (erschöpfe sich) ausschließlich darin, die geplanten Maßnahmen der Öffentlichkeit zu kommunizieren. Das sei im übrigen auch völlig in Ordnung. Ach so? Na dann! Ich hab’s mal so hingenommen; überzeugen konnte mich mein Gesprächspartner dennoch nicht.

    PS: Herr Kelle, Sie haben ja recht. Jens Spahn ist einer der wenigen CDUler, die aufgrund einer positiven politischen Dynamik vom Wähler wahrgenommen werden können. Wenn er in der gegenwärtigen politischen Landschaft nicht gar der einzig Rüsige in den Reihen der CDU ist. Vieles, was er vorschlägt, zeugt von einem gesunden Pragmatismus. Dies hat heute einen gewissen Seltenheitswert. Übrigens finde ich seinen Vorschlag einer Widerspruchslösung – wie es sie in unserem Nachbarland Österreich seit langem gibt – gut. Er wird, so denke ich jedenfalls, beiden betroffenen Seiten gerecht. Andere mögen und dürfen dies natürlich anders sehen. Ob er mit seinen eigentlich doch so „normalen“ guten Ideen andere „anzustecken“ vermag? Es ist vieles erschreckend zähflüssig geworden im deutschen Politikbetrieb. Wie Teig, der schwer vom Löffel tropft. Ich könnte mir vorstellen, dass Spahn häufig total frustriert ist. Gewiss ist er ein Mensch, der Dinge in Bewegung bringen und schließlich auch zu Ende führen will.
    Wie gut, dass es Leute wie Jens Spahn gibt; sonst würden wir über kurz oder lang vielleicht gar nicht mehr regiert.

    • S v B Antworten

      Korrektur: 1. Abs. …in besonderem Maße vertraut sein sollte – nicht ist (sinnentstellend). Sorry.

  3. HB Antworten

    Gefragte Qualität eines / r Managers / in?
    Keine Ahnung von irgend etwas, alles delegieren und das Ganze nach außen werbewirksam vertreten!

  4. colorado 07 Antworten

    Wie heißt eigentlich unsere Bildungsministerin? So konturlos und auswechselbar ist alles geworden, dass einem die Antwort schwerfällt.

  5. W. Lerche Antworten

    Ich kann verstehen, lieber Herr Kelle, dass Sie Herrn Spahn den Rücken stärken. Wären da vielleicht noch ein zweiter oder gar mehrere Bürgerliche mit gesundem Menschenverstand und einem gerüttelt Maß an Pragmatismus in der Spitzenpolitik, könnten wir uns vielleicht auf einen von ihnen einigen.
    So aber bekommt nur der eine Ihr Futter.

    Ich stimme Ihnen insofern zu: Besser Spahn als keiner.

    • S v B Antworten

      Ich entsinne mich noch gut des geradezu flehentlichen Aufrufs der so mutigen und engagierten Simone Baum, die beim Jahrestreffen in Paderborn an die anwesenden CDU-Mitglieder appellierte, der dezidiert konservativ ausgerichteten Werte Union beizutreten. Allerdings konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Frau Baum mit ihrer Bitte wenn schon nicht auf taube, so doch auf recht schwerhörige Ohren stieß. Vielleicht kann mich diesbezüglich ja jemand eines Besseren belehren?

      • Klaus Kelle Antworten

        Liebe S v B,
        ja, das könnte ich, denn die WerteUnion wächst und wächst. Aber das wird die Schlacht nicht entscheiden, denn die engagierte WU ist eine Basisbewegung. Die Weichenstellungen für unser Land werden in Berlin eingeleitet – heute zum Beispiel, wenn Merkel-Getreuer Volker Kauder erstmals überhaupt bei einer Wahl des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen Gegenkandidaten hat. Das ist in der Union ein unerhörter, fast revolutionärer Vorgang. Und wenn Sie genau hinhören, was Carsten Linnemann und JU-Chef Paul Ziemiak gestern über das Versagen auch der Vorsitzenden der eigenen Partei gesagt haben, dann ist das etwas, das es so vorher am Hofe Merkel nicht gab.

        Wohin das führt? Keine Ahnung. Aber die Unzufriedenheit ist überall greifbar, und das Ende der Ära Merkel ist näher als viele glauben…

        • S v B Antworten

          Vielen Dank für Ihre Antwort, lieber Herr Kelle.

          Nun hat es nicht nur einen Gegenkandidaten zu Herrn Kauder gegeben, sondern dieser tapfere westfälische Recke, der es wagte, als Gegenkandidat zu Kader seinen Hut in den Ring zu werfen, hat sogar den Sieg über Merkels Schatten davon getragen. Trotz und alledem – wie es so schön heißt – bin ich, sicher nicht völlig grundlos, sehr vorsichtig bezüglich Prognosen im Hinblick auf 1. die Durchsetzungsbereitschaft und 2. das Durchsetzungsvermögen des Ralf Brinkhaus gegenüber unserer Reine de Soleil und dem beeindruckenden Strahlenkranz, der sie schon so lange zuverlässig leuchten lässt; sprich ihrer nach wie vor beachtlichen Zahl an „Followern“. Letztere haben es sich inzwischen aber auch zu gemütlich gemacht in gut dotierten Ämtern und auf bequemen Parlamentssitzen. Eine Palastrevolution muss den meisten zumindest vorerst noch als ein allzu großes Wagnis erscheinen. Darüber hinaus stellt sich immer noch die ewige gleiche Frage nach der Thronfolge.
          „Wer soll’s denn machen, wenn nicht Merkel?“ Papperlapapp, jeder ist ersetzlich. Was wäre denn, wenn – was Gott verhüten möge – Frau Merkel aus irgendeinem Grund von Jetzt auf Gleich nicht mehr zur Verfügung stünde? Der Teufel soll ja manchmal ein Eichhörnchen sein. Bekanntlich ist noch kein einziger Mensch auf diesem Planeten unersetzlich gewesen.

          Gerade auch in der CDU hat sich im Laufe der Ära Merkel eine recht eigenartige Mentalität herausgebildet, die es in dieser Ausprägung zuvor wohl nicht gegeben hat. Es handelt sich um machtpolitisch unterlegte Attitüden, die sich, von Merkel selbst ausgehend, über die Reihen des parlamentarischen Fußvolks bis in die Basis hinein ausgebreitet haben. Diese Attitüden haben inzwischen ein beachtliches Maß an Selbstverständlichkeit erreicht. Durch sie werden typische Elemente einer echten, gelebten Demokratie mit Füßen getreten und bisweilen sogar ausgehebelt.

          Nun denn, geben wir Herrn Brinkhaus eine Chance. Er wird sie gewiss nutzen, zum Machen oder – Merkeln.

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