„free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs.“

Das soll er so geschrieben haben, der mächtigste Verleger in der deutschen Zeitungslandschaft. In einer SMS oder Messenger-Nachricht. Mathias Döpfner steht unter Beschuss. Von allen Seiten, von denen, die ihn und die BILD immer schon zur Strecke bringen wollten. Haben Sie jetzt eine echte Chance?

Ich habe Mathias Döpfner in der Wendezeit kennengelernt, damals war er noch auf der Seite der Schreiber, war Chefredakteur der (Ost-) Wochenpost und dann der (West-) Hamburger Morgenpost. Wir haben nie zusammen beruflich etwas gemacht, heißt, ich habe nie in einer Redaktion unter seiner Leitung gearbeitet. Aber ich hatte immer größten Respekt vor diesem klugen Mann mit seinem klaren politischen Kompass.

Wussten Sie eigentlich, dass Döpfner ursprünglich Musikwissenschaften, Germanistik und Theaterwissenschaften studiert hat? Der Mann, den sie heute als Ossi-Fresser darstellen und zur Strecke bringen wollen, ist ein echter Feingeist. Und auch als erfolgreicher Medien-Manager hat er es sich nie nehmen lassen, ab und an per BILD und WELT in die öffentliche Meinung pointiert mit eigenen Gedanken reinzugrätschen.

Ich mag Verleger die politisch denken und handeln

Wo steht geschrieben, dass das nur Linke dürfen?

Oder haben Sie vergessen, wie mächtig die SPD-Medienholding namens„Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft“ (ddvg) in unserem Land heute ist? Mit ihren zahlreichen Beteiligungen an Verlagen und Sendern. In meiner Heimat Lippe gibt es die Lippische Landeszeitung (LZ). Die produziert ihren Lokalteil selbst. Der Mantelteil – also die großen Themen – wird von der Neuen Westfälischen in Bielefeld geliefert, der auflagenstärksten Tageszeitung in Ostwestfalen. Die ist im Besitz der SPD. Und Radio Lippe, der einzige private Lokalsender da, gehört der Lippischen Landeszeitung. Alles natürlich meinungsplural, unabhängig und überparteilich, oder? Wenn sie mit CDU-Kommunalpolitikern in Lippe sprechen, ergibt sich ein anderes Bild. Da werden aussichtsreiche Kandidaten vor Wahlen auch mal am Rand des veröffentlichten Fotos einfach abgeschnitten, so als wären sie gar nicht da. Jedenfalls erzählt man mir das in der alten Heimat.

Nein, ich finde Mathias Döpfner immer noch beeindruckend

Auch, weil er die Zeichen der Zeit mit der Digitalisierung journalistischer Inhalte viel früher erkannt hat, als die Konkurrenz, die ihn jetzt zerfleischen und zur Strecke bringen will. Und, nicht, dass sie denken, ich sei unkritisch – dass BILD bei der Wokeness und Gender-Welle plötzlich mitspielt, das ist ein echtes Ärgernis. Döpfner habe das abgesegnet, höre ich aus dem Doppelhochhaus in Kreuzberg.

Wie das alles endet? Keine Ahnung, holen wir Popcorn und schauen wir weiter fasziniert zu. Zum Beispiel, wie die amerikanischen Mehrheitseigentümer das alles finden….

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Dieser Artikel wurde 22 mal kommentiert

  1. .TS. Antworten

    Dubios das Ganze. Wundert aber wenig wenn man sieht wie stark das einstige Bollwerk BILD in den letzten Jahren schon Schlagseite bekommen hat.
    Erst Kuschelkurs mit Kuscheltierwerfern, dann Abkündigung von BildTV, nun soll auch der Printbereich entfallen und nur noch ein Onlineangebot übrigbleiben – GMX, T-online und wie sie alle heißen lassen grüßen.

    Damit wird letztlich auch die Konzentration der Massenmedien noch weiter zunehmen – und wenn man sieht wie überall dieselben Riesenreklameschaltungen auf Steuerzahlerkosten zu finden sind erübrigt sich die Diskussion ob die Medien gleichgeschaltet wären – vor lauter Copy-Paste-Hofberichterstattung ist ohnehin alles nur noch ein diskursferner Einheitsbrei.

    • H.K. Antworten

      „Abkündigung von BildTV“ ist sicher kein Tippfehler.

      Mit großem Tamtam angekündigt, wird „Bild-TV“ immer mehr zum Rohrkrepierer.
      Für den einen oder anderen sind die Beiträge vielleicht interessant, für die große Masse der „Bild-Leser“ wohl eher nicht.

      Und die „Schlagseite“ der von mir oft zitierten „Zeitung mit den vier Buchstaben“ ist unverkennbar, spätestens, seit die Amerikaner dort offenbar das Sagen haben.

      Die lange Tradition des einst als „Revolverblatt“ bezeichneten Blattes ist klar gebrochen. „Jetzt Bild queer folgen“, das Bejubeln von MMA und Wrestling-„Events“ und der Tenor „der Tyrann im Kreml“ sprechen eine deutliche Sprache.

      Auch, wenn Putin die Ukraine überfallen hat, sollte selbst die Bild-Zeitung nicht vergessen, was einer der Großen des Journalismus, Hanns-Joachim Friedrichs, einst sagte. Sinngemäß: „Ein Journalist darf sich NIEMALS mit einer Sache gemein machen, und sei sie noch so gut und edel“.

      Ein Medium, eine Zeitung, sollte INFORMIEREN, nicht INDOKTRINIEREN.

      Und das permanent nicht nur aus dem Schlafzimmer, sondern sogar von unter der Bettdecke von Heidi Klum und ihrem Zottel berichtende Bild-Reporterteam dürften ebenso wie das Luxusleben der Geissen-Kinderchen und die Pleite „der Wendlers“ eher eine bestimmte Schicht ansprechen.

      Nicht umsonst hat ein Ralf Schuler das Blatt verlassen.

      Mit Julian Reichelt war noch einiges anders.
      Der Abstieg begann spätestens mit Johannes Boie. Ein Chefredakteur, der mit Krawatte auftritt, sollte die zumindest halbwegs binden können und nicht wie ein Konfirmant mit wichtigem Gesicht auftreten.

      Und so bekommen all die Bild-Gegner genau das, was sie immer wollten.

  2. Achim Koester Antworten

    Herr Döpfner erlebt nun am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, unter fadenscheinigem Vorwand den Haien und Krokodilen zum Fraß vorgeworfen zu werden, so wie er es mit Julian Reichelt gemacht hat. Mein Mitleid mit Döpfner hält sich in sehr engen Grenzen.

  3. Johannes Antworten

    Die versammelte, woke Linke holt zum finalen Schlag gegen ein noch halbwegs konservatives Medium aus, in dem sie diesem den Kopf nimmt. Sie, diese woke und hypermoralisiernde Linke, wähnt sich nun stark genug dies zu tun.

    Gelingt ist das, ist eine weitere wichtige Schlacht im Kampf um die totale Deutungshoheit im poltisch/gesellschaftlichen Diskurs gelungen.

    Popcorn finde ich hier fehl am Platz. Hoffen wir, dass Döpfner das durchsteht.

  4. Günther M. Antworten

    Oscar Wilde: „Von allen Posen ist die moralische die unanständigste“…
    Quelle DER STANDARD – Döpfner Zitate:
    1) „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.
    Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt.
    Von Kaiser Wilhelm zu hitler zu honnecker ohne zwischendurch us reeduction genossen zu haben.
    Das führt in direkter Linie zu AFD.
    1.1) Gegendarstellung (Rückzugsgefecht) Döpfner:
    „Ich habe natürlich keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands. Aber ich bin seit Jahrzehnten enttäuscht und besorgt, dass nicht wenige Wähler in den neuen Bundesländern von ganz links nach ganz rechts geschwenkt sind.“ Der Erfolg der AFD beunruhige ihn.
    …das fällt nun Herrn Döpfner auf die Füße?

    Oder doch eher…
    2) Er sähe Donald Trump „sehr kritisch“, aber „manche Entscheidungen zu China oder NATO fand ich richtig“,so Döpfner in seiner Stellungnahme gegenüber dem Standard.
    Ansätze von Sympathie für Trump genügen, um die erbitterte Feindschaft der US-Neokons zu ernten?
    3) Konkurrenzkampf auf dem US-Medienmarkt oder andernorts, nach Deutschland verlagert?

  5. Alexander Droste Antworten

    Nur nebenbei – off topic:

    Wie kann es sein, dass eine Partei mit Machtanspruch eine Zeitung herausbringt? Ist die Presse unabhängig?

    Ich frag nur für einen Freund.

    • .TS. Antworten

      Das „RedaktionsNetzwerkDeutschland“ ist auch sehr SPD-nah – und beliefert einen großen Teil der hiesigen Massenmedien mit Inhalten.

      • S v B Antworten

        @.TS.
        Irgendwo im Netz habe ich einmal die (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wohl) komplette Auflistung aller entweder in direktem SPD-Besitz oder in großer Nähe zur genannten Partei befindlichen Medien gesehen. Die Anzahl war durchaus beeindruckend. Wie soll man also annehmen, gar voraussetzen, dass die Medien hierzulande unparteiisch seien? Deutschlands Medienlandschaft scheint mir irgendwie… verkorkst.

      • Günther M. Antworten

        @.TS.
        Es genügt ‚medienbeteiligung spd einzugeben‘, dann haben Sie abendfüllende Programme vor sich.

        • Martin1 Antworten

          Ja! Und das ist eigentlich eine Frechheit!
          Es kann nicht sein, dass große Teile der 4. Gewalt einer Partei gehören! 🤬

    • S v B Antworten

      Ditto, dito, egal. Herr Kelle hingegen scheint an Döpfner – sowohl als Menschen als auch als Publizisten – regelrecht einen Narren gefressen zu haben. Ob dies seine objektive Berechtigung hat oder nicht, sei einmal dahingestellt. Im Grunde kann und wird Julian Reichelt jedenfalls heilfroh sein, dass er gerade noch rechtzeitig „die Kurve gekriegt“ hat, will heißen, dass man ihn auf eine wenn vielleicht auch nicht unbedingt perfide, so doch auf eine höchst(!) fragwürdige Art und Weise an die Luft ge- und durch „dat Jüngelchen“ ersetzt hat. Boie als Nachfolger Reichelts bei Bild – die Meldung hielt ich zunächst für einen schlechten Witz. Aber die Wahl Boies schien mir dann doch irgendwie zu Döpfner zu passen. Bauchgefühl, nichts weiter. Um seine wirtschaftliche Zukunft muss sich Döpfner jedenfalls keinen Kopf machen. Nur ganz, ganz wenige auf dieser Welt haben das irre Glück, nach einer beruflichen und/oder sozialen Ausgrenzung (heute eher als Cancellation bezeichnet) so unfassbar weich zu fallen wie er.

    • Günther M. Antworten

      Schlußwort von John Swinton vor 140 Jahren, am 12.04.1883:
      „Was für ein Unsinn, einen Toast auf die ‚Unabhängigkeit der Presse‘ auszubringen!
      Wir sind Werkzeuge und Dienstleute reicher Männer hinter der Bühne.
      Wir sind Hampelmänner.
      Sie ziehen die Fäden und wir tanzen.
      Unsere Zeit, unsere Fähigkeiten, unser Leben, unsere Möglichkeiten sind alle das Eigentum anderer Menschen.
      Wir sind intellektuelle Prostituierte.“

      Vierte Gewalt?
      Mein Freund klopft sich gerade auf die Schenkel!

  6. Nordlicht Antworten

    Die Äusserungen über „Ossis“ sind einfach dumm.

    Daß man im privaten Äusserungen deftiger formuliert als öffentlich – ok. Aber solche primitiven Pauschalurteile sind Zeichen von Unreflektiertheit, also – für mich – Dummheit.

  7. Hildegard Königs-Albrecht Dr. Antworten

    Was für eine unappetitliche Schlammschlacht unter Konkurrenten, denen die Felle wegschwimmen.
    Da ist mir die Zeit zu schade, diesen Mist zu lesen.
    Die Tageszeitung (RP) habe ich schon lange gekündigt. Das kürzliche Geschenk-Abo für 14 Tage, hat zu keinem Stimmungsumschwung geführt. Diesen Einheitsbrei der woken Erziehungsblätter sind mir inzwischen ein Graus.

    Hochachtung habe ich nur vor den Journalisten, die den Mut haben, die ihrem Auftrag der sachlichen INFORMATION nachkommen und sich oft gezwungen sehe, , aus den gekauften Redaktionen auszusteigen, um sich selbst treu zu bleiben. Ihr Privatleben interessiert mich nicht, zumal mit mehr als unsauberen Methoden gearbeitet wird, um kritische Geister loszuwerden.

  8. Gerd Rau Antworten

    Was ich eher spannend finde ist die Medienmacht der SPD. Man fühlt sich an „die Partei hat immer Recht“ erinnert. Mit dieser Macht im Rücken kann man jeden Unliebsamen fertig machen, ob er das gesagt hat was behauptet wird, kann eh kein Unbeteiligter überprüfen. Und das führt logischerweise dazu, das man keinem mehr glaubt, selbst wenn er die Wahrheit sagt.

  9. Günther M. Antworten

    (Netzfund – gekürzt)
    The Germanz – 17. April 2023

    Liebe Leserinnen und Leser,
    zugegeben, so richtig früh ist er heute nicht, Ihr „Früher Vogel“.
    Das hängt zusammen mit der Umbruchsituation, die ich gerade habe. Lebensmittelpunkt verlegen nach Ostdeutschland, Umstrukturierung unserer Firmen und Aktivitäten, Relaunch dieses Portals und und und…
    Es tut sich unglaublich viel, aber ich erzähle Ihnen erst davon, wenn es soweit ist.
    In vier Wochen.

    Mein Thema heute ist die Deutsche Bahn……

    Schönen Tag und schöne Woche, Ihnen allen!
    Ihgr Klaus Kelle

    ?????

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