„Flügel“ verliert Federn: Poggenburg nicht mehr Sprecher der Nationalkonservativen in der AfD

Man kann über André Poggenburg nicht sagen, dass er ein zurückhaltender Typ sei. Der gelernte Kaufmann, Behälter- und Apparatebauer war lange Zeit eines der bekanntesten Gesichter der rechtskonservativen AfD in Deutschland, immer bereit zu einer Provokation, immer mit einem Fußbreit über der rote Linie. Als Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt hatte er keine Berührungsängste mit rechten Galionsfiguren wie dem Verleger Götz Kubitschek und seiner Frau Ellen Kositza, die er 2015 in die Partei aufnehmen wollte. Das scheiterte damals am Parteichef Bernd Lucke.

Trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines Rechtskurses gewann Poggenburg 2016 bei der Landtagswahl mit 31,6 Prozent der Erststimmen ein Landtagsmandat im Wahlkreis Zeitz und übernahm die Führung der Landtagsfraktion. Dann aber regte sich immer mehr Unmut über angebliche Finanzmauscheleien und Vetternwirtschaft um seine Lebensgefährtin.

Mit einer türkenfeindlichen Rede beim Politischen Aschermittwoch im Februar 2018 überzog Poggenburg, inzwischen neben Björn Höcke Frontmann des rechten „Flügels“ in der Partei, dann das Maß des Möglichen endgültig, als er die Türken im Land pauschal als „Kümmelhändler“ und „Kameltreiber“ bezeichnete. Danach wurde es auch dem AfD-Bundesvorstand zu viel mit dem unkontrollierbaren Rechtsaußen, der bis heute weiter im Landtag sitzt. Er wurde abgemahnt und gerügt, seine eigene Fraktion stürzte ihn als Vorsitzenden.

Nun scheint das Ende der politischen Karriere von „Pogge“ endgültig eingeleitet.

In einem Brief an Mitglieder des „Flügels“ bedauert der Politiker heute, dass er nun nicht mehr Teil der Doppelspitze des nationalkonservativen Flügels sein werde. Warum, das schreibt er nicht. Wörtlich heißt es bei Poggenburg weiter:

„Das nahezu bedingungslose Einstehen zwischen einem Höcke und Poggenburg, aber auch zwischen weiteren Persönlichkeiten wie einem Gauland oder Kalbitz und unseren Flüglern insgesamt, war dabei lange Zeit das eigentliche Erfolgsrezept. Als notwendiger Gegensatz zu Beliebigkeit und Opportionismus allzu vieler Möchtegernpatrioten, von denen glücklicherweise so einige die AfD bereits verließen, hatten wir gewisse Standards eisern und fest hochgehalten.“

Dem Höcke-Flügel werden er verbunden bleiben, verspricht der Schreiber, ohne letztlich zu erklären, warum er nicht mehr Sprecher sein wird. Aus eigenem Antrieb wohl nicht.

image_pdfimage_print

Dieser Artikel wurde 14 mal kommentiert

  1. Alexander Droste Antworten

    Das ist es, was man den Nationalisten vorwirft und zwar mit Recht: Nationalismus sei eine Geisteshaltung, welche die eigene Nation über die der anderen stellt und die anderen Nationen abwertet. Diese Geisteshaltung finde auch ich abstoßend.

    Ich verstehe unter Nationalismus eher einen nationalen Patriotismus, der die Errungenschaften des ausgehenden 19. Jahrhundert lobt, die dem Volk mit einem nationalen Staat einen Rahmen und Zusammenhalt gegeben haben. Es darf aber nicht dazu führen, dass man andere Völker und Nationen abwertet.

    Die AfD muss sich darauf besinnen, dass wir ein humanistisches, liberales und weltoffenes Volk sein wollen. Das schließt aber nach meiner Meinung mit ein, dass die Einheit, die Entität, des deutschen Volkes geschützt werden muss. Dieser Schutz ist existentiell für jede Nation, jedes Volk, auch die ohne eigenen Nationalstaat.

    Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch nicht auslassen, dass die linke Gesellschaft irrt, wenn sie die Aufgabe von Nationalstaatlichkeit und Volksidentität proklamiert. Es werden sich danach zwangsläufig neue Gruppen bilden in kleineren Einheiten und deren Abgrenzungsbestrebungen werfen uns zurück in weit zurückliegende Jahrhunderte, wenn nicht eine restriktive Regierung solche Bestrebungen unterdrückt. Die USA können uns als Vorbild dienen. Sie sind ein Konglomerat in einem Nationalstaat gefasst. Es gibt positive Beispiele jedoch sind die Konflikte nicht zu leugnen. Die Sowjetunion ist als ebensolches Konglomerat wieder zerfallen. Die Staatsführung hält die Reste restriktiv zusammen. Israel strebt wiederum einen homoethnischen, unikulturellen Staat an. Der Nationalismus dort wird in keinem Fall angezweifelt, lediglich die Methode. Deutschland war homogen, ist es alsbald nicht mehr und diese Änderung macht sich bereits deutlich bemerkbar.

    Der größte gesellschaftliche Fortschritt der Moderne ist die Schaffung der Nationalstaaten mit der Unverletzlichkeit ihrer Grenzen. Die NWO und/oder die UNO betreiben die Auflösung der Nationalstaaten und die Durchmischung der Völker. Das wird sich als fataler Fehler herausstellen und die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Demokratie ist dann nicht mehr möglich, weil der nötige Konsens fehlt. Es wird also zwangsläufig dabei auf eine autoritäre Herrschaft hinauslaufen, welche die national-völkischen Identitäten restriktiv unterdrückt.

    Der menschliche Geist lässt sich nicht dauerhaft unterdrücken. Die Freiheitsbestrebung des menschlichen Geistes wird sich in Gewalt äußern. So war es bisher immer.

  2. colorado 07 Antworten

    Sehr geehrter Herr Droste,
    schön, dass Sie den notwendigen Zusammenhang zwischen demokratischer Verfassung und Nationalstaat hervorgehoben haben. Eine „Durchmischung“ der Völker führt zur Zerstörung der Demokratie. Wer das übersieht, hat aus der Geschichte nichts gelernt und denkt geschichtslos.

  3. S v B Antworten

    Wie bei einer so jungen Partei zu erwarten, befindet sich die AfD nach wie vor auf einer Gratwanderung, die ihre Gefahren birgt. Mit Augenmaß und entsprechend gesundem Menschenverstand auf allen Seiten sollten diese mit der Zeit zu meistern sein. Für Konservative gilt es tatsächlich, den Nationalstaat zu bewahren. Dieser darf sehr wohl über ein angemessenes („gesundes“) Selbstbewusstsein verfügen, jedoch muss er sich vor jeglicher Form von Hybris hüten. Ein solcher Nationalstaat sollte als eigenständige Entität in einem partnerschaftlichen europäischen Staatenbund verankert sein. Herr Droste liegt sicher richtig mit der Annahme, dass mit der Aufgabe der Nationalstaatlichkeit eine Entwicklung hin zu tribalistischen Strukturen begünstigt wird, mit vorhersehbaren, dramatischen Folgen. Dass die USA eine Vorbildfunktion für uns haben könnten, sehe ich eher nicht. Sowohl die Entstehung als auch die Entwicklung dieses Mega-Staatenbundes unterscheiden sich von den Gegebenheiten diesseits des Atlantiks doch ganz erheblich. Man braucht nicht einmal näher hinschauen, um zu erkennen, dass auch dort der soziale Friede auf schwachen Füßen steht. Eine wirklich befriedigende Integration der verschiedenen Ethnien ist – teils über Jahrhunderte hinweg – nicht erfolgt, geschweige denn gelungen. Bemerkenswert ist gewiss auch die Tatsache, dass es dort – wie in vielen anderen Ländern der Welt – gerade die indigene Bevölkerung war, die schon früh hart an den Rand gedrückt wurde.
    Food for thought for Good Ol‘ Europe.

    • Alexander Droste Antworten

      Liebe SvB,

      „Die USA können uns als Vorbild dienen.“

      „Dass die USA eine Vorbildfunktion für uns haben könnten, sehe ich eher nicht.“

      Sie haben es treffend zu Ende geführt: Ich schrieb auch nicht, ob es ein gutes oder schlechtes Vorbild sei. Das Urteil habe ich gerne Ihnen überlassen. 😉

  4. Heidi Bose Antworten

    In welcher Funktion uns die USA Vorbild sein könnten, wüsste ich nun wirklich nicht. Indianerreservate, Sklaverei, Kriegstreiberei, politische Ignoranz, politische Arroganz und Waffenfreiheit. Das älteste „Denkmal“ westlicher Grossartigkeit ist die Freiheitsglocke in Philadelphia und die ist 200 Jahre alt. Und ja, ich kenne Menschen aus USA (nicht zu verwechseln mit dem Rest des Kontinents), kommende Woche kommt mein Besuch. Drei Generationen.

    • Werner Meier Antworten

      Natürlich kann man Alles durch eine Negativbrille betrachten und schier blind werden vor Pessimismus, wie man es sehr gut an Linken und Grünen in Deutschland beobachten kann. Ich persönlich finde, Deutschland in seinem jetzigen Zustand könnte sich eine Menge von den USA abschauen. Das fängt beim Präsidenten an, der in erfrischender Weise auszuloten versucht, was geht. Ein Präsident, der sich klar zum eigenen Land bekennt, was nicht zwangsläufig bedeutet, andere Länder zu ignorieren, wie ihm unsere Politiker und Medien unterstellen. Es geht weiter mit dem weitverbreiteten Pragmatismus und Optimismus, auch wenn Manches schon seit längerer Zeit im Argen liegt oder auch mal ein Projekt scheitert. Bei uns schätzt man dagegen Menschen, die es erst gar nicht versuchen und nur auf „Nummer sicher“ gehen. Was vielen Menschen hierzulande gar nicht bewusst ist: unser Wohlstand beruht großenteils auf Erfindungen aus dem vorigen Jahrhundert. Für die Zukunft sind wir im Gegensatz zu den USA oder China sehr schwach aufgestellt. Die Kommunikationstechnik ist fest in der Hand von Konzernen aus diesen Ländern. Der einstige Musterkonzern Siemens hat sich viel zu lange auf seiner bequemen Monopolstellung während des Postmonopols ausgeruht und die Digitalisierung verschlafen. Sein Vorstand Kaeser versuchte deshalb vergeblich, mit sinnlosen und überteuerten Aktionen, wie dem Einstieg in die amerikanische Ausrüstungsindustrie für die Öl- und Gasförderung, verlorenes Terrain wiederzugewinnen. Nun will er den Konzern gar filetieren und Sparten ins Ausland verlagern, u.a. in die USA (Energiesparte in Houston/Texas).

      • S v B Antworten

        Trotzdem, auf vielen Gebieten der Technik (Maschinenbau, Automobile, „Weiße Ware“, usw.) dürfte Deutschland den USA nach wie vor weit überlegen sein. Diesbezüglich haben wir bisher also noch nichts zu fürchten. Dennoch ist es in unabdingbar, unseren Erfindergeist weiter anzuspornen. Dabei sind es nicht einmal die prominenten Dax-Konzerne, sondern vielmehr die zahllosen deutschen Mittelstandsbetriebe, die in dieser Hinsicht Großartiges leisten. Um Letztere beneidet man uns übrigens in der ganzen Welt.

          • S v B

            Die Chinesen sind in der ganzen Welt auf Shopping-Tour. Schwarzafrika z. B. fungiert als riesiger Supermarkt für Bodenschätze, landwirtschaftliche Flächen, etc.). In Deutschland wird natürlich nach ganz anderen Werten Ausschau gehalten, insbesondere sind dies innovative und qualitativ hochwertige technische Produkte mitsamt dem dazugehörigen Know-how. Auch nach hiesigen infrastrukturellen Einrichtungen (wie z. B. Unternehmen der Wasser- und Stromversorgung) haben Chinesen bereits die Hände ausgestreckt. Einer solchen Transaktion wurde gerade jüngst jedoch ein Riegel vorgeschoben. Die zuständigen Entscheidungsträger hatten wohl rechtzeitig erkannt, dass es vermutlich keine gute Idee sein dürfte, sich in Sachen Basis-Versorgung gerade in die Abhängigkeit chinesischer Investoren zu begeben. Deutschlands Unternehmen, aber auch entscheidende Gremien, sollten, was manche Unternehmensbeteiligung oder gar Total-Übernahme angeht, allergrößte Vorsicht walten lassen. Die Butter soll schließlich doch auf dem Brot bleiben.

  5. Wolfgang Andreas Antworten

    Na endlich, lieber Herr Kelle!

    Mich wunderte es schon, daß man Ihnen das Denken solange erlaubt hat! Sie sind einfach durch Ihre frühere Tätigkeit vielen Leuten als ein gradliniger Journalist bekannt, der sich das Denken nicht verbieten läßt! Da ist man vorsichtig. Der keilt vielleicht aus…und das kann Kreise ziehen! Geht es aber jetzt etwa los? Der Trick des Netzwerkdurchsuchunsgesetzes – was für ein Wort! – ist, daß Netzwerke mit wahnsinnig hohen Strafen belegt werden können, die nach einem Gummiparagrafen etwas durchgehen lassen, was Diskriminierung, Volksverhetzung, rechtsradikal, etc. nach d e r e n Befinden ist, deshalb löschen Focus, Spiegel etc.. . Das kann schon bei dem Wort „Zigeunerschnitzel“ geschehen . Man löscht aber nicht unbedingt dummdreiste, blöde, primitiv beleidigende, lächerliche, offensichtlich kindische Beleidigungen, ja, man läßt sie sogar durchgehen!!, nein, sondern man löscht vor allem solche, die logische, belegte, bewiesene F a k t e n in Hochsprache darstellen. Der Dummschreiber ist eine Bereicherung für den Mainstream (ach sieh mal an, der Blöde, der kann ja noch nicht mal schreiben und der hat solch eine Meinung…!), der andere, der Intelligente, ist eine große Gefahr.
    Haben wir jetzt etwa das Stadium erreicht, was schon 1752 Voltaire beschrieb:“ …il et dangereux dávoir raison dans de choses on des hommes accrédités on tort!“ (Für diejenigen, die nicht in Baden wohnen, die Übersetzung: „Es ist gefährlich, Recht zu haben, wenn die Regierung Unrecht hat!“).

  6. L. Wolf Antworten

    Ich denke, mit Typen wie Poggenburg und Höcke, tut sich die AfD keinen Gefallen.
    Die 2 hätte ich schon lange rausgeschmissen. Wetten die AfD wäre schon bei 20%?
    Nun muss man sagen, die ca. 17 % die die AfD im Moment laut Umfrage (https://www.wahlrecht.de/umfragen/) erreicht hat, sind natürlich nicht das ganze Wählerpotenzial.- Ich vermute die Sympathien für die AfD dürften bei ca. 30 % in der Bevölkerung liegen. Das größere, unbekannte Potenzial liegt in Westdeutschland. Der Ostdeutsche, durch die Wende noch im Kampfmodus, sagt was er denkt. Die Prozente werden im Osten kaum noch stark steigen. Im Westen hingegen wird oft nur hinter vorgehaltener Hand über z.B. Flüchtlingsprobleme gesprochen. Ja nicht auffallen. Ich bin doch kein Nazi!
    Die AfD muss eigentlich nichts weiter tun.
    Laut Meinungsumfrage käme eine bundesweite CSU auf 18 Prozent.
    (https://faktenfinder.tagesschau.de/meinungstrends-101.html)

  7. Herbert Exner Antworten

    Wenn das Wählerpotential der AfD tatsächlich bei 30% läge, dann müsste das auch in den anonymen Umfragen zum Ausdruck kommen und nicht nur bei 17% plus/minus 3% Streubreite stehen bleiben. Die AfD liegt also für den Augenblick etwas unter der SPD und etwas oberhalb der Grünen. Von den politisch aktiven AfDlern wäre also alles zu tun, um diese Zahl nicht durch dumme Sprüche oder Worte zu gefährden, sondern überzeugend nach oben zu bringen. Das heißt klar zu sagen Erstens, Zweitens Drittens …: Mit welchen realistischen Regeln, Gesetzen oder auch Strategien sollen die derzeitigen Probleme (Einwanderer, Brüsseler Union, Euro und EZB, Sozialstaat, Verteidigung usw) als Opposition oder als Regierungsbeteiligung zu einer Kehrtwende führen.

    • L. Wolf Antworten

      Sehe ich ähnlich. Nur, was ist eine anonyme Umfrage? Wenn ich nicht irre, werden die meiste Umfragen per Telefon ermittelt. Wie anonym bin ich da wirklich? Man weiß sogar wie ich heiße, laut Telefonbuch? Zeigt man sich gesprächsbereit, wird man garantiert Monate später wieder angerufen. Ich gebe es mal zu: Ich wurde so um 2015 mehrmals von so einem Institut angerufen. Und obwohl ich AfD sagen wollte, kam ein unsicheres „FDP“ heraus. Parteipolitisch liege ich so zwischendrin.
      Nichts ist wirklich anonym!

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert