GASTSPIEL: Andreas Unterberger über Erfolgsgeschichten in der Euro-Krise

Europa hat in den letzten sieben Jahren zu einseitig auf Griechenland geschaut. Dadurch hat es die viel wichtigere Lektion dieser Jahre übersehen: Austeritätspolitik, Sparen, Sanieren, Reformieren wirkt. Dieser Kurs ist mühsam, dauert einige Jahre, aber er wirkt im Gegensatz zu jenen Rezepten, die alles Unangenehme vermeiden und ein Land durch immer noch mehr neue Schulden aus dem Sumpf ziehen wollen. Diese Rezepte haben total versagt, sie klingen maximal in realitätsfernen Hörsälen oder in ORF-Kommentaren gut, haben aber nie in der Realität bestanden.

Das haben sie auch im Amerika der 30er Jahre nicht, also beim einzigen Beispiel, das keynesianische Theoretiker immer wieder aus der historischen Kiste holen . Denn Amerikas Wirtschaft ist erst durch den Ausbruch des Weltkriegs und die riesigen Rüstungsaufträge für die Verbündeten wieder in Schwung gekommen. Und nicht durch den von manchen Linken ähnlich der Oktoberrevolution zum Mythos erhobenen „New Deal“.

Spanien, Portugal, Irland haben nicht auf die Wunschdenken-Propheten a la Varoufakis oder Tsipras, Muhm oder Schulmeister gehört. Sie sind dafür heute die große Erfolgsstory.

In Irland ist die Staatsverschuldung im letzten Jahr von 124 auf 110 Prozent des BIP zurückgegangen. Das Land hat ein Wachstum von 4,8 Prozent erreicht – ein Wert, dem Österreich seit vielen Jahren nicht einmal im Traum nahegekommen ist. Und wer sagt, dass das nichts heiße, weil Irland 2009 ja um 6,4 Prozent geschrumpft sei, der sollte aber auch dazusagen, dass das Land bis 2007 alljährlich um rund fünf Prozent gewachsen ist, und vor der Jahrestausendwende etliche Jahre sogar um rund zehn Prozent.

Auch Portugal ist am trockenen Ufer; es zahlt Kredite sogar schon vorzeitig zurück. Ebenso erfreulich ist Spanien: Dort ist das Wirtschaftswachstum bei 3,3 Prozent angekommen. 70 Prozent der Unternehmen vergrößern jetzt wieder ihre Belegschaft und investieren. die Arbeitslosigkeit hat den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre erreicht.

Gewiss waren das harte Jahre. Gewiss hat auch der niedrige Ölpreis geholfen. Gewiss ist überall noch viel der hohen Arbeitslosigkeit abzubauen. Gewiss droht die Aussicht, dass die Wähler die erfolgreichen Regierungen wieder abwählen – wie es schon in vielen Ländern passiert ist. Aber die Richtung und vor allem die Stimmung ist zufriedenstellend. Und diese ist in der Wirtschaft genauso wichtig wie harte Daten.

Genauso wichtig war eben auch das richtige Verhalten während der Krise. So schwer es Politikern auch fällt: Aber man muss Krisen wirken lassen. Nur wenn man zulässt, dass dauerhaft fußmarode Firmen oder Unternehmsteile sterben, und wenn man sie nicht auf Kosten aller anderen durchfüttert und ihretwegen ganze Nationen schwer verschuldet, kann neues, kräftigeres Wirtschaftsleben entstehen.

Das hat als erster der große – im Ausland freilich viel mehr geschätzte – österreichische Ökonom Joseph Schumpeter beschrieben. Er nannte es „kreative Zerstörung“.

Der Österreicher Andreas Unterberger war Chefredakteur der Presse und der Wiener Zeitung und schreibt heute den meistgelesenen und wichtigsten liberal-konservativen Blog im Nachbarland. Er ist Vorstandsmitglied des Hayek Instituts und des Clubs unabhängiger Liberaler. Für seine journalistischen Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Östereichischen Staatspreis. Seine Beiträge veröffentlicht er regelmäßig unter http://www.andreas-unterberger.at .

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Dieser Artikel wurde 3 mal kommentiert

  1. Dieter Krüll Antworten

    Es ist eine der „Schwächen“ unserer heutigen Gesellschaft und der Medien, sich nur mit negativen Schlagzeilen zu beschäftigen. Das Positive ist das Normale und daher nicht wert, berichtet oder wahrgenommen zu werden.

    Nicht nur schade, sondern schädlich für uns alle.

    Dieter Krüll

  2. Friedrich-Wilhelm Giroud Antworten

    Spanien und Portugal sehe ich leider noch nicht am trockenen Ufer, auch vor dem Hintergrund der dort anstehenden Wahlen, die Regierungen an die Macht bringen könnten, die die Reformschritte der bisherigen Regierungen wieder zu Nichte machen könnten.
    Aber wesentlich mehr Sorgen machen mir Italien und auch Frankreich. In beiden Ländern sind Strukturreformen längst überfällig; aber es geschieht nichts . Außerdem sind diese Länder zu groß um auch noch „gerettet“ zu werden!!

    Der Euro ist und bleibt eine Mißgeburt, da Länder mit völlig verschiedenen Wirtschaftsstrukturen unter ein Währungsdach gezwungen wurden und politisch und menschlich Europa immer mehr spaltet.

  3. Friedrich Albrecht Antworten

    Also ich habe die Einführung des Euro begrüßt, u.a. weil im neunzehnten Jahrhundert die Einführung einer Einheitswährung eine wesentliche Voraussetzung für das Entstehen der deutschen Einheit aus den verschiedenen deutschen Ländern war. Das ist zwar nicht direkt vergleichbar, aber für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum wie die EU aus meiner Sicht von Vorteil. Im übrigen war die Euro-Einführung doch wohl vor allem ein Lieblingsvorhaben der Franzosen, von Bundeskanzler Helmut Kohl aus seiner europäischen Grundhaltung akzeptiert und von Finanzminister Weigel – soweit politisch durchsetzbar – mit einigen Korsettstangen versehen. Leider hat dann die Regierung Schröder/Fischer mit ersten Aufweichungen der Stabilitätskriterien begonnen. In der seinerzeitigen Erweiterungseuphorie wurde dann leider auch Griechenland aufgenommen, was bei sorgfältiger Prüfung nicht hätte passieren dürfen. Außerdem wurden die Stabilitätskriterien des Euro von einigen Staaten weiter aufgeweicht und auf Insolvenzbestimmungen bzw. Austrittskriterien konnte sich die Eurogruppe bisher nicht einigen. Die Maßnahmen zur Behebung der Staatsverschuldung der Länder Irland, Portugal und Spanien sind wohl erfolgsversprechend – hoffentlich werden sie konsequent zu Ende geführt – bei Griechenland bin ich sehr skeptisch.

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