Euro-Austritt? Alice Weidel weiß: Das ist nicht mehr möglich

Auf ihrem Bundesparteitag in Riesa hatte die AfD vor Wochen ihr Programm zur Bundestagswahl am 23. Februar diskutiert und – mit wenigen Änderungen – beschlossen. Darin ist festgeschrieben, dass die AfD den Ausstieg Deutschlands aus der Europäischen Union (EU) und dem Euro durchsetzen will. Eine steile These, die man in diesen Kreisen in Anlehnung an die britische Kampagne zum EU-Austritt damals „Dexit“ nennt.

Dass das mit der Währung aber auch nicht so einfach ist, musste Spitzenfrau Alice Weidel nun selbst einräumen

„Ich glaube, dass Sie aus dem Euro nicht mehr austreten können“, sagte sie am vergangenen Freitag im Interview mit dem Finanzexperten Marc Friedrich. Es hätte aus ihrer Sicht ein Zeitfenster für einen Austritt aus dem Euro gegeben, als erst Griechenland und danach andere EU-Staaten in die Staatsschuldenkrise rutschten. Weidel: „Aber das wäre niemals durchsetzbar gewesen!“

Auch am gleichen Abend im Verhör – Interview war das nicht – bei Frau Miosga ruderte Weidel in dieser Frage auch vorsichtig zurück. Sie sagte:

„Deshalb muss Deutschland diese „Transferunion“ aufkündigen und den Irrweg der Dauerrettung durch Wiedereinführung einer nationalen Währung beenden, ggf. unter paralleler Beibehaltung des Euro oder einer flexiblen ECU-ähnlichen Verrechnungseinheit.“

Die Korrekturen kurz vor der Bundestagswahl sind aus meiner Sicht völlig in Ordnung. Opposition muss erstmal laut sein, um gehört zu werden – gerade in einer so feindlichen Medienlandschaft wie in Deutschland. Aber wenn man Kanzlerkandidatin ist, dann muss man anfangen, sich mit der Realpolitik, der Kunst des Machbaren, zu beschäftigen.

Jeder kann sehen, dass auch der „Brexit“ letztlich kein Erfolgsmodell für Großbritannien war. Ihr Behauptung, Deutschland könne – leider, leider – nicht mehr aus dem Euro austreten, ist objektiv falsch. Natürlich könnten wir. Aber das würde ein ökonomisches Desaster für unser international dermaßen verflochtenes Deutschland.

Politiker mit Größe können Fehler eingestehen, und auch mal Aussagen korrigieren. Das hat Alice Weidel jetzt getan.

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Dieser Artikel wurde 6 mal kommentiert

  1. .TS. Antworten

    So ein Unfug, natürlich kann man aus dem Euro austreten. Und mit der Macht als stärkster Wirtschaftsfaktor und Nettozahler erst recht, denn dann kann man die Regel weitgehend vorgeben, ganz im Gegensatz zu dem was die heutigen Landesverkäufer machen dienicht mal unsere eigene Sprache in der EU angemessen durchsetzen..

    Allerdings ist ein geordneter Austritt alles andere als ein Spaziergang sondern würde umfangreiche Vorarbeiten und Übergangszeiten benötigen, nichts was man mal in einer Legislaturperiode schnell unterbringen kann.

    Wie man es nicht machen sollte zeigt der Brexit, zwar ist verständlich daß ein damals schon längst abgewirtschaftetes Land keine Lust mehr hat auch noch andere weiter breit durchzufüttern, aber aus einer Position der Stärke heraus und mit weitaus weniger Ketten (Euro, Schengen,…) als Deutschland leichtfertig unvorbereitet alles hinzuwerfen ist derart selbstentwaffnet keine gute Grundlage für die Zukunft.

    Von daher: Es ist dringend überfällig sich zu überlegen wie ein Euro-Austritt oder Dexit aussehen könnte und was alles an Konsequenzen anfällt. Denn dabei zeigt sich auch ohne daß man ihn durchzieht welche Stellen am reformbedürftigsten sind.

    • Gerd_ Rau Antworten

      Ich glaube ehrlich, ob es der Euro oder die DMark ist, nichts davon wird funktionieren, solange uns so etwas wie jetzt regiert. Ich finde nicht die Währung ist das Problem sondern unfähige Politiker. Was Ihnen vorschwebt kann nur mit Politikern funktionieren die für das Land etwas erreichen wollen und die vom Wissen und Können dazu in der Lage sind. Den eine Position der Stärke hat Deutschland nun gerade wirklich nicht.

  2. gerd Antworten

    Ich vermute, dass sich der Euro von selbst erledigt.
    EU-weit lag der Schuldenstand im Jahr 2023 bei 81,7 Prozent des BIP bzw.
    bei 13.863 Milliarden Euro. (bpb)

    • .TS. Antworten

      Gilt ähnlich auch für den Dollar. Das gesamte Finanzsystem ist ein Kartenhaus, nur solange stabil wie kein einziger Teil davon wackelt. Oder wie die Yankees sagen: „too big to fail“

  3. Johannes Antworten

    Alice Weidel ist Ökonomin; sie weiß um die Sprengkraft der Target II Salden. Hans Werner Sinn hat dazu ein gutes Buch geschrieben.

    Aktueller Stand laut BuBa:

    Forderungen der Bundesbank aus TARGET

    Stand zum 31. Dezember 2024:
    1.046.318.049.187,67 €

    Über 1 Billion Euro!

    Es sind übrigens tatsächlich Forderungen und nicht bloße „Verrechnungsposten“ wie Verharmloser und Kleinredner gern behaupteten.

    Es sind: Forderungen!

    Die müssten bei einem Euro-Austritt glattgestellt = von den anderen europäischen Staaten eingetrieben werden 😂😂😂. Da kann man auch als (noch) stärkster Wirtschaftsfaktor nix machen. Die anderen werden einfach nicht zahlen.

    Das weiß Frau Weidel und ist realistisch. Es ist richtig, dass sie das jetzt mal so deutlich gesagt hat; auch in die AfD hinein.

  4. S v B Antworten

    Ich habe mir die Damen Miosga und Weidel im Nachhinein angesehen. Was Miosga auch gegenüber Weidel abgezogen hat, war, wenn auch vorhersehbar, oberpeinlich, to say the least. Mit gutem Journalismus hatte ihr „Getalke“ wahrlich nichts zu tun. Aber sie ist schließlich nicht die Einzige in den ÖR, von denen solches fast schon erwartet wird. Miosga gerierte sich wie ein schnappiger Dackel, der verzweifelt nach einer zarten Stelle im Unterschenkel des menschlichen Gegenübers sucht, um, wenn er diese ausgemacht zu haben meint, kräftig zuzubeißen. So verhält sich Frau Miosga bekanntermaßen jedoch nur gegenüber Leuten, denen sie sich programmatisch fremd fühlt. Andern gegenüber sprüht die gute Frau förmlich vor Charme und Wohlwollen. Ob Frau Miosga allen Ernstes davon ausgeht, dass ihr disparates Verhalten dem kritischen Teil der Fern-Seher nicht auffallen, und zwar höchst unangenehm auffallen, sollte? – Weidel hingegen hat ihre Sache sehr gut gemacht. Sie blieb stets ruhig und sachlich, ohne die ständigen Unterbrechungen Miosgas völlig kritiklos hinzunehmen. Sie bewies bewundernswerte Contenance. Gut gemacht und weiter so, Alice für Deutschland.

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