Verschnaufpause in Florida – Bolsonaro verspricht „I’ll be back!“

Zwei Tage vor der Amtseinführung des Sozialisten Lula als Präsident Brasiliens hat der bisherige konservative Amzsinhaber Jair Bolsonaro mit seiner Familie das Land verlassen und soll jetzt in Florida sein. Eine Nachricht, die neben Jahreswechsel, Ukraine-Krieg und dem Tod von Papst keine internationalen Schlagzeilen hervorruft. Höchstens Frage aufwirft.

Wie in den USA und den meisten Demokratien auf der Welt ist es üblich, dass der Vorgänger bei der Vereidigung des Neuen dabei ist. Ein starkes Zeichen, dass die Übergänge der Macht zivilisiert vonstatten gehen. Was steckt also hinter der eiligen Abreise Bolsonaros?

Das brasilianische Nachrichtenportals G1 schreibt, seine Anwälte hätten dem noch amtierenden Präsidenten zu diesem Schritt geraten haben, weil nach den großen Protesten der vergangenen Wochen Ausschreitungen von Anhängern Bolsonaros gegen Lula zu befürchten seien. Für die würde dann von den auch in Brasilien vornehmlich linksgestrickten Medien der bisherige Präsident für Gewaltausbrüche verantwortlich gemacht.

Am Freitag hatte sich Bolsonaro mit einer Videobotschaft bei seinen Anhängern verabschiedet und eine positive Bilanz seiner Amtszeit gezogen. Er habe die Wirtschaft angekurbelt, das Waffenrecht liberalisiert und die Kraftstoffpreise gesenkt, sagte Bolsonaro. Und weiter: „Werde ich sagen, dass ich der beste Präsident der Welt war? Das werde ich nicht. Aber ich habe mein Blut gegeben.“

Medienberichten zufolge werde Bolsonaro drei Monate lang in Florida bleiben und dann zurückkehren.

Und das ist nicht übertrieben, als regelmäßiger Beobachter der brasilianischen Politik unter Bolsonaro bin ich der Ansicht, dass er eine über weite Strecken gute Amtszeit hingelegt hat. Wie es weitergeht, wissen wir alle jetzt noch nicht. Gut möglich, dass er sich wieder ins Getümmel stürzen wird, wenn er zurückkehrt.

Seine Mitarbeiter, die ihm auch nach dem Ende seiner Amtszeit zustehen, ließen sich für den gesamten Januar eine Reise in die Vereinigten Staaten genehmigen. Bolsonaro wurde von seiner Ehefrau Michelle und der gemeinsamen Tochter Laura begleitet. Auch seine beiden erwachsenen Söhne Flavio und Carlos sind in Florida.

Vor seiner Abreise äußerte sich Bolsonaro noch gegenüber CNN Brasil: „Ich bin auf dem Flug, ich bin bald zurück!“

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Dieser Artikel wurde 5 mal kommentiert

  1. S v B Antworten

    Mir ist völlig unverständlich, dass sich ausgerechnet der deutsche Bundespräsident(!) – noch dazu an einem Silvestertag – auf dem Wege nach Brasilia begeben hat. Dies wohl mit der Absicht, der Amtseinführung des nach wie vor umstrittenen alten neuen Präsidenten beizuwohnen. Wieso wird einem Mann wie Lula diese außergewöhnliche Ehre zuteil? Man entsinne sich, dass bereits Gottkanzler-in-spe Schulz vor ein paar Jahren nach Brasilien gepilgert war, um den wegen Korruption einsitzenden Lula da Silva im Gefängnis sozialistischen Trost zu spenden. Was genau, so fragt man sich, mag die beiden genannten „Granden“ der deutschen Politik ausgerechnet mit Brasiliens Lula verbinden? Abgesehen vom gemeinsamen sozialistischen Background, meine ich…

    • H.K. Antworten

      Unser höchstverehrter Herr Bundespräsident ist auf dem Weg zur Trauerfeier von Ex-Papst Benedikt in Rom und macht – ökonomisch und vorausschauend denkend – einen kurzen Zwischenstopp in Brasilien.

      Ist doch nun nicht SOOO schwer …

  2. Achim Koester Antworten

    Gestern habe ich per What’sApp ein Video von einem brasilianischen Freund aus Curitiba bekommen. Es zeigt Millionen von Menschen, die in Brasilia gegen den korrupten Präsidenten Lula protestieren. In unseren Medien war das nicht zu sehen, warum wohl?

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