In ziemlich genau einem Jahr, am 8. November 2016, endet in den USA eine mehrjährige Vakanz. Dann nämlich wählen die Amerikaner wieder einen Präsidenten. Jeder Staatsmann wünscht sich bekanntlich, mit seiner Politik Spuren zu hinterlassen, die einen Eintrag ins Geschichtsbuch sichern – das ist auf der anderen Seite des Atlantiks nicht anders als hier. Obama hat das locker geschafft – aus gleich drei Gründen. Er ist der erste dunkelhäutige Präsident. Er ist der erste Friedensnobelpreisträger, der wirklich ohne jeden ersichtlichen Grund zu dieser Ehrung gekommen ist. Und er ist die wohl größte Fehlbesetzung als US-Präsident in den vergangenen 100 Jahren. Frieden sollte sein großes Thema sein, eine Welt ohne Atomwaffen sollte es werden, beschworen in vielen brillanten Reden. Doch nach sieben Jahren Obama ist die Welt deutlich unsicherer, das globale Kräftgleichgewicht fragil, Krieg und Verwüstung in vielen Regionen. Welt-Polizist? Anführer des freien Westens? Nichts davon zu sehen. Guantanamo? Reden wir nicht davon…

Auch innenpolitisch ist die Bilanz dünn. Ja, es gibt eine Krankenversicherung, schön und gut. Doch die ist handwerklich so schlecht gemacht, dass sie von den meisten Amerikanern abgelehnt wird. Und auch, dass Standesbeamte(innen) nun ins Gefängnis gesperrt werden, wenn sie homosexuelle Paare nicht trauen wollen, kann ich nicht als Fortschritt ansehen.

Die Uhr läuft, ein Ende des Elends ist in Sicht. Wer Nachfolger wird? Keine Ahnung. Das Bewerberfeld der Republikaner ist noch zu schrill und zu unübersichtlich, um fundierte Analysen zu erstellen. Trump wird es sicher nicht, Jeb Bush hoffentlich auch nicht. Bei den Demokraten wird Hillary Clinton ins Rennen gehen, eine starke und erfahrene Kandidatin. Doch über die Ziellinie ist es auch für sie noch ein weiter Weg. Persönlich hoffe ich, die GOP wird den jungen Senator Marco Rubio aus Florida ins Rennen schicken. Er ist aus meiner bescheidenen Sicht der Dinge der einzige Republikaner, der Hillary schlagen könnte. Er ist jung und steht für Aufbruch, er ist ein guter Redner mit einem Lebenslauf, wie ihn die Amerikaner lieben – Latino, aus kleinsten Verhältnissen nach oben gearbeitet und nun „running for president“. Und er steht für ein starkes Amerika, das bereit ist, sich einzumischen, wenn es notwendig ist.

Aber ganz ehrlich: Mir ist fast schon egal, wer im November 2016 gewählt wird. Wenn nur im seit sieben Jahren verwaisten Oval Office endlich wieder ein Präsident sitzt, der dieses auch Amt ausfüllen kann.

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Dieser Artikel wurde 3 mal kommentiert

  1. Remus Antworten

    Fast schon egal? Das sollte es aber nicht sein, unter Clinton werden sich die Fehlentwicklungen der Obama-Administration, deren Teil sie schließlich ist, noch verstärken – mal abgesehen davon, dass sie nach dem Benghazi-Skandal und der illegalen Löschung ihrer Emails in einem Rechtsstaat längst hinter Gittern säße.
    Immerhin scheint sich auch bei den Demokraten langsam Einsicht durchzusetzen und so liegt Bernie Sanders bei Umfragen vor Hillary. Übrigens: Bei den Republikanern führt aktuelle der schwarze Neurochirurg Ben Carson die Umfragen an. Ein erneutes „Clinton vs. Bush“ werden wir also voraussichtlich nicht zu befürchten haben – dennoch sollte jeder von uns beten, dass die Republikaner und unter ihnen ein vernünftiger Kandidat den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten stellt.

    PS: Rubio ist vielleicht der beste, aber doch sicher nicht der einzige Kandidat. Rand Paul mag ihnen zu pazifistisch sein, aber wie sieht es mit Santorum, Jindal oder Carson aus?

    • Klaus Kelle Antworten

      Ich fand Santorum vor vier Jahren stark, wobei „mein Kandidat“ Huckabee gewesen wäre. Der hat aber dieses Mal keine Chance, ebenso Santorum, denke ich. Rand Paul mag ich, aber er setzt außenpolitisch auf Isolationismus, was aus meiner Sicht nicht in unserem Interesse wäre. Jindal, Carson … habe ich noch zu wenig direkt gehört. Allerdings habe ich mir jetzt aus Los Angeles ein Rubio-T-Shirt schicken lassen. Es wird also ernst….

  2. Wolfgang Antworten

    Also ich würde mich nicht zu früh freuen. Obama ist mit seinem Programm nicht durch. Bei seiner Wiederwahl sagte er immerhin: Das beste kommt noch. Und bislang ist „Das Beste“ noch nicht gekommen, oder?

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