Der Anführer der Freien Welt fällt seit gestern aus – suchen wir uns halt neue

Wenn sie seit Jahrzehnten als politischer Journalist arbeiten, dann glauben sie irgendwann, dass sie alles schon gesehen und erlebt haben. Die gestrige Eskalation im Weißen zwischen US-Präsident Donald Trump, seinem Außenminister JD Vance und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beweist das Gegenteil. Man hat nie alles schon gesehen. Und leider ist alles jederzeit möglich.

Was ist da gestern passiert in Washington DC?

Nach Tagen, in denen sich die atmosphärischen Verspannungen zwischen Trump und Selenskyj zu lösen schienen, in dem weitere Waffenhilfe der Amerikaner für die ums Überleben kämpfende Ukraine möglich und der Abschluss eines Deals über die berühmten „seltenen Erden“ wahrscheinlich zu werden schienen, der politische Crash. Wahnsinn, oder?

War das alles nur eine Inszenierung, die dann aus dem Ruder gelaufen und später eskaliert ist?

Trump zeigt seinem Gast, wer Koch und wer Kellner ist? Fordert von dem ungezogenen Bengel aus Kiew mal ein bisschen Respekt und Dankbarkeit für die stets hilfsbereiten und großzügigen Vereinigen Staaten? Mag sein, könnte man ja vielleicht auch erwarten. Der Wähler da draußen hätte es wohl gern mal gehört.
Aber der Präsident aus der Ukraine ist nicht diese Art von Anführer, der leise und devot auftritt. Auch das ist der Grund, warum es die Ukraine heute noch gibt, warum ein eigentlich unterlegenes Land verzweifelt immer noch um seine Freiheit kämpft.

Und, ehrlich: die Großvater-Attitüde, mit der der reiche Onkel-Trump aus Amerika den armen Schlucker aus Osteuropa empfing, sich über dessen Kleidung lustig machte, das war alles andere als diplomatische Höflichkeit. Auch das war respektlos, dieses herablassende Getue von einem, der nicht das geringste Gespür dafür hat, wie es sich anfühlt für Menschen, die in der Trümmerwüste von Cherson vor russischen Drohnen um ihr Leben rennen. So wie gestern früh im Dorf Mala Lepetyscha eine Frau und ihr Kind getötet wurden, als eine russische Drohne einen Krankenwagen beschoss und zerstörte. Einfach so, einen Krankenwagen…
So wie die russischen Invasoren Wohnhäuser und Schulen beschießen. Was die Angreifer da tun, hat nichts mit „Befreiung“ zu tun, ist nicht der Schutz einer bedrohten russischstämmigen Bevölkerung, nicht ein Kampf gegen vermeintliche „Faschisten“ oder gar – besonders lächerlich – die Angst vor der bösen, bösen NATO. Es ist Barbarei, Menschenverachtung, Imperialismus. Von einem vermutlich unter Komplexen leidenden Mann im Kreml, der aber leider eine größere Anzahl an Atomraketen besitzt, und dem Menschenleben vollkommen egal sind.

Was folgt aus den gestrigen Ereignissen?

Donald Trump ist im November des vergangenen Jahres überzeugend von den Amerikanern gewählt worden. Und ich – unsere Leser wissen das – war begeistert über sein unkonventionelles Handeln, die Disruptionen und auch große Teile seiner politischen Agenda. Seit gestern hat sich das verändert.

Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten, der mächtigste Mann auf dem Planeten. Aber ist er nach der Nummer gestern vor dem Kamin im Weißen Haus wirklich noch der Anführer der freien Welt? Will er das überhaupt sein? Oder geht es ihm um „Deals“ mit seinen Buddies in Moskau, Teheran, Pjöngjang und Peking? Scheiß doch auf die anderen…

Wladimir Putin und seine Clan-Kumpel hatten niemals eine Chance gegen den Westen. Zu bedeutungslos, zu wenig innovativ. Ohne die gewaltigen Bodenschätze wäre die Russische Föderation ein Dritte-Welt-Land. Keine Demokratie, kein Mittelstand, keine Zukubftsvisionen. Wenn Sie heute Abend Monopoly spielen, dann ist das Geld, was Sie da verteilen, kaum weniger wert als der reale russische Rubel. Die russische Armee ist groß, aber völlig überschätzt. Hunderttausende junge Russen (und Ukrainer) hat Putin in diesen drei grausamen Jahren durch den „Fleischwolf“ geschickt. Menschen, die eine Zukunft, ein kleines alltägliches Glück, vor sich hatten und die jetzt irgendwo auf einem Feld verscharrt oder in einer Holzkiste in Mütterchen Russland vergraben liegen.

Und ich fragen Sie noch einmal: Für was?

Was rechtfertigt das alles? Was kann überhaupt jemals so etwas rechtfertigen?

Donald Trump ist dabei, das Tor zur Hölle endgültig aufzustoßen. Die durch ihn persönlich eingeleitete Disruption zu den freien Staaten des Westens in Europa und aller Welt, ist die wahre „Zeitenwende“, nicht das laue Lüftchen, was Olaf Scholz 2022 mal hinausgeblasen hat, ohne dass danach etwas passiert ist.

Der US-Präsident hat gestern Abend nochmal erklärt, so brauche Selenskyj nicht zurückzukommen. Selenskyj wiederum saß bei FOX News und versicherte, er denke gar nicht daran, sich bei Trump zu entschuldigen.

War’s das also jetzt für die Ukraine?

War’s das jetzt für Europa? Ist der Westen erledigt? All die geschichtsvergessenen Gestalten, die auf Facebook und in anderen (a)sozialen Netzwerken feixen – nicht erst seit gestern – haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Wenn der, qua Amt, Führer der freien Welt ausfällt, dann muss sich die freie Welt selbst organisieren. Aufgeben ist keine Option, oder wollen Sie Ihre Kinder unter russischer oder chinesischer Weltherrschaft aufwachsen sehen?

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Dieser Artikel wurde 32 mal kommentiert

  1. gerd Antworten

    „Und ich fragen Sie noch einmal: Für was?“

    Für Deals. War immer schon so, seid Kain seinen Bruder Abel erschlagen hat.

    „Wenn der, qua Amt, Führer der freien Welt ausfällt, dann muss sich die freie Welt selbst organisieren.“

    Die freie Welt existiert nur in den Hirnen von geschichtsverklärenden Gestalten, die sich u.a. darüber aufregen im Herbst die Blätter vom Gehsteig entfernen zu müssen.

  2. Tina Hansen Antworten

    Eine der Fragen, die sich an diesem denkwürdigen Morgen stellen: Wie haben die sog. Transatlantiker jemals auf die Idee kommen können, dass Trump eine Art Reagan im neuen Gewand sei? Trump und Putin hatten schon in der Vergangenheit immer eine Ebene, auf der sie miteinander konnten. Gebe Gott, dass sie es jetzt gemeinsam schaffen, diesen schrecklichen Krieg zu beenden. Die Ukraine hatte nie den Hauch einer Chance. Man mag Trump mögen oder nicht – er hat die Wahrheit ausgesprochen.

    • Dr. Hildegard Königs-Albrecht Antworten

      Das sehe ich auch so.

      Trump hat längst erkannt, daß die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann. Daraus folgt für ihn, daß es sinnlos ist, den Krieg weiter mit Waffen und Geld zu befeuern. Es führt nur zu mehr Toten, mehr Zerstörung, mehr Verzweiflung.

      Die Europäer wollen die Realität nicht anerkennen. Sie haben sich verrannt und sind unfähig, einen Ausweg zu finden.

      Man kann nur hoffen, daß es Trump möglichst bald gelingt, einen Deal mit Putin zu machen, der einen Neuanfang für die Ukraine ermöglicht. Die Blütenträume einer Nato-Mitgliedschaft sind jedenfalls ausgeträumt.

      • Klaus Kelle Antworten

        Dass „die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann“, wird zwar gebetsmühlenartig wiederholt, ist aber falsch. Bundeswehr-General Vad, früherer Merkel-Berater, oder dieser Philosoph, dessen name mir gerade nicht einfällt, wussten im Frühjahr 2022 schon, dass die „Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann“ – und jetzt sind drei Jahre vorher, und die Ukraine wehrt sich kräftig mit Heldenmut. Hätten Riesenstaatsmänner wie Scholzo die Ukraine von Anfang an so unterstützt wie briten und Polen, sähe die Lage für die Ukrainer noch besser aus.

        Aufgeben können die Ukrainer, wenn sie das selbst wollen. Haben Sie den Eindruck, dass die unter Putins Stiefeln leben wollen?

        • Tina Hansen Antworten

          „Noch besser“? Der Vorhang ist gestern gefallen.
          Die Frage ist jetzt, ob sich die EU auch noch ernsthaft mit den USA anlegen will. Dann gehen hier über kurz oder lang die Lichter aus.

          • Klaus Kelle

            @Tina Hansen,

            ich wiederhole mich – aber jetzt geht es erst richtig los, wo jeder weiß, wie die neue Aufstellung sein wird. Mein Kollege Jan Fleischhauer hat das heute Morgen im FOCUS wunderbar formuliert:

            „Wir sind nicht wehrlos, das ist die gute Nachricht. Europa ist der zweitgrößte Wirtschaftsraum der Welt. Wer uns zu drangsalieren versucht, lässt ebenfalls Federn. Angeblich erwägt Trump, auf alle deutschen Produkte 19 Prozent Strafzoll zu erheben, weil er sich in den Kopf gesetzt hat, dass die Mehrwertsteuer amerikanische Produkte benachteilige. Hätte er Leute in seiner Nähe, die sich auskennen, könnten die ihm erklären, dass die Mehrwertsteuer auch für deutsche Produkte gilt. Aber er hat leider nur Elon Musk.

            Als Trump beim letzten Mal mit Strafzöllen drohte, war die Antwort aus Brüssel, dass man dann eben Sonderabgaben auf Harley Davidson und Bourbon erheben müsse. Ich fürchte, das wird diesmal nicht ausreichen. Gerade die Tech-Giganten haben in Europa viel zu verlieren. Warum nicht Facebook das Leben schwer machen oder Google? Oder über Nacht plötzlich Arbeitsvorschriften entdecken, die Amazon leider nicht erfüllt? In Brüssel sitzen 30000 Beamte, die Meister darin sind, Dinge zu komplizieren. Man muss ihnen nur ein neues Ziel und eine neue Aufgabe geben.“

          • H.K.

            Ich schätze die Ansichten von Jan Fleischhauer sehr, insbesondere seine kritische Sichtweise nach ALLEN Seiten.

            Aber ALLES weiß der ( mittlerweile seine Haarpracht tiefer und nach vorn verlegende ) Mann leider auch nicht.

            Sanktionen gegen Amerika z.B. schaden Amerika – keine Frage.

            Vor allem aber schaden sie UNS SELBST.

            Sanktionen gegen China würden uns am allermeisten betreffen, genau wie Sanktionen gegen Rußland insbesondere uns und unsere Wirtschaft getroffen haben.

            Und: selbstverständlich KANN die Ukraine diesen Krieg gewinnen !

            Zweifellos !

            Nur: UM WELCHEN PREIS ???

            Man kann David ganz sicher so „aufpumpen“, daß Goliath keine Chance hat – aber: hat der wirklich keine Chance ??

            Wenn ich an Silvester gern aktiv am ( sinnlosen ) Knallen teilnehme, kaufe ich rechtzeitig ein paar „Knallfrösche“ und „gut is‘ “. Viel kann nicht passieren, wenn alles richtig gemacht wird.

            Wenn ich meine, meine Nachbarn richtig beeindrucken zu müssen und kaufe mir eine ordentliche Portion ( illegale ) „Polenböller“, um sie vor allem bei dem Nachbarn, der mich schon länger „ärgert“, explodieren zu lassen, muß ich nicht nur damit rechnen, daß der noch größere Böller hat, es kann mir auch passieren, daß mir mein eigener nicht TÜV geprüfter „Superknaller“ beim Zünden um die Ohren fliegt.

            Nur mal so …

            Zurück nach Washington:

            Unbegreiflich, was dort vor einer riesigen Journalistenmeute im Oval Office abging.

            Ich frage mich, warum von Anfang an dermaßen viele Kameras und Mikrofone anwesend waren.

            Normalerweise würde man – m.E. – hinter verschlossenen Türen unklare Punkte klären und DANN eine Pressekonferenz abhalten.

            Und nach seinem Rauswurf aus dem White House setzt sich Selensky ins Foxx Studio und erklärt, er denke gar nicht daran, sich bei Trump zu entschuldigen.

            Der, der in Europa und der halben Welt wie ein Popstar empfangen und gefeiert wird, hat gestern eine wirklich realistische „kalte Dusche“ bekommen und gelernt, daß Fordern, Fordern, Fordern nicht geht – zumindest nicht bei „Uncle Sam“.

          • Klaus Kelle

            Selenskyj ist gerade unterwegs nach London, um sich mit den wichtigsten Staatschefs der EU zu treffen und das weitere Vorgehen zu besprechen.

            Ich wiederhole mich, aber es ist noch nicht vorbei. Weder für uns noch für die Ukraine.

          • H.K.

            Wenn „der Donald“ sauer auf Selensky ist, was glauben wir, wird sein „enger Vertrauter“, „der Elon“ wohl sein und tun ?

            Glaubt jemand ernsthaft, der würde den Ukrainern weiterhin sein Satellitensystem ( kostenlos ! ) zur Verfügung stellen, gegen den Rat von „The Donald“ ???

            Und, was glauben wir ( oder besser: unsere „Wehrexpert*/-/:/_/•/Innen“, die „den Krieg nach Rußland tragen“ wollen ), wie es DANN weitergeht ??

        • Steve Acker Antworten

          Der Krieg dauert seit 3 Jahren , weil die Ukraine massiv von den USA und vom übrigen Westen mit Waffen gefüttert wird, und , auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen, die Russen das mit „angezogener Handbremse“ führen.
          Und die Russen haben den längeren Atem. Die Wehrmacht kam 1942 auch sehr weit in die UDSSr rein, das Ende ist bekannt.
          Der Krieg wird wohl als für die Ukraine als gewonnen betrachtet, wenn sie Krim und Donbass wieder haben. Das ist wirklich ausgeschlossen.

          die vielgepriesene europäische Wirtschaftskraft wird ja mit voller Absicht von den Grünrotwoken und der Eu zerstört, um der Klima und wokismus -Göttin zu huldigen.

          Nicht nur die Bundeswehr, auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und England wurden die Armeen kaputtgespart.

          „Haben Sie den Eindruck, dass die unter Putins Stiefeln leben wollen?“

          Viele Hundertausende ukrainische Männer wollen sich jedenfalls nciht in diesem Krieg verheizen lassen und haben sich in den Westen abgesetzt.
          Andere, die das wollen ,müssen mit Gewalt daran gehindert werden.
          Die Ukraine setzt sogar Aufklärungsdrohnen gegen Landesflüchtige ein. (quelle. ORF)

          • Klaus Kelle

            @Steve Acker,

            natürlich, wer hat den Lust, sein Leben für sein Land zu geben, die Zeiten sind vorbei. Aber wenn die Alternative ist, unter russischer Herrschaft herumzuvegetieren, und unsere Kinder und Engel diesen Verbrechern im Kreml auszuliefern, dann – wie man Vagter sagen würde – hift ja nix…

            Im Übrigen führen die Russen den krieg nicht mit angezogener „handbremse“. Sie haben viel Masse und Atomrakten, der Rest völlig überschätzt.

            kk

          • H.K.

            Was glauben wir, würde Ronald McDonald sagen, wenn Selensky von ihm amerikanische Soldaten in der Ukraine fordern würde ?

            Selbst, wenn er nur ansetzen würde, um eine entsprechende „Bitte“ zu formulieren, hätte ( zumindest DIESER ) POTUS ihm einen Satz heißer Ohren verpasst.

            Und in Europa ?

            Wer diskutiert über mehrere hunderttausend wehrfähige Ukrainer, die sich in Europa, ( relativ ) weit weg von Zuhause, ein schlnes Leben machen ? Darunter auch der Sohn des immer so bescheiden auftretenden ehemaligen Botschafters Melnyk.

            Selensky tingelt von einem Verhandlungsort zum nächsten, wohnt allüberall in Nobel-Suiten, bedient sich an feinsten Buffets – während in der Ukraine …

            Als „sichtbares Zeichen“ kommt er selbst ins Weiße Haus mit T-Shirt, Sweater oder im Rollkragenpullover und wundert sich dann, daß „der Donald“ sich darüber lustig macht ?

            Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, daß er kaum da ist, wo es knallt und wo gestorben wird ?

            Hat schon mal einer darüber nachgedacht, warum sein Präsidentenpalast in Kiew noch steht und nicht dem Erdboden gleichgemacht wurde ?

            Daß Rußland die Ukraine überfallen hat, müssen wir sicher nicht diskutieren.

            Aber über so manch Anderes schon.

  3. Johannes Antworten

    Ich bin sehr froh, dass die USA nicht in das permanente, drängelnde „Forderungsspiel“ des ukrainischen Präsidenten eingestiegen sind. Dieser Schauspieler wollte gestern mit den großen Jungs spielen und hat verloren.

    Europa sollte von den USA lernen & die Ukraine exakt so behandeln, wie die USA.

    Und ja, die Ukraine zündelt in Person ihres Präsidenten mit dem 3. Weltkrieg. Hoffe, in Europa kapieren dass auch langsam die nicht ganz so großen Jungs; allen voran der kommende Kanzler der Bundesrepublik.

    Sage später, man habe es nicht kommen sehen. Trump hat es gestern vor den Weltöffentlichkeit deutlich ausgesprochen, was droht, wenn die Ukraine nicht einlenkt.

    Trump stößt mit dem Aussprechen der Wahrheit gewiss kein „Tor zur Hölle“ auf. Im Gegenteil: er will es zu halten.

    Sorry, werter Herr Kelle: hier bin ich in der Bewertung des gestrigen Abends GANZ anderer Meinung als Sie.

    • Klaus Kelle Antworten

      @Johannes,

      und Sie begründen das. Das ist gut, hier muss man nicht meiner Meinung sein. Freie Debatte und so. Ist aber leider nicht jedem gegeben…

      Schönes Wochenende! kk

      • Johannes Antworten

        Ja, richtig, es sind „nur“ Meinungen = persönliche Einschätzungen, basierend auf der Basis öffentlicher zugänglicher Informationen (die ganz oder halb zutreffend sein können oder gar nicht).

        Mir wäre daher etwas weniger Leidenschaft in der Diskussion auch ganz sympathisch; aber das ist halt Typsache.

        Beste Grüße & gleichfalls ein schönes Wochenende!

  4. Frank Schubert Antworten

    Danach können sich weder Europa, Taiwan, Grönland , Israel, Kanada auf die USA felsenfest verlassen. Jeder ist ab jetzt sich der Nächste.
    Europa kann sich als geschlossene Einheit gegen die Zölle der USA durchsetzen, weil es auch im Dienstleistungsbereich Mittel gäbe. Allerdings sind die Einfuhrzölle der EU teilweise wesentlich höher als die der USA. Ob das gerecht ist ?

    Auch ergeben sich völlig neue Konstellationen der Zusammenarbeit mit Drittstaaten Asiens und Afrikas. Alle Länder sind ab jetzt verunsichert.

    Im Bereich der Rüstungsindustrie profitieren die USA mit ca. 150 Mrd. Euro von den Bestellungen der Europäer. Wobei es technologisch durchaus bei vielen Waffengattungen Vorteile der Europäer gibt. Viele US-Waffen unterliegen auch Verwendungseinschränkungen durch die USA. Hier gibt es wirtschaftliche Hebel.
    Ob Drittländer weiter so bei den unsicheren USA bestellen ?

    Ob die Russen wirklich in der Lage wären, Europa ernsthaft zu bedrohen, wage ich zu bezweifeln. Das zu verhindern hat aber ab sofort Priorität.

    Wie sich allerdings der Ukraine-Krieg entwickeln wird, ist heute wohl nicht absehbar.

    • H.K. Antworten

      „ … Ob die Russen wirklich in der Lage wären, Europa ernsthaft zu bedrohen, wage ich zu bezweifeln. …“

      „Vorsicht ist KEINE FEIGHEIT,

      Leichtsinn ist KEIN MUT“.

      Ich möchte es nicht ausprobieren, um dann doch festzustellen, daß zumindest EINE russische Atomrakete KEIN „Schritt“ ist und es DOCH nach Berlin, Hamburg, München oder auch „nur“ nach Rammstein geschafft hat …

      Aber zumindest könnten wir Herrn Putin ja in Den Haag verklagen – falls das dann noch existiert …

      • H.K. Antworten

        Grrrrr

        „ … daß zumindest EINE russische Atomrakete KEIN „SCHROTT“ ist …“ sollte es heißen …

  5. Eva Antworten

    „Erkenne die Lage.
    Rechne mit deinen Defekten, gehe von deinen Beständen aus, nicht von deinen Parolen.“
    Gottfried Benn 1949 nach einem krachend verlorenen Krieg in einem zerbombten Berlin.
    Wenn Elon Musk Starlink in der Ukraine abschaltet, ist der Krieg zu Ende und zwar sofort.
    Wenn Trump per Dekret die US-Techkonzerne entsprechend anweist, ist Deutschland ebenfalls am Ende. Aus dem Leserbrief eines IT-Unternehmers (ich weiß nicht mehr die Quelle, ist aber ein, zwei Wochen alt).
    „Wenn das deutsch-amerikanische Verhältnis so eskalieren würde, dass die USA wirklich mal ernst machen, dann reicht ein einziges präsidiales Dekret – und Deutschland fällt ins digitale Mittelalter zurück. Microsoft schaltet Windows und Office 365 ab. Oracle zieht den Stecker bei den Datenbanken. In Sekunden sind SAP, Buchhaltungssysteme, Logistiksteuerungen und ganze Produktionslinien tot. Kommunikation gibt es nicht mehr! Das Ergebnis? Totale wirtschaftliche Kernschmelze. Innerhalb weniger Monate würde die Insolvenzlawine über Deutschland hinwegrollen. Kein Großkonzern, keine Bank, kein Industriebetrieb könnte überleben. (…) Wer glaubt, Deutschland könne sich aus eigener Kraft von der Abhängigkeit amerikanischer IT-Technologien lösen, lebt in einer Fantasiewelt.”

    • Klaus Kelle Antworten

      @Eva,

      40 Prozent seiner Wirtschaftsleistung erzielen die USA aus dem Handel mit den Staaten der EU. So einfach ist das alles nicht, und ein seltsamer Präsident ist auch noch nicht „die USA“. Ich bin da deutlich optimistischer, dass Amerika aus Eigeninteresse ein vernünftiges Verhältnis mit Europa pflegen wird.

      kk

      • Eva Antworten

        Ihr Optimismus in Ehren, ich bitte aber zu bedenken, dass Zweckoptimismus manchmal zu einer falschen Einschätzung führen kann.
        1913 veröffentlichte William James sein Buch ‚The Moral Equivalent of War‘. Seine These war u.a., dass es zwischen Industriestaaten keinen Krieg mehr geben werde. Ein Jahr später begann der 1. Weltkrieg. Ich will damit sagen, dass ab einem bestimmten, nicht genau vorauszusagenden Punkt, internationale Krisen eine Eigendynamik entwickeln, die nicht mehr eingefangen werden können.

    • Tina Hansen Antworten

      Danke Eva. Gerade wollte ich Starlink in die Debatte einbringen, Sie haben es mir abgenommen. Grundgütiger, allein dieser Aspekt muss dem ukrainischen Machthaber doch eigentlich bekannt und klar sein!

    • H.K. Antworten

      „Deutschland muß digitaler werden“.

      Ein immer und immer wieder zu hörender Satz unserer Polit-Elite.

      Wehe uns, der ganze Kram fällt einmal aus.

      ( Von sämtlichen online Konten und Vermögen gar nicht zu reden … )

  6. Bernd Minzenmay Antworten

    Lieber Klaus Kelle,
    Sicherlich wären „die Europäer“ allein, auch ohne die USA, in der Lage, mit ihrer Wirtschaftskraft Russland – ich sag’s mal zurückhaltend – locker Paroli zu bieten. Allein weil die Wirtschaftsleistung Russlands in etwa derjenigen relativ bescheidenen von Italien entspricht, und nicht mehr.
    Unter Bündelung aller Kräfte, allein der wirtschaftlichen Kräfte, zur Unterstützung der Ukraine würde der Krieg mit Russland keine weiteren 3 Jahre dauern.
    Dazu wird es aber nicht kommen:
    Auch das (erste) „Heilige römische Reich deutscher Nation“ stellte in Europa eine gewaltige Wirtschaftskraft (nach damaligen Verhältnissen) mit grosser Bevölkerung dar. Immerhin existierte es von 962 bis in die Neuzeit – solange seine Anrainer friedlich waren. Sein Manko war: es hatte keine dauerhafte Zentralgewalt, und seine Territorien und Gebietskörperschaften waren zerstritten – wie das „vereinte Europa“ es heute ist. Als sich aber seine Nachbarn weniger friedlich verhielten und die strategischen Vorteile gefestigter Zentralgewalt erkannten, hatte das „Alte Reich“ keine Chance und verschwand nach und nach von der Landkarte, endgültig aufgelöst durch den Kaiser Frankreichs im Jahre 1806, welches sich zuvor bereits Burgund, Montbeliard, Elsass, Lothringen, Teile des heutigen Nordfrankreichs pp. und anschliessend noch Savoyen und Nizza einverleibt hatte.
    Die Verhältnisse gleichen sich, leider, dramatisch. Ein im Inneren uneiniges „vereintes Europa“ steht einer gefestigten und rücksichtslosen Zentralgewalt an seinen östlichen Grenzen gegenüber, wirtschaftlich, wie bemerkt, schwach, aber militärisch stark, zumindest was die strategischen Fähigkeiten „für den Moment“ anbetrifft. Einen Atomwaffeneinsatz gegen Warschau, Berlin pp., solange jedenfalls nicht gegen Frankreich und das Vereinigte Königreich (und auch – wie auch immer – die USA) mit der vorherigen Ankündigung, diese zu verschonen, werden diese Staaten nicht erwidern, weil sie wissen, dass sie dann, und nur dann, als nächste dran wären. Wäre ich Präsident bzw. Ministerpräsident eines dieser Länder, hätte ich das im Interesse des Überlebens meines eigenen Landes in geeigneter Form diplomatisch bereits längst klargestellt. Und selbst Art. 5 des Natovertrags zwingt keines seiner Mitglieder zum „letzten Mittel“.
    Eine – einzig abschreckungsgeeignete – „nukleare Teilhabe“ der europäischen nuklearen Habenichtse ist nicht in Sicht. Die Zerstrittenheit zeigt sich hier nicht nur unter den Mitgliedsstaaten, sondern selbst innerhalb dieser selbst, Deutschland vorneweg.
    Jeder mag sich somit seine eigenen Schlüsse nicht nur über die Zukunft der Ukraine, sondern auch über unsere eigene Zukunft ziehen.

    • H.K. Antworten

      Kleine Ergänzung:

      Artikel 5 des NATO-Vertrages VERPFLICHTET kein einziges Land, einem angegriffenen Mitgliedsstaat zu Hilfe zu kommen.

      Jedes Land trifft die Maßnahmen, die es für „ERFORDERLICH erachtet“.

      Wörtlich heißt es da:

      „Artikel 5

      Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.

      Vor jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten.“

  7. Angelika Antworten

    Das Ding in der Antike hieß „Sparta und seine Verbündeten“. Und das Ding heute (NATO) heißt eigentlich „Die USA und seine Verbündeten“.
    Im Grunde passt der Vergleich mit Gorbatschow am besten: Hätten sich die kleinen Ostblockstaaten selbst organisieren sollen, weil der Führer des Kommunismus ausgefallen ist?

    • H.K. Antworten

      Wie der „Warschauer Pakt“ sich seit dem II. Weltkrieg bis heute entwickelt hat, ist sicher allen geläufig.

  8. gerd Antworten

    Zelensky sitzt im Wohnzimmer seines wichtigsten Geldgebers in den USA und labert sich im Jogger-Outfit um Kopf und Kragen. In Kiew ist man allenthalben fassungslos: Der ukrainische Abgeordnete Oleksandr Dubinsky hat nach dem verbalen Massaker Zelensky, eine ausserordentliche Sitzung des ukrainischen Parlaments einberufen um ein Amtsenthebungsverfahren gegen Zelensky einzuleiten.

  9. Querdenker Antworten

    Lieber Herr Kelle

    waren Sie schon einmal auf einem Soldatenfriedhof im Maas-Tal bei Verdun? Bei meinem Besuch war ich mit weichen Knien durch die deutschen und französischen Grabreihen gegangen und habe gehofft, dass kein Name zu meinem Stammbaum passt. Am Abend danach hatte ich mit dem französischen Maas-Schleusenwärter wie Freunde einen Wein getrunken. Seit den grausamen Schlachten bei Verdun hatte die Erde keine 100-mal die Sonne umrundet, was in Endzeiten gemessen nur ein Wimpernschlag bedeutet. Im Ersten Weltkrieg hätte ich auf meinem französischen Gegenüber geschossen, einen Erdzeit-Wimpernschlag später unterhalten wir uns in einer Mischung aus Gebärdensprache, englisch und französisch, lachen gemeinsam, trinken Wein und wünschen einander eine gute Nacht und schöne Träume. Ich möchte damit sagen, wir sollten in längeren Zeiträumen denken und uns nicht so sehr auf das tagesaktuelle Gezänk konzentrieren. Bei der Begegnung mit dem französischen Schleusenwärter hat niemand an die Grausamkeiten der Vergangenheit gedacht, wer-wan-wie-wo-was der Gegenseite angetan hatte. Meine Prophezeiung, einen Erdzeit-Wimpernschlag, nach dem Ukraine Krieg interessiert sich niemand mehr wer angegriffen hat, wer die westliche Freiheit verteidigte und wessen Drohne gestern auf einen Krankenwagen geschossen hat. Das Einzige, was bleibt sind die getöteten Menschen und die Frage weshalb sie sinnlos gestorben sind. Im Sinne des christlichen Gottes möchte ich sagen, mein Leben wäre wahrscheinlich anders aber gewiss nicht schlechter, wenn es in der Vergangenheit keine Kriege gegeben hätte. Jedes der geopferten Leben war sinnlos und hat keinen Einfluss auf unser heutiges Leben.

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