GASTSPIEL: Martin D. Wind über einen jungen Afghanen, der abgeschoben wurde und Suizid beging

Acht Jahre hat ein junger Afghane in Deutschland gelebt. Mit 15 war er illegal eingereist. Als unbegleiteter Minderjähriger (UMF) erhielt er für mindestens drei Jahre die volle Breitseite deutscher Betreuungsbemühungen. Bei ihm ist bisher nicht bekannt, wie lange er als UMF behandelt wurde. Nach Lage des Gesetzes wäre das bis zum vollendeten 27 (sic!) Lebensjahr möglich.

Alleine für seine Unterbringung und Versorgung – Bett, Kleidung, Nahrung – haben deutsche Steuerzahler pro Jahr mindestens 50.000 Euro aufgebracht. Diese Zahl orientiert sich am Durchschnitt aus den Aufwendungen der jeweiligen Länder (NUR der Bundesländer!) aus dem Jahr 2017. Da in den Nord-Bundesländern die Kosten für solche Maßnahmen erfahrungsgemäß meistens höher ausfallen, darf davon ausgegangen werden, dass das Bundesland Hamburg auch hier für die Betreuung mehr ausgeben hat, als das andere Bundesländer für die gleichen Maßnahmen tun müssen. Neben diesen Grundkosten kommen jetzt noch Ausbildungs-, Sonderbetreuungs- und anderweitige Integrationskosten dazu.

2017 lag das Butto-Duchschnittseinkommen in Deutschland bei rund 37.103 Euro im Jahr. Sehr viele Alleinschufter- und verdiener bringen damit (und mit weit weniger!) eine Familie mit mehr als 1,3 Kindern durch´s Jahr. Also zumindest mit dem, was der Staat ihm davon nach Abzug der Steuern – direkter sowie indirekter – und der völlig überhöhten und asozialen Energiekosten übrig lässt. Komme jetzt bitte niemand und behaupte, „So jemand zahlt doch überhaupt keine Steuern“. Oh doch: „So jemand“ muss nur einmal Einkaufen gehen und Tanken fahren. Und gerade die alleinverdienenden Familienunterhalter haben bei diesen indirekten Steuern, aufgrund des höheren Konsums einer Familie, am meisten ins Steuersäckel des Staates abzugeben.

Aber zurück: Unser junger Afghane hat die Aufnahme, die Fürsorge sowie die immensen Investitionen des deutschen Volkes in seine Person, der Gesellschaft gedankt: mit Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter gefährlicher Körperverletzung, Diebstahl und Drogenbesitz. Dafür wurde er verurteilt und somit Straftäter. Darüber hinaus lagen gegen ihn weitere Strafanzeigen wegen Raubs, Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung und Drogenbesitzes vor.

Das wäre irrelevant, hätte sich das Land Hamburg an Recht und Gesetz gehalten und diese zügig und konsequent durchgesetzt. Schon 2012 war der Asylantrag des jungen Afghanen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt worden. Er legte – wie in solchen Fällen üblich – Widerspruch gegen diese Entscheidung ein. Fünf Jahre lang bummelte das Verwaltungsgericht über seinen Akten und „bearbeitete“ seinen Widerspruch gegen diesen Bescheid. Eintausendachthundertfünfundzwanzig (1825!) Tage saßen Juristen angeblich über einem Schriftsatz und konnten nicht entscheiden, ob dieser berechtigt oder unberechtigt ist?! Letztlich wurde der Fall beendet. Wer jedoch meint, das Gericht habe „in der Sache“ eine Entscheidung herbeigeführt, der täuscht sich. Eine Formalie gab den Ausschlag: Weil der „Kläger sich nicht mehr darum gekümmert habe“ – so das Gericht, das eintausendachthundertfünfundzwanzig Tage keine Entscheidung traf – definierte dieses Gericht die Klage als „zurückgenommen“! Arbeitserledigung auf „natürlichem Wege“!

Immerhin hat das Gericht dem jungen Mann so ermöglicht, dass er seine kriminelle Karriere in Deutschland starten konnte. Und das Gericht hat die Entfremdung von der eigentlichen Heimat befördert, mit der gutmeinende Mitmenschen jegliche Abschiebung gerne unterbunden sähen: „Wir erzwingen über Verwaltungsakte und Verfahrensdauer eine „kulturelle Entfremdung“, mit der wird dann einen Abschiebe-Verhinderungsgrund in der Hand haben. Das ist zwar nicht halal, aber wir moralisieren das medial und öffentlich. So bauen wir Druck auf Politik und Gerichte auf.“

Das ist eine geniale Strategie zur Unterminierung des Rechtsstaates. Stellt sich die Frage, wie „kulturell fremd“ illegal einreisende Menschen sind, die hier um Aufnahme bitten. Legt man die Maßstäbe der gutmeinenden Mitmenschen an, dürfte man illegal Einreisende gar nicht erst ins Land lassen, damit sie weder einen Zivilisationsschock erleben noch kulturelle Entfremdung erfahren müssen. Und wenn man dann zur logischen Antwort kommt, stellt sich folglich zwangsläufig die Frage, weshalb man die „kulturelle Entfremdung“ zur Heimat nicht wieder rückgängig machen kann. Integration kann doch logischerweise auch mehrfach und umgekehrt funktionieren.

Zurück zum jungen Afghanen. Irgendwann war das bunte Treiben dieses inzwischen amtlich „Geduldeten“ selbst einem rot-grünen Senat der Hansestadt Hamburg (HH) zu schrill. Der rot-grüne Senat ordnete die Abschiebung an. Was folgte ist bekannt. Der junge Mann soll sich in Kabul selbst erhängt haben. Sein bisheriges Leben, seine Straftaten, die er eigenverantwortlich beging, seine Tatenlosigkeit bezüglich seines Widerspruchs, all das hat er selbst zu verantworten. Auch seinen Tod hat er selbst gewählt. Dafür ist hier in Deutschland niemand verantwortlich zu machen. Nichtmal in Afghanistan ist dafür jemand verantwortlich zu machen. Der junge Mann starb „an sich selbst“, nicht an „einer unsicheren Lage“, an einer „unmenschlichen Abschiebepraxis“, in der Folge eines dämlichen Spruchs eines Ministers. Ja er starb nicht mal am Behördenversagen in Hamburg, an der Untätigkeit des Verwaltungsgerichts oder an der Wirkungslosigkeit seiner kosten- und aufwandsintensiven Betreuung. Er starb, weil er sich dafür entschied.

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Dieser Artikel wurde 9 mal kommentiert

  1. labrador12 Antworten

    Lieber Herr Wind,

    Kann man so sehen wie Sie, wenn man davon ausgeht, dass die Integration einigermaßen funktioniert …

    Das ist aber eher selten den Fall. Es ist ja nicht einmal sicher, dass Kinder integrierter Eltern selbst wieder integriert sind, wie einige Attentäter-Kinder von in der Mittelschicht integrierten Migranten-Eltern in GB zeigen.

    Ähnlich wird es auch mit der Rückintegration sein. Man verzichtet eben sehr schwer auf neugewonnene „Freiheiten“ wie Alkohol, Drogen (da mag er in Afghanistan auch rangekommen sein) oder … und Luxus.

    Eigentlich hätte der 15??-jährige damals sofort wieder nach Hause geschickt werden müssen, weil DE nicht in der Lage und bereit ist, den Kulturschock zu verringern.

    Man müsste die jungen Migranten unter ähnlich rigiden Bedingungen wie zuhause leben lassen. Das scheitert aber an den Gesetzen und am Personal. Ich kann mir keinen Sozialarbeiter im deutschsprachigen Raum vorstellen, der imstande wäre, so einen Drill wie zB beim USMC durchzuziehen. Die Bundeswehr ist nach dem „segensreichen“ Wirken von UvdL dazu nicht mehr zu gebrauchen.
    Aber auch das wäre nur ein Versuch, ohne jede Erfolgsgarantie für später.

    Erschwerend kommt hinzu:
    Ayaan Hirsi Ali beschreibt ihr Leben als Muslima uA so:

    Zwei Engel sitzen auf ihrer Schulter und sehen alles was sie tut. Der Eine notiert alles Gute, der Andere alles Schlechte. Diese Aufzeichnungen entscheiden beim Tot, wohin die Reise geht. Barmherzigkeit oder Reset-Knopf (bei Katholiken die Beichte) nicht vorgesehen. Eigentlich gibt es kein Entkommen. Da kann er seinem Leben ebensogut gleich ein Ende setzen, es wird (nach den Regeln seiner Welt) nicht besser werden.

    Einziger Ausweg für manche, der nochdazu großzügig mit 72 ewigen Jungfrauen belohnt wird: Martyrer werden. Das erklärt für mich ziemlich überzeugend, warum so oft nicht nach islamischen Regeln lebende junge „Kleinkriminelle“ zu Attentätern werden.

    Dazu jedoch hatte dieser Afghane wie mir scheint keine Zeit mehr.

  2. colorado 07 Antworten

    Der Kulturschock wird noch manchen in den Abgrund reißen. Und wir meinen immer, wir täten jedem etwas Gutes.

  3. Juvenal Antworten

    Das war kein Kulturschock, sondern ein Geld-Entzug-Schock. Huch, ich muss für meinen Lebensunterhalt arbeiten gehen.

    Solch ein Schock ist in Deutschland NIE zu erwarten.

    Und seit wann sind die Typen integriert. Die pflegen doch ihre Kultur auch hier – intensivst.

    Raus hier, raus aus der Hängematte, für die wir arbeiten.

  4. Wolfgang Andreas Antworten

    Lieber Herr Wind!

    Wer Ihren Artikel gelesen hat, kann depremiert ob unseres politischen Handelns nur noch tief Luft holen und Friedrich Schiller zitieren: Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens! Ein Engländer sagte mir das neulich süffisant: „Against Merkels stupidity the gods themselves fight in vain!“- Womit er natürlich auch sagen wollte, daß er die deutschen weisen Zitate besser kennt als die Deutschen selber.

  5. colorado 07 Antworten

    Lieber Juvenal,
    in diesem Fall mag es kein „Kulturschock“ gewesen sein, da haben Sie recht.
    Unter Kulturschock verstehe ich, wenn jemand sich nicht in die neue Kultur integrieren kann, auch wenn man ihn noch so gut „pampert“. Mit Geld ist eben nicht alles zu machen. Das meinte ich, als ich schrieb: Und wir meinen, wir täten jedem etwas Gutes.
    Viele, Aufnehmende wie Migranten, gehen scheinbar zu selbstverständlich davon aus, dass unsere hedonisierte Kultur alternativlos sei und überschätzen ihre Möglichkeiten.

  6. Timo Müller Antworten

    Natürlich kann man dem Autor in allen Belangen nur zustimmen. Der Irrwitz linksideologischer Verblendung hat in diesem Land tatsächlich Formen angenommen, wie sie nur durch eine immer einseitigere mediale Volkserziehung möglich ist.
    Was bei der Geschichte leicht vergessen wird: Nicht nur der deutsche Steuerzahler ist Opfer dieser und bedingungslosen und wertefreien Wohlfahrtspolitik sondern am Ende auch der junge Afghane, dessen Leben bei einer konsequenten Zurückweisung von Anfang an womöglich einen positiveren Verlauf genommen hätte.

  7. KJB-Krefeld Antworten

    Ein Paradebeispiel für den dümmsten Spruch einer Regierungschefin:; „Wir schaffen das ! „. Gemeint offenbar: „Wir schaffen das nicht“ oder „Wir schaffen das Deutsche Volk ab“

  8. Martin Antworten

    „haben deutsche Steuerzahler pro Jahr mindestens 50.000 Euro aufgebracht“:
    Ich glaube, es war in dem Film Wall Street, wo Gordon Gecko sagte: „Das Geld ist nicht weg. Es gehört nur jemand anders.“
    So auch hier. Es gehört jetzt einfach Leuten aus der Asylindustrie.
    Dass die Aslyindustrie nichts sinnvolles produziert, spielt nach John Maynard Keynes keine Rolle: Man könnte die Leute auch dafür bezahlen, Löcher zu graben und dann wieder zu zu schütten. Auf dem Papier steigt auch dann das Bruttosozialprodukt.

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